»Ja?«
»Bitte, Herr«, sagte sie. »Ehe sie aufwachen, nimm deine Sklavin noch einmal.«
»Bittet Audrey mich darum?«
»Ja, Herr.«
»Wie soll ich dich nehmen?« fragte ich. »Zärtlich, sanft, höflich, entgegenkommend, respektvoll, rücksichtsvoll, besorgt, wie es ein Mann von der Erde täte?«
»Nein, nein!« flehte sie. »Nimm mich als das, was ich bin, als Sklavin.«
Ich berührte sie sanft.
»Oh!« rief sie bekümmert. »Nein, so tut es vielleicht ein Mann auf der Erde! Wie grausam du bist! Beleidige das hilflose Begehren einer armen Sklavin nicht. Spiel nicht mit meiner Not wie ein Mann von der Erde, Herr, nimm mich wie ein Mann von Gor! Ich flehe dich an!«
Ich lachte. »Mach die Beine breit, Sklavin«, sagte ich.
»Ja, Herr.«
»Weiter!«
Sie beobachtete meine Hand. Die Zähne hatte sie zusammengebissen, die Augen weit aufgerissen.
»Aii!« schrie sie los, doch schon legte sich meine linke Hand fest über ihren Mund. Sie wand sich hilflos. Ihre Schenkel hatte sie über meiner Hand zusammengepreßt. Sie starrte mich an.
»Du bist eine hübsche Sklavin«, sagte ich und stieß mit dem Knie ihre Beine auseinander.
Und dann klammerte sich ihr Körper an mich. Die Augen hatte sie geschlossen. Ich nahm die Hand von ihrem Mund. Sie öffnete die Augen. »Danke, daß du mir den Mund zugehalten hast«, flüsterte sie, »So hat man mein Schreien nicht gehört.«
»Du wolltest doch die anderen nicht wecken«, sagte ich,
»Es wäre mir unerträglich, wenn sie wüßten, wie ich mich dir hingegeben habe«, sagte sie leise. »Es wäre erniedrigend.«
»Es ist sowieso Zeit, daß sie erwachen.«
»Herr? Herr, nein!« rief sie. »Was tust du da?«
»Ich werde dich den Orgasmus einer Sklavin lehren.«
»Nein!« rief sie schluchzend. »Bitte nein! Es schlafen andere im Zelt! Ich möchte nicht, daß die Mädchen wissen, was für eine Sklavin ich bin. Bitte nein, Herr!«
Doch ich beschloß ihr keine Gnade zu erweisen.
»Halte mir den Mund zu!« flehte sie. »Oh, oh!«
Ich hielt ihre Arme an den Flanken fest. Im nächsten Augenblick bäumte sie sich unter mir auf, wand sich, wehrte sich und legte dann schreiend den Kopf in den Nacken, während ich sie mit kräftigen Stößen in die Felle preßte. Imnak hob den Kopf, erfaßte aber sofort, was hier vor sich ging. Kopfschüttelnd zog er Poalu zu sich heran,
»Ich unterwerfe mich!« schrie Audrey. »Ich unterwerfe mich dir, Herr!« Arlene und Fingerhut musterten sie mürrisch, ärgerlich.
»Sklavin!« sagte Arlene.
»Ja, Sklavin, Sklavin!« schluchzte Audrey und bedeckte mein Gesicht mit Tränen und Küssen. Später hielt ich sie reglos in den Armen, während sie mir mit ihrer kleinen weichen Zunge über die Bartstoppeln leckte.
16
Imnak saß in der hinteren Ecke des Zelts und schnitzte ziellos an einem Stück Tabukhorn herum.
Ab und zu stand er auf, drehte das Elfenbein in der Hand und betrachtete es. Manchmal flüsterte er: »Wer verbirgt sich darin? Wer bist du?« Dann schnitzte er weiter. Plötzlich sagte er: »Ah, ein Sleen!«
Ich sah zu, wie er an dem Horn herumschnitzle. Langsam bildete sich der Umriß eines Sleen heraus, beinahe als habe sich das Geschöpf im Elfenbein versteckt gehalten – Schnauze und Beine, der lange, geschmeidige Körper. Die Ohren waren am Kopf zurückgelegt.
Oft geht es einem rothäutigen Jäger gar nicht darum, etwas Bestimmtes zu schaffen, als vielmehr loszuschnitzen und geduldig abzuwarten, ob sich da etwas ergibt, ob irgendeine Figur auf Befreiung aus der anonymen Form wartet. In gewisser Weise ähnelt dieser Vorgang der Jagd. Der Jäger läßt auf sich zukommen, was da zu finden ist. Manchmal findet sich eine Gestalt im Elfenbein oder Knochen oder Stein. Manchmal auch nicht. Er entfernt das überflüssige Elfenbein und läßt die Figur zutage treten.
Imnaks Messer hatte einen Holzgriff, der gut vierzehn Zoll lang war. Die Spitze war etwa drei Zoll lang. Beim Schnitzen stemmte er das Werkzeug auf das Bein, die Finger nahe der Schneide, wo sie die Bewegungen des Metalls genau zu steuern vermochten. Wenn man das Messer aufstützt, kann auch Kraft vom Bein mit angewendet werden, ohne daß Balance und Kontrolle über die Bewegung verlorengehen, weil die Spitze durch die Finger geschickt gesteuert wird.
Imnak hielt den Sleen in die Höhe.
In der Sprache der Innuit gibt es kein Wort für Kunst oder Künstler.
»Ein hübsches Tier«, sagte ich.
Solche Worte waren bei diesen Leuten nicht erforderlich. Wozu auch Worte für Männer, die in der Welt etwas Schönes finden? Ist das nicht das Streben aller Menschen?
»Dies ist dein Sleen«, sagte Imnak und gab mir die Figur.
»Ich bin dir dankbar«, sagte ich und betrachtete sie. Es war ein Schnee-Sleen, kenntlich an dem dicken Fell, an den schmalen Ohren, der Breite der Pfoten.
»Ich danke dir sehr«, sagte ich.
»Nichts zu danken«, sagte er.
17
»Aber ich habe das Ding noch nie gesehen«, sagte Imnak.
Er betrachtete die kleine Statue.
Es handelte sich um den Kopf eines Kur aus bläulichem Stein, ein Tier, dessen linkes Ohr halb abgerissen war. Ich hatte die Figur aus Port Kar mitgebracht. Ursprünglich hatte ich sie auf dem Sardar-Jahrmarkt erstanden, in der Bude des Andenkenhändlers.
»Ich dachte, du hättest sie dem Händler während des Jahrmarkts verkauft.«
»Ich habe Schnitzereien auf dem Jahrmarkt verkauft«, sagte Imnak, »aber nicht dieses Stück.«
»Das hatte ich angenommen.«
»Nein.«
»Dann muß er die Figur von jemand anders haben«, sagte ich.
Imnak zuckte die Achseln. »Sieht so aus.«
»Welcher Angehörige der Innuit ist außer dir dieses Jahr noch zum Jahrmarkt gereist?«
»Nur ich«, sagte Imnak.
»Bist du dir dessen sicher?«
»Einigermaßen«, meinte Imnak. »Zum Jahrmarkt ist es ein weiter Weg. Wenn außer mir noch jemand aufgebrochen wäre, hätte ich sicher davon gehört. So etwas wird in den Zelten erzählt.«
»Woher mag der Händler dann die Figur haben?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Imnak. »Es tut mir leid, Tarl, der mit mir jagt.«
»Verzeih mir, Imnak, der mit mir jagt«, gab ich zurück. »Es lag nicht in meiner Absicht, deine Ehrlichkeit in Zweifel zu ziehen.« Ich hatte ihn in dieser Angelegenheit zu sehr bedrängt. Er hatte mir gesagt, daß er die Figur vorher nicht gesehen hatte. Für einen rothäutigen Jäger war das genug.
»Kannst du am Stil, an der Art, wie das Messer benutzt wurde, den Künstler erkennen?«
Imnak untersuchte die Figur gründlich und drehte sie dabei mehrmals in den Händen. Mir war übel. Einzig und allein diese Figur hatte mich letztlich in den Norden geführt. Jetzt schien ich in eine Sackgasse geraten zu sein. Niedergeschlagen stellte ich mir die Weite des Polarbeckens vor. Im übrigen war der Sommer schon ziemlich weit fortgeschritten.
»Imnak?« fragte ich. »Hast du schon einmal von einem Berg gehört, der sich nicht bewegt?«
Er blickte mich an.
»Ich meine einen Eisberg im Polarmeer«, setzte ich nach.
»Nein«, antwortete Imnak.
»Hast du kein einzigesmal von einem solchen Berg erzählen hören?«
»Nein.«
Ich senkte den Blick auf die Matte. »Imnak, hast du schon einmal ein solches Tier gesehen, wie die Figur es darstellt?«
»Ja«, antwortete er.
Hastig hob ich den Kopf.
»Nördlich von Torvaldsland«, fuhr er fort, »habe ich einmal ein solches Wesen gesehen, vor vielen Jahren. Ich bedrohte es mit meiner Harpune, woraufhin es sich zurückzog.«
»War sein rechtes Ohr zerrissen?«
»Wir hatten Nacht. Ich habe das Geschöpf nicht besonders deutlich gesehen. Ich nehme es aber nicht an.«
»War es ein großes Tier?«
»Nicht besonders.«
»Wie nennt ihr solche Tiere?« fragte ich.
Er zuckte die Achseln. »Ungeheuer«, sagte er.
Ich seufzte. Vor mehreren Jahren hatte Imnak nördlich von Torvaldsland einen Kur gesehen, vermutlich ein junges Tier, einen Nachfahren der Schiffs-Kurii, die vor langer Zeit auf Gor gestrandet waren. Solche Tiere werden zuweilen ausgemacht, meistens in entlegenen Gebieten.