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Es war durchaus möglich, dass er sich gestern Abend allein, zu Hause, betrunken hatte. Sie wussten, dass er nicht bei Pete's, sondern in einem Einkaufszentrum gewesen und anscheinend nüchtern nach Hause gekommen war.

«Vielleicht schläft er noch«, sagte Klockner. Er war nicht sonderlich beunruhigt.»Wo ist sein Wagen?«

«In der Einfahrt.«

Um neun klopften Wes und Chap an Trevors Tür und öffneten sie, als drinnen alles ruhig blieb, mit ihrem eigenen Schlüssel. Als sie meldeten, Trevor sei verschwunden und sein Wagen sei unbenutzt, setzten sich die andere Agenten in Bewegung. Klockner geriet nicht in Panik. Er — schickte seine Leute an den Strand, zu den Cafes in der Nähe des Sea Turtle, ja sogar zu Pete's Bar and Grill, das; um diese Zeit noch gar nicht geöffnet hatte. Zu Fuß und mit ihren Wagen suchten sie die Umgebung von Trevors; Haus und seiner Kanzlei ab — ohne Ergebnis.

Um zehn benachrichtigte Klockner Deville in Langley davon, dass der Anwalt verschwunden sei.

Jeder Flug nach Nassau wurde überprüft, doch Trevor Carson war wie vom Erdboden verschluckt. Deville konnte den Kontaktmann bei der Passkontrolle auf den Bahamas; nicht erreichen, ebenso wenig wie den Bankangestellten, den die CIA bestochen hatte.

Teddy Maynard war mitten in einer Besprechung über nordkoreanische Truppenbewegungen, als er die dringende Nachricht erhielt, Trevor Carson, der trunksüchtige Anwalt aus Neptune Beach, Florida, sei verschwunden.

«Wie könnt ihr einen Idioten wie ihn entwischen lassen?«fuhr Teddy Deville in einer seltenen Anwandlung voll Zorn an.

«Ich weiß es nicht.«»Das ist doch nicht zu glauben!«»Es tut mir Leid.«

Teddy verlagerte sein Gewicht und verzog vor Schmerz das Gesicht.»Findet ihn, verdammt!«zischte er.

Das Flugzeug war eine zweimotorige Beech Baron, die einigen Ärzten gehörte und von Eddie, dem Piloten, den Trevor um sechs Uhr morgens aus dem Bett geholt hatte, verchartert wurde. Trevor hatte ihm Bargeld und einen satten Aufpreis versprochen. Der offizielle Preis war 2200 Dollar für einen Flug von Daytona Beach nach Nassau und zurück, bei einer Flugzeit von jeweils zwei Stunden. Eine Flugstunde kostete 400 Dollar, hinzu kamen die Lande- und Zollgebühren sowie die bezahlte Bodenzeit des Piloten. Trevor war bereit, 2000 Dollar zusätzlich zu zahlen, wenn sie sofort starten würden.

Die Geneva Trust Bank in Nassau öffnete um neun Uhr, und als der Pförtner aufschloss, stand Trevor vor der Tür. Er stürmte in Brayshears Büro. Auf seinem Konto befanden sich beinahe eine Million Dollar: 900000 von Mr. AI Konyers und etwa 68 000 aus seiner Tätigkeit für die Bruderschaft.

Ohne die Tür aus den Augen zu lassen, drängte er Brayshears, ihm zu helfen, das Geld schnell zu transferieren. Da es Trevor Carson gehörte, hatte Brayshears keine andere Wahl. Es gab eine Bank auf Bermuda, deren Direktor ein Freund von ihm war. Das passte Trevor gut. Er traute Brayshears nicht und hatte vor, das Geld so lange von einer Bank zur anderen zu überweisen, bis er sich sicher fühlte.

Einen Augenblick lang dachte Trevor begehrlich an das Konto von Boomer Realty, derzeit mit einem Haben-Saldo von etwas über

189 000 Dollar. Er besaß eine Vollmacht und hätte auch dieses Geld weiterleiten können. Beech, Yarber und dieser ekelhafte Spicer waren doch nur Verbrecher. Und sie hatten die Frechheit besessen, ihn zu feuern, und ihn somit gezwungen zu fliehen. Er versuchte, genug Hass aufzubringen, um ihr Geld zu nehmen, doch während er mit sich kämpfte, merkte er, dass er Mitleid mit ihnen hatte: drei alte Männer, die im Gefängnis verrotteten.

Eine Million war genug. Außerdem hatte er keine Zeit. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn Wes und Chap plötzlich mit Pistolen in den Händen hereingestürmt wären. Er dankte Brayshears und eilte hinaus.

Als die Beech Baron von der Startbahn des Nassau International Airport abhob, musste Trevor einfach lachen. Er lachte über den Coup, über seine gelungene Flucht, über sein Glück, über Wes und Chap und ihren reichen Klienten, der jetzt um eine Million ärmer war, und er lachte über seine schäbige Kanzlei, in die er nun nie mehr einen Fuß setzen würde. Er lachte über seine Vergangenheit und seine herrliche Zukunft.

Aus 1000 Metern Höhe sah er hinab auf das ruhige, blaue Wasser der Karibik. Eine einsame Segelyacht durchpflügte die Wellen. Der Kapitän stand am Ruder, auf dem Deck räkelte sich eine spärlich bekleidete Frau. Das war er — in ein paar Tagen.

In einer Kühltasche entdeckte er eine Dose Bier. Er trank sie aus und schlief ein. Sie landeten auf der Insel Eleuthera. Trevor hatte in einem Reisemagazin davon gelesen, das er in der Nacht zuvor gekauft hatte. Dort gab es Strände und Hotels und alle möglichen Wassersportarten. Er bezahlte Eddie in bar und wartete eine Stunde lang vor dem kleinen Flughafengebäude, bis ein Taxi vorbeikam.

In einem Geschäft am Governor's Harbour kaufte er einige Kleidungsstücke, und dann ging er zu Fuß zu einem der Hotels am Strand. Es amüsierte ihn, wie schnell er aufhörte, über etwaige Verfolger nachzudenken. Natürlich hatte Mr. Konyers jede Menge Geld, doch wer konnte sich schon eine geheime Armee leisten, die groß genug war, um alle Inseln der Bahamas zu überwachen? Vor ihm lag eine wunderbare Zukunft, und er würde sie sich nicht verderben, indem er ständig über seine Schulter sah.

Im Hotel legte er sich an den Pool und trank den Rum so schnell, wie die Bedienung ihn bringen konnte. Trevor Carson war achtundvierzig Jahre alt und begann sein neues Leben mehr oder weniger genau so, wie er sein altes beendet hatte.

Trevor Carsons Kanzlei öffnete pünktlich, und alles lief wie immer. Der Besitzer hatte die Flucht ergriffen, doch sein Gehilfe und der Büroleiter waren bereit, sich aller unvermutet auftauchenden Probleme anzunehmen. Sie hörten sich in den einschlägigen Kneipen um, erfuhren aber nichts. Zweimal läutete am Vormittag das Telefon — Anfragen von potentiellen Mandanten, die sich im Branchenbuch verirrt hatten. Niemand brauchte Trevors fachlichen Beistand. Kein einziger Freund rief an, um ein wenig zu plaudern. Wes und Chap nahmen sich die wenigen Schubladen und Unterlagen vor, die sie noch nicht durchsucht hatten, stießen aber auf keinen Hinweis.

Ein anderes Team nahm Trevors Haus unter die Lupe und suchte in erster Linie nach dem Geld, das er erhalten hatte. Wie nicht anders zu erwarten, fanden sie nichts. Der billige Aktenkoffer lag leer in einem Wandschrank. Es gab keine einzige Spur. Trevor war einfach davon marschiert und hatte das Geld mitgenommen.

Der Angestellte der Bank auf den Bahamas wurde in New York aufgespürt, wo er sich im Auftrag seiner Regierung befand. Zunächst war er wenig geneigt, von dort aus Nachforschungen anzustellen, erklärte sich schließlich jedoch bereit, ein paar Anrufe zu tätigen. Gegen 13 Uhr informierte er Deville, das Geld sei transferiert worden. Der Besitzer sei persönlich erschienen und habe die Überweisung angeordnet — mehr könne er nicht sagen. Wohin war das Geld verschwunden? Alles, was Deville aus ihm herausbekommen konnte, war, dass das Geld telegrafisch überwiesen worden war.

Die Reputation der Banken seines Landes basierte auf der strikten Wahrung des Bankgeheimnisses.

Er war zwar korrupt, doch nur bis zu einem gewissen Punkt.

Nach anfänglichem Zögern war der amerikanische Zoll zur Kooperation bereit. Trevors Pass war frühmorgens am Nassau International Airport registriert worden, und bis jetzt hatte er die Bahamas nicht verlassen, jedenfalls nicht offiziell. Sein Pass stand auf der Fahndungsliste. Wenn er ihn benutzte, um in ein anderes Land einzureisen, würde die Zollbehörde es innerhalb von zwei Stunden erfahren.

Deville erstattete Teddy und York zum vierten Mal an diesem Tag Bericht und erwartete weitere Instruktionen.