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Zu meiner Freude trat mir Drusus persönlich im Sand entgegen.

»Ich habe lange daraufgewartet, dir so zu begegnen«, sagte er.

Ich musterte ihn gründlich, seine Augen, seine Bewegungen. Aber es war wenig daraus abzuleiten.

Er kam mir langsam vor. Aber ich wußte, daß man sich nicht das dunkle Gewand erwerben konnte, wenn man unentschlossen zu handeln pflegte. Die Ausbildung der Attentäter ist gründlich und grausam. Kandidaten für die Kaste werden sorgfältig ausgesucht, und angeblich schafft nur einer unter zehn die Ausbildung zur Zufriedenheit der Kastenoberen. Es wird angenommen, daß durchgefallene Kandidaten das Leben verlieren, wenn nicht bei Trainingskämpfen, so doch später auf jeden Fall wegen der Geheimnisse, in die sie eingeweiht wurden. Ein Austritt aus der Kaste ist nicht möglich. Das Training wird paarweise vorgenommen, wobei jedes Paar gegen andere steht. Dabei werden die beiden ermutigt, Freundschaft miteinander zu schließen. Bei der letzten Ausbildung müssen die Angehörigen einer Zweiergruppe einander jagen. Wenn der eine seinen Freund getötet hat, weiß er sicher besser, was es bedeutet, das Schwarz zu tragen, dann wird er wohl weniger leicht Mitleid empfinden mit einem anderen. Am Ende der Ausbildung ist man allein mit Gold und Stahl.

Ich schaute mir Drusus an.

Die Attentäter nehmen Jünglinge, die ungewöhnlich schnell und schlau und kräftig und geschickt sind, die vielleicht auch egoistisch und gierig erscheinen – und verwandeln dieses Rohmaterial mit der Zeit in tüchtige, stolze, erbarmungslos handelnde Männer, Ausübende eines düsteren Berufes, geheimen Regeln treu ergeben, deren Inhalt sich die meisten normalen Menschen nicht einmal vorzustellen wagen.

Drusus ließ mich nicht aus den Augen,

Wir standen in der Mitte der Arena und hörten den Ausführungen des dritten zu.

Plötzlich zuckte Drusus’ Klinge auf mich zu. Ich wehrte sie ab. Auf einen Trick dieser Art war ich gefaßt gewesen.

Der dritte Mann zeigte sich überrascht. Ram brüllte vor Überraschung auf. Die Mädchen japsten entsetzt. Die meisten Zuschauer waren wie gelähmt vor Entsetzen. Ein oder zwei Männer riefen uns anerkennend zu.

»Du bist verflucht geschickt«, sagte ich zu Drusus.

»Du auch«, gab er zurück.

Der Mann in der Arena wich zögernd zurück.

»Jeder von euch muß den linken Fußabsatz auf den Holzrand des Sandovals stellen«, sagte er stockend.

Wir gehorchten.

»Wie willst du hier überleben, ohne dunklen Türeingang, aus dem du dich auf mich stürzen kannst?«

Er sagte nichts.

»Vielleicht streckt ein Verbündeter aus dem Publikum mich nieder, sobald ich ihm den Rücken zudrehe?«

Drusus’ Gesicht verriet nichts.

»Vielleicht hast du Gift an deiner Klinge?«

»Meine Kaste benutzt kein Gift«, sagte er.

Ich kam zu dem Schluß, daß es nicht leicht sein würde, ihn aus der Ruhe zu bringen und dadurch sein Zeitgefühl und seine Vorsicht zu beeinträchtigen.

»Kämpft!« sagte der Mann, der den Rand der Arena erreicht hatte. Wir trafen in der Mitte aufeinander. Unsere Klingen berührten sich und parierten den Schlag des Gegners.

»Ich habe meine Ausbildung in Ko-ro-ba begonnen«, sagte ich.

Unsere Klingen berührten sich.

»Welches ist dein Heimstein?« fragte ich.

»Glaubst du, ich bin so töricht, mit dir zu sprechen?« fauchte er.

»Soweit ich weiß, haben Attentäter keine Heimsteine«, fuhr ich ungerührt fort. »Vermutlich ist das ein Nachteil der Kastenmitgliedschaft, denn wenn ihr einen Heimstein hättet, fiele es euch nicht so leicht, gegen Leute vorzugehen, die den gleichen Heimstein haben.«

Ich nahm die Klinge zur Seite.

»Du bist schneller, als ich dachte«, sagte ich.

Blitzschnell fuhren die Schwerter zusammen, ein Augenblick des Abtastens. Dann traten wir zurück und nahmen wieder die engarde-Stellung ein,

»Manche sind davon überzeugt daß die Kaste einem nützlichen Zweck dient«, sagte ich, »aber das kann ich nicht recht ernst nehmen. Vermutlich könnte man euch zum Dienst an der Justiz verpflichten, aber genausogut könnte der Auftraggeber irgendwelche anderen Ziele verfolgen.« Ich schaute ihn an. »Habt ihr überhaupt irgendwelche Prinzipien?«

Er griff schnell an, zu schnell. Ich nutzte meinen Vorteil nicht.

»Anscheinend gehörte das Am-Leben-Bleiben nicht dazu«, sagte ich.

Verwirrt trat er einen Schritt zurück.

»Du hattest dir da eben eine Blöße gegeben«, sagte ich. Er wußte, daß ich die Wahrheit sprach, und ich wußte es, war aber nicht sicher, ob die Zuschauer etwas bemerkt hatten. Aus anderen Blickrichtungen ist so etwas zuweilen schwierig festzustellen.

Von den sich emportürmenden Bänken tönten Spottrufe herab. Man glaubte mir nicht.

Nun machte ich mich auf die Jagd nach Drusus. Er achtete sehr auf seine Deckung. Es ist schwierig, einem Mann beizukommen, der sich für einen defensiven Kampf entschieden hat. Dabei erlegt er sich natürlich selbst gewisse Beschränkungen auf.

Jetzt tönten gegen Drusus gerichtete Spottrufe von den Rängen. Mein Gegner begann zu schwitzen.

»Stimmt es, daß du einen Freund umbringen mußtest, um das Schwarz deiner Kaste zu erringen?« fragte ich.

Ich bedrängte ihn, doch auf höfliche Weise. Er wehrte sich geschickt.

»Wie hieß er noch?« fragte ich.

»Kurnock!« rief er, plötzlich ärgerlich werdend, und bestürmte mich.

Ich schleuderte ihn von mir in den Sand, und meine Klingenspitze wies auf seinen Nacken. Dann trat ich zurück.

»Aufstehen!« befahl ich. »Jetzt wollen wir richtig kämpfen.«

Er sprang auf. Nun erteilte ich ihm und den Zuschauern eine Lektion im Umgang mit goreanischen Waffen.

Stumm verfolgte man das Schauspiel.

Blutüberströmt schwankte Drusus vor mir, den Schwertarm haltlos gesenkt. Er war mehrfach verwundet worden. Er konnte die Waffe nicht mehr heben. Blut strömte ihm über den Arm und befleckte den Sand.

Ich blickte zu dem. Spiegel in der Wand empor, hinter dem ich die Kurii vermutete. Ich entbot ihnen den Gruß des goreanischen Kriegers. Dann wandte ich mich wieder Drusus zu.

»Töte mich!« sagte er. »Zweimal habe ich den Anforderungen meiner Kaste nicht genügt.«

Ich hob die Klinge, um seiner Aufforderung nachzukommen. »Es wird schnell vorbei sein«, sagte ich. »Damit soll deine alte Schuld gegenüber Kurnock abgegolten sein.«

»Das war das erstemal, daß ich versagt habe«, sagte Drusus.

Ich starrte ihn an. »Das verstehe ich nicht.«

»Ich habe Kurnock nicht umgebracht. Er war mir nicht gewachsen. Ich brachte es nicht über mich, ihn zu töten.«

Ich reichte mein Schwert dem dritten Mann in der Arena.

»Töte mich!« rief Drusus.

»Meinst du, ein Krieger kann weniger gnädig sein als ein Attentäter?« fragte ich.

»Töte mich!« flehte Drusus schluchzend und sank geschwächt in den Sand. Der Blutverlust war zuviel für ihn.

»Er ist zu schwach, um Attentäter zu sein«, sagte ich. »Bringt ihn fort!«

Drusus wurde aus der Arena gezerrt. Der Mann, der den Kampf überwacht hatte, bedeutete mir mit einer Geste, in meinen Käfig zurückzukehren. Arlene wurde losgebunden, um mir dorthin zu folgen.

»Wartet!« rief ein Mann aus der Zuschauermenge. »Seht doch!«

Wir sahen hinter dem Spiegel ein rotes Licht aufblitzen, das schnell wieder erlosch.

»Ausgezeichnet«, sagte der Schiedsrichter.

Rams Käfig wurde geöffnet. Wieder erhielt er ein Schwert. Auch mir wurde die Waffe zurückgegeben.

Ram warf die Klinge in den Sand. »Er ist mein Freund!« rief er. »Gegen ihn kämpfe ich nicht!«

»Nimm dein Schwert!« sagte ich zu Ram und sah mich in der Arena um.

»Ich kämpfe nicht gegen dich«, beharrte er. »Lieber würde ich mich töten lassen.«

»Das würde man sicher gern tun«, sagte ich. »Nimm dein Schwert!«

Ram sah sich ebenfalls auf den Rängen um. »Anscheinend wollen diese Schweine noch mehr Blut fließen sehen«, sagte er.

»Dann wollen wir sie nicht enttäuschen«, meinte ich.

Ram warf mir einen Blick zu und griff dann zur Freude der Menge nach seiner Klinge.