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«Er wird einen Fehler machen«, sagte York.»Irgendwann wird er irgendwo seinen Pass vorlegen, und dann haben wir ihn. Er weiß nicht, wer hinter ihm her ist.«

Teddy kochte vor Wut, sagte aber nichts. Die CIA hatte Regierungen gestürzt und Könige ermordet, und doch staunte er immer wieder, wie viele Kleinigkeiten schief gehen konnten. Ein dummer, tölpelhafter Anwalt aus Neptune Beach, der von zwölf Agenten überwacht wurde, war ihnen durch die Lappen gegangen. Und Teddy hatte gedacht, ihn könne nichts mehr überraschen.

Dieser Anwalt hatte ihre Verbindung ins Gefängnis sein sollen. Sie hatten ihm eine Million Dollar gegeben und gedacht, sie könnten ihm vertrauen. Es gab keinen Notplan für den Fall seiner Flucht. Jetzt mussten sie in aller Eile einen entwickeln.

«Wir brauchen jemanden im Gefängnis«, sagte Teddy.

«Wir sind fast so weit«, sagte Deville.»Es gibt Kontakte zum Justizministerium und zur Strafvollzugsbehörde.«

«Wie lange wird das dauern?«

«Tja, nach dem, was heute passiert ist, können wir wahrscheinlich innerhalb von achtundvierzig Stunden einen Mann nach Trumble einschleusen.«

«Wer ist es?«

«Er heißt Argrow. Neununddreißig Jahre, seit elf Jahren bei uns, gute Beurteilungen.«

«Seine Legende?«

«Er wird von einem Bundesgefängnis auf Virgin Islands nach Trumble verlegt. Die Papiere werden von der Vollzugsbehörde in Washington bearbeitet — der Gefängnisdirektor wird also keine Fragen stellen. Er ist bloß ein Gefangener, der eine Verlegung beantragt hat.«

«Und er ist bereit?«

«Fast. In achtundvierzig Stunden.«

«Sorgen Sie dafür, dass er sofort eingewiesen wird.«

Deville ging hinaus, auf den Schultern wieder einmal die Last einer schwierigen Aufgabe, die plötzlich auf der Stelle erledigt werden musste.

«Wir müssen herausfinden, wie viel sie wissen«, murmelte Teddy.

«Ja, aber wir haben keinen Grund zu der Annahme, dass sie irgendeinen Verdacht hegen«, sagte York.»Ich habe all ihre Briefe gelesen. Es deutet nichts darauf hin, dass sie Konyers besonders ins Visier genommen haben. Er ist nur eines von mehreren potentiellen Opfern. Und wir haben den Anwalt bezahlt, damit er aufhört, dem Inhaber von Konyers' Postfach nachzuschnüffeln. Der Typ ist jetzt irgendwo auf den Bahamas und freut sich über seinen Reichtum. Er stellt keine Bedrohung mehr dar.«

«Trotzdem müssen wir ihn erledigen«, sagte Teddy. Es war eine Feststellung.

«Natürlich.«

«Ich werde mich besser fühlen, wenn er weg ist«, sagte Teddy.

Am Nachmittag betrat ein unbewaffneter Wärter in Uniform die juristische Abteilung der Gefängnisbibliothek. Joe Roy Spicer saß neben der Tür des Besprechungszimmers.

«Der Direktor will euch sprechen«, sagte der Wärter.»Dich und Yarber und Beech.«

«Und wieso?«fragte Spicer. Er blätterte in einer alten Ausgabe von Field & Stream.

«Das geht mich nichts an. Er will euch sprechen. In seinem Büro.«

«Sag ihm, wir sind beschäftigt.«

«Gar nichts sag ich ihm. Los, bewegt euch!«

Sie folgten ihm zum Verwaltungsgebäude. Andere Wärter schlössen sich ihnen an, so dass die Gruppe, die aus dem Aufzug trat und vor dem Tisch der Sekretärin des Direktors stehen blieb, einer regelrechten Entourage glich. Der Sekretärin gelang es irgendwie, die drei Richter allein in das geräumige Büro zu führen, wo Emmitt Broon sie erwartete. Als sie hinausgegangen war, sagte er barsch:»Das FBI hat mich davon in Kenntnis gesetzt, dass Ihr Anwalt verschwunden ist.«

Keiner der drei zeigte eine Reaktion, doch jeder von ihnen dachte sofort an das Geld, das auf dem Konto auf den Bahamas lag.

Der Direktor fuhr fort:»Er ist heute Morgen verschwunden und mit ihm offenbar einiges Geld. Über die Einzelheiten bin ich nicht informiert.«

Wessen Geld? Niemand wusste von ihrem geheimen Konto. Hatte Trevor jemand anders bestohlen?» Warum erzählen Sie uns das?«fragte Beech.

Der wirkliche Grund war, dass das Justizministerium in Washington Broon angewiesen hatte, die drei über die neueste Entwicklung zu informieren. Der Grund, den er selbst angab, lautete jedoch:»Ich dachte, Sie sollten das wissen, für den Fall, dass Sie mit ihm sprechen wollen.«

Es war erst einen Tag her, dass sie Trevor gefeuert hatten, und sie hatten der Gefängnisverwaltung noch nicht mitgeteilt, dass sie ihrem Anwalt das Mandat entzogen hatten.

«Woher sollen wir jetzt einen Anwalt nehmen?«fragte Spicer, als wäre soeben eine Katastrophe über ihn hereingebrochen.

«Das ist Ihr Problem. Offen gestanden habe ich den Eindruck, dass die anwaltliche Beratung, die Sie in letzter Zeit in Anspruch genommen haben, Ihnen für viele Jahre reichen dürfte.«

«Und was ist, wenn er sich mit uns in Verbindung setzt?«fragte Yarber, der sehr wohl wusste, dass sie nie wieder von Trevor hören würden.

«Dann sollten Sie mich auf der Stelle davon in Kenntnis setzen.«

Sie versicherten ihm, dass sie das tun würden. Was immer der Direktor sagte. Damit waren sie entlassen.

Busters Flucht war unkomplizierter als ein Gang zum Supermarkt. Sie warteten bis zum nächsten Morgen nach dem Frühstück, als die meisten Häftlinge mit ihren Arbeiten begonnen hatten. Beech und Yarber waren auf der Aschenbahn. Sie gingen mit einer halben Runde Abstand, so dass einer immer den Gefängniskomplex im Auge behalten konnte, während der andere den Waldrand beobachtete. Spicer saß in der Nähe des Basketballfelds und hielt nach Wärtern Ausschau.

Es gab in Trumble weder Zäune noch Wachtürme oder einschneidende Sicherheitsmaßnahmen, und auch die Wärter stellten keine große Gefahr dar. Spicer sah keinen einzigen.

Buster hatte sich den jaulenden Rasentrimmer umgehängt und arbeitete sich langsam in Richtung Aschenbahn vor. Dort legte er eine Pause ein und wischte sich den Schweiß vom Gesicht. Aus 50 Metern Entfernung hörte Spicer, wie das Motorengeräusch erstarb. Er drehte sich um und hob einen Daumen — das Zeichen für Buster, schnell zu handeln. Buster trat auf die Aschenbahn und ging für ein paar Schritte neben Yarber her.

«Bist du sicher, dass du es machen willst?«fragte Yarber.

«Ja, ganz sicher. «Der Junge machte einen ruhigen, entschlossenen Eindruck.

«Dann tu es jetzt. Bleib ruhig. Nicht rennen.«

«Danke, Finn.«

«Und lass dich nicht erwischen.«

«Auf keinen Fall.«

An der Kurve verließ Buster die Bahn und ging über das frisch gemähte Gras. Nach 100 Metern war er in einem Gebüsch am Waldrand verschwunden. Beech und Yarber sahen ihm nach, drehten sich dann um und beobachteten das Gefängnis. Spicer schlenderte zu ihnen. Auf den Grünflächen und in den Gebäuden des Komplexes blieb alles ruhig. Weit und breit war kein Wärter in Sicht.

In gemächlichem Tempo gingen sie zwölf Runden, knapp fünf Kilometer, und nach nicht ganz einer Stunde begaben sie sich in die Kühle der Bibliothek und warteten auf die Nachricht von Busters Flucht. Es sollte Stunden dauern, bis irgendjemand etwas merkte.

Busters Tempo war schneller. Sobald er den Wald erreicht hatte, begann er zu rennen. Er orientierte sich am Stand der Sonne und hielt sich eine halbe Stunde lang in südlicher Richtung. Der Wald war nicht dicht, und das Unterholz war spärlich und behinderte ihn kaum. Er kam an einem Hochsitz vorbei, der in sieben Metern Höhe an einer Eiche befestigt war, und stieß kurz darauf auf einen Pfad, der nach Südwesten führte.

In seiner linken Hosentasche hatte er 2000 Dollar, die Finn Yarber ihm gegeben hatte. In der anderen

Tasche befand sich eine von Beech gezeichnete Karte. Und in der hinteren Hosentasche hatte er einen gelben Umschlag, der an einen Mann namens AI Konyers in Chevy Chase, Maryland, adressiert war. Alles drei war wichtig, doch der Umschlag schien den Richtern am wichtigsten zu sein.

Nach einer Stunde blieb Buster stehen, um zu rasten und zu lauschen. Die Landstraße 30 war sein erstes Ziel. Sie verlief in ostwestlicher Richtung, und Beech hatte geschätzt, dass er etwa zwei Stunden brauchen würde, um sie zu erreichen. Buster hörte nichts und begann wieder zu rennen.