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Zweimal lachte er, wahrscheinlich über einen alten Freund, der sich wunderte, seine Stimme zu hören, und einmal fluchte er, doch sie wussten nicht, über wen und warum. Seine Stimme hob und senkte sich, und sosehr sie sich auch bemühten, sich auf Gerichtsentscheidungen, Wettquoten aus Las Vegas und das Abstauben von Büchern zu konzentrieren — es gelang ihnen nicht, die Geräusche aus dem Besprechungszimmer zu ignorieren.

Argrow zog alle Register der Schauspielkunst, und nach einer Stunde sinnlosen Geplappers kam er aus dem Zimmer und sagte:»Ich glaube, ich kann das morgen arrangieren, aber wir brauchen noch eine eidesstattliche Erklärung von einem von euch, aus der hervorgeht, dass ihr die alleinigen Besitzer von Boomer Realty seid.«

«Und wer kriegt die zu sehen?«fragte Beech.

«Nur die Bank auf den Bahamas. Die erhält eine Kopie des Berichtes über Carson, und sie will eine schriftliche Erklärung über die Besitzverhältnisse des Unternehmens und des Kontos.«

Der Gedanke daran, dass sie eine Erklärung unterschreiben sollten, in der stand, dass sie in irgendeiner Weise mit schmutzigem Geld zu tun hatten, machte ihnen Angst. Andererseits erschien ihnen diese Bedingung logisch.

«Gibt es hier ein Fax-Gerät?«fragte Argrow.

«Für uns nicht«, antwortete Beech.

«Der Direktor hat bestimmt eins«, sagte Spicer.»Geh doch einfach zu ihm und sag, du musst deiner Bank auf den Bahamas ein Fax schicken.«

Das war ein unnötiger Sarkasmus. Argrow sah ihn wütend an, ging aber nicht weiter darauf ein.»Gut, dann sagt mir, wie ich die Erklärung von hier auf die Bahamas schicken kann. Wie habt ihr das bisher gemacht?«

«Das hat immer unser Anwalt erledigt«, sagte Yarber.»Alle andere Post wird kontrolliert.«

«Und wie genau werden anwaltliche Schriftstücke kontrolliert?«

«Sie werfen einen kurzen Blick darauf«, sagte Spicer.»Aber sie dürfen die Umschläge nicht öffnen.«

Argrow ging tief in Gedanken versunken auf und ab. Dann trat er, um sein Publikum zu beeindrucken, zwischen zwei Regale, so dass er vom Eingang zur Bibliothek nicht zu sehen war, klappte routiniert sein Mobiltelefon auf, gab eine Nummer ein und hielt sich den Apparat ans Ohr.»Ja, hier ist Wilson Argrow«, sagte er.»Ist Jack da? Gut. Sagen Sie ihm, es ist wichtig.«

«Wer zum Teufel ist Jack?«fragte Spicer, der am anderen Ende des Raums stand. Beech und Yarber hörten ebenfalls zu und hielten nach etwaigen Lauschern Ausschau.

«Mein Bruder in Boca«, sagte Argrow.»Er ist Rechtsanwalt, macht allerdings hauptsächlich Grundstücksgeschäfte. Er kommt mich morgen besuchen. «Dann sagte er in das Telefon:»Hallo,

Jack, ich bin’s. Du kommst doch morgen? Gut. Kannst du am Vormittag kommen, so gegen zehn? Du müsstest einen Brief von mir mitnehmen. Gut. Wie geht’s Mom? Grüß sie von mir. Wir sehen uns dann morgen.«

Die Richter waren von der Aussicht, wieder unkontrolliert Briefe verschicken zu können, sehr angetan. Argrow hatte also einen Bruder, der Anwalt war. Und er besaß ein Telefon, war intelligent und hatte Mumm.

Er steckte den Apparat in die Tasche und trat zwischen den Regalen hervor.»Ich werde die Erklärung morgen früh meinem Bruder geben, und er faxt sie dann an die Bank. Übermorgen gegen Mittag ist das Geld in Panama, wo ihm nichts passieren kann, und bringt euch fünfzehn Prozent. War ganz einfach.«

«Wir können deinem Bruder doch trauen?«fragte Yarber.

«Absolut«, antwortete Argrow und machte ein Gesicht, als sei er beinahe gekränkt. Er ging zur Tür.»Wir sehen uns später. Ich brauche ein bisschen frische Luft.«

VIERUNDDREISSIG

Trevors Mutter traf aus Scranton ein, zusammen mit ihrer Schwester, Trevors Tante Heien. Sie waren beide über siebzig und in relativ guter gesundheitlicher Verfassung. Auf dem Weg vom Flughafen nach Neptune Beach verfuhren sie sich viermal und irrten dann eine Stunde lang kreuz und quer durch das Städtchen, bis sie durch Zufall Trevors Haus fanden, das seine Mutter vor sechs Jahren zum letzten Mal gesehen hatte. Trevor hatte sie seit zwei Jahren nicht gesehen. Heien hatte ihn seit zehn Jahren nicht mehr gesehen, ihn allerdings auch nicht sehr vermisst.

Seine Mutter parkte den Mietwagen hinter dem VW-Käfer und musste sich erst einmal ausweinen, bevor sie aussteigen konnte.

Was für eine Bruchbude, dachte Tante Heien.

Die Vordertür war unverschlossen. Das Haus war verlassen, doch lange bevor sein Besitzer verschwunden war, hatte sich in der Spüle das schmutzige Geschirr gestapelt. Der Mülleimer in der Küche war nicht geleert, und der Staubsauger war lange nicht benutzt worden.

Der Gestank trieb Heien als Erste ins Freie, und Trevors Mutter folgte ihr bald. Sie wussten nicht, was sie tun sollten. Sein Leichnam war noch in einer voll belegten Leichenhalle auf Jamaika, und laut dem unfreundlichen Mann im Außenministerium, mit dem Trevors Mutter gesprochen hatte, würde es 600

Dollar kosten, ihn nach Hause zu überführen. Die Fluggesellschaft war bereit, den Transport zu übernehmen, doch die nötigen Papiere waren noch in Kingston.

Nach einer halben Stunde durch üblen Verkehr hatten sie Trevors Kanzlei gefunden. Bis dahin hatte Chap bereits die Nachricht von ihrer bevorstehenden Ankunft erhalten. Er saß am Empfangstisch und bemühte sich, traurig und beschäftigt zugleich auszusehen. Wes, der Büroleiter, war in einem der hinteren Räume, um die Szene zu verfolgen. Als Trevors Tod bekannt geworden war, hatte das Telefon ununterbrochen geläutet, aber nachdem einige Kollegen und ein, zwei Mandanten ihre Betroffenheit zum Ausdruck gebracht hatten, war es wieder verstummt.

An der Vordertür hing ein billiger Kranz, bezahlt von der CIA.»Ist das nicht schön?«sagte Trevors Mutter, als sie auf die Tür zugingen.

Noch eine Bruchbude, dachte Tante Heien.

Chap begrüßte sie und stellte sich als Trevors Anwaltsgehilfe vor. Er sei dabei, die Kanzlei zu schließen, was sich allerdings als äußerst schwierig erweise.

«Wo ist die Sekretärin?«fragte die Mutter. Ihre Augen waren vom vielen Weinen gerötet.

«Trevor hat sie vor einiger Zeit entlassen, weil er sie beim Stehlen erwischt hat.«

«Oje.«

«Möchten Sie einen Kaffee?«

«Das wäre nett, ja. «Sie setzten sich auf das staubige, bucklige Sofa, während Chap drei Tassen Kaffee aus einer zufällig gerade frisch bereiteten Kanne einschenkte. Er nahm ihnen gegenüber in einem wackligen Korbsessel Platz. Die Mutter war verwirrt, die Tante neugierig. Sie ließ ihren Blick durch den Raum schweifen und suchte nach Anzeichen von Wohlstand. Die beiden waren nicht arm, doch zu Reichtum würden sie es in ihrem Alter nicht mehr bringen.

«Tut mir leid, die Sache mit Trevor«, sagte Chap.

«Es ist schrecklich«, sagte Mrs. Carson. Ihre Unterlippe zitterte, ebenso wie ihre Hand. Sie verschüttete etwas Kaffee auf ihr Kleid, merkte es aber nicht.

«Hatte er viele Mandanten?«fragte Tante Heien.

«Ja, er war sehr beschäftigt. Ein guter Anwalt. Einer der besten, die ich kenne.«

«Und Sie waren sein Sekretär?«fragte Mrs. Carson.

«Nein, ich bin Anwaltsgehilfe. Und abends studiere ich Jura.«

«Kümmern Sie sich auch um den Nachlass?«fragte Tante Heien.

«Eigentlich nicht«, sagte Chap.»Ich hatte gehofft, dass Sie das übernehmen würden.«

«Ach, dafür sind wir zu alt«, sagte Mrs. Carson.

«Wie viel Geld hat er hinterlassen?«fragte die Tante.

Chap war auf der Hut. Diese alte Hexe hatte etwas gerochen.»Ich habe keine Ahnung. Mit seinen Geldangelegenheiten hatte ich nichts zu tun.«

«Wer hatte denn dann damit zu tun?«»Sein Steuerberater wahrscheinlich.«

«Und wer ist das?«

«Ich weiß es nicht. In den meisten Dingen war Trevor sehr verschlossen.«

«Das stimmt«, sagte seine Mutter traurig.»Schon als Junge. «Wieder verschüttete sie Kaffee, diesmal auf das Sofa.