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«Ich weiß es nicht mehr.«

«Und du bist ganz sicher, dass du wirklich in Washington warst?«

«Natürlich war ich in Washington«, sagte Trevor, aber die Lüge ließ seine Stimme ein wenig zittern. Er hatte sich nicht vorbereitet, und seine Ausreden brachen schneller in sich zusammen, als er sie erfinden konnte.

«Du weißt die Flugnummer nicht, du hast vergessen, wie das Hotel heißt, in dem du abgestiegen bist, und du kannst dich nicht an den Namen des Detektivs erinnern, mit dem du zwei Tage lang zusammen warst. Du hältst mich anscheinend für ziemlich dumm.«

Trevor gab keine Antwort. Er dachte an das Mikrofon in seinem Aktenkoffer und daran, was für ein Glück es war, dass der Koffer vor der Tür stand. Dieser Wortwechsel war etwas, das Wes und Chap lieber nicht hören sollten.

«Du hast getrunken, stimmt's?«sagte Spicer angriffslustig.

«Ja«, antwortete Trevor. Das war zur Abwechslung mal nicht gelogen.»Ich hab mir unterwegs eine Dose Bier gekauft.«

«Oder zwei.«

«Ja, zwei.«

Spicer stützte die Ellbogen auf den Tisch und beugte sich vor, bis sein Kopf über der Mitte des Tisches war.»Ich hab schlechte Nachrichten für dich, Trevor. Du bist gefeuert.«

«Was?«»Entlassen. Rausgeschmissen. Weg vom Fenster.«

«Du kannst mich nicht feuern.«

«Ich hab's gerade getan. Gemäß einer einstimmigen Entscheidung der Bruderschaft. Wir werden den Direktor davon in Kenntnis setzen, damit dein Name von der Anwaltsliste gestrichen wird. Das ist dein letzter Besuch, Trevor.«

«Aber warum?«

«Weil du lügst, weil du trinkst, weil du unzuverlässig bist, weil deine Mandanten dir nicht mehr vertrauen.«

Das entsprach den Tatsachen, doch es traf Trevor hart. Er war nie auf den Gedanken gekommen, sie könnten den Mut haben, ihn zu feuern. Er biss die Zähne zusammen und sagte:»Und was ist mit unserem kleinen Geschäft?«

«Wir machen einen sauberen Schnitt. Du behältst dein Geld, und wir behalten unseres.«

«Und wer soll euer Verbindungsmann draußen sein?«

«Das lass unsere Sorge sein. Du kannst jetzt wieder einem ehrbaren Beruf nachgehen, wenn du dazu imstande bist.«

«Was weißt du von einem ehrbaren Beruf, Joe Roy?«

«Geh einfach, Trevor. Steh auf und verschwinde! Hat mich sehr gefreut.«

«Na gut«, murmelte er. Seine Gedanken waren ein einziges Durcheinander, doch zwei schoben sich in den Vordergrund. Erstens: Spicer hatte diesmal, zum ersten Mal in vielen Wochen, keine Briefe mitgebracht. Zweitens: Wozu brauchten sie die 5000 Dollar? Wahrscheinlich war es das Bestechungsgeld für ihren neuen Anwalt. Sie hatten diesen Überraschungsangriff gut geplant. In dieser Hinsicht waren sie immer im Vorteil — sie hatten so viel Zeit. Drei hochintelligente Männer, die jede Menge Zeit hatten. Es war einfach nicht gerecht.

Sein Stolz gebot ihm aufzustehen. Er streckte die Hand aus und sagte:»Tut mir Leid, dass es so gekommen ist.«

Spicer schüttelte ihm widerwillig die Hand. Am liebsten hätte er gesagt: Mach, dass du rauskommst.

Als sie einander zum letzten Mal ins Auge sahen, sagte Trevor beinahe im Flüsterton:»Konyers ist euer Mann, Sehr reich. Sehr mächtig. Er weiß von euch.«

Spicer sprang auf wie eine Katze. Ihre Gesichter waren nur Zentimeter voneinander entfernt. Er flüsterte:»Lässt er dich beobachten?«

Trevor nickte und zwinkerte ihm zu. Dann öffnete er die Tür. Ohne ein Wort an Link nahm er den Aktenkoffer. Was hätte er dem Wärter auch sagen sollen? Tut mir leid, alter Freund, aber mit den 1000 Dollar, die du jeden Monat unter der Hand kriegen solltest, ist es jetzt vorbei. Das findest du schade? Dann frag doch mal Joe Roy Spicer nach den Gründen.

Aber er sagte nichts. Er war verwirrt, ihm schwindelte beinahe, und der Alkohol war keine große Hilfe. Was sollte er Wes und Chap sagen? Das war die Frage, die ihn im Augenblick am meisten beschäftigte. Sie würden ihm zusetzen, sobald sie ihn zu fassen bekamen.

Wie immer, aber nun zum letzten Mal, verabschiedete er sich von Link und dann von Vince, Mackey und Rufus am Empfang und trat hinaus in die glühende Sonne.

Wes und Chap hatten ihren Wagen drei Parklücken von seinem Käfer entfernt geparkt. Sie wollten mit ihm reden, gingen aber kein Risiko ein. Trevor beachtete sie nicht, warf den Aktenkoffer auf den Beifahrersitz und setzte sich ans Steuer. Die beiden anderen Wagen folgten ihm auf der Landstraße nach Jacksonville.

Ihre Entscheidung, sich von Trevor zu trennen, war nach sorgfältigsten Erwägungen gefällt worden. Sie hatten sich stundenlang in ihrem kleinen Zimmer verkrochen und die Konyers-Unterlagen studiert, bis sie jeden Brief auswendig kannten. Sie hatten zu dritt Runde um Runde um die Aschenbahn gedreht und ein Szenario nach dem anderen entworfen. Sie hatten gemeinsam gegessen und Karten gespielt und die ganze Zeit im Flüsterton Theorien darüber entwickelt, wer ihre Post überwachte.

Trevor war der nächstliegende Schuldige und der Einzige, über den sie verfügen konnten. Wenn ihre Opfer nachlässig wurden, dann konnten sie, die Richter, nichts daran ändern. Doch wenn ihr Anwalt zu leichtsinnig war, mussten sie ihm das Mandat entziehen. Er war ohnehin kein Mensch, der viel Vertrauen verdiente. Wie viele gute, viel beschäftigte Anwälte wären wohl bereit, für eine Erpressung schwuler Männer ihre Karriere aufs Spiel zu setzen?

Der einzige Grund, warum sie zögerten, Trevor einen Tritt in den Hintern zu geben, war die Angst, er könnte ihnen ihr Geld stehlen. Wenn er das tat, würden sie ihn nicht daran hindern können, doch sie waren bereit, dieses Risiko einzugehen, denn Aaron Lake versprach einen höheren Ertrag. Sie hatten das Gefühl, dass sie Trevor ausbooten mussten, um an Lake heranzukommen.

Spicer erzählte ihnen von seinem Gespräch mit dem Anwalt. Trevors geflüsterte Warnung verblüffte sie. Konyers ließ Trevor beschatten. Konyers wusste von der Bruderschaft. Hieß das, dass Lake ebenfalls Bescheid wusste? Wer war Konyers in Wirklichkeit? Warum hatte Trevor geflüstert, und warum hatte er seinen Aktenkoffer vor die Tür gestellt?

Mit einer Gründlichkeit, zu der nur drei gelangweilte Richter imstande waren, gingen sie diesen und zahllosen weiteren Fragen auf den Grund. Und dann entwarfen sie ihre Strategie. Trevor stand in seiner neuerdings sauberen, blitzenden Küche und kochte Kaffee, als Wes und Chap leise eintraten, um ihn zu verhören.

«Was war los?«fragte Wes. Die beiden runzelten die Stirn und machten einen ziemlich besorgten Eindruck.

«Was meinen Sie damit?«antwortete Trevor, als wäre alles in schönster Ordnung.

«Was war mit dem Mikro?«

«Ach, das. Der Wärter hat den Koffer mitgenommen und draußen abgestellt.«

Sie sahen sich stirnrunzelnd an. Trevor goss das Wasser in die Kaffeemaschine. Die Tatsache, dass es bereits fünf Uhr war und Trevor Kaffee kochte, entging den Agenten nicht.

«Warum hat er das getan?«

«Eine Routinesache. Ungefähr einmal im Monat behält der Wärter den Koffer während des Besuchs.«»Hat er ihn durchsucht?«

Trevor sah zu, wie der Kaffee durch den Filter lief. Absolut kein Grund zur Unruhe.»Er hat wie immer einen kurzen Blick hineingeworfen — wahrscheinlich hat er nicht mal richtig hingesehen. Dann hat er die Briefe an Spicer herausgenommen und den Koffer vor die Tür gestellt. Das Mikro hat er nicht bemerkt.«

«Sind ihm die dicken Briefumschläge aufgefallen?«

«Natürlich nicht. Nur keine Aufregung.«

«Und das Gespräch lief gut?«

«Es war alles wie immer, nur dass Spicer keine Briefe für mich hatte. Das ist in letzter Zeit ein bisschen ungewöhnlich, aber es kommt vor. Ich fahre in zwei Tagen wieder hin, und dann wird er mir ein Bündel Briefe übergeben, und der Wärter wird den Aktenkoffer nicht mal anrühren. Sie werden jedes Wort hören. Wollen Sie einen Kaffee?«

Die beiden entspannten sich.»Danke, aber wir gehen jetzt lieber«, sagte Chap. Sie hatten Berichte zu schreiben und Fragen zu beantworten. Als sie zur Tür gingen, hielt Trevor sie auf.