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»Das haben wir alles Atwa gegeben, und er hat die Sachen abtransportiert. Ich hab nie gefragt, wohin. Wir wollten nur mit der alten Bande aktiv sein.«

»Und wer hat die Mitglieder der königlichen Jagd umgebracht? All die jüngeren Magister, die euch vor dreißig Jahren das Handwerk gelegt haben?«

»Niemand. Tana hat sie verflucht, als sie begriff, dass unsere Beziehung nicht von Dauer sein würde. Sie wusste, dass die jüngeren Magister ihr einen schlechten Dienst erwiesen hatten, und hat sich so an ihnen gerächt. Den Tod ihres Bruders hat sie nur inszeniert, um die Spuren zu verwischen. Außerdem hatte sie Angst, dass man mich schnappen würde und sie in eine unangenehme Lage geriete. Tana war sehr sauer auf Atwa und mich, nachdem wir all meine Spießgesellen zum Leben erweckt hatten und aufs Neue mit unseren Raubzügen begannen. Eines Tages kam sie zu mir, um mir zu helfen, obwohl ich nicht darum gebeten hatte. Es ist seltsam, aber sie hat mich offenbar wirklich geliebt. Atwa ist gleich gestorben, als du auf seine Spur getreten bist, doch Tana war dagegen immun. Wir sind da. Hier steht euer A-Mobil. Bin ich müde! Es geht mir furchtbar. Bitte bring mich jetzt um.«

Dschifa tat mir nicht leid, aber in dieser Sache stand ich auf seiner Seite. Ich hasse jeden Zwang. Und ich verabscheute, was man ihm angetan hatte.

»Gut«, sagte ich. »Ich befehle dir, wieder der wahre Dschifa Savancha zu sein und dorthin zu gehen, wo er jetzt sein sollte.«

Seine trüben Augen schauten mich so hasserfüllt wie begeistert an. Dann fiel er ins Gras, stieß einen letzten Schrei aus und war verschwunden.

Ich setzte mich hin und wischte mir den Schweiß von der Stirn. Ich fühlte mich lausig.

»Max, was hat das alles zu bedeuten? Was hast du da gemacht?«, fragte Melamori erschrocken.

»Keine Ahnung. Ich glaube, ich habe Gerechtigkeit walten lassen. Ich hab bestimmt alles richtig gemacht. Warum geht es mir dennoch schlecht? Jetzt, wo auch noch die Flasche mit dem Kachar-Balsam kaputt ist, hab ich überhaupt keine Kraft mehr - zu gar nichts.«

»Wozu brauchst du auch Kraft? Ich fahr uns jetzt nach Hause, und du legst dich auf die Rückbank.«

Melamori zog mich hoch und half mir in den Wagen.

Ich streckte die Beine genüsslich aus, schloss die Augen und erwartete nichts als süße Träume.

»Max, der Wagen will nicht anspringen«, rief Melamori. Ihre erschrockene Stimme zerriss meine süßen Traumgespinste.

»Was mag passiert sein?«, fragte ich erstaunt.

»Vielleicht ist ja der Kristall bei unserem Auffahrunfall zerbrochen. Ich schau mal nach.«

Ich hörte sie die Tür aufmachen und die Motorhaube öffnen. Dann fluchte sie mehrmals und kam schließlich zu mir.

»Leider ist es so, wie befürchtet. Dabei hatte ich mir schon eine lauschige Rückfahrt vorgestellt

»Das ist schlecht«, sagte ich, öffnete die Augen, setzte mich auf und dachte nach. Der Kristall ist das Herz des A-Mobils - das, was in meiner alten Heimat der Motor ist.

»Sieh mal, Max, da kommt jemand.«

Zwachta steckte den Kopf durchs Seitenfenster. »Wo sind Sie denn gewesen? Ich hab Sie die ganze Zeit in der Höhle gesucht. Geht's Ihnen gut? Möchten Sie Nüsse?«, fragte er und warf uns ein paar auf die Rückbank.

Melamori und ich tauschten einen Blick und lachten.

»Haben Sie auch einen Wagen, Sir?«, fragte Melamori.

»Natürlich, aber zu Haus. In den Wald geh ich prinzipiell zu Fuß.«

»Das ist gut«, seufzte die Verfolgungsmeisterin. »Bei unserem Wagen ist nämlich der Kristall kaputtgegangen.«

»Kein Problem. Dann gehen wir einfach zu mir. Das ist allerdings ein Spaziergang von anderthalb Stunden.«

»Das schaff ich beim besten Willen nicht«, sagte ich. »Holen Sie besser Ihren Wagen. Wir warten auf Sie.«

»Gut. Ich bin in zwei Stunden zurück. Aber rühren Sie sich nicht von der Stelle. Sie kennen den Wald nicht.«

»Was meinst du, kommt er zurück?«, fragte Melamori. »Womöglich sollten wir uns bei Sir Juffin melden und ihm alles erzählen.«

»Der kommt schon. Juffin hat ihn uns wärmstens empfohlen, und das will was heißen. Außerdem kann ich jetzt zwei Stunden dösen und mich etwas erholen. Mein Amulett ist zwar verbrannt, und Sir Juffin hat gesagt, dass ...«, meinte ich noch und schlief dann ein.

Diesmal führte mich mein Traum sehr weit weg. Ich landete in der Leere. Anders kann ich es nicht sagen, denn dort gab es tatsächlich nichts: weder Raum noch Zeit, weder Licht noch Gravitation. Ich hatte das Gefühl, seltsam zwischen Sein und Nichtsein zu schweben.

Von dort konnte ich in jede beliebige Welt wechseln, und ich begriff, dass es eine unendliche Zahl von Welten gibt. Ich musste mich entscheiden, wohin ich wollte, um nicht von einer fremden, mir feindlich gesinnten Welt verschluckt zu werden.

Ich war offenbar in die Tür zwischen den Welten geraten, von der mir Juffin und Maba Kaloch schon mehrmals erzählt hatten. Ich war immer sehr gespannt darauf gewesen, wie diese Tür beschaffen sein würde. Jetzt wusste ich es.

Und ich hatte Angst, nie mehr nach Hause - also nach Echo - zurückzufinden. Deshalb wollte ich sofort in den Wald von Mahagon zurück, wo ein gewisser Sir Max, der ich wieder sein wollte, in seinem Wagen schlief. Aber wie sollte ich dorthin gelangen?

Ich versuchte, mich zu beherrschen, spürte aber die Gier der Welten, mich zu verschlucken. Ich sehnte mich nach den Mosaikgehsteigen von Echo, meinen Freunden, die ich unendlich liebte, und den grauen Augen von Lady Melamori. Gleich würde ich verschwinden. Das spürte ich deutlich ...

Eine kräftige Ohrfeige katapultierte mich in die Wirklichkeit zurück. Ich sprang auf und war tief erschrocken und desorientiert, aber ungemein glücklich. Ich konnte mich nicht daran erinnern, was mit mir los gewesen war, aber ich wusste, dass ich gerade einer großen Gefahr entronnen war.

Melamori war bleich und schien so erschrocken wie ich.

»Was ist los? Hab ich dich im Schlaf bedrängt oder beleidigt? «

»Nein. Entschuldige bitte, dass ich dich geschlagen habe, Max, aber ich musste etwas unternehmen, denn du bist langsam verschwunden.«

»Das klingt ja gar nicht gut«, meinte ich und rieb mir ungläubig die Augen. »Wie sah mein Verschwinden konkret aus?«

»Wie es ausgesehen hat? Schlimm! Während du schliefst, hab ich mich per Stummer Rede bei Sir Juffin gemeldet und ihn gebeten, den seltsamen Förster zu überprüfen. Ich hatte Angst, wir würden kein neues A-Mobil bekommen. Sir Juffin hat gesagt, ich solle auf dich aufpassen, weil du ohne Amulett eingeschlafen seist. Das kam gerade noch rechtzeitig, denn du warst schon halb durchsichtig. Ich wusste nicht, was ich machen sollte, dachte aber, ich wecke dich besser auf. Und das hat funktioniert.«

»Oh ja«, sagte ich und massierte meine brennende Wange.

»Versuch, dich daran zu erinnern, was mit dir los war.«

Ich schloss die Augen und landete zwischen Traum und Wirklichkeit. Das ist meine bewährte Methode, mir Träume zu vergegenwärtigen.

»Und? Weißt du schon, wo du warst? Erzähl doch mal!«

»Ich glaube, ich melde mich am besten sofort bei Sir Juffin. Darf ich bei diesem Gespräch deine Hand halten? Ich hab nämlich große Angst.«

Melamori nickte schweigend und hielt mir die Hand hin. Ich beruhigte mich ein wenig, baute die Verbindung auf und erzählte meinem Chef alles.

»Ich hatte schon damit gerechnet, dass dir mal so was passiert«, meinte Sir Juffin. »Es ist gut, dass dein Amulett dir das Leben gerettet hat, aber schlecht, dass es verbrannt ist. Ein Duplikat lässt sich nicht herstellen, weil der Große Magister des Ordens vom Geheimen Kraut nicht mehr in seinem Beruf tätig ist. Na ja, Max, du musst es einfach anders versuchen. Auf alle Fälle weißt du jetzt, wie es ist, die Welten zu wechseln. Und nun gib dir alle Mühe, nicht einzuschlafen, ehe du wieder in Echo bist.«

»Alles klar, Chef. Meinen Sie, dass dieses Abenteuer gut ausgeht? Ich möchte Echo auf keinen Fall verlassen.«

»Und wenn eine andere Welt so hübsch wäre wie die Stadt Kettari? Vielleicht würdest du dann deine Meinung ändern?«