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»Niemand wird zu ihm vorgelassen«, sagte Karjuk.

»Du warst der Wächter«, sagte ich.

»Ich bin der Wächter.«

»Aber du hast deine Aufgabe verraten.«

»Ich erfülle meinen Posten auf meine Weise«, sagte er.

»Wo ist Imnak?« fragte ich.

»Auch er ist einer von uns.«

»Du lügst!«

»Wie hättet ihr sonst gefangengenommen werden können?«

»Lügner!« rief ich. Ich streckte die Hände aus, um sie um seine Kehle zu legen, doch er trat von den Gitterstäben zurück. »Lügner!« schrie ich. »Lügner!«

Der Wagen setzte sich wieder in Bewegung. »Lügner!« schrie ich. Ich drehte mich um und musterte den dünnen, mürrisch wirkenden Karjuk, der mit seinen Halsbändern im Korridor stand, neben sich den Kur. »Verräter! Lügner!« tobte ich.

Dann zogen sich die beiden in den Raum zurück, aus dem sie gekommen waren.

»Wenn ich mich nicht sehr irre«, sagte Drusus, der hinter dem Wagen ging, »kommt da dein Freund Imnak.«

Ich wirbelte herum und blickte nach vorn, in die Richtung, in die der Wagen geschoben wurde.

Imnak marschierte herbei. Grüßend hob er die Hand, obwohl er noch fünfzig Meter entfernt war.

»Imnak!« rief ich.

Wie Karjuk trug er Stiefel und Hose und war am Oberkörper nackt. Auch er hielt sich die Haare mit einem Stirnband aus dem Gesicht. Mehrere schwere Goldbänder hingen ihm um den Hals. Er kaute auf einem Vuloschinken. Begleitet war er von drei Mädchen in Vergnügungsseide, Poalu, Audrey und Barbara. Sie trugen vornehme Sklavenkragen und Arm- und Beinreifen aus Gold.

»Sei gegrüßt, Tarl, der mit mir jagt!« sagte Imnak und grinste breit.

»Du bist ebenfalls gefangengenommen worden«, sagte ich.

»Nein«, antwortete Imnak. »Du bist gefangengenommen worden.«

»Das verstehe ich nicht.«

»Es ist zu warm hier drinnen«, sagte Imnak und biß in das Fleisch.

»Wie kommt es, daß du dich frei bewegen kannst?« fragte ich.

»Warum läßt man es hier so warm werden?«

»Du hattest Wache.«

»Ich hielt nach Karjuk Ausschau«, sagte er.

»Warum bist du dann nicht in einem Käfig wie ich?«

»Vielleicht bin ich schlauer als du.«

Ich schaute ihn an.

»Warum sollte ich in einem Käfig stecken?« erkundigte sich Imnak. »Ich verstehe deine Frage nicht.«

»Man will mir einreden, daß du mich verraten hättest, Imnak«, sagte ich.

»Und du glaubst das nicht?«

»Natürlich nicht.«

»Wenn ich du wäre, würde ich mich ernsthaft mit der Sache beschäftigen.«

»Nein«, sagte ich. »Nein!«

»Ich hoffe, du läßt nicht zu, daß dies unsere Freundschaft beeinträchtigt.« Imnak zeigte sich besorgt.

»Natürlich nicht.«

»Das ist gut.«

»Es ist seltsam, Imnak«, sagte ich. »Bei manchem anderen hätte ich jetzt zweifellos das Bedürfnis, ihn zu töten – bei dir jedoch fällt es mir schwer, überhaupt wütend zu sein.«

»Das liegt daran, daß ich so ein netter, liebenswürdiger Bursche bin«, sagte Imnak. »Da kannst du jeden im Lager fragen. Ich bin sehr beliebt. Nur singen kann ich nicht.«

»Aber du bist nicht loyal!«

»Natürlich bin ich loyal. Es ist nur die Frage, wem ich loyal verbunden bin.«

»So habe ich das noch nicht gesehen«, sagte ich. »Man kann wohl sagen, daß du Imnak loyal geblieben bist.«

»Er ist ein netter Bursche, dem kann man getrost loyal verbunden sein«, meinte Imnak.

»Ich hoffe, du bist stolz auf dich«, sagte ich.

Imnak zuckte die Achseln. »Es stimmt schon, daß ich vieles ganz gut hinbekomme.«

»Dazu gehört auch der Verrat?«

»Sei nicht verbittert, Tarl, der mit mir jagt«, sagte Imnak. »Ich habe mit Karjuk gesprochen. Es ist alles zum Besten.«

»Ich habe dir vertraut«, sagte ich.

»Hättest du das nicht getan, wäre für mich alles etwas schwieriger gewesen«, räumte Imnak ein.

Ich schaute Barbara an, die rote Seide trug. »Wir hatten uns Sorgen um dich gemacht«, sagte ich.

»Ich nicht«, warf Imnak ein.

»Ein Eis-Ungeheuer hat mich gefangengenommen«, sagte sie. »Oder ein ähnliches Wesen. Es hatte Ringe in den Ohren. Es scheint mit Karjuk verbündet zu sein. Ich wurde hierhergebracht. Als Imnak eintraf, wurde ich ihm zurückgegeben.«

»Du bist sehr schön«, sagte ich.

»Vielen Dank, Herr.«

»Du auch, Audrey«, sagte ich.

»Wir müssen weiter«, sagte Drusus.

»Ich wünsche dir alles Gute, Tarl, der mit mir jagt«, sagte Imnak und hob grüßend den gebratenen Vuloschinken.

Ich würdigte ihn keines Wortes mehr. Der Wagen wurde weitergeschoben. Ich schaute nicht zurück.

»Mit Gold läßt sich jeder kaufen«, sagte Drusus hinter dem Gefährt. Sein Schwert pendelte mit jedem Schritt an seiner Hüfte. In der rechten Hand hielt er die leichte, röhrenförmige Waffe mit dem Holzschaft. »Jeder«, sagte er. Ich antwortete nicht. Verbittert klammerte ich mich an den Stangen des Käfigwagens fest, der langsam durch den langen Stahlkorridor rollte.

28

Auf jeder der beiden kleinen runden Plattformen stand ein Mädchen in einem weiten, klassisch wirkenden weißen Gewand. Beiden waren jedoch die Hände rücklings an einen Pfosten gebunden. Eins der Mädchen war die frühere Lady Tina aus Lydius, die Ram versklavt hatte. Das andere Mädchen war Arlene.

Einer der Kämpfer der Kurii trat von den Rängen in den Sand zwischen und vor den beiden Plattformen. Er war mit einem goreanischen Kurzschwert bewaffnet.

Meinem Käfig gegenüber stand ein zweiter Käfig. Darin entdeckte ich Ram, den ich seit mehreren Tagen nicht mehr gesehen hatte, seit unserer Trennung während des Schneesturms. Es freute mich sehr, ihn am Leben zu sehen. Vielleicht war er für das kommende Ereignis geschont worden.

Rams Käfig wurde geöffnet, und er trat in den Sand hinab. Jemand reichte ihm ein Kurzschwert.

Zweimal fuhr er mit der Klinge durch die Luft, dann trat er einige Schritte zurück. Ein Mann in braunschwarzer Kleidung – offenbar die Livree der den Kurii ergebenen Menschen an diesem Ort – begab sich in die Mitte der Sandarena.

Ram drehte den Kopf in meine Richtung.

»Ich wünsche dir Glück«, sagte ich. Er grinste.

Ich sah mich in dem kleinen Amphitheater um. Etwa hundert Männer waren anwesend. Wetten wurden abgeschlossen.

Ich wußte, Ram war geschickt. Wie gut er wirklich war, mußte sich jetzt beweisen.

Hinter meinem Käfig war ein Spiegel in die Wand eingelassen, etwa zwanzig Fuß hoch. Für einen Spiegel sah ich an einem solchen Ort eigentlich keine Notwendigkeit. Vermutlich handelte es sich um Glas, das nur in einer Richtung durchsichtig war; demnach saßen dahinter die Kurii.

Der Mann in der Mitte der Arena sprach kurz zu den beiden Kämpfern. Die Regeln waren einfach. Es waren die Regeln des Krieges.

Wenn es um eine Frau oder einen Batzen Gold geht, stellt sich ein Kampf gleich viel interessanter dar. Die beiden Kämpfer traten auseinander.

»Jeder von euch stellt den rechten Fuß auf den Holzrand des Sandovals«, sagte der Mann in der Mitte.

Ram und der andere Mann kamen der Aufforderung nach. So standen sie sich gegenüber, die zwanzig Fuß durchmessende Sandarena zwischen sich.

Der Mann zog sich aus der Mitte zurück, »Los!« sagte er,

»Ausgezeichnet«, flüsterte ich vor mich hin. Ich bewunderte Rams Geschicklichkeit. Der andere war ziemlich gut, doch er kam gegen Ram nicht an. Sekunden später wischte Ram seine Klinge an der Tunika seines Gegners ab, der vor ihm im Sand lag.

Ich war schneller als Ram; trotzdem war er ungewöhnlich fix. Ich vermutete, daß er früher einmal das Rot der Krieger getragen hatte.

»Gut gemacht, Krieger!« rief ich ihm zu. Grüßend hob er die Klinge in meine Richtung.

Tina wurde von ihrem Pfosten losgebunden und eilte zu ihm.

Gleich darauf wurde mein Käfig geöffnet; das Kurzschwert, das man Ram abgenommen hatte, wurde mir gereicht.

Es war gut ausbalanciert. Es war keine schlechte Waffe.