Sie ritt auf mir, hatte verzückt die Augen geschlossen und keuchte in kleinen wollüstigen Atemzügen.
»Widerlich!« sagte die Frau im Jagdkostüm vom Rücken ihres Tharlarion.
Ich wandte den Kopf und blickte zu ihr empor. Das blonde Mädchen auf mir, die Sklavin, schrie bestürzt auf und wagte es nicht, dem Blick ihrer freien Geschlechtsgenossin zu begegnen.
»Sei gegrüßt«, sagte ich.
»Ich möchte deine Wonnen nicht stören«, sagte sie kühl.
Die Sklavin wimmerte und senkte den Kopf.
»Hast du deinen Sportsklaven schon gefunden?« fragte ich.
»Nein. Aber er muß ganz in der Nähe sein.«
»Ich habe nicht auf meine Umgebung geachtet«, sagte ich.
»Du bist ja auch mit anderen Dingen beschäftigt.« Mich erstaunte der Haß, mit dem freie Frauen ihren versklavten Schwestern begegnen – ein Haß, der sich niemals gegen den Herrn, sondern beinahe immer gegen die Sklavin richtet. Beneiden sie die Sklavin um ihren Kragen?
»Richtig bemerkt«, sagte ich und fuhr fort, meine Hüften zu bewegen.
»Ein Glück, daß ich hier bin«, sagte die freie Frau. »Vielleicht brauchst du meinen Schutz, bis du mit ihr fertig bist.«
»Du glaubst, es treibt sich ein gefährlicher Bursche herum?« fragte ich.
»Davon bin ich überzeugt.«
»Wir werden uns vorsehen«, versicherte ich und bewegte mich heftiger.
»Ich habe ihn bald. Er ist nicht weit.« Das Mädchen sah mir einige Augenblicke lang zu, dann zog sie angewidert ihren Tharlarion herum. »Du kannst dich wieder deiner Schlampe widmen.«
»Das tu ich, wie du siehst. Aber wir müssen uns vorsehen!« rief ich ihr lachend nach.
»Nicht mehr nötig!« gab sie zurück. »In wenigen Minuten habe ich den Burschen.«
Ich erreichte den Höhepunkt und blickte das Mädchen über mir an. Sie weinte.
»Schämst du dich?« fragte ich.
»Ja.«
»Gut so. Du bist eine Sklavin.«
»Ja, Herr«, sagte sie mit gesenktem Kopf.
»Paß auf!« Sie hob den Kopf.
Die freie Frau hatte den Teich erreicht. Sie stieg nicht ab. Vielmehr hielt sie den Bogen schußbereit in der Hand. Aus dem Sattel betrachtete sie die Spuren im Mondlicht. Dann lenkte sie den Tharlarion ins Wasser. Zweifellos nahm sie an, der Teich wäre durchwatet worden, um Spuren zu verbergen, die an der anderen Seite wieder auftauchten. Mit größerer Jagderfahrung hätte sie den Teich umrundet, um sich davon zu überzeugen.
Das blonde Mädchen in meinen Fellen küßte mich. »Was weiß sie schon von ihrer Fraulichkeit?« fragte sie.
»Sehr wenig«, sagte ich. »Aber vielleicht ahnt sie morgen zur Mittagsstunde schon mehr darüber.«
»Das verstehe ich nicht, Herr.«
»Paß auf!«
Das Mädchen ritt tiefer in den Teich.
»Sie ist arrogant, Herr, nicht wahr?« fragte meine Sklavin.
»Ja.«
Plötzlich tauchte unmittelbar neben dem Tharlarion die große, kraftvolle Gestalt eines Mannes auf. Er sprang hoch aus dem Wasser, und seine rechte Hand schloß sich um ihren linken Arm und zerrte sie energisch aus dem Sattel. Verblüfft schrie sie auf, ehe sie kopfüber neben ihm im Wasser verschwand. Er drückte sie unter Wasser und folgte ihr.
»Sie wußte zu wenig über die Männer, um sie überhaupt zu fürchten«, stellte ich fest.
Gleich darauf fuhr die Gestalt des Mannes empor, den Kopf schüttelnd, um das Wasser aus den Augen zu bekommen. In der rechten Hand hielt er das Messer des Mädchens, die Linke hielt ihren Kopf am Haar fest und drückte ihn unter Wasser. Er sah sich um. Dann zerrte er ihren Kopf aus dem Wasser, und sie holte keuchend Atem. Als die Gefahr bestand, daß sie zu schreien beginnen würde, drückte er sie wieder unter die Wasseroberfläche. Der Tharlarion stapfte unruhig im Teich hin und her und warf den Kopf in den Nacken. Das Wasser stand ihm bis zu den Steigbügeln. Es war ein kleiner Jagd-Tharlarion, der mit Trense und Zügeln gelenkt wurde. Der große Tharlarion, auch Kriegstharlarion genannt, gehorcht Stimmenkommandos und der Berührung durch den Speer. Der Mann nahm das Messer in den Mund und versetzte dem Tier einen energischen Hieb. Ächzend galoppierte er aus dem Wasser und hastete in vogelgleichem Trab über die Felder. Wieder zerrte der Mann das Mädchen aus dem Wasser. Prustend spuckte sie Wasser, erbrach sich und hustete würgend. Der Mann riß ihr den Gürtel von der Hüfte und fesselte ihr damit die Hände auf dem Rücken. Er schob sich ihr Messer in den eigenen Gürtel und brach ein zweites Stück Schilfrohr ab. Verängstigt starrte das Mädchen ihn an. In der Ferne tauchten die vier Wächter auf, die sich im Galopp näherten und offenbar ihre Herrin suchten. Das Mädchen hatte sich von ihrem Jagdfieber dazu verleiten lassen, die Gruppe zu verlassen. Anscheinend hatte sie die Treiberkette verlassen, ohne sich zu verständigen. Außerdem war ihr Tharlarion womöglich schneller als ihre Tiere und hatte weniger zu tragen. Der Mann stieß dem Mädchen das Stück Schilfrohr in den Mund; im nächsten Augenblick lag ihr das Messer, das er erobert hatte, vor der Kehle. Ihre weit aufgerissenen Augen funkelten hell im Mondschein. Im nächsten Moment zog er sie unter Wasser; er hatte ein zweites Stück Schilfrohr im Mund.
Kurze Zeit später zügelten die Wächter neben meinem Liebeslager aufgeregt ihre Tiere.
Ich wandte den Blick von der Sklavin in meinen Armen.
»Tal«, sagte der Anführer.
»Tal«, gab ich zurück.
»Hast du die Dame Tina aus Lydius gesehen?« wollte einer der Männer wissen.
»Die Jägerin?«
»Ja.«
»Sie hat sich nach einem Sportsklaven erkundigt.«
»Wohin ist sie geritten?« fragte einer der Männer.
»Habt ihr den Sportsklaven noch immer nicht erlegt?« fragte ich. »Es ist spät.«
»Hast du die Dame Tina gesehen?« fragte der Anführer ungeduldig.
»Ja, vor einiger Zeit.«
»Wohin ist sie geritten?«
»Gibt es keine Spuren?« fragte ich.
»Doch hier, am Wasser. Hier gibt es Spuren.«
Sie folgten den Abdrücken zum Wasser. Wären sie durch das Wasser geritten, hätte ihre breite Formation das untergetauchte Paar womöglich aufgescheucht. Die Männer waren aber anscheinend erfahrener als das Mädchen; sie umritten das Wasser und fanden natürlich sofort die Fährte des fliehenden Tharlarion. In ihrer Eile, in dem Bestreben, ihren hübschen Schützling einzuholen, galoppierten sie in die Nacht hinaus. Daß sie dabei übersahen, daß es keine Spuren des Mannes gab, lag wohl daran, daß seine Fußabdrücke ohnehin meistens von den Hufen des Tharlarions der Jägerin zertreten waren.
Ich rechnete damit, daß die beiden ziemlich unterkühlt sein würden, wenn sie das Wasser verließen, und nahm mir die Freiheit heraus, ein Lagerfeuer anzuzünden. Das Holz dazu wurde von meiner Sklavin gesammelt, die den Namen Constance trug.
Nach einiger Zeit sah ich, wie der Mann langsam, beinahe unmerklich den Kopf aus dem Wasser hob. Er blickte in alle Richtungen und kam schließlich an Land, das Mädchen hinter sich her schleppend.
»Am besten ziehst du sofort die nassen Sachen aus«, sagte ich zu dem Mädchen.
Sie starrte mich entsetzt an. »Nein!« flehte sie.
Doch er schnitt ihr Tunika und Cape kurzerhand vom Leib, warf sie in den Sand und zog ihr Hose und Stiefel von den Beinen. Anschließend fesselte er sie mit Lederschnüren, die er aus ihrem Gürtel fertigte.
»Ich bin Tina aus Lydius!« sagte sie. »Ich verlange freigelassen zu werden.«
Ich sagte mir, daß sie sicher einen hübschen Anblick bieten würde, wenn sie nackt in einer Pagataverne tanzte. Sie war viel zu hübsch, um frei zu sein.
»Du hast gesiegt«, sagte sie zu dem Sklaven. »Das bestätige ich dir in der Großzügigkeit meiner Freiheit. Laß mich frei, dann sorge ich dafür, daß du nicht getötet wirst.«
»Morgen früh«, sagte er, »kommen die Jäger mit Sleen.«
»Ja.«
»Willst du die Sache mit den Tieren besprechen?«
»Vielleicht werden sie an der Leine gehalten.«