Выбрать главу

Schließlich bist du ja auch nur eine Frau, nicht wahr?«

Gwen sagte nichts.

»Wir rufen Sie in ein paar Tagen wieder an«, sagte Dirk. »Die Zeit muß genau festgelegt werden, Dirk. Oder was meinen Sie? Ich halte mich nicht ständig in diesem Staubloch auf.« Bei diesen Worten brach Ruark in glucksendes Gelächter aus.

»Also, dann in drei Tagen, in der Abenddämmerung.

Wir müssen uns überlegen, wie wir zum Schiff kommen wollen. Ich kann mir vorstellen, daß Jaan und Garse das Landefeld absichern, wenn es soweit ist.« Ruark nickte.

»Ich werde mir ebenfalls Gedanken machen.« »Kannst du uns mit Waffen versorgen?« fragte Gwen plötzlich.

»Waffen?« Der Kimdissi gab einen glucksenden Ton von sich. »Gwen, Hoch Kavalaan macht sich in dir breit. Ich komme von Kimdiss. Was verstehe ich von Lasern und anderem gewalttätigen Zeug? Ich kann es jedoch versuchen. Ich tue es für dich und meinen Freund Dirk.

Mehr darüber, wenn wir wieder miteinander reden. Jetzt muß ich gehen.« Sein Gesicht löste sich auf. Dirk schaltete den Wandschirm ab, bevor er sich zu Gwen umwandte. »Du willst gegen sie kämpfen? Ist das sinn-voll?«

»Ich weiß es nicht«, sagte sie. Langsam ging sie auf die Tür zu, drehte sich um, kam wieder zurück. Dann hielt sie inne. Das Zimmer war wirklich zu klein, um längere Zeit darin auf und ab zu gehen. »Stimme«, rief Dirk, einer plötzlichen Eingebung folgend. »Gibt es in Challenge ein Waffengeschäft? Einen Laden, in dem wir Laser oder andere Waffen kaufen können?«

»Es tut mir leid, Sie darüber in Kenntnis setzen zu müssen, daß die Normen auf pi-Emerel eine individuelle Bewaffnung untersagen«, gab die Stimme zurück.

»Sportwaffen?« schlug Dirk vor. »Für Jagd- und Übungszwecke?« »Ich bedaure außerordentlich, Ihnen mitteilen zu müssen, daß pi-Emerels Normen alle Sportarten und Spiele untersagen, die auf sublimierter Gewalt basieren. Falls Sie Mitglied einer Kultur sind, in der solche Tätigkeiten hohes Ansehen genießen, so seien Sie bitte versichert, daß dies nicht als Beleidigung gegenüber ihrer Heimatwelt gedacht ist. Mittel für solche Freizeitbeschäftigungen sind anderswo auf Worlorn er-hältlich.

»Vergiß es«, sagte Gwen, »Es war ohnehin keine gute Idee.« Dirk legte die Hände auf ihre Schultern. »Wir werden keine Waffen benötigen«, sagte er lächelnd, »obwohl ich zugeben muß, daß mich der Besitz einer Waffe beruhigen würde. Aber ich wüßte nicht, wie ich sie anwenden sollte.«

»Ich schon«, sagte sie. Ihre Augen — ihre großen grünen Augen — drückten eine Härte aus, die Dirk noch nie zuvor bemerkt hatte. Einen kurzen, merkwürdigen Augenblick lang wurde er an Garse Janacek und dessen eisigblauen Hochmut erinnert. »Wie?« fragte er.

Sie machte eine ungeduldige Handbewegung und zuckte die Achseln, so daß seine Hände von ihren Schultern glitten. Dann wandte sie sich von ihm ab. »Im Freien benutzen Arkin und ich Projektilgewehre. Um Er-kennungsnadeln zu verschießen, die uns erlauben, den Weg der Tiere zu rekonstruieren und auf diese Weise ihre Wanderungen zu studieren. Mit Betäubungsbolzen schießen wir ebenfalls. Und es gibt einpflanzbare Sensoren von der Größe eines Daumennagels, die dir alles über eine Lebensform mitteilen — wie sie jagt, was sie frißt, ihre Paarungsgewohnheiten, Gehirnströme in verschiedenen Stadien des Lebens. Wenn man eine Reihe solcher Daten sammelt, kann man für einzelne Spezies charakteristische Schaubilder zeichnen und aus diesen ein ganzes Ökosystem ableiten. Aber zuerst müssen diese Spione eingepflanzt werden. Und das geht nur, wenn die Versuchsobjekte bewegungslos sind, was mit den erwähnten Betäubungsbolzen erreicht wird. Ich habe Tausende davon verschossen. Ich treffe gut. Wenn ich doch nur daran gedacht hätte, eines der Gewehre mitzunehmen.«

»Das läßt sich nicht vergleichen«, sagte Dirk. »Für mich besteht ein großer Unterschied darin, ob man eine solche Waffe benutzt oder einen Menschen mit einem Laser erschießt. Ich habe weder das eine noch das andere ausprobiert, aber ich bezweifle, daß man das gleichsetzen kann.«

Gwen lehnte sich gegen die Tür und sah ihn aus einigen Metern Entfernung mit säuerlichem Gesichtsausdruck an. »Du glaubst also nicht, daß ich einen Menschen töten könnte?«

»Nein.«

Sie lächelte. »Dirk, ich bin nicht mehr das kleine Mädchen, das du auf Avalen einmal gekannt hast. In der Zwischenzeit habe ich mehrere Jahre auf Hoch Kavalaan verbracht. Das waren keine leichten Jahre. Andere Frauen spuckten mir ins Gesicht. Von Garse Janacek mußte ich mir tausend Vorträge über die Pflichten anhören, die Jade-und-Silber mit sich bringt. Von anderen Kavalarmännern wurde ich so oft Spottmensch oder betheyn- Schlampe genannt, daß ich manchmal zurückschrie.« Sie schüttelte den Kopf. Unter dem breiten, eng anliegenden Stirnband waren ihre Augen hart wie grüner Stein. Jade, dachte Dirk mit einem Gefühl der Hilflosigkeit, Jade, wie in dem Armreif, den sie noch immer trug.

»Du bist wütend«, sagte er. »Man wird schnell wütend.

Aber ich kenne dich, Liebling, im Grunde bist du ein sehr sanftmütiges Persönchen.« »Das war ich, und ich versuche es auch wieder zu sein. Es ist jedoch lange her, Dirk, und es wird immer schlimmer. Jaan Vikary war das einzig Gute in den letzten Jahren. Ich habe es Arkin erzählt, er weiß, was ich fühle, was ich fühlte. Es gab Zeiten, da war ich nahe daran … so verdammt nahe daran … Besonders bei Garse, weil er ein Teil von mir ist, so seltsam das klingen mag. Aber mehr noch ist er ein Teil von Jaan, und es tut weh, wenn dich jemand, dem du nahestehst, den du beinahe lieben könntest, bis aufs Blut reizt … Wenn …« Sie verstummte. Sie hielt die Arme vor der Brust verschränkt und sah grimmig drein, aber dann entspannte sie sich. Sie mußte seinen Gesichtsausdruck bemerkt haben, dachte Dirk. Er fragte sich, was sie hatte sagen wollen.

»Vielleicht hast du recht«, sagte sie einen Moment später und nahm die Arme herunter. »Vielleicht könnte ich keinen Menschen töten. Aber manchmal fühle ich mich so, als könnte ich es, weißt du. Und jetzt, Dirk, jetzt hätte ich sehr gern ein Gewehr.« Sie lachte. Es war ein kurzes, humorloses Lachen. »Auf Hoch Kavalaan war es mir natürlich nicht gestattet, eine Waffe zu tragen. Wofür benötigt eine betheyn schon eine Handwaffe? Ihr Hochleibeigener und sein teyn beschützen sie. Und eine Frau mit einer Pistole könnte sich am Ende selbst erschießen. Jaan … nun, Jaan kämpft um die Veränderung vieler Dinge. Er versucht es immer wieder. Die meisten Frauen verlassen nie wieder die sicheren Steinmauern ihrer Festhalte, nachdem sie Jade-und-Silber entgegenge-nommen haben. Aber ich bin auf Worlorn. Ich bin ihm dafür dankbar und respektiere seinen Mut. Aber er versteht nicht alles. Letzten Endes ist er ein Hochleibeigener und bekämpft auch Dinge, die ich positiv sehe. Und wovon immer ich ihn überzeugen möchte — Garse erzählt ihm etwas anderes. Manchmal nimmt Jaan gar keine Notiz von meiner Meinung. Und die kleinen Dinge, wie mein Problem mit den Waffen, nimmt er überhaupt nicht ernst. Einmal habe ich mit ihm darüber diskutiert, und er wies mich auf den Widerspruch hin: einmal eine Waffe tragen zu wollen, zum anderen die Bewaffnung und den Duellkodex abzulehnen. Damit hatte er natürlich recht. Und doch … Weißt du, Dirk, ich habe verstanden, was du gestern Nacht zu Arkin sagtest.