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«Seit wann sind Sie mit dem Justizminister befreundet?«

«Es geht hier um die nationale Sicherheit.«

«Drei kriminelle Richter in einem Bundesgefängnis in Florida stellen eine Gefahr für die nationale Sicherheit dar? Bei dem Gespräch wäre ich gern dabei.«

Teddy hielt die Tasse in beiden Händen und nippte mit geschlossenen Augen an seinem Tee.»Es ist zu riskant«, flüsterte er.»Wenn wir sie reizen, werden sie nur noch unberechenbarer. Wir dürfen es nicht darauf ankommen lassen.«

«Nehmen wir mal an, Argrow findet ihre Unterlagen«, sagte York.»Diese Männer sind Verbrecher, verurteilte Kriminelle. Niemand wird ihnen ihre Geschichte über Lake abnehmen, wenn sie keine Beweise vorlegen können. Und diese Beweise müssen schriftlich sein: Dokumente, Kopien und Originale des Briefwechsels. Diese Beweise existieren irgendwo. Wenn wir sie finden und beschlagnahmen, wird ihnen niemand glauben.«

Teddy nippte abermals mit geschlossenen Augen an seinem Tee und schwieg lange. Er verlagerte sein Gewicht und biss die Zähne zusammen.»Stimmt«, sagte er.»Aber meine Befürchtung ist, dass sie jemanden draußen haben, jemanden, von dem wir nichts wissen. Diese Burschen sind uns immer einen Schritt voraus, und daran wird sich nichts ändern. Wir versuchen herauszufinden, was sie schon seit einiger Zeit wissen. Ich bin nicht sicher, ob es uns jemals gelingen wird, ihren Vorsprung einzuholen. Vielleicht haben sie schon Vorkehrungen für den Fall getroffen, dass sie ihre Unterlagen verlieren. Im Gefängnis gibt es bestimmt Regeln, die den Besitz von schriftlichen Unterlagen verbieten, und das bedeutet, dass sie diese Papiere gut versteckt haben. Die Briefe von Lake sind viel zu wertvoll — sie haben mit Sicherheit Kopien gemacht und sie irgendwo außerhalb des Gefängnisses deponieren lassen.«

«Trevor war ihr Postbote. Wir haben jeden Brief gesehen, den er in den letzten vier Wochen aus dem Gefängnis geschmuggelt hat.«

«Das glauben wir. Aber wir wissen es nicht mit Sicherheit. «»Aber wer könnte es außerdem gewesen sein?«

«Spicer hat eine Frau, und sie hat ihn besucht. Yarber lässt sich scheiden, aber wer weiß, was die beiden miteinander abgesprochen haben? Seine Frau hat ihn in den vergangenen drei Monaten besucht. Vielleicht haben die Richter auch ein paar Wärter bestochen, damit sie Unterlagen für sie rausbringen. Diese Männer langweilen sich, und sie sind gerissen und sehr einfallsreich. Wir können nicht einfach annehmen, dass wir genau wissen, was sie vorhaben. Und wenn wir hier einen Fehler machen, wenn wir nicht alle Möglichkeiten in Betracht ziehen, steht Mr. Aaron Lake auf einmal in der Unterhose da.«

«Aber wie? Wie würden sie es an die Öffentlichkeit bringen?«

«Wahrscheinlich, indem sie mit einem Reporter Kontakt aufnehmen und ihm einen Brief nach dem anderen zukommen lassen, so lange, bis er überzeugt ist. Das würde funktionieren.«

«Die Presse würde durchdrehen.«

«Das darf nicht geschehen, York. Wir dürfen es nicht zulassen.«

Deville kam hereingestürmt. Der amerikanische Zoll war zehn Minuten nach dem Start der Maschine nach San Juan von den Behörden auf Bermuda informiert worden. Trevor würde in achtzehn Minuten landen.

Trevor folgte seinem Geld. Er hatte das Prinzip der telegrafischen Überweisung schnell begriffen und war nun dabei, diese Kunst zur Perfektion zu entwickeln. Von Bermuda hatte er die Hälfte der Summe auf ein Schweizer Konto überwiesen, die andere Hälfte an eine Bank in Grand Cayman. Sollte er nun nach Osten oder Westen fliegen? Das war die große Frage. Der schnellste Flug ging nach London, aber der Gedanke an die Einreisekontrollen in Heathrow machte ihm Angst. Er wurde nicht gesucht, jedenfalls nicht von den amerikanischen Behörden. Es lag keine Anklage gegen ihn vor. Aber der britische Zoll war so gründlich. Trevor entschied sich für Westen — er würde sein Glück in der Karibik versuchen.

Nach der Landung in San Juan ging er in eine Bar, bestellte ein großes Bier vom Fass und studierte den Flugplan. Er hatte keine Eile, er stand nicht unter Druck und hatte die Taschen voller Geld. Er konnte überallhin fliegen, er konnte tun, was er wollte, und sich so viel Zeit nehmen, wie er wollte. Beim zweiten Bier beschloss er, für ein paar Tage nach Grand Cayman zu fahren, wo die Hälfte seines Geldes war. Am Air-Jamaica-Schalter kaufte er ein Ticket; danach setzte er sich wieder in die Bar, denn es war kurz vor fünf, und er hatte noch eine halbe Stunde Zeit.

Natürlich flog er erster Klasse. Er bestieg die Maschine als einer der Ersten, damit er noch etwas trinken konnte, und als die anderen Passagiere an seinem Platz vorbeigingen, fiel ihm ein Gesicht auf, das er vorher schon einmal gesehen hatte.

Wo war das gewesen? Vor ein paar Minuten, irgendwo im Flughafen. Ein langes, schmales Gesicht mit einem grau melierten Spitzbart und kleinen, schlitzartigen Augen hinter einer eckigen Brille. Der Mann sah Trevor ganz kurz an und wendete dann den Blick ab, als wäre nichts gewesen.

Es war in der Nähe des Air-Jamaica-Schalters gewesen, als Trevor sein Ticket gekauft und sich zum Gehen gewandt hatte. Der Mann hatte ihn beobachtet. Er hatte in der Nähe gestanden und so getan, als studiere er die Abflugzeiten.

Wenn man auf der Flucht ist, erscheinen einem die Aufmerksamkeit und die zufälligen Blicke anderer verdächtig. Man sieht ein Gesicht, und es ist das irgendeines Fremden. Doch wenn man es eine halbe

Stunde später noch einmal sieht, ist man auf einmal davon überzeugt, dass man auf Schritt und Tritt verfolgt wird.

Hör auf zu trinken, befahl Trevor sich selbst. Nach dem Start bestellte er einen Kaffee und stürzte ihn hinunter. In Kingston war er der erste Passagier, der die Maschine verließ. Mit schnellen Schritten ging er durch die Zollkontrolle. Der Mann aus dem Flugzeug war nirgends zu sehen.

Trevor nahm seine beiden kleinen Reisetaschen und rannte zum Taxistand.

ZWEIUNDDREISSIG

Die Zeitung aus Jacksonville traf jeden Morgen gegen sieben Uhr in Trumble ein. Vier Exemplare wurden im Spielzimmer ausgelegt, wo die Häftlinge, die die Vorgänge in der Welt dort draußen noch verfolgen wollten, sie lesen konnten. Meist war Joe Roy Spicer einer der wenigen, die um sieben warteten, und normalerweise nahm er eine Zeitung mit, weil er sich im Lauf des Tages eingehend mit den Quoten aus Las Vegas befassen wollte. Es war immer derselbe Anblick: Einen großen Styroporbecher Kaffee in der Hand, die Füße auf dem Tisch, saß Spicer da und wartete auf Roderick, den Wärter, der die Zeitungen brachte.

Und darum war Spicer der Erste, der die Meldung las. Sie stand ganz unten auf der Titelseite: Der seit einiger Zeit verschwundene Trevor Carson, Anwalt aus Neptune Beach, war gestern Abend, kurz nach Einbruch der Dunkelheit, vor einem Hotel in Kingston auf Jamaika mit zwei Kugeln im Kopf tot aufgefunden worden. Spicer fiel auf, dass kein Foto von Trevor abgedruckt war. Aber warum hätte die Zeitung auch ein Foto von ihm haben sollen? Und warum war Trevors Tod ihr eine Meldung wert?

Laut der jamaikanischen Polizei war Carson ein Tourist. Offensichtlich war er ausgeraubt worden. Ein nicht namentlich genannter Gewährsmann hatte Mr. Carson, dessen Brieftasche gefehlt hatte, identifiziert. Der Gewährsmann schien eine Menge zu wissen. Der Absatz, in dem Trevors beruflicher Werdegang geschildert wurde, war recht kurz. Jan Soundso, seine ehemalige Sekretärin, wollte keinen Kommentar abgeben. Die Geschichte war schnell zusammengeschustert und nur deshalb auf der Titelseite gedruckt worden, weil das Opfer ein Rechtsanwalt aus der Gegend von Jacksonville war.

Yarber war gerade am anderen Ende der Aschenbahn und marschierte in einem strammen Tempo. Die Luft war feucht, und er hatte sein Hemd bereits ausgezogen. Spicer wartete auf ihn und reichte ihm wortlos die Zeitung.

Sie fanden Beech in der Cafeteria, wo er, das Plastiktablett in der Hand, in der Schlange an der Ausgabe stand und trübselig die Warmhaltepfanne mit Bergen von Rührei betrachtete. Sie setzten sich in eine Ecke, abseits von den anderen, stocherten in ihrem Essen herum und diskutierten die Angelegenheit in gedämpftem Ton.