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An mein Haus in der Straße der gelben Steine hatte ich mich lange nicht gewöhnen können, denn seine riesigen Zimmer waren viel zu groß für nur eine Person. Eins davon hatte ich zum Wohnzimmer gemacht, ein anderes im ersten Stock zum Schlafzimmer, und die übrigen Räume dienten mir als Spielwiese für meine innenarchitektonischen Experimente. Irgendwann stellte ich auch fest, dass zwei gut gefütterte Katzen zwölf Stunden lang pausenlos spielen können.

Seltsam: Als meine Tiere und ich in der Straße der alten Münzen mit zwei Zimmern hatten auskommen müssen, waren sie sehr ruhig gewesen, Liegekatzen geradezu. In meiner neuen Wohnung dagegen bestätigte sich einmal mehr, dass große leere Räume das Chaos begünstigen. Eigentlich hätte ich am liebsten Karten gespielt, doch dazu hätte ich menschenähnliche Partner gebraucht.

Mit den leeren Zimmern war ich schnell fertig, denn in geübten Händen ist ein nasser Mopp eine gute Waffe.

Mein Schlafzimmer sah eigentlich recht ordentlich aus. Dort verbrachte ich den Großteil meiner Freizeit. Deshalb hatte das Chaos dort keine Chance, und das bisschen Unordnung machte den Raum eher gemütlich. Ich musste nur etwas Staub wischen und dann lüften, damit wieder neuer Staub reinwehte.

Versonnen betrachtete ich mein Bett und sagte mir: Mein Lieber, du hast auch noch ein Wohnzimmer. Schon vergessen?

Von meiner Entschiedenheit überrascht, lief ich die Treppe runter, um den Hausputz im Erdgeschoss fortzusetzen. Unterwegs dachte ich, ein kleines, aber gut gefülltes Tablett aus dem Gefräßigen Truthahn könnte einem ermüdeten Helden wie mir unmöglich schaden. Also meldete ich mich per Stummer Rede beim Wirt des Lokals. Eigentlich war es noch geschlossen, aber für einen Kunden im schwarzgoldenen Todesmantel wurde sicher eine Ausnahme gemacht.

Richtig, der Mantel! Jetzt, da ich so intensiv Ordnung machte, merkte ich, dass ich vergessen hatte, mich umzuziehen. Also kehrte ich ins Schlafzimmer zurück, schlüpfte in meine Hausskaba und fühlte mich gleich wohler. Besser spät als nie!

Im Wohnzimmer erwartete mich ein seltsamer Anblick. Die Reisetasche, die ich in Kettari dabeigehabt hatte, stand seit der Rückkehr unausgepackt mitten im Raum. Armstrong spielte mit dem Kissen, das die Ritze zwischen den Welten bedeckte, und hatte keinen Respekt vor Maba Kalochs Zauberdingen. Ella zupfte melancholisch am Rand des kostbaren Teppichs, den ich aus Kettari mitgebracht hatte und der seit meiner Rückkehr ebenfalls unausgerollt in der Ecke stand. Und damit war die Liste meines häuslichen Versagens längst noch nicht komplett.

Der raue Alltag im Kleinen Geheimen Suchtrupp der Stadt Echo hatte aus mir einen wahren Helden gemacht. Noch vor einiger Zeit wäre ich über meine jetzige Lage verzweifelt gewesen. Nun aber machte ich einfach weiter. Nach einer halben Stunde war der Tisch sauber wie der Himmel über der Wüste. Das schien mir ein guter Anfang, denn kurz zuvor war die Tischplatte noch voller Fettflecke und überflüssiger Gegenstände gewesen. Mir hatte es einfach an Tapferkeit gefehlt, tief Luft zu holen und den Dunklen Magistern meinen gesamten Nippes in den Rachen zu werfen.

Es klopfte. Das war mein Abendessen, das sich in Gesellschaft eines erschrockenen und verschlafenen Boten aus dem Gefräßigen Truthahn auf meiner Türschwelle eingefunden hatte. Immerhin war ich höflich genug, danke zu sagen. Alles stand bestens. Der Gefräßige Truthahn war ein stadtbekanntes Wirtshaus. Mit diesem Nachbarn hatte ich wirklich Glück.

Ich machte eine kurze Pause, biss dann aber die Zähne zusammen und setzte den Kampf um Sauberkeit fort. Nach zwei Stunden, als mein Kraftakt langsam zu Ende ging und ich mich fühlte, als hätte ich die letzten tausend Jahre im Steinbruch gearbeitet, klopfte es wieder.

»Kommen Sie ruhig rein, es ist offen!«, rief ich.

Körperliche Anstrengung hat meine Laune noch nie verbessert - im Gegenteil. Und warum sollte ich ein netter Kerl sein, wenn ganz Echo mich für ein Monster hielt? Das lehrreiche Gespräch mit Hauptmann Schichola hatte in meinem Selbstbewusstsein tiefe Spuren hinterlassen.

Die Tür quietschte. Dann hörte ich schnelle Schritte im Foyer. Plötzlich stand ein seltsames Wesen in der Tür,

das einen für die Jahreszeit viel zu dicken Lochimantel trug. Unter dem dunklen Turban sah ein durchaus sympathisches Gesicht hervor. Wo hatte ich es nur schon mal gesehen?

Ach, natürlich! Der Mann sah aus wie Apollinaire in jungen Jahren, wie ein Dichter also, den man in dieser Welt nicht kannte. Vielleicht handelt es sich bei meinem Besucher ja auch um einen Dichter oder Künstler, dachte ich ironisch. Ein echter Dichter wäre mir jetzt gerade recht gewesen.

»Arbeitest du für Sir Max, Junge?«, fragte mein Gast heiter.

Sündige Magister - nuscheln tat er auch noch!

»Wie kommst du nur auf die Idee, mit einem Putzlumpen herumzulaufen?«, wollte er dann wissen.

»Wie komm ich wohl darauf? Ich mache sauber«, entgegnete ich lächelnd. Jetzt musterte er mich erstaunt mit seinen hübschen Mandelaugen. Hier hatten sich offenbar zwei Sturköpfe aus verschiedenen Welten getroffen! Ich wollte aus Höflichkeit vor ihm den Turban ziehen, trug aber leider keinen.

»Wer bist du, meine Freude?«, fragte ich interessiert und machte mich daran, die achte Fensterbank des Zimmers zu putzen. Was mochte sich Sir Juffin nur gedacht haben, als er dieses »bescheidene Häuschen« (wie er sich ausdrückte) für mich aussuchte?

»Ich heiße Ande Pu und bin Chefreporter der Königlichen Stimme«, erklärte der Ankömmling stolz. »Verstehst du, Junge? Ich arbeite nicht für irgendein Boulevardblättchen.«

»Bist du wirklich Chefreporter?«, fragte ich zweifelnd.

An den Namen Pu nämlich konnte ich mich nicht erinnern, und das war bei meiner Leidenschaft für die Presse recht seltsam. Aber vielleicht hatte ich nur ein schlechtes Namensgedächtnis.

»Ich bin einer der Chefreporter. Was macht das schon für einen Unterschied?«, sagte mein Besucher achselzuckend. »Unser Chefredakteur, Sir Rogro Schill, hat mich gebeten, einen Artikel über die Katzen von Sir Max zu schreiben, die mal die Eltern der königlichen Katzen sein werden. Also habe ich beschlossen, Sir Max persönlich zu treffen, obwohl mir meine Kollegen seltsame Dinge über ihn erzählt haben. Willst du mir keine Kamra anbieten, mein Freund?«

Ich sah mich um und merkte, dass dieses Naturwunder schon an meinem Tisch Platz genommen hatte und mit meinen Tassen hantierte. Der Versuch, Ordnung zu schaffen, schien umsonst gewesen.

»Schau in den Krug«, murmelte ich. »Vielleicht ist noch was übrig. Keine Ahnung.«

Dann hörte ich nur noch leises Schlürfen. Ich seufzte und wandte mich meiner letzten Aufräumaktion für heute zu: Ich wollte den Teppich aus Kettari ausrollen. Schließlich hatte ich das schwere Schmuckstück den ganzen Weg hierher im Auto transportiert und musste es endlich mal in Dienst stellen.

»Kommt Sir Max bald nach Hause?«, fragte Ande Pu mit vollem Mund.

Donnerwetter - der Kerl hatte sich auch noch über mein Essen hergemacht!

»Das weiß ich nicht«, antwortete ich verärgert. »Wenn er Lust hat, wird er schon kommen. Ich geh jetzt schlafen.«

••Ja, erhol dich nur. Ich würde gern bleiben und auf Sir Max warten«, sagte mein Gast. »Dann lerne ich auch seine berühmten Katzen kennen. Wo sind sie eigentlich?«

»Ich fürchte, die liegen in meinem Bett«, seufzte ich. »Wie wäre es, wenn du später wiederkommst?«

»Was?«, fragte Ande Pu erschrocken. »Morgen muss ich dem Redakteur meinen Artikel geben. Wenn ich Sir Max heute nicht treffe, ist das für mich das Ende. Und wenn ich nicht mal die Katzen zu sehen bekomme, dann gute Nacht!«

In seinen Augen stand solche Angst, dass mein steinernes Herz weich wurde. Ich klopfte mit den Näpfen an die Treppe, und gleich hörte ich Samtpfoten die Stufen runterkommen. Meine Tiere ließen keine Gelegenheit aus, sich den Bauch vollzuschlagen.