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»Kniet nieder!« sagte ein Wächter.

Die beiden Sklavinnen gehorchten sofort. Meine hübsche Bewacherin musterte sie verächtlich.

Der rothäutige Jäger war stehengeblieben. Vielleicht verstand er das Goreanische nicht gut. »Nein«, sagte er dann in dieser Sprache.

Speerschäfte trafen ihn an den Knien. Er hob zornig den Kopf. »Gebt unsere Tabuk frei!« rief er.

»Bringt ihn fort! Er soll an der Mauer arbeiten«, befahl die Anführerin.

Der Mann wurde fortgezerrt.

»Wen haben wir denn da?« fragte Sidney Anderson und wandte sich den beiden Mädchen zu.

»Polarsklavinnen, Vieh der rothäutigen Jäger«, sagte ein Mann.

»Ihr seht mir wie Mädchen von der Erde aus«, sagte meine Bewacherin auf englisch.

»Ja! Ja!« rief das blonde Mädchen. »Ja!«

Anscheinend war Sidney Anderson auf Gor die erste Person, die die Mädchen in ihrer Muttersprache ansprach.

»Wer seid ihr?« fragte Sidney Anderson.

»Sklavinnen, Herrin«, sagte das blonde Mädchen.

»Und wie heißt ihr?«

»Barbara Benson«, antwortete das blonde Mädchen. »Audrey Brewster«, sagte die Dunkelhaarige.

»Ich kann mir kaum vorstellen, daß der Indianer euch diese Namen gegeben hat.«

Den rothäutigen Jäger hatte ich mir noch nicht als Indianer vorgestellt, aber im Grunde mochte der Begriff stimmen, wenn man rassische Vergleiche zu Entwicklungen auf der Erde ziehen wollte. Die Frage der Rasse ist auf Gor im Grunde kein Thema. Viel wichtiger sind den Goreanern Sprache und Stadt und Kaste, die eine ausreichende Grundlage bilden für jene Abstufungen, ohne die die Menschen anscheinend nicht auskommen.

Das blonde Mädchen blickte zu Sidney Anderson auf. »Ich bin Fingerhut«, sagte sie.

»Und ich Distel«, sagte das andere Mädchen.

»Schämt ihr euch nicht, Sklavinnen zu sein?« fragte Sidney Anderson.

»Ja, ja!« sagte das blonde Mädchen verzweifelt. »Willst du uns nicht befreien?«

Sidney Anderson musterte die beiden verächtlich. »Manche Frauen verdienen es nicht besser. Bringt sie fort!«

»Herrin!« protestierte das blonde Mädchen.

»Sollen sie getötet werden?« fragte ein Wächter.

»Wascht und kämmt sie und kettet sie im Schlafhaus für die Wächter an. Sie dürfen sich ihrer bedienen.«

Die beiden wurden fortgeschafft.

»Sicher habt ihr noch andere Mädchen für die Männer.«

»Das sind die einzigen«, antwortete sie. »Ich habe angeordnet, daß es im Lager keine Huren geben darf.«

»Bei meiner Gefangennahme wurde auch eine blonde Sklavin namens Constance festgenommen. Ich dachte, daß sie sich dort befindet.«

»Nein«, sagte meine hübsche Bewacherin.

»Wohin ist sie denn gebracht worden?«

»Ich weiß es nicht.«

Sie griff nach dem Lederzügel, der sich um meinen Hals zog und knöpfte ihn auf. Dann legte sie die Schlinge zusammen und befestigte sie wieder an ihrem Gürtel.

»Die Sonne schimmert hübsch in deinem kastanienbraunen Haar«, sagte ich.

»Ach?«

»Ja«, sagte ich. »Wußtest du, daß Mädchen mit kastanienbraunem Haar bei der Sklavenauktion oft höhere Preise bringen?«

»Nein«, antwortete sie. Dann winkte sie einige Wächter herbei, die sich im Hintergrund gehalten hatten. »Schnallt ihn auf das Gestell und peitscht ihn gründlich mit der Schlange aus! Ich will Blut sehen. Dann wird er im Gehege angekettet! Und morgen soll er an der Mauer arbeiten!«

»Die rothäutigen Jäger sind auf den Tabuk angewiesen«, sagte ich. »Ohne die Herde müssen sie verhungern.«

»Das interessiert mich doch nicht.«

Die Männer packten mich an den Oberarmen.

»Ach«, sagte sie, »du weißt vielleicht von einem Schiff mit Vorräten, das in den Norden wollte.«

»Ja.«

»Das ist versenkt worden. Morgen wirst du bestimmt die Bekanntschaft der Besatzung machen. Die Männer sind ebenfalls an der Mauer eingesetzt.«

»Wie habt ihr das Schiff aufbringen können?«

»Wir haben hier fünf Tarnkämpfer, die im Moment Patrouille fliegen. Die setzten das Schiff aus der Luft in Brand. Die Besatzung sprang über Bord und wurde später aufgefischt. Das Schiff brannte bis zur Wasserlinie nieder, lief auf Felsen auf und wurde dann von den Gezeiten leckgeschlagen. In seinen Laderäumen tummeln sich jetzt die Haie. Ja, wir sind gründlich.«

Ich sah sie an. »Die rothäutigen Jäger werden verhungern«, sagte ich.

»Was scheren mich diese primitiven Rothäute?«

»Warum haltet ihr die Tabuks zurück? Was ist damit zu gewinnen?«

»Das weiß ich nicht«, sagte sie. »Ich führe hier nur meine Befehle aus.«

Die beiden Männer zerrten mich zur Seite und führten mich fort. Ich glaubte zu wissen, warum die Herde aufgehalten worden war. Ihre Rolle in den Plänen der Kurii schien mir klar zu sein. Es verwirrte mich nur, daß das Mädchen die Bedeutung nicht erkannte.

Anscheinend wußte sie nicht mehr, als es wissen mußte. Sie schien kein sonderliches Lichtlein zu sein. Der Sklavenkragen würde ihr besser stehen als die Rolle, die sie sich hier anmaßte.

10

»Lebt er noch?« fragte ein Mann.

Ich lag angekettet im Sklavengehege.

»Ja«, sagte der rothäutige Jäger.

»Er ist kräftig«, meinte ein anderer Mann.

Der Frau, die mich hatte auspeitschen lassen, hätte ich am liebsten den Hals umgedreht. Mühsam richtete ich mich auf.

»Ruh dich aus!« sagte Ram. »Es ist beinahe Morgen.«

»Ach, dich haben sie auch gefangen«, sagte ich. Ich hatte ihn in der Pagataverne in Lydius zurückgelassen.

Er grinste mich schief an. »Noch am gleichen Abend, sehr spät, überraschten mich die Kerle mit Tina in einer Nische mitten in unserem Vergnügen. Sie ließen mich nicht einmal fertigbumsen. Von Schwertspitzen bedroht, wurde ich gefesselt und unter eine Sklavenhaube gesteckt.«

»Wie war das Mädchen?« fragte ich.

»Schon nach einer Viertel-Ahn schnurrte sie, daß sie die meine wäre.« Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Ein Prachtstück von einer Sklavin. Sie hat Pfeffer im Hintern wie selten eine.«

»Das hatte ich mir gedacht«, sagte ich. »Wo ist sie?«

»Ist sie nicht hier?« fragte er.

»Nein.«

»Wohin hat man sie gebracht?«

»Ich weiß es nicht«, sagte ich.

»Ich möchte sie zurückhaben.«

»Sie ist doch nur eine Sklavin.«

»Ich möchte aber meine Nummer zu Ende bringen, bei der ich gestört wurde. Ich mag keine halben Sachen«, sagte er.

»Meinst du, sie ist die ideale Sklavin für dich?«

»Möglich. Ich weiß es nicht. Noch nicht.«

»Wie heißt du?« fragte ich den rothäutigen Jäger. »Verzeih mir«, fügte ich hinzu.

Rothäutige Jäger sprechen ihren Namen nicht gern aus. Sie fürchten, ihr Name könne sie verlassen. Daß er ihnen über die Lippen ginge, aber nicht zurückkehrte.

»An deiner Kette ist ein Mann, den einige Jäger des Nordens Imnak nennen«, sagte der Mann. Einen Augenblick lang starrte er nachdenklich vor sich hin. Dann schien er zufrieden zu sein. Der Name war bei ihm geblieben.

»Ich bin Tarl«, sagte ich.

»Sei gegrüßt, Tarl«, sagte er.

»Sei gegrüßt, Imnak.«

»Ich habe dich schon einmal gesehen«, meldete sich ein Mann aus der Gruppe.

»Ja, ich kenne dich«, gab ich zurück. »Du bist Sarpedon, Tavernenbesitzer in Lydius.«

»Ich habe dir die kleine Sklavin verkauft«, sagte er.

»Ich weiß«, sagte ich. »Sie lebt jetzt als Sklavin in meinem Haus. Aber was ist mit dir? Deine Taverne wird von einem gewissen Sarpelius geleitet.«

»Ich weiß«, antwortete er. »Ich wünschte nur, ich könnte ihm die Kehle zudrücken.«