Выбрать главу

»Was für fremde?« fragte Webb scharf.

»Wie, zum Teufel, soll ich das wissen?«

»Wollen Sie damit sagen, daß Sie das nicht interessiert, was ich Ihnen zu sagen habe?«

»Ob es mich interessiert oder nicht, hat überhaupt nichts damit zu tun. Sie stehen auf keiner meinen Listen, und mehr brauche ich nicht zu wissen. Wenn Sie etwas zu sagen haben, dann rufen Sie Ihre autorisierte Kontaktperson an.«

»Das habe ich versucht. Seine Frau hat gesagt, er sei im Fernen Osten.«

»Dann versuchen Sie es in seinem Büro. Jemand dort wird Ihren Fall bearbeiten.«

»Das weiß ich, aber ich bin kein Fall und ich möchte auch nicht bearbeitet werden. Ich möchte mit jemandem reden, den ich kenne. Und Sie kenne ich, Bill. Erinnern Sie sich? In Virginia haben Sie gesagt, daß ich >Bill< zu Ihnen sagen soll. Damals waren Sie mächtig an dem interessiert, was ich zu sagen hatte.«

»Das war damals, nicht jetzt. Hören Sie, Webb, ich kann Ihnen nicht helfen, weil ich Ihnen keinen Rat geben kann. Ganz gleich, was Sie mir sagen, ich kann nicht darauf antworten. Ich bin, was Ihren Status angeht, nicht auf dem laufenden. Schon seit fast einem Jahr nicht mehr. Ihr Kontaktmann ist - man kann ihn erreichen. Rufen Sie noch einmal im Außenministerium an. Ich lege jetzt auf.«

»Medusa«, flüsterte David. »Haben Sie mich gehört, Lanier? Medusa!«

»Medusa - und was noch? Was wollen Sie damit sagen?«

»Ich lasse alles auffliegen, haben Sie das kapiert? Ich lasse diese ganze widerliche Geschichte hochgehen, wenn ich keine Antwort bekomme!«

»Warum lassen Sie Ihren Fall nicht doch bearbeiten?« fragte der Mann vom Geheimdienst kühl. »Oder lassen Sie sich doch in ein Krankenhaus einweisen.« Ein abruptes Klicken war zu hören, und David legte schwitzend auf.

Lanier wußte nichts über Medusa. Wenn er etwas gewußt hätte, wäre er am Apparat geblieben und hätte versucht, mehr zu erfahren, weil Medusa in seiner Bedeutung weit über >Vorschriften< und augenblicklichen Status< hinausging. Aber Lanier war einer der jüngeren Beamten, drei- oder vierunddreißig. Er war sehr intelligent, aber kein alter Fuchs.

Jemand, der ein paar Jahre älter war, hätte wahrscheinlich mit ihm sprechen dürfen, und dann hätte er ihm etwas von dem Bataillon von Renegaten gesagt, das immer noch geheimgehalten wurde. Webb sah sich die Namen auf seiner Liste und die dazugehörigen Telefonnummern an. Dann nahm er den Hörer wieder ab.

»Ja?« Eine Männerstimme.

»Spricht dort Samuel Teasdale?«

»Richtig. Wer sind Sie?«

»Ich bin froh, daß Sie abgehoben haben und nicht Ihre Frau.«

»Wo immer das möglich ist, geschieht das auch«, sagte Teasdale plötzlich vorsichtig. »Nur daß mir die meine nicht mehr zur Verfügung steht. Sie segelt irgendwo in der Karibik mit jemandem, von dem ich nichts wußte. Und jetzt, wo Sie meine Lebensgeschichte kennen, wer, zum Teufel, sind Sie?«

»Jason Borowski, erinnern Sie sich?«

»Webb?«

»An den Namen erinnere ich mich ganz vage«, sagte David.

»Warum rufen Sie mich an?«

»Weil Sie freundlich zu mir waren. In Virginia haben Sie gesagt, ich soll Sam zu Ihnen sagen.«

»Okay, okay, David. Stimmt. Das hab ich gesagt - so nennen mich auch meine Freunde, Sam ...« Teasdale schien etwas verwirrt und suchte nach Worten. »Aber das liegt jetzt fast ein Jahr zurück, und Sie kennen ja die Vorschriften. Man teilt Ihnen jemanden zu, mit dem Sie reden müssen, entweder in der Abteilung oder im Außenministerium. An den sollten Sie sich wenden - der ist auf dem laufenden.«

»Sie nicht, Sam?«

»Was Sie betrifft, nicht. Ich erinnere mich an die Anordnung; man hat sie uns ein paar Wochen, nachdem Sie Virginia verlassen haben, auf die Schreibtische gelegt. Alle Anfragen

bezüglich >besagter Person et cetera et cetera< sollten an Abteilung soundso weitergeleitet werden. >Besagte Person< habe direkten Zugang zu Bevollmächtigten im Ministerium.«

»Die Bevollmächtigten - wenn es solche je gegeben hat - sind abgezogen worden, und mein Kontaktmann ist verschwunden.«

»Kommen Sie«, wandte Teasdale leise und argwöhnisch ein, »das ist doch verrückt. So etwas kann gar nicht passieren.«

»Es ist aber passiert!« schrie Webb. »Meiner Frau ist etwas passiert!«

»Was ist los? Wovon reden Sie?«

»Weg ist sie, Sie Scheißkerl - ihr alle seid Scheißkerle! Ihr habt das zugelassen!« Webb packte sein Handgelenk, das den Hörer hielt, und umklammerte es, so fest er konnte, damit es zu zittern aufhörte. »Ich will Antworten haben, Sam. Ich will wissen, wer den Weg freigemacht hat, wen man umgedreht hat. Ich hab da so eine Idee, wer das ist, aber ich brauche Einzelheiten, um ihn festzunageln - um euch alle festzunageln, wenn ich das muß.«

»Jetzt mal langsam!« unterbrach ihn Teasdale zornig. »Wenn Sie versuchen, mich reinzulegen, dann stellen Sie sich verdammt blöd an! Mich legen Sie nicht aufs Kreuz, Sie Knallknopf. Singen Sie doch einem anderen etwas vor, bloß mir nicht! Ich muß mir das nicht anhören, ich brauche bloß zu melden, daß Sie mich angerufen haben, und das werde ich jetzt gleich tun. Sie haben doch nicht alle Tassen im Schrank - da soll sich mal einer drum kümmern!«

»Medusa!« schrie Webb. »Keiner will etwas über Medusa sagen, wie? Das alles liegt heute noch ganz tief unten in den Safes, wie?«

Diesmal klickte es nicht in der Leitung. Teasdale fegte nicht auf. Statt dessen wurde seine Stimme jetzt ganz ausdruckslos. »Gerüchte«, sagte er, »so wie Hoovers Akten - gerade recht,

darüber ein paar Geschichten zu erzählen nach dem dritten Whisky, aber sonst nichts.«

»Ich bin kein Gerücht, Sam. Ich lebe, ich atme, ich gehe aufs Klo und ich schwitze - so wie jetzt. Das ist kein Gerücht.«

»Sie haben Ihre Probleme gehabt, Davey.«

»Aber ich war dort! Ich habe mit Medusa gekämpft! Es gibt Leute, die sagen, ich sei der Beste gewesen oder der Schlimmste. Deshalb hat man mich ausgewählt, deshalb wurde ich Jason Borowski.«

»Davon habe ich keine Ahnung. Wir haben nie darüber gesprochen, also weiß ich auch nichts davon. Haben wir je darüber gesprochen, Davey?«

»Hören Sie mit diesem blödsinnigen Namen auf. Ich bin nicht Davey.«

»In Virginia waren wir aber >Sam< und >Davey<, erinnern Sie sich nicht?«

»Das hat jetzt nichts zu sagen! Wir haben alle unser Spielchen gemacht. Morris Panov war unser Schiedsrichter, bis Sie eines Tages beschlossen, mir auf die harte Tour zu kommen.«

»Ich hab mich entschuldigt«, sagte Teasdale ruhig. »Wir alle haben mal nicht den besten Tag. Ich hab Ihnen doch erzählt, was mit meiner Frau los ist.«

»Ihre Frau interessiert mich nicht! Mich interessiert meine, und ich lasse Medusa hochgehen, wenn ich keine Antwort bekomme, keine Hilfe!«

»Ich bin ganz sicher, daß Sie alle Hilfe kriegen, die Sie brauchen, wenn Sie einfach Ihren Kontaktmann im Außenministerium anrufen.«

»Er ist nicht da! Er ist weg!«

»Dann fragen Sie nach seinem Stellvertreter. Man wird Ihren Fall bearbeiten.«

»Bearbeiten! Herrgott, was sind Sie eigentlich, ein Roboter?«

»Bloß ein Mann, der versucht, seine Arbeit zu tun, Mr. Webb. Ich fürchte, ich kann jetzt nichts mehr für Sie tun. Gute Nacht.« Wieder das Klicken, und die Leitung war tot.

Wieder einer, dachte David, dem der Schweiß von der Stirn rann, während er die Liste anstarrte. Ein freundlicher Mann, weniger unangenehm als die anderen, ein Mann aus den Südstaaten, dessen gedehnte Redeweise entweder Tarnung für einen schnellen Verstand war, oder einfach seine Art, sich gegen einen Beruf zu wehren, in dem er sich nicht wohl fühlte. Aber für solche Überlegungen war jetzt keine Zeit.