Выбрать главу

«Gibt es noch einen anderen Kontaktmann außerhalb des Gefängnisses?«

«Aber nein«, sagte Trevor eitel.»Ich brauche keine Hilfe. Je weniger Leute beteiligt sind, desto besser funktioniert die Sache.«

«Sehr schlau«, sagte Wes abermals.

Trevor lehnte sich noch weiter in seinem Sessel zurück. Von der Decke über ihm blätterte die Farbe ab — sie hätte dringend neu gestrichen werden müssen. Vor ein paar Tagen hätte ihm das vielleicht noch Sorgen gemacht, doch jetzt wusste er, dass sie nie gestrichen werden würde, jedenfalls nicht, wenn er die Rechnung bezahlen sollte. Sobald Wes und Chap mit den Richtern fertig wären, also sehr

bald schon, würde er diese Kanzlei aufgeben, seine Akten und Unterlagen in Kartons verpacken — aus Gründen übrigens, die ihm selbst nicht ganz klar waren — und seine unbenutzten und veralteten Fachbücher verschenken. Er würde einen jungen Anwalt finden, der frisch von der Uni kam und hoffte, bei Gericht ein paar kleine Fälle zu ergattern, und ihm das Mobiliar und den Computer zu einem sehr günstigen Preis verkaufen. Und wenn das alles erledigt war, würde er, Rechtsanwalt L. Trevor Carson, seine Kanzlei verlassen, ohne sich noch einmal umzusehen.

Das würde ein herrlicher Tag sein!

Chap riss ihn mit einer Tüte Tacos und ein paar Dosen Limonade aus seinem Tagtraum. Über die Mittagspause war noch gar nicht gesprochen worden, und Trevor hatte bereits mehrmals auf die Uhr gesehen und freute sich schon auf ein weiteres ausgedehntes Mahl bei Pete's. Nun nahm er grummelnd ein Taco. Er brauchte einen Drink.

«Ich glaube, es ist besser, in der Mittagspause keinen Alkohol zu trinken «, sagte Chap, als sie an Trevors Schreibtisch saßen und versuchten, nicht alles mit Hackfleisch und schwarzen Bohnen Vollzukleckern.

«Das können Sie machen, wie Sie wollen«, sagte Trevor.

«Ich habe Sie gemeint«, erwiderte Chap.»Jedenfalls die nächsten dreißig Tage.«

«Das gehörte aber nicht zu unserer Abmachung.«

«Jetzt gehört es dazu. Sie müssen nüchtern und hellwach sein.«

«Warum?«

«Weil unser Klient es so will. Und er ist derjenige, der Ihnen eine Million Dollar zahlt.«

«Will er auch, dass ich mir zweimal am Tag die Zähne putze und meinen Spinat esse?«

«Ich werde ihn fragen.«

«Dann können Sie ihm auch gleich sagen, dass er mich am Arsch lecken kann.«

«Nun mal langsam, Trevor«, sagte Wes.»Trinken Sie einfach mal ein bisschen weniger. Das wird Ihnen gut tun.«

Das Geld hatte ihn befreit, doch diese beiden begannen ihn einzuengen. Sie hatten jetzt vierundzwanzig Stunden zusammen verbracht, und sie machten keine Anstalten zu gehen. Im Gegenteiclass="underline" Sie schienen hier einziehen zu wollen.

Chap machte sich früh auf den Weg, um die Post abzuholen. Sie hatten Trevor davon überzeugt, dass er sehr nachlässig gewesen sei und sie ihn darum sehr leicht gefunden hätten. Und wenn da draußen nun noch andere Opfer der Erpressung lauerten? Trevor hatte kaum Probleme gehabt, die Inhaber der Postfächer herauszufinden. Warum sollten andere nicht dasselbe tun und den Inhaber der Postfächer von Aladdin North und Laurel Ridge herausfinden? Von nun an würden Wes und Chap abwechselnd die Post abholen. Sie würden Umwege machen, die Postämter zu unterschiedlichen Zeiten aufsuchen und sich verkleiden — wie im Kriminalfilm. Trevor war schließlich einverstanden. Die beiden schienen sich auszukennen.

Im Postamt von Neptune Beach warteten vier Briefe an Ricky und in Atlantic Beach waren zwei Briefe für Percy. Chap holte sie ab, beschattet von einem Team, das auf Leute achtete, die ihn möglicherweise beobachteten. Die Briefe wurden zu dem gemieteten Haus gebracht, geöffnet, kopiert

und dann wieder verschlossen.

Die Kopien wurden von Agenten, die sich danach sehnten, etwas zu tun zu haben, gelesen und analysiert. Auch Klockner las die Briefe. Von den sechs Namen waren ihnen fünf bereits bekannt. Die Absender waren allesamt einsame Männer mittleren Alters, die den Mut aufzubringen versuchten, den nächsten Schritt zu tun. Keiner von ihnen machte einen besonders draufgängerischen Eindruck.

An einer weiß gestrichenen Wand eines Schlafzimmers des Hauses hatte man mit Reißzwecken eine Landkarte der Vereinigten Staaten befestigt. Rote Fähnchen markierten die Wohnorte von Rickys Brieffreunden, grüne die der Männer, die sich für Percy interessierten. Ihre Namen standen auf Aufklebern, die unter den Fähnchen befestigt waren.

Das Netz wurde immer größer. Dreiundzwanzig Männer schrieben Briefe an Ricky, achtzehn an Percy. Sie stammten aus insgesamt dreißig Bundesstaaten. Mit jeder Woche verfeinerten die Richter ihre Methode. Soviel Klockner wusste, erschienen ihre Kleinanzeigen inzwischen in drei verschiedenen Magazinen. Sie hielten sich an ihr Schema und wussten gewöhnlich nach dem dritten Brief, ob ihr Opfer Geld hatte und verheiratet war.

Es war faszinierend, diesem Spiel zuzusehen, und jetzt, da man sich Trevors Mitarbeit gesichert hatte, ging jeder Brief durch die Hände der CIA-Agenten.

Der Inhalt der heutigen Post wurde auf zwei Seiten zusammengefasst. Diese wurden per Kurier nach Langley geschickt und lagen Deville noch am selben Abend um sieben Uhr vor.

Der erste Anruf des Nachmittags kam um zehn nach drei, als Chap gerade die Fenster putzte. Wes war noch immer im Büro und stellte Trevor eine Frage nach der anderen. Trevor war müde. Er brauchte seinen Mittagsschlaf, und vor allem brauchte er einen Drink.

«Anwaltskanzlei«, sagte Chap.

«Spreche ich mit Trevors Büro?«fragte der Anrufer.

«Ja. Wer ist dort?«

«Wer sind Sie?«

«Ich bin Chap, der neue Anwaltsgehilfe.«

«Was ist aus der Sekretärin geworden?«

«Sie arbeitet nicht mehr hier. Was kann ich für Sie tun?«

«Hier ist Joe Roy Spicer. Ich bin ein Mandant von Trevor und rufe aus Trumble an.«

«Von wo?«

«Trumble. Das ist ein Bundesgefängnis. Kann ich mit Trevor sprechen?«

«Nein, Sir. Er ist in Washington und wird voraussichtlich erst in ein paar Stunden zurück sein.«

«Gut. Sagen Sie ihm, ich rufe um fünf noch mal an.«

«Ja, Sir.«

Chap legte auf und atmete tief durch. Klockner im Haus gegenüber tat dasselbe. Die CIA hatte soeben den ersten direkten Kontakt mit einem Mitglied der Bruderschaft gehabt.

Der zweite Anruf kam um Punkt fünf Uhr. Chap nahm ihn entgegen und erkannte die Stimme sogleich. Trevor wartete in seinem Büro.»Hallo?«

«Trevor? Hier ist Joe Roy Spicer.«

«Hallo, Richter.«

«Was hast du in Washington rausgefunden?«

«Wir arbeiten noch daran. Es wird nicht leicht werden, aber wir finden ihn schon noch.«

Es trat eine lange Pause ein. Trevor hatte den Eindruck, dass Spicer diese Nachricht nicht gefiel und er nicht wusste, wie viel er sagen konnte.»Kommst du morgen?«

«Ja, um drei Uhr.«

«Bring fünftausend Dollar in bar mit.«

«Fünftausend Dollar?«

«Du hast mich verstanden. Bring das Geld mit. Aber nur Zwanziger und Fünfziger.«

«Was wollt ihr-«

«Stell keine dummen Fragen, Trevor. Bring das Geld mit. Steck es mit den anderen Briefen in den Umschlag. Es ist ja nicht das erste Mal.«

«Na gut.«

Ohne ein weiteres Wort legte Spicer auf. Trevor erklärte den anderen beiden eine Stunde lang die Gepflogenheiten in Trumble. Bargeld war verboten. Jeder Häftling hatte eine Arbeit, und sein Lohn wurde ihm auf einem Konto gutgeschrieben. Ausgaben für Ferngespräche, Artikel aus dem Gefängnisladen, Kopien und Briefmarken wurden von diesem Konto abgebucht.