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»Für Echo!« brüllte Borowski aus vollem Hals. »Für die Menschen, die Sie abgeschlachtet haben! Für den Lehrer an dem Seil, den Sie hingemetzelt haben! Für die Frau, die Sie nicht aufhalten konnten - o Gott! Für jene zwei Brüder, aber ganz besonders für Echo, du Scheißkerl!« Ein kurzer Feuerstoß zuckte aus seiner Maschinenpistole - und verstummte dann, und so sehr er auch auf den Abzug drückte, kein Schuß wollte sich mehr lösen! Der Abzug hatte sich verklemmt! Verklemmt! Und Sheng wußte das; er richtete seine Waffe langsam auf Jason, während der die seine wegwarf und auf den Killer zuhetzte. Sheng feuerte, als Delta sich instinktiv nach rechts warf, das Messer aus dem Gürtel riß, vom Boden abfederte, die Richtung wechselte und sich abrupt auf Sheng stürzte. Das Messer fand sein Ziel, und der Mann von Medusa riß dem Fanatiker die Brust auf. Der Mann, der Hunderte getötet hatte und Millionen töten wollte, war tot.

Kein Laut drang an sein Ohr; es war, als schwebte er im Nichts, als wäre die Zeit stehengeblieben. Die Streife war jetzt aus dem Wald herausgerannt, Feuerstöße hallten durch die Nacht ... Und jetzt waren hinter dem Hubschrauber ebenfalls Schüsse zu hören - Wong hatte den Aktenkoffer geöffnet und gefunden, was er brauchte. Zwei Soldaten der Streife stürzten zu Boden, die restlichen vier ließen sich fallen; einer kroch zum Wald zurück; er schrie etwas. Das Funkgerät! Er nahm mit ändern Männern Verbindung auf, weiteren Soldaten! Wie weit waren sie entfernt? Wie nahe?

Prioritäten! Borowski rannte hinter den Hubschrauber zu Wong hinüber, der am Waldrand neben einem Baum kauerte. »Da drinnen ist noch eine!« flüsterte der. »Geben Sie sie mir.«

»Sparen Sie mit Munition«, sagte Wong. »Es ist nicht mehr viel da.«

»Das weiß ich. Bleiben Sie hier und sorgen Sie dafür, daß die nicht hochkommen, schießen Sie ganz flach über den Boden.«

»Wo gehen Sie hin, Sir?«

»Ich schlage einen Bogen zwischen den Bäumen.«

»Das hätte mir der Franzose jetzt auch befohlen.«

»Er hätte recht gehabt. Er hatte immer recht.« Jason stürzte sich in den Wald hinein, das blutige Messer im Gürtel; seine Lungen drohten zu platzen, die Beine versagten ihm fast den

Dienst, und seine Augen spähten in die nächtliche Dunkelheit. Er arbeitete sich, so gut er konnte, durch das dichte Laub, bemüht, möglichst wenig Geräusche zu erzeugen.

Ein Knacken! Zweige auf dem Boden, auf die jemand getreten war! Er sah die schemenhafte Silhouette einer Gestalt, die auf ihn zukam, und duckte sich hinter einen Baumstamm. Er wußte, wer das war - der Offizier mit dem Funkgerät, der Killer aus dem Vogelreservat von Beijing, ein erfahrener Nahkämpfer: Er suchte die Flanken. Was ihm fehlte, war Guerillaausbildung, und dieses Manko würde ihn das Leben kosten. Man trat im Wald nicht auf Zweige, die abbrechen konnten.

Jetzt schlich der Offizier geduckt an ihm vorbei. Jason sprang vor, sein linker Arm umschlang den Hals des Mannes, die Waffe, die er in der Hand hielt, schmetterte gegen den Schädel des Soldaten, und dann war wieder sein Messer an der Reihe. Borowski kniete über der Leiche nieder, steckte seine Waffe in den Gürtel und nahm dem Offizier die Maschinenpistole weg. Er fand zwei weitere Ladestreifen; jetzt standen seine Chancen besser. Es war sogar möglich, daß sie lebend hier herauskamen. Lebte McAllister noch? Oder hatte ein frustrierter Bürokrat für einen Augenblick im Rampenlicht mit ewiger Dunkelheit bezahlt? Prioritäten!

Er eilte um die Wiese herum bis zu der Stelle, wo er beim erstenmal auf die Wiese eingedrungen war. Wongs sporadische Schüsse sorgten dafür, daß die drei übriggebliebenen Männer von Shengs Elitestreife dort blieben, wo sie waren. Plötzlich veranlaßte ihn etwas, sich umzudrehen - ein Summen in der Ferne, ein heller Punkt, ckr ihm aufgefallen war. Und es war beides! Das Geräusch kam von einem auf hohen Touren laufenden Motor, der Lichtpunkt war ein Scheinwerferbalken, der den Nachthimmel absuchte. Über den Baumwipfeln unter sich konnte er ein Fahrzeug ausmachen - ein Lkw - mit einem Scheinwerfer, der auf der Ladepritsche angebracht war und von einer geübten Hand bedient wurde. Jetzt bog der Lkw von der

Straße ab, das hohe Gras verdeckte ihn teilweise, nur noch der helle Scheinwerferbalken blieb sichtbar, und bewegte sich immer schneller auf den Hügel zu, war jetzt noch höchstens zweihundert Meter unter ihm. Prioritäten. Er mußte sich bewegen!

»Nicht schießen!« brüllte Borowski und rannte los. Die drei Offiziere fuhren herum, und ihre Maschinenpistolen übersäten die Stelle, von der die Stimme gekommen war, mit einem Kugelhagel.

Der Mann von Medusa trat hervor. Es war in wenigen Sekunden vorbei: Ein einziger Feuerstoß aus seiner

Maschinenpistole mähte die drei Chinesen nieder.

»Wong!« schrie er und rannte auf die Wiese hinaus. »Los, kommen Sie mit!« Sekunden später war er bei McAllister und Sheng. Jason beugte sich über den Analytiker, der beide Arme bewegte, die rechte Hand ausgestreckt hatte und verzweifelt nach etwas griff. »Mac, können Sie mich hören?«

»Die Akte!« flüsterte der Staatssekretär. »Holen Sie bitte die

Akte!«

»Was -?« Borowski sah zu der Leiche Sheng Chou Yangs hinüber und erblickte im schwachen Mondlicht das allerletzte, was er je zu sehen geglaubt hätte. Es war Shengs schwarzgeränderte Akte, eines der geheimsten, explosivsten Dokumente auf Erden. »Herr im Himmel!« sagte Jason leise und griff danach. »Hören Sie mir zu, Analytiker!« Borowski hob die Stimme, als Wong zu ihnen trat. »Wir müssen Sie jetzt bewegen, und das wird vielleicht weh tun, aber wir haben keine Wahl!« Er blickte zu Wong auf und fuhr fort: »Eine weitere Streife ist hierher unterwegs und rückt näher. Das ist ein Reservetrupp, der meiner Schätzung nach in zwei Minuten hier auftauchen wird. Beißen Sie jetzt die Zähne zusammen, Herr Staatssekretär. Es geht tos!«

Gemeinsam schleppten Jason und Wong McAllister zum Hubschrauber.

Plötzlich schrie Borowski auf: »Herrgott, warten Sie! .. Nein, gehen Sie weiter. Sie tragen ihn allein«, rief er dem V-Mann zu. »Ich muß noch einmal zurück!«

»Warum?« flüsterte der Staatssekretär gequält.

»Was machen Sie, Sir?« schrie Wong.

»Nahrung für revisionistische Gedanken!« schrie Jason geheimnisvoll und rannte zu Sheng Chou Yangs Leiche zurück. Als er sie erreicht hatte, bückte er sich und schob dem Toten einen flachen Gegenstand unter das Jackett. Dann richtete er sich auf und rannte zu dem Hubschrauber zurück, während Wong den Staatssekretär vorsichtig über zwei Sitze drapierte. Borowski sprang nach vorne, zog das Messer heraus, durchschnitt die Fesseln des Piloten und anschließend das Tuch, das er ihm über den Mund gebunden hatte. Der Pilot rang nach Luft und fing zu husten an, aber ehe der Anfall vorüber war, erteilte Jason bereits seine Befehle.

»Kai feiji ba!« schrie er.

»Sie können englisch sprechen«, keuchte der Pilot. »Ich spreche es fließend. Das war Bedingung.«

»Starten, Scheißkerl! Sofort!«

Der Pilot kippte ein paar Schalter um und ließ die Rotoren an, als ein Schwärm Soldaten, die man in den Scheinwerfern des Helikopters jetzt deutlich sehen konnte, auf die Wiese hinausstürzte. Die neue Streife sah sofort die fünf toten Männer von Shengs Elitegarde. Der ganze Trupp eröffnete das Feuer auf die sich langsam in den Himmel erhebende Maschine.

»Machen Sie, daß Sie hier sofort wegkommen!« brüllte Jason.