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Chap kehrte zurück und starrte Wes an, als könnten dessen Augenbrauen und Falten eine wichtige Botschaft übermitteln. Während er noch zögerte, ergriff Trevor das Wort.»Ich finde, das ist eine Million wert«, sagte er.»Das könnte mein letzter Fall sein. Ich soll vertrauliche Informationen über einen Mandanten preisgeben — für einen Anwalt eine ziemlich ungeheuerliche Sache. Das kann mich ganz schnell meine Zulassung kosten.«

Wes und Chap ließen es dahingestellt sein, ob das ein großer Verlust wäre. Bei einer Diskussion über den Wert seiner Anwaltszulassung konnte nichts Gutes herauskommen.

«Unser Klient ist bereit, eine Million Dollar zu zahlen«, sagte Chap.

Trevor lachte. Er konnte nicht anders. Er lachte, als hätte er gerade einen unglaublich komischen Witz gehört, und im Haus gegenüber lachte man, weil Trevor lachte.

Trevor fasste sich wieder. Er unterdrückte das Lachen, doch ein Grinsen blieb auf seinem Gesicht. Eine Million. In bar. Steuerfrei. Auf einem Auslandskonto, bei einer anderen Bank natürlich, sicher vor dem Zugriff des Finanzamts und aller anderen amerikanischen Behörden.

Dann setzte er ein anwaltsgerechtes Stirnrunzeln auf. Es war ihm ein wenig peinlich, dass er so unprofessionell reagiert hatte. Er wollte gerade etwas Bedeutsames sagen, als jemand an das Fenster

der Vordertür klopfte.»Ach ja«, sagte er,»das wird wohl der Cafe latte sein.«

«Sie muss verschwinden«, sagte Chap.

«Ich werde sie heimschicken«, sagte Trevor und erhob sich. Ihm war ein bisschen schwindlig.

«Nein. Sie muss ganz verschwinden. Schmeißen Sie sie raus.«

«Wie viel weiß sie?«fragte Wes.

«Sie ist dumm wie Bohnenstroh«, sagte Trevor fröhlich.

«Das ist ein Bestandteil unserer Abmachung«, sagte Chap.»Sie muss verschwinden, und zwar sofort. Wir haben eine Menge zu besprechen, und sie darf nichts davon wissen.«

Das Klopfen wurde lauter. Jan hatte die Tür aufgeschlossen, konnte sie aber wegen der Sicherheitskette nicht öffnen.»Trevor! Ich bin's!«rief sie durch den Spalt.

Trevor ging langsam zur Tür, kratzte sich am Kopf und suchte nach der richtigen Formulierung. Als er sie durch das Fenster in der Tür ansah, machte er ein sehr verwirrtes Gesicht.

«Machen Sie auf«, fuhr sie ihn an.»Der Kaffee ist heiß.«

«Gehen Sie nach Hause«, sagte er.

«Warum?«

«Warum?«

«Ja, warum?«

«Weil, äh…«Ihm fiel nichts ein. Dann dachte er an das Geld. Ihre Entlassung war eine der Bedingungen.»Sie sind gefeuert«, sagte er.

«Was?«

«Sie sind gefeuert!«rief er so laut, dass seine neuen Freunde es hören konnten.

«Sie können mich nicht feuern! Sie schulden mir zu viel Geld!«

«Ich schulde Ihnen gar nichts.«

«Sie schulden mir noch tausend Dollar Gehalt!«

Ihre Stimmen hallten in der ruhigen Straße wider. Die Spiegelfolie an den Fenstern des Hauses gegenüber verbarg die Gesichter der Zuschauer.

«Sie sind verrückt!«rief Trevor.»Ich schulde Ihnen keinen Cent!«

«Tausendvierzig Dollar, um genau zu sein.«

«Sie haben nicht alle Tassen im Schrank.«

«Sie Schwein! Acht Jahre hab ich's bei Ihnen ausgehalten! Sie haben mir einen Hungerlohn gezahlt, und jetzt, wo Sie endlich einen großen Fall kriegen, wollen Sie mich entlassen. So ist es doch, oder, Trevor?«

«So ungefähr. Und jetzt verschwinden Sie!«»Machen Sie die Tür auf, Sie mieser Feigling!«

«Hauen Sie ab, Jan!«

«Erst wenn ich meine Sachen habe!«

«Die können Sie sich morgen abholen. Ich habe jetzt eine Besprechung mit Mr. Newman. «Trevor drehte sich um. Als sie sah, dass er keine Anstalten machte, die Tür zu öffnen, verlor sie den letzten Rest ihrer Fassung.»Schwein!«schrie sie noch lauter und warf den Caffe latte gegen die Tür. Das dünne Glas des Fensters zerbrach nicht, und die braune Flüssigkeit rann daran herab.

Obgleich er hinter der Tür geschützt war, zuckte Trevor zurück und sah entsetzt, wie die Frau, die er so gut kannte, den Verstand verlor. Fluchend und mit hochrotem Kopf stürmte sie davon. Nach einigen Schritten fiel ihr Blick auf einen großen Stein. Er war von einem Landschaftsgärtner, den Trevor vor langer, langer Zeit auf ihr Drängen mit der sehr preisgünstigen Verschönerung des Vorgartens beauftragt hatte, dort platziert worden. Sie packte den Stein, biss die Zähne zusammen, stieß noch ein paar Flüche aus und schleuderte ihn gegen die Tür.

Wes und Chap hatten sich bislang auf bewundernswerte Weise beherrscht, doch als der Stein durch das Fenster krachte, lachten sie laut auf. Trevor rief:»Verdammte Schnepfe!«Wieder mussten sie lachen. Sie vermieden es, einander anzusehen, und gaben sich redlich Mühe, einen unbeteiligten Eindruck zu machen.

Es wurde still, und im Empfangsbereich kehrte wieder Frieden ein. Unversehrt und ohne sichtbare Verletzungen erschien Trevor in der Tür seines Büros.»Tut mir leid«, sagte er leise und ging zu seinem Drehsessel.

«Alles in Ordnung?«fragte Chap.

«Ja. Kein Problem. Wie war's mit Filterkaffee?«fragte er Wes.

«Bemühen Sie sich nicht.«

Die Einzelheiten wurden während des Mittagessens ausgehandelt, das sie — darauf bestand Trevor — in Pete's Bar and Grill einnahmen. Sie setzten sich an einen Tisch im hinteren Teil des Restaurants, in der Nähe der Flipper-Automaten. Wes und Chap waren darauf bedacht, nicht belauscht zu werden, merkten jedoch bald, dass niemand es versuchte, weil niemand zu Pete's kam, um über Geschäftliches zu sprechen.

Trevor aß Pommes frites und trank drei Flaschen Bier. Das Mittagessen der beiden anderen bestand aus Burgern und Limonade.

Trevor wollte das Geld haben, bevor er seinen Mandanten verriet. Man kam überein, dass er am Nachmittag 100000 Dollar in bar erhalten würde — der Rest sollte unverzüglich telegrafisch angewiesen werden. Trevor wollte das Geld zu einer anderen Bank transferiert haben, doch sie bestanden darauf, dass er sein Konto bei der Geneva Trust Bank in Nassau behielt, und versicherten ihm, es sei ihnen lediglich gelungen, eine Auskunft über die Höhe seines Guthabens zu bekommen — jeder Zugang zu seinem Konto sei ihnen selbstverständlich verwehrt. Außerdem werde das Geld am späten Nachmittag dort eintreffen; dagegen werde es, wenn er die Bank wechsle, ein bis zwei Tage länger dauern. Beiden Seiten war sehr daran gelegen, das Geschäft so schnell wie möglich abzuwickeln: Wes und Chap wollten ihren Klienten beschützen, und Trevor wollte das Geld. Nach drei Bieren war er in Gedanken bereits dabei, es auszugeben. Chap machte sich auf den Weg, um das Geld zu besorgen. Die beiden anderen stiegen, nachdem Trevor noch eine Flasche Bier zum

Mitnehmen bestellt hatte, in Wes' Wagen und fuhren ein wenig in der Gegend herum. Chap wollte sich mit ihnen an einem bestimmten Ort treffen und Trevor das Geld übergeben. Während sie auf der A1A am Strand entlang in Richtung Süden fuhren, begann Trevor ein Gespräch.

«Ist das nicht erstaunlich?«sagte er. Sein Kopf lehnte an der Kopfstütze, die Augen hinter einer billigen Sonnenbrille verborgen.

«Was ist erstaunlich?«

«Welche Risiken manche Leute eingehen. Ihr Klient, zum Beispiel. Ein reicher Mann. Er hat offenbar so viel Geld, dass er jeden hübschen Jungen haben könnte, der ihm gefällt, und doch reagiert er auf eine Kleinanzeige und schreibt einem vollkommen Unbekannten.«

«Ich verstehe das auch nicht«, sagte Wes. Für einen Augenblick waren die beiden Heteros Verbündete.»Aber es gehört nicht zu meinem Job, Fragen zu stellen.«

«Es muss wohl der Reiz des Unbekannten sein«, sagte Trevor und trank einen Schluck aus der Flasche.

«Ja, wahrscheinlich. Wer ist Ricky?«