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„Apropos Dämonen, haben die beiden Narren nicht darüber nachgedacht, dass sie auf ihrer Reise Meuchelmördern ungeschützt ausgesetzt sein werden? Wenn sie angegriffen werden, bevor – “ Ravencrest unterbrach sich, als er in die betretenen Gesichter der kleinen Gruppe blickte. „Wurden sie angegriffen?“

Die Priesterin senkte den Kopf. „Ja, Mylord. Meine Schwestern und ich kamen zu Hilfe. Gemeinsam haben wir die Dämonen besiegt. Beide blieben unverletzt.“

Neben ihr verzog Jarod das Gesicht, während Illidan stumm den Kopf schüttelte. Ravencrest atmete tief durch und setzte sich auf eine kleine Holzbank. Er nahm einen großen Schluck Wein direkt aus der Flasche, dann fragte er rau: „Was ist passiert?“

Tyrande berichtete knapp von ihren Erlebnissen. Sie erzählte, wie sie von den Ungeheuern im Wald erfahren hatte und von ihrem Entsetzen, als sie hörte, dass Malfurion und Krasus dorthin aufgebrochen waren. Sie und ihre Schwester waren den beiden so schnell wie der sprichwörtliche Wind gefolgt und waren mitten in einen Kampf hineingeplatzt. Die Priesterinnen, die wussten, dass sie ihr eigenes Leben aufs Spiel setzten, griffen trotzdem an. Einige waren tatsächlich umgekommen, aber sie alle wussten, dass Krasus und der Druide von essentieller Wichtigkeit für den Sieg über die Dämonen waren. Jedes Opfer war gerechtfertigt, solange die beiden überlebten.

An diesem Punkt ihres Berichts schnaufte Illidan, aber Ravencrest achtete nicht darauf. Er lauschte den Einzelheiten der Schlacht, und als Tyrande von dem Dämon mit der Peitsche erzählte, leuchteten seine Augen auf.

„Einer ihrer Kommandanten, der Anführer der Meuchelmörder“, bemerkte er.

„Das schien zumindest so. Er war mächtig, aber Malfurion beschwor Blitze aus dem Himmel und tötete ihn.“

„Sehr gut!“ Der Adlige schien nicht genau zu wissen, ob er beeindruckt oder wütend sein sollte. „Und das ist genau der Grund, aus dem wenigstens der Druide hätte zurückkehren sollen. Wir brauchen seine Kräfte!“

„Die Mondgarde und ich werden seine unerlaubte Abwesenheit wettmachen“, versprach Illidan.

„Das müsst ihr auch, Zauberer, das müsst ihr.“ Er stellte die Flasche zur Seite und sah Rhonin an. „Gibst du mir dein Wort, dass du nicht deinen Freunden folgen wirst?“

„Ich will, dass die Brennende Legion besiegt wird, Mylord.“

„Hm, keine zufrieden stellende Antwort, aber eine, die ich erwartet habe. Captain Shadowsong…“

Der junge Nachtelf schluckte und trat vor. „Ja, Mylord?“

„Zuerst wollte ich dich schwer bestrafen, weil du nicht in der Lage zu sein scheinst, diese Gruppe unter Kontrolle zu halten. Doch je mehr ich über sie erfahre, desto klarer komme ich zu dem Schluss, dass niemand sie unter Kontrolle halten könnte. Dass sie bereits so lange überlebt haben, spricht für deine Fähigkeiten. Setze deine Arbeit fort – so lange es noch jemanden gibt, den du bewachen kannst.“

Jarod brauchte einige Sekunden, bis er die Antwort begriffen hatte. Als er erkannte, dass der Adlige ihm ein Kompliment gemacht hatte, salutierte er rasch. „Ja, Mylord. Ich danke Euch, Mylord!“

„Nein… ich bedaure dich…“ Ravencrest griff nach einer Karte. „Ihr könnt gehen. Du auch, Illidan.“ Er schüttelte den Kopf, während sein Blick über das Papier glitt. „Möge Mutter Mond mich von Zauberern verschonen“, murmelte er.

Malfurions Bruder sah aus, als habe ihn sein Vorgesetzter ins Gesicht geschlagen, so persönlich schien er den Rauswurf zu nehmen. Er neigte knapp den Kopf, dann verließ er das Zelt des Kommandanten mit den anderen.

Brox und Rhonin schritten schweigend nebeneinander her. Tyrande hatte sich dem Captain angeschlossen, der nicht fassen konnte, dass sein Kopf noch auf seinen Schultern saß.

Eine Hand berührte den Arm der Priesterin. „Tyrande…“

Die anderen gingen weiter, während sie sich zu Illidan umdrehte. Sein Ärger über den Rausschmiss war verflogen. Jetzt wirkte er genauso angespannt wie bei ihrer letzten Unterhaltung.

„Illidan, was – “

„Ich kann nicht mehr länger schweigen. Malfurions furchtbare Naivität ist daran schuld. Jetzt reicht es mir endgültig. Er hat dich nicht verdient!“

Sie versuchte, höflich zu bleiben. „Illidan, es war ein langer Tag und – “

„Lass mich ausreden! Ich habe seinen Wunsch, dieses Druidentum zu erlernen, hingenommen, weil ich verstehen konnte, dass er anders sein wollte. Ich habe den Ehrgeiz meines Bruders besser verstanden als jeder andere.“

„Malfurion ist nicht – “

Doch erneut unterbrach er sie. Seine Bernsteinaugen funkelten, als er fort fuhr. „Er folgt einem gefährlichen und sinnlosen Weg. Das kann nicht gut gehen, das weiß ich. Er hätte meinem Weg folgen sollen. Der Brunnen ist die Antwort. Sieh doch, was ich in dieser kurzen Zeit erreicht habe. Ich befehlige die Mondgarde und habe durch sie viele Dämonen in den Tod geschickt. Malfurions Weg führt nur in seine eigene Zerstörung – und vielleicht sogar in deine.“

„Was willst du damit sagen?“

„Ich weiß, dass du uns beide magst, Tyrande, und du bedeutest uns auch sehr viel. Einer von uns wird dein Gefährte werden, das wissen wir alle. Früher hätte ich dir die Wahl gelassen, ohne mich einzumischen, doch das geht nicht mehr.“ Er packte ihren Arm fester. „Ich muss dich vor Malfurions Wahnsinn beschützen. Ich sage es noch einmaclass="underline" Der Brunnen der Ewigkeit ist die einzige Quelle der Macht, die uns zu retten vermag. Sogar die Priesterinnen der Elune weben keine Zauber, die sich mit meinen messen könnten. Erwähle mich, und ich kann dich beschützen. Ich kann dir sogar Dinge beibringen, die du im Tempel niemals erfahren würdest. Du würdest die Macht des Brunnens kennen lernen. Gemeinsam wären wir stärker als die gesamte Mondgarde. Wir wären eins in Geist und Körper. Wir – “

„Illidan!“, unterbrach sie ihn scharf. „Beherrsche dich.“

Er ließ sie so rasch los, als habe sie ihm einen Dolch ins Herz getrieben. „Tyrande…“

„Du beschämst dich selbst mit den Worten, die du über deinen Bruder sprichst. Du stellst Behauptungen auf, für die es keine Grundlage gibt. Malfurion hat getan, was er konnte, um uns zu retten, und der Weg, den er eingeschlagen hat, ist ehrenhaft. Vielleicht ist er die Zukunft unseres Volkes, Illidan. Der Brunnen ist längst beschmutzt. Die Dämonen ziehen ihre Macht ebenso daraus wie du. Was sagt dir das?“

„Das ist doch lächerlich. Du vergleichst die Dämonen mit meiner Arbeit?“

„Malfurion würde – “

„Malfurion!“, schrie er mit verzerrter Miene. „Was für ein Narr muss ich in deinen Augen sein!“ Er ballte die Hand zur Faust. Magische Energie knisterte ungezähmt zwischen seinen Knöcheln. „Du hast deine Wahl längst getroffen, Tyrande, auch wenn du es noch nicht gesagt hast.“

„Das habe ich nicht.“

„Malfurion…“, wiederholte Illidan und biss die Zähne zusammen. „Ich hoffe, ihr beiden werdet glücklich miteinander… sollten wir überleben.“

Er drehte sich um und stapfte auf die Quartiere der Mondgarde zu. Tyrande schaute ihm hinterher. Eine Träne lief über ihre Wange.

„Schamanin?“, fragte eine Stimme hinter ihr.

Die Priesterin zuckte zusammen. „Broxigar.“

Der Orc nickte ernst. „Hat er dir weh getan, Schamanin?“

„N-nein… es war nur ein Missverständnis.“

Brox sah zu, wie Illidan langsam zwischen den Zelten verschwand. Er knurrte tief. „Er missversteht viel… und noch mehr unterschätzt er.“

„Es ist alles in Ordnung. Wünschst du etwas?“

Der Orc hob die Schultern. „Nichts.“

„Du bist zurückgekommen, weil ich hier mit Illidan stand, nicht wahr?“

„Dieser Unwürdige schuldet dir viel, Schamanin… und schuldet diesem hier mehr.“

Die Priesterin runzelte die Stirn. „Was willst du damit sagen?“

Brox bewegte die Finger der Hand, die Illidan einst verbrannt hatte. „Nichts, Schamanin. Gar nichts.“

„Ich danke dir für deine Hilfe, Broxigar. Mir ist nichts passiert… und auch Malfurion wird nichts passieren. Das weiß ich.“