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So schien es, und da ihnen auf die Schnelle keine andere Erklärung einfiel, gingen sie auf seine Bemerkung nicht weiter ein.

«Wenn ich einen Vorschlag machen dürfte: Ich an eurer Stelle würde das Geld transferieren«, sagte Argrow.»Diese Bank steht in dem Ruf, nicht gerade diskret zu sein.«

«Transferieren? Wohin?«fragte Beech.

«Wenn es mein Geld wäre, würde ich es sofort nach Panama überweisen.«

Das war ein neues Thema, mit dem sie sich noch nicht befasst hatten. Sie hatten bisher nur an Trevor und das Geld gedacht, das er, wie sie glaubten, gestohlen hatte. Dennoch taten sie so, als hätten sie schon oft darüber gesprochen.

«Warum anderswohin überweisen?«fragte Beech.»Da, wo das Geld jetzt ist, kann doch nichts passieren, oder?«

«Wahrscheinlich nicht«, sagte Argrow schnell. Im Gegensatz zu ihnen wusste er, worauf er hinaus wollte.»Aber ihr seht ja, dass es mit dem Bankengeheimnis auf den Bahamas nicht weit her ist. Ich würde mich nicht darauf verlassen, besonders bei dieser Bank nicht.«

«Und wir wissen nicht, ob Trevor irgendjemandem davon erzählt hat«, sagte Spicer, der wie immer bestrebt war, kein gutes Haar an dem Anwalt zu lassen.

«Wenn ihr wollt, dass das Geld sicher ist, müsst ihr es woanders unterbringen«, sagte Argrow.»Das dauert nicht mal einen Tag, und danach braucht ihr euch keine Sorgen mehr zu machen. Und lasst euer Geld für euch arbeiten. Jetzt liegt es doch bloß herum und bringt euch nur ein paar Dollar Zinsen ein. Gebt es lieber einem Fondsmanager dann bringt es fünfzehn bis zwanzig Prozent. Ihr werdet es ja sowieso in nächster Zeit nicht brauchen.«

Das glaubst du, dachten sie. Aber was er sagte, klang vernünftig.

«Und ich nehme an, du kannst das Geld verschieben«, sagte Yarber.

«Na klar. Habt ihr daran jetzt noch irgendwelche Zweifel?«

Sie schüttelten den Kopf. Nein, sie hatten keine Zweifel.

«Ich habe ein paar gute Kontakte nach Panama. Denkt mal darüber nach. «Argrow sah auf seine Uhr, als hätte er das Interesse an ihrem Geld verloren und dringend hundert andere Dinge zu erledigen. Er hatte noch ein Ass im Ärmel und wollte sie nicht zu sehr drängen.

«Na gut«, sagte Spicer.»Dann schaff unser Geld nach Panama.«

Argrow sah ihnen in die Augen.»Das kostet natürlich was«, sagte er, ganz wie ein gewiegter Geldwäscher.

«Was kostet es?«fragte Spicer.

«Zehn Prozent für den Transfer.«

«Und wer kriegt die?«

«Ich.«

«Das ist eine ganze Menge«, sagte Beech.

«Der Prozentsatz richtet sich nach der Höhe der Summe. Alles unter einer Million kostet zehn Prozent, alles über hundert Millionen ein Prozent. Das sind die üblichen Sätze, und das ist übrigens der Grund, warum ich keinen l000-Dollar-Anzug, sondern diese Gefängnismontur trage.«

«Ganz schön happig«, sagte Spicer, der Mann, der einen Wohltätigkeitsverein um einen Teil seiner Bingoeinnahmen gebracht hatte.

«Haltet mir keine Predigten. Hier geht es um einen kleinen Anteil von Geld, das nicht ganz sauber ist. Mein Angebot steht — nehmt es an oder lasst es bleiben. «Sein Ton war gleichgültig. Er war ein abgebrühter Veteran der Geldmärkte.

Es waren nur 19000 Dollar, und die wurden von einer Summe Geld abgezogen, das sie schon verloren geglaubt hatten. Danach würden sie immer noch 170000 Dollar haben, das waren rund 60000 für jeden. Es wäre mehr gewesen, wenn der heimtückische Trevor nicht so viel eingesteckt hätte. Außerdem waren sie überzeugt, dass der richtige warme Regen unmittelbar bevorstand. Die Beute auf den Bahamas war bloß Taschengeld.

«Abgemacht«, sagte Spicer und sah Yarber und Beech um Zustimmung heischend an. Die beiden nickten langsam. Alle drei dachten dasselbe: Wenn die Sache mit Aaron Lake sich so entwickelte, wie

sie es sich ausgedacht hatten, würden sie bald um ein Vielfaches reicher sein. Sie würden einen Ort brauchen, wo sie das Geld verstecken konnten, und vielleicht jemanden, der ihnen half. Sie wollten diesem Argrow vertrauen. Na los, geben wir ihm eine Chance.

«Und außerdem kümmert ihr euch um meine Berufung«, sagte Argrow.

«Ja, wir kümmern uns um deine Berufung.«

Argrow lächelte und sagte:»Kein schlechtes Geschäft. Dann werde ich mich mal ans Telefon hängen.«

«Es gibt noch etwas, das du wissen solltest«, sagte Beech.

«Ja?«

«Der Anwalt hieß Trevor Carson. Er hat das Konto eröffnet und das Geld dorthin geleitet. Eigentlich hat er sich um den ganzen Finanzkram gekümmert. Und er ist vorgestern Abend in Kingston auf Jamaika ermordet worden.«

Argrow sah forschend in ihre Gesichter. Yarber reichte ihm die gestrige Zeitung. Er las die Meldung sehr sorgfältig.»Warum war er verschwunden?«fragte er nach langem Schweigen.

«Wissen wir nicht«, sagte Beech.»Er ist abgehauen — das haben wir durch das FBI erfahren. Wir dachten natürlich, er hätte unser Geld geklaut.«

Argrow gab Yarber die Zeitung zurück. Er verschränkte die Arme, legte den Kopf schief, kniff die Augen zusammen und sah sie misstrauisch an. Sie sollten ruhig ein bisschen schwitzen.

«Wie schmutzig ist das Geld?«fragte er, als wollte er vielleicht doch lieber nichts damit zu tun haben.

«Es ist kein Drogengeld«, sagte Spicer schnell, als wäre alles andere Geld sauber.

«Wir können’s dir nicht sagen«, antwortete Beech.

«Du hast unser Angebot«, sagte Yarber.»Nimm es oder lass es bleiben.«

Nicht schlecht, mein Freund, dachte Argrow.»Das FBI ermittelt also?«fragte er.

«Das FBI interessiert sich nur für Trevors Verschwinden«, sagte Beech.»Die wissen nichts von diesem Konto.«

«Habe ich das richtig verstanden? Wir reden hier von einem toten Anwalt, dem FBI und einem Auslandskonto, auf dem schmutziges Geld herumliegt, stimmt’s? Woher stammt das eigentlich?«»Es ist besser, wenn du’s nicht weißt«, sagte Beech.

«Scheint mir auch so.«

«Niemand zwingt dich mitzumachen«, sagte Yarber.

Es stand also eine Entscheidung an. Argrow war gewarnt, das Minenfeld war markiert. Wenn er weiterging, dann in dem Wissen, dass seine neuen Freunde gefährlich werden konnten. Das ließ ihn ziemlich kalt. Doch für Beech, Spicer und Yarber bedeutete diese Öffnung ihrer Partnerschaft, so winzig sie auch sein mochte, dass sie bereit waren, einen Mitverschwörer aufzunehmen. Sie würden ihn niemals in ihre Erpressung einweihen und ihm ganz gewiss nichts von Aaron Lake erzählen, und er würde nur dann einen Anteil von der Beute bekommen, wenn er ihn sich durch geschickte Transaktionen verdient hatte. Doch er wusste bereits mehr, als er wissen sollte. Sie hatten keine Wahl.

Ihre Zwangslage spielte eine wichtige Rolle. Durch Trevor hatten sie eine Verbindung nach draußen gehabt. Sie hatten sich daran gewöhnt und es selbstverständlich gefunden, und nun, da es diese Verbindung nicht mehr gab, war ihre Welt erheblich geschrumpft.

Obgleich sie es nicht zugeben wollten, war es ein Fehler gewesen, sich von ihm zu trennen. Jetzt, im Nachhinein, war ihnen klar, dass sie ihn hätten warnen und ihm von Lake und der manipulierten Post hätten erzählen sollen. Er hatte durchaus seine Fehler gehabt, doch sie brauchten jede Hilfe, die sie bekommen konnten.

Vielleicht hätten sie ihn ein oder zwei Tage später wieder an Bord genommen, doch diese Gelegenheit hatte sich nicht mehr geboten. Trevor war einfach abgehauen, und nun war er fort für immer.

Argrow hatte eine Verbindung nach draußen. Er hatte Freunde und ein Telefon, er hatte Mumm und wusste, wie man ein Problem anging. Vielleicht würden sie ihn brauchen, aber sie hatten es nicht eilig, ihn einzuweihen. Er kratzte sich am Kopf und runzelte die Stirn, als bekäme er Kopfschmerzen.»Erzählt mir lieber nichts«, sagte er.»Ich will es gar nicht wissen.«

Er ging wieder in das Besprechungszimmer, schloss die Tür hinter sich, setzte sich auf die Tischkante und tat, als würde er kreuz und quer durch die Karibik telefonieren.