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»Wenn jetzt eine Schockwelle kommt, sind wir geliefert«, sagte Skudder durch das Visierglas.

Charity blickte sich vorsichtig um. Inzwischen waren sie nur noch hundert Meter vom Ende des Transportbandes und vielleicht hundertfünfzig Meter vom Transmitterpodest entfernt, und das Band beförderte sie mit einer Geschwindigkeit von etwa einem Meter pro Sekunde näher heran. Bis jetzt hatte sie keiner der mindestens dreihundert Moroni bemerkt, die mit verwirrender Geschwindigkeit die Schäden an der Transmitteranlage ausbesserten.

»Irgendwelche Vorschläge, 370/98?« fragte sie.

Die Antwort war eine Beleidigung des guten Geschmacks und keinesfalls druckreif.

»Ich werde dir deine Schaltkreise rösten«, drohte sie. »Was ist mit dem Transmitter?«

»Das Übertragungsfeld ist nicht stabil«, verkündete der Würfel.

»Ach«, machte Skudder.

»Na gut«, sagte der Computer. »Wie ist es damit: Die Zahl der Störungen steigt ständig, und sie kommen in immer kürzeren Abständen.«

Skudder verdrehte die Augen.

»Prognose?« fragte Charity.

»Wir werden bis zum Hals in der Scheiße sitzen«, kam die lapidare Antwort.

»Erstklassige Benutzeroberfläche«, kommentierte sie. Das Band trug sie an vier Moroni vorbei, die unmittelbar neben der Transportstrecke standen.

Sie blieben unbemerkt. Charity atmete auf. »Wieviel Zeit haben wir noch, bis die Störungen zu stark werden?«

»Drei Minuten«, sagte der Würfel überzeugt.

Ein Scheinwerfer streifte sie, als er von einer Ameise auf einen anderen Teil der Baustelle gerichtet wurde. Charity konnte nicht glauben, daß man sie noch immer nicht entdeckt hatte. Sie lagen wie auf dem Präsentierteller. Anscheinend trafen Hartmanns Behauptungen über die Dummheit dieses armseligen Haufens Moroni-Sklaven zu. Die einzelnen Insekten zeigten in etwa soviel Initiative wie ein elektronischer Türöffner.

Dann ruckte das Transportband heftig nach vorn und hielt mitten in der Halle an.

11

Hartmann und Net hatten das Glück, bereits im dritten Anlauf einen unverschlossenen Gleiter zu finden. Die Moroni waren dabei gewesen, das große Diskusschiff zu entladen, als sich die Jared-Infektion unter ihnen verbreitet hatte. Eine Ameise lag reglos auf der Zugangsrampe, nur ein paar Meter entfernt, die Zangen noch immer um einen Transportbehälter geschlungen. Der Gleiter selbst war leer, eine Tatsache, die sie mit Erleichterung zur Kenntnis nahmen. Obwohl gelähmt, waren die Krieger noch immer gefährlich, und es wäre ihnen schwergefallen, einen von ihnen aus dem Gleiter zu entfernen.

Hartmann benötigte einige Zeit, ehe er sich mit den Kontrollen zurechtfand, während Net seine Verbände erneuerte. Die Wirkung der schmerzstillenden Medikamente begann nachzulassen, und vermutlich war der dumpfe Schmerz das einzige, was Hartmann noch auf den Beinen hielt. Der Weg zurück in die Halle hatte ihn erschöpft, ganz zu schweigen von der Begegnung mit seinen Gespenstern. Im Computerraum waren alle Bildschirme mit einem Wort beschrieben gewesen, als er hinter Net hergegangen war.

BEEILUNG

Er empfand nichts Tröstliches bei dem Gedanken, daß irgend etwas sie sorgfältig im Auge behielt. Bei Licht betrachtet, konnte er an seiner gegenwärtigen Lage überhaupt nichts Erfreuliches entdecken.

»Worüber denkst du nach?« fragte Net.

»Darüber, daß ich vor kurzem noch in so einen Gleiter hineingeklettert bin, um mich selbst, den Transmitter und alles andere in die Luft zu sprengen.« Er holte tief Luft. »Ist das wirklich erst zwei Tage her?«

»Was ist eigentlich passiert?«

»Ich habe Gespenster gesehen«, antwortete er.

Net warf ihm einen Blick zu, die Finger in einen Verbandstreifen verschlungen. »Diese Gespenster?«

»Sie haben irgendwie meine Waffe zerstört und mich zu Tode erschreckt.« Er fragte sich, ob sich Charity Laird darüber klar war, daß diese Gespenster mehr sein konnten als hilflose Illusionen in den Köpfen anderer Leute.

»Diese Gespenster machen dir zu schaffen«, sagte Net, als sie den letzten Druckverband angelegt hatte.

Hartmann zwang sich zu einen Lächeln. »Nun, sie haben mir das Leben gerettet.« Er faßte ihr Handgelenk. »Und dir auch. Es wäre ein sinnloser Tod gewesen.«

Das Mädchen sah ihn mißtrauisch an. »Ich denke, sie haben dich nur aufgehalten, weil es der falsche Zeitpunkt gewesen wäre«, sagte sie trocken.

Hartmann nickte nach einer Weile schweigend.

»Ich starte jetzt den Gleiter«, sagte er und griff nach den Kontrollen. Er ließ beide Türen der Zugangsschleuse geöffnet. Der Antrieb begann zu summen, und Scheinwerfer leuchteten den Hangar vor dem Diskus aus. Die Moroni lagen wie reglose Skulpturen auf dem Boden verstreut.

»Wenn ich daran denke, daß sie noch am Leben sind ...« sagte Net schaudernd.

»Denk nicht weiter darüber nach«, sagte Hartmann. Er nahm ihre Hand und drückte sie.

Sie lächelte. »He«, sagte sie, »du brauchst sie nicht ...«

»... gleich zu brechen.« Sie mußten lachen, und ein Teil der Anspannung fiel von ihnen ab.

Er zog den Gleiter langsam in die Höhe und ließ ihn über die nächste Reihe hinweg auf das Tor zu treiben. Das Schiebetor wirkte wie eine massive Wand aus Stahl, aber er wußte, daß die Laserkanonen des Gleiters die viele hundert Tonnen schwere Platte einfach auseinanderreißen würden. Er stoppte die langsame Drift, als sie noch etwa fünfundzwanzig Meter vom Tor entfernt waren, entsicherte die Waffensysteme und lehnte sich zurück, um zu warten.

»Wie lange wird es dauern?« fragte Net, und ihre Stimme bebte.

»Nicht allzu lange«, sagte er, um überhaupt irgend etwas zu sagen. Er hätte es selbst gerne gewußt. »Wenn nichts schiefgeht«, fügte er hinzu.

Im Zweifelsfalle würde die Explosion ohne Ankündigung erfolgen. Ihre Gehirne würden nicht einmal Zeit haben, den Lichtblitz wahrzunehmen, bevor sie in einer riesigen Hitzewolke vergingen.

Charity krallte sich instinktiv im Schutt fest, um zu verhindern, daß ihr eigener Schwung sie einfach weitertrug.

Skudder unterdrückte einen überraschten Ausruf. Hastig entsicherte Charity das Gewehr und sah sich um. Ihre Muskeln spannten sich, als sie den vernichtenden Feuerstoß von irgendwoher aus der Dunkelheit erwartete.

Nichts geschah. Sie winkte warnend zu Dubois und Harris hinüber und duckte sich wieder zwischen den Schutt. Sie waren noch etwa vierzig Meter vom Ende des Transportbandes entfernt. Vorsichtig spähte sie über die Felsbrocken hinweg. Eine Moroni-Ameise an einem Bedienungspult gestikulierte mit ihren vier Armen, während ein Dutzend weiterer Moroni damit beschäftigt waren, die an einem Träger befestigten letzten fünf Meter des Transportbandes an eine andere Stelle zu versetzen, vor die letzte große Lücke im Fundament des Transmitterpodestes.

»Was ist los?« zischte Skudder.

»Sie bauen um«, antwortete sie unterdrückt. Über ihnen begann das Transmitterfeld Wellen zu schlagen.

»Es geht los«, sagte sie und versuchte vergeblich, ihre Furcht zu unterdrücken. »Die nächste Schockwelle.«

»Und was jetzt?« fragte Skudder.

»Zieh den Kopf ein«, sagte sie und preßte sich an das Förderband. Über ihnen öffnete sich das Tor zur Hölle. Ein tödlicher Luftsog zerrte Trümmer und hilflos um sich schlagende Ameisen von der Podestfläche vor dem Transmitter, und ein Ausläufer berührte die Bodenfläche und schnitt eine weitere Lücke hinein, die sich von selbst zu schließen schien, als das Podest gleich darauf in sich zurückbrach. Risse zogen sich durch den Block, der nun unter gewaltiger innerer Spannung stehen mußte. Kopfgroße Stücke platzten aus dem Podest heraus und schnellten durch die Luft.