Выбрать главу

Ich wandte mich von den Plattformen ab. Auch die anderen beiden Mädchen fanden sicher bald einen Käufer. Langsam schritt ich durch die Menge.

Bestimmt hatte im großen Zelt bereits die Auktion begonnen. Am Eingang bezahlte ich einen Tarsk Eintritt und schlug die Eingangsplane zur Seite.

Meine Nasenflügel bebten, das Blut fuhr mir schneller durch die Adern. Ein Sklavenmarkt hat etwas Elektrisierendes, eine Szene voller Farben und Bewegung, die aufgeregten Menschenmassen, das Bieten, die Intensität, die Konzentration, die schönen Frauen, die zum Verkauf stehen.

»Vier Kupfertarsk!« rief jemand aus der Mitte. Ein Mädchen stand auf dem Block, die rechte Seite dem Publikum zugewendet. Die Hände hatte sie hinter dem Kopf verschränkt, der Körper war zurückgeneigt. Sie bewegte herausfordernd die Hüften.

»Sechs!« bot ein anderer.

Das Mädchen wendete sich der Menge zu. Langsam schob ich mich weiter vor. Ich wollte die Auktion aus der Nähe verfolgen. Das Mädchen ging schließlich für fünfzehn Kupfertarsk an einen Metallarbeiter aus Tor.

Ich schaute mich in der Menge um.

Die nächste Sklavin war ein schlankes blondes Mädchen von der Erde. Sie erbrachte nur vier Kupfertarsks. Ich bekam nicht mit, wer sie kaufte. Ich glaube, es war ein Schlosser aus Ti.

Ich erstand eine Scheibe zusammengerolltes Fleisch, gefüllt mit Sauce.

In diesem Augenblick entdeckte ich ihn. Unsere Blicke begegneten sich. Er wurde bleich. Ich schleuderte das Wachspapier mit dem Fleisch zur Seite und schob mich energisch durch die Menge in seine Richtung. Er machte kehrt und kämpfte sich zum Seiteneingang durch.

Ich wußte, wer er war. Von hinten hatte ich ihn schon gesehen, im Restaurantzelt auf dem Jahrmarkt, aus der Ferne. Damals hatte ich nicht gewußt, warum er mir bekannt vorkam. Er trug nicht mehr die braunschwarze Kleidung, wie sie von berufsmäßigen Sleentrainern bevorzugt wird. Er hatte wie ich ein Kaufmannsgewand angelegt.

Ich sagte nichts, ich rief ihm auch nicht nach. Vielmehr konzentrierte ich mich darauf, ihn zu verfolgen. Er schaute hastig über die Schulter und begann Männer zur Seite zu stoßen. Gleich mußte er die Zeltplane erreichen.

Ich verfolgte den Mann, der sich Bertram aus Lydius genannt hatte, den Mann, der in meinem eigenen Haus einen Sleen auf mich gehetzt hatte.

Ich wünschte mir seine Kehle zwischen den Fingern!

Als ich mich durch die Zeltplane zwängte, die er an dieser Stelle aufgeschnitten hatte, war er verschwunden. Fluchend hieb ich mir die Faust auf den Schenkel. Er war fort.

Hinter mir ging das Bieten weiter. Ein neues Mädchen war auf den Block gestiegen.

Ich ließ meinen Blick über die Menge schweifen. Tausende von Menschen besuchten den Jahrmarkt am Sardargebirge. Ich hatte kaum eine Chance, in diesen Massen einen einzelnen Mann zu finden, noch dazu einen Mann, der genau wußte, daß ich ihn suchte. Zornig blickte ich mich um. Hinter mir schoben sich zwei Männer durch den Spalt in das Zelt. Ich hatte plötzlich keine Lust mehr, die Auktion zu verfolgen. So wandte ich dem Zelt den Rücken zu und wanderte unruhig und ohne besonderes Ziel über den Jahrmarkt. Nach einiger Zeit erreichte ich den Palisadenzaun zum Sardargebirge hin und erstieg eine der hohen Plattformen, die einen herrlichen Ausblick auf die Bergkette gewähren. Allein stand ich auf dieser Plattform und blickte auf die schneebedeckten Berge, die im vermischten Schein der drei weißen Monde funkelten. In der anderen Richtung bot mir die Plattform einen herrlichen Blick über den Jahrmarkt mit seinen Lichtern und Feuerstellen, Zelten und Buden und dem Amphitheater, in dem sich tags darauf Scormus aus Ar und der sanfte Centius aus Cos gegenübersitzen würden, zwischen sich ein kleines Brett mit roten und gelben Quadraten. Der ganze Jahrmarkt bedeckte eine Fläche von mehreren Quadrat-Pasangs und bot bei Nacht einen prachtvollen Anblick. Ich stieg die Treppe hinab und wandte mich dem Hotelzelt zu, in dem ich mir zuvor einen Platz reserviert hatte.

4

»Ob er die Eröffnung mit den beiden Tarnkämpfern macht?« fragte ein Mann.

»Ich wette, er wagt das Cambit der Ärzte«, antwortete ein anderer.«

»Das gäbe aber den Weg frei für die turische Verteidigung«, warf ein dritter ein.

Ich war bei bester Laune. Eine herrliche Nacht lag hinter mir.

Die Sklavin, die zu mir in die Felle gekommen war, hatte sich als eine großartige Bettgenossin erwiesen. Als Zeltsklavin war sie den Weisungen aller Gäste unterworfen, und als ich sie bestieg, hatte sie als Sklavin mit sich geschehen lassen, was ich ihr zudachte. Ich war hocherfreut; ich hatte ihr Wonnen bereitet, die eine Ubara dazu gebracht hätten, den Sklavenkragen zu erflehen. Ich nahm nicht an, daß sie in der Nacht überhaupt ein Auge zugetan hatte. Am Morgen hatte sie mit verweinten Augen zu meinen Füßen gelegen und mich angefleht, sie zu kaufen.

Es war ein kühler Tag, die Luft war hell und klar. Ein guter Tag für das große Spiel.

Ich hatte dafür gesorgt, daß das Mädchen nach Port Kar geschickt wurde. Sie war sicher eine lohnende Erwerbung, kostete sie mich doch nur einen Viertel-Silbertarsk,

»Auf wen hast du gewettet?« fragte ein Mann.

»Auf Scormus aus Ar«, antwortete ich.

»Ich auch.«

Mein Zorn, daß Bertram aus Lydius mir entwischt war, hatte sich etwas gelegt. Ich rechnete nicht damit, den Mann wiederzusehen. Wenn er sich blicken ließ, hatte ich immer noch Zeit, ihn vom Gelände des Jahrmarkts zu schaffen und umzubringen.

Ungeduldig wartete ich darauf, daß die Tore des Amphitheaters sich öffneten. Meinen Platz hatte ich mir bereits in Port Kar reserviert und zwei goldene Tarns dafür bezahlt.

Über den Jahrmarkt schlendernd, fand ich mich in der Nähe des Palisadenzauns wieder. Wissende und viele andere waren hier unterwegs. Zeremonien und Opferungen fanden statt. In einem Winkel wurde ein junger weißer Bosk geschlachtet. Weihrauch brannte, und Glöckchen erklangen, es wurde gesungen.

Schließlich hatte ich die hohen Plattformen am Zaun erreicht.

Die beiden verkauften Sklavinnen von der Erde knieten an einem der Pfosten, die die Plattformen stützten; sie waren nackt und trugen die Hände auf dem Rücken gefesselt. Sie sahen mich verstört an. Sie hatten ihre erste Nacht in der Gewalt eines Mannes hinter sich. Ihre Oberschenkel waren blutverschmiert, der Oberarm der Dunkelhaarigen war blau angelaufen. Die rothäutigen Jäger gehen mit ihren Haustieren nicht gerade sanft um.

Ich erstieg die Treppe zur Plattform, denn ich wollte mir das Sardargebirge im Morgenlicht anschauen. Besonders im Frühling, wenn die Sonne auf den schneebedeckten Gipfeln funkelt, kann das ein sehr schöner Anblick sein.

Ja, das Panorama war in der Tat atemberaubend, noch eindrucksvoller, als ich erwartet hatte. Wortlos stand ich im kühlen, sonnigen Morgen.

Ganz in meiner Nähe hatte sich der rothäutige Jäger aufgestellt. Auch er schien ungemein beeindruckt zu sein.

Plötzlich hob er die nackten Arme den Bergen entgegen.

»Möge die Herde kommen«, sagte er auf Goreanisch. Dann griff er in den Beutel, der zu seinen Füßen lag, und nahm vorsichtig eine kleine Skulptur aus blauem Stein heraus, die einen Nord-Tabuk darstellte. Ich wußte nicht, wie lange es dauerte, eine solche Figur zu machen – sicher viele Nächte im Licht der ovalen Lampen.

Er stellte den winzigen Tabuk auf die Planken zu seinen Füßen und breitete erneut die Arme aus. »Laßt die Herde kommen«, sagte er. »Ich gebe euch diesen Tabuk. Er hat mir gehört, jetzt gehört er euch. Gebt uns jetzt die Herde, die unser ist.«

Dann senkte er die Arme, bückte sich, schloß den Beutel und verließ die Plattform.

Mein Blick fiel auf die Kaissaflagge, rot und gelb kariert, die am oberen Rand des Amphitheaters aufgezogen worden war. Sie wurde von den Standarten Cos’ und Ars flankiert.

Das Amphitheater war geöffnet. Ich eilte die Treppe hinab. Ich würde hundert Gold-Tarn gewinnen. Im weiten Rund herrschte eine ausgelassene Stimmung. Männer standen auf ihren Sitzen, schwenkten die Mützen und brüllten durcheinander.

»Scormus aus Ar!« riefen sie. »Scormus aus Ar!«