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»Wo sind die neuen Sklaven?« wandte sich ein Mann vor mir an seinen Begleiter.

»Auf den Plattformen am Westende«, antwortete dieser. Dort wurden die frisch ankommenden Mädchen gewöhnlich vorbereitet und sortiert, ehe sie zu den eigentlichen Verkaufsständen Ihrer Besitzer gebracht wurden.

Da ich etwas Zeit hatte, machte ich mich auf den Weg zu den Plattformen am Westende des Geländes. Sollte ich dort eine Entdeckung machen, konnte ich vielleicht feststellen, auf welcher Plattform sie später verkauft werden sollte.

Nach kurzer Zeit hatte ich mein Ziel erreicht.

Es macht keine Mühe festzustellen, welche Mädchen sich mit ihrem Schicksal abgefunden haben und welche sich noch eingewöhnen müssen. Sobald ein Mädchen erst begreift, daß sie Sklavin ist, daß sie keinerlei Fluchtmöglichkeit mehr hat, sobald sie das mit dem Gefühl wie mit dem Intellekt richtig begreift, mit jeder Zelle ihres schönen Körpers – dann geht eine erstaunliche Veränderung in ihr vor. Sie weiß und erkennt, daß sie eine Sklavin ist. Sie verliert Hemmungen, sie entwickelt ein ganz neues und freies Verhältnis zur Sexualität; es macht ihr nichts mehr, daß die freien Frauen sie wegen ihrer elenden Lebensumstände oder ihrer hilflosen Gelüste verachten. Sie weiß, daß ihr Geschick unausweichlich ist, daß sie keine andere Wahl hat – daß sie Sklavin ist. Tief im Innern sehnen die Frauen sich nach Unterwerfung; und Unterwerfung ist die Grundlage für das Leben einer Sklavin. Sie muß ihren Willen zurückstellen oder sterben. In der Unterwerfung erlebt sie Wonnen bis ins Innerste, sie lebt für die Liebe und das Dienen, gebunden an den Willen ihres Herrn. Einem freien Menschen mögen die Freuden einer Sklavin unverständlich sein, doch sie sind Tatsache.

Ich hörte die Klagerufe der Angeketteten.

Natürlich muß deutlich gesagt werden, daß das Leben einer Sklavin oft alles andere als freudenvoll ist. Schließlich ist sie eine Sklavin. Ihr Wille ist ohne Bedeutung. Sie kann gekauft oder verkauft werden. Sie weiß nicht, wer sie kaufen wird. Objektiv gesehen führt sie ein Leben der Erniedrigung. Oft muß sie sich abmühen, einem strengen Herrn zu gefallen, dem sie nichts bedeutet. Die Wonne der Sklavin ist ihr Dasein als Sklavin – aber auch ihr Elend.

Ich schaute mir die Gruppen der frisch eingetroffenen Mädchen an. Einige waren noch ungeschickt und verkrampft, noch nicht befreit, noch nicht Frau.

Von Tharlarion gezogene Wagen standen bereit, ihre hübsche Fracht loszuwerden. Die Jahrmärkte am Sardargebirge sind groß und stellen in der goreanischen Wirtschaft einen spürbaren Faktor dar. So rollte ständig Nachschub herbei.

Ich wollte den West-Plattformen schon den Rücken kehren, als mein Blick auf eine Gruppe von Sklavinnen fiel, die mich interessierten. Es waren vier zusammengekettete Mädchen. Unauffällig näherte ich mich der Plattform, hielt mich aber ein wenig im Hintergrund.

Drei waren dunkelhaarig, die vierte blond. Sie trugen Kettenreifen um die Handgelenke, aber auch um die Fesseln. Sie knieten auf der Plattform. Mit ihren Halskragen waren sie aneinandergekettet. Sie waren mir aufgefallen, weil sie Kleidung von der Erde trugen.

Das blonde Mädchen an einem Ende trug kurze Jeanshosen mit ausgefranstem Saum. Die blaue Arbeitsbluse war unter den Brüsten verknotet, so daß ihr Bauchnabel freilag. Sie war gebräunt und blauäugig. Das dunkelhaarige Mädchen neben ihr trug schwarze Frauenhosen aus irgendeinem synthetischen Material; ihr roter Rollkragenpullover war zerrissen und legte die rechte Brust frei; als ich sie anschaute, senkte sie erschrocken den Kopf und zog mit angeketteter Hand ein Stück Stoff darüber. Ich lächelte. Wie sinnlos diese Geste war! Wußte sie denn nicht, wo sie war? Sie befand sich auf Gor, sie stand auf einer Sklavenplattform. Die beiden Mädchen neben ihr waren ebenfalls dunkelhaarig, hatten dunkle Augen und waren ähnlich gekleidet; beide trugen blaue Jeanshosen und Flanellblusen, beide hatten kleine goldene Ohrringe angesteckt. Ich dachte natürlich an das Mädchen in Samos’ Haus und an die Kleidung, die sie getragen hatte. Auch diese Mädchen hatten sich im Grunde auf Männerart herausstaffiert, eine Mode, die bei solchen Mädchen beliebt zu sein schien, Mädchen die einer Männlichkeit nachstrebten, die ihnen von den Hormonen und nach der Anatomie verwehrt war. Sie schienen lieber die Männer zu imitieren, als sich als das auszugeben, was sie waren, als Frauen. Ich fragte mich, ob die Mädchen das Drängen ihres Geschlechtes fürchteten, die Regungen einer Natur, die seit Jahrtausenden ihr Leben bestimmt hatten, die es schon bestimmt hatten, bevor der Mensch in Höhlen lebte. Doch vielleicht war diese Imitation des Männlichen nur etwas Unbewußtes, eine kaum erfaßte Phase, Element der möglicherweise unausweichlichen Dynamik einer Maschinenkultur, ein Schritt oder eine Phase, die zur wahren Erfüllung von Maschinenbedürfnissen führen würde – geschlechtslose, emotionslose, überall anwendbare Einheiten, passende Bausätze, bei denen Funktionalität und das Neutrum dominierten. Maschine und Tier, so vermute ich, müssen wohl ewig im Kampf stehen – es sei denn, eines erringt den absoluten Sieg. Auf Gor wissen die Sklaven, wem sie gehören.

Ich betrachtete die Mädchen auf der Plattform. Wie unverständlich würde ihnen eine rein von der Biologie bestimmte Welt sein, wie Gor sie darstellte!

»Ich muß mit jemandem sprechen!« sagte das Mädchen am Ende zu einem Sklavenwächter, der an der Plattform vorbeiging. Er blieb stehen, überrascht, daß sie es gewagt hatte, ihn anzusprechen.

»Schicken Sie mir Jemanden, der Englisch versteht!« forderte sie.

Er versetzte ihr einen Schlag mit dem Handrücken. »Halt den Mund!« befahl er auf Goreanisch. Das Mädchen sank verblüfft zusammen. Aus weit aufgerissenen Augen starrte sie den Mann an. Sie hob die Finger an den Mund. Ihre Lippen bluteten.

»Er hat mich geschlagen!« sagte sie tonlos.

Die Mädchen blickten sich erschrocken um. Das blonde Mädchen in den kurzen Shorts neigte sich in kniender Position zurück, um nicht aufzufallen.

Das Mädchen mit der blutenden Lippe blickte fassungslos dem Mann nach, der sie geschlagen hatte. In ihren Augen stand so etwas wie Erstaunen. Die Mädchen blickten sich erschrocken an. Vermutlich hatten sie noch nie gesehen, wie eine Frau geschlagen wurde. Sie begannen sich klarzumachen, daß jeder von ihnen etwas Ähnliches widerfahren konnte.

Das Mädchen in den Shorts, von der ich angenommen hatte, sie würde wohl am wenigsten Angst vor ihrer natürlichen Sexualität haben, fragte bestürzt: »Was ist, wenn sie uns befehlen, sie zu küssen? Was wollen wir dann tun? Ich darf gar nicht daran denken!«

»Sie küssen?« antwortete das Mädchen mit dem zerrissenen roten Pullover.

»Glaubst du, man will so etwas von uns?« fragte das dunkelhaarige Mädchen mit der grauen Flanellbluse.

»Wer weiß schon, was die von uns wollen!«

»Es muß sich doch irgendwann jemand um uns kümmern. Sie können doch nicht einfach mit uns machen, was sie wollen!«

»Wir haben unsere Rechte!« sagte das blonde Mädchen bestimmt.

»Ach?« gab das Mädchen im Pullover zurück. Von den vieren schien sie mir die weiblichste zu sein.

Die Mädchen schwiegen einen Augenblick lang. Dann sagte das Mädchen in den Shorts: »Wessen Gefangene sind wir?«

»Wollen wir hoffen, daß wir nur Gefangene sind.«

»Was soll das heißen?« fragte das Mädchen in den Shorts.

»Kannst du es dir nicht vorstellen?«

»Nein«, gab das blonde Mädchen zurück.

»Vielleicht sind wir Sklaven«, sagte das Mädchen im roten Pullover.

»Mach keine Witze!«

Das andere Mädchen zuckte die Achseln und wandte den Kopf ab.

»Mach keine Witze!« flüsterte das blonde Mädchen. »Das ist doch nicht dein Ernst. Man hat uns entführt. Vielleicht will man Lösegeld erpressen oder sowas.«

Wieder kam ein Mann mit Peitsche vorbei. Die Mädchen senkten ergeben die Köpfe.

Ich fragte mich, ob diese Mädchen gleichzeitig mit dem nach Gor gekommen waren, das ich in Samos’ Haus gesehen hatte. Vielleicht hatten auch diese Geschöpfe in ihrer ersten Bewußtlosigkeit am linken Bein den stählernen Identifikationsreif eines Kur-Sklavenhändlers getragen. Sklavinnen von der Erde sind dank der regelmäßigen Expeditionen der Kurii zur Erde auf Gor nicht mehr so selten wie früher. Irdische Mädchen gelten als vorzügliches Sklavenmaterial, und goreanische Männer geben gern viel Geld dafür aus. Übrigens gelten irdische Mädchennamen auf Gor als Sklavennamen, die selbst Mädchen goreanischer Herkunft gegeben werden. Dies zeigt, wie sehr Goreaner irdische Mädchen als Sklavinnen schätzen; sie gelten als natürliche Sklavinnen.