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»Außerdem gedenke ich mit dem Schwert zu behalten, was mir gefällt – und das gilt auch für Frauen.« Ich deutete auf Arlene. »Und die gefällt mir im Augenblick.«

Erschrocken blickte sie mich an.

»Wir werden sehen«, sagte Drusus. »Überleg dir meinen Vorschlag! Komm auf unsere Seite!«

»Nein«, sagte ich.

»Dein Freund Imnak hat das aber getan.«

»Das glaube ich nicht!«

Drusus zuckte die Achseln. »Die Kurii sind nicht nur mit Frauen großzügig, sondern auch mit Gold.« Er wandte sich zum Gehen.

»Ich möchte Zarendargar sprechen«, forderte ich. »Halb-Ohr.«

»Niemand darf ihn sprechen«, gab Drusus zurück. Die schwere Metalltür schloß sich hinter ihm.

Zornig umfaßte ich das Gitter. Dann wandte ich mich den Mädchen um. »Du hast Drusus angefleht!« sagte ich.

»Ja«, sagte sie.

»Du hast einen freien Mann mit seinem Namen angesprochen«, sagte ich. »Du hast ohne Erlaubnis den Mund aufgemacht.«

»Verzeih mir, Herr.«

Ich versetzte ihr einen Schlag ins Gesicht. Sie kauerte sich auf die Felle.

»Herr«, sagte Constance, »hier sind Speisen.« Sie reichte mir heißes Boskfleisch und warmes, frisches Brot, dazu den Wein. Später aßen die Mädchen die Reste und ihren Sklavenbrei. Arlene musterte mich über den Rand ihrer Schale. In ihren Augen schimmerten Tränen. Ihr Mundwinkel war blutig. Als sie fertig gegessen hatte, kam sie zu mir und schmiegte sich an mich.

»Du hast mich geschlagen«, sagte sie. »Es tut mir leid, wenn ich dir mißfallen habe.« Unsere Lippen waren dicht beisammen. Ich gab ihr einen Kuß, aber dann schob ich sie zur Seite.

»Herr?« fragte sie.

»Ich muß meine Kräfte schonen«, sagte ich. »Außerdem muß ich nachdenken.«

So saß ich denn allein in der Mitte der Zelle, mit untergeschlagenen Beinen, in der Haltung eines Kriegers.

27

Die Männer zu beiden Seiten des Käfigwagens waren mit einer Art Projektilwaffe ausgerüstet. Aus der Form des Schlosses leitete ich ab, daß damit ein langer, konischer, gasgetriebener Bolzen abgefeuert wurde. Die Waffe funktionierte im Prinzip wohl wie ein irdisches Gewehr, nur war das Schloß kein Metallstück, sondern ein Gebilde, das einem etwa sechs Zoll langen Pfeil glich. Die Waffen hatten gekrümmte Holzschäfte, die mich an eine Zeit erinnerten, da Gewehre noch von Waffenschmieden von Hand gefertigt wurden. Auf den Schäften zeigten sich exzentrische Verzierungen. Das Abfeuern würde anscheinend durch einen Knopf im vorderen Teil des Schafts bewirkt. An der linken Hüfte trug jeder Bewaffnete einen Beutel mit sich herum. Vermutlich befand sich darin neben anderen Ausrüstungsgegenständen ein Vorrat an Projektilen für die Waffe.

Ich umklammerte die Käfigstangen.

Der Wagen wurde von zwei Männern durch die Gänge gefahren, die sich von hinten gegen Griffe stemmten. Drusus, der ebenfalls ein Pfeilgewehr trug, bildete die Nachhut.

Ein hübsches, nacktes Sklavenmädchen mit einem zusammengebundenen Bündel Weinflaschen über der Schulter kniete seitlich des Ganges nieder. Sie senkte den Kopf. Von ihrem Kragen führte die Kette zu den Deckenschienen. Der Wächter links von mir hob die Kette über seinen Kopf, damit der Wagen problemlos passieren konnte. Hinter uns richtete sich das Mädchen wieder auf und eilte weiter.

»Halt!« sagte Karjuk.

Der Wagen blieb stehen.

»Sei gegrüßt, Mann aus dem Süden«, sagte er.

»Sei gegrüßt«, antwortete ich.

Karjuk war aus einer der Türen getreten, die den Korridor säumten. Er trug Fellhosen und Stiefel und etliche Halsbänder. Sein Oberkörper war entblößt. Ein Stirnband lag um seinen Kopf.

»Sieht so aus, als hätten wir dich in einem Käfig«, bemerkte er. »Dahin gehören wilde Tiere.«

Meine Hände verkrampften sich um die Gitterstäbe. Der Wagen bewegte sich auf acht Rädern, die einen Durchmesser von etwa vier Zoll hatten und mit Gummi bereift waren. Er hatte Gitterstäbe auf vier Seiten und war nach oben und unten mit Stahl abgeschlossen.

»Du hast dich leicht hereinlegen lassen«, sagte Karjuk.

»Vielleicht doch nicht ganz so leicht«, antwortete ich.

In der Tür, durch die Karjuk gekommen war, tauchte ein weißer Kur auf, ein großes Exemplar. In seinen Ohren schimmerten Goldringe. Die Lippen zogen sich von den Zähnen zurück – ein sicheres Zeichen, daß sich der Kur amüsierte.

»Dieser Kur ist mein Verbündeter«, sagte Karjuk. »Er griff deinen Freund Ram an, konnte seine Attacke aber nicht beenden, weil du ihn mit den Männern aus dem Dorf gestört hast. Du dachtest, ich hätte ihn umgebracht.«

»Nein«, sagte ich, »das hatte ich nicht vermutet.«

»Ach, nein?«

»Nein«, sagte ich. »Ich untersuchte den Kopf, den du ins Lager brachtest. Die Goldringe in den Ohren jenes Eis-Ungeheuers waren schmaler und breiter als die in den Ohren jenes Tiers dort. Außerdem waren sie frisch in die Ohren eingesetzt worden, das war zu erkennen. Ferner war der Kopf des Eis-Ungeheuers in einem Zustand, der mir verriet, daß es nicht erst kürzlich getötet worden war, sondern schon mindestens zwei oder drei Süd-Tage lang nicht mehr lebte. Im übrigen hatte das Eis-Ungeheuer, das Ram angriff, von seinem Schlitten-Sleen gefressen. Schnauze oder Zunge des Kopfes, den du mitbrachtest, wiesen aber keinerlei Blutspuren auf. Und schließlich war es nicht dasselbe Tier.«

Karjuk sah mich an.

»Glaubst du, ich kann einen Kur nicht vom anderen unterscheiden?« fragte ich.

Krieger werden früh darauf trainiert, genau zu beobachten, denn manchmal können unwichtig scheinende Details über Leben und Tod entscheiden.

»Du hast recht«, sagte Karjuk. »Es war der Kopf eines Eis-Ungeheuers, das schon früher ums Leben gekommen war und dem wir Goldringe in die Ohren gesteckt hatten.«

»Soweit mir deine Fähigkeiten auf dem Eis geschildert worden waren, erschien es mir auch nicht wahrscheinlich, daß sich ein Ungeheuer an dir vorbeigeschlichen haben sollte. Oder daß du, wenn es wirklich einmal vorkommen sollte, so lange brauchen würdest, das Tier zu erlegen.«

»Du tust mir viel Ehre an«, sagte Karjuk.

»In Anbetracht dieser Umstände und des offensichtlichen Betrugs um den abgetrennten Kopf, lag für mich auf der Hand, daß du im Lager der Kurii stehst und daß du mit dem ersten Ungeheuer vermutlich sogar zusammen unterwegs warst. Jedenfalls tauchtet ihr beide beinahe zur gleichen Zeit in der Nähe des Lagers auf.«

»Du bist klug«, bemerkte Karjuk.

»Im übrigen bemerkten Imnak und ich unterwegs zuweilen dieses Ungeheuer«, fuhr ich fort und deutete auf den weißen Kur. »Er folgte unserem Weg oder bewegte sich parallel dazu.«

Karjuk blickte mich an, ohne etwas zu sagen.

»Er hat sich sehr ungeschickt angestellt«, fuhr ich fort. Es interessierte mich zu wissen, wieviel der Kur von meinen Worten verstand. Ich sah, wie seine Augen aufblitzten und die Ohren sich flach am Kopf anlegten. Das Wesen verstand also die goreanische Sprache. Folglich war es kein degeneriertes Tier der Folgegenerationen, sondern ein Schiffs-Kur, darauf trainiert, sich auf die menschliche Sprechweise einzustellen. Er und Karjuk mußten eine Möglichkeit der Verständigung haben. Ich sah kein Übersetzungsgerät in der Nahe. Ich wußte nicht, ob die Kur-Technologie in der Lage war, solche Apparate hervorzubringen.

»Er war das Eis nicht gewöhnt«, sagte Karjuk entschuldigend. »Wie du sicher längst erraten hast, ist er kein Eis-Ungeheuer, sondern ein ganz anderer Typ von Kur, der von weither kommt.«

»Er ist ein Schiffs-Kur«, sagte ich.

Karjuk musterte mich ratlos. Vermutlich hatte er keine Ahnung von den im Raum ihre Bahn ziehenden Stahlwelten der Kurii.

»Er stammt aus Welten am Himmel«, sagte ich.

»Gibt es denn Welten am Himmel?« fragte er.

»Ja.«

»Sind sie weit von hier?«

»Nicht so weit, wie sie manche gern hätten«, antwortete ich.

»Wenn du so schlau bist, warum bist du mir dann in den Norden gefolgt?« wollte er wissen.

»Ich habe im Norden etwas zu erledigen«, sagte ich. »Ich habe eine Vereinbarung mit einem gewissen Zarendargar, auch Halb-Ohr genannt.«