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Burton wollte ihn danach fragen, wo sich Alice aufhielt, aber Kazz, der wütende Schreie in seiner unverständlichen Sprache ausstieß, hob die Keule und ließ sie auf den Schädel des Schotten niedersausen. Burton nahm seinen Speer auf und lief hinter ihm her. »Laß Göring in Frieden!« schrie er.

»Überlaß ihn mir!«

Kazz hörte ihn nicht, da er im gleichen Moment in einen Kampf mit zwei Indianern verwickelt wurde. Burton sah Alice plötzlich an sich vorbeilaufen, streckte einen Arm aus, erwischte sie und wirbelte sie herum. Sie schrie auf und wehrte sich. Burton brüllte sie an. Plötzlich erkannte sie ihn, brach in seinen Armen zusammen und weinte. Unter anderen Umständen hätte Burton alles dafür getan, sie zu trösten. Jetzt aber bekam er plötzlich Angst, Göring könne ihm entwischen. Er ließ Alice stehen, rannte auf den Deutschen zu und warf seinen Speer. Der Schaft knallte gegen Görings Kopf. Er schrie auf, blieb stehen, hielt sich den Schädel und warf einen Blick auf die Waffe.

Dann war Burton über ihm. Sie stürzten zusammen auf den Boden, rollten hin und her und versuchten sich gegenseitig zu erwürgen.

Irgend etwas traf plötzlich Burtons Hinterkopf. Er war wie gelähmt und lockerte unbewußt seinen Griff. Sofort warf Göring ihn zur Seite und tastete nach dem Speer. Mit der erbeuteten Waffe in der Hand machte er kehrt und kam auf Burton zu, der immer noch bewegungsunfähig am Boden hockte.

Burton versuchte aufzustehen, aber seine Beine gehorchten ihm nicht. Sie schienen aus Gummi zu sein, und um ihn herum drehte sich alles. Ehe Göring ihn erreichte, tauchte plötzlich Alice auf und stellte ihm ein Bein. Göring taumelte und fiel hin. Erst in diesem Augenblick wurde Burton sich wieder seiner Umwelt bewußt. Er warf sich zur Seite und landete genau auf Görings Körper. Erneut verkrallten sie sich ineinander und rollten über den Boden.

Göring erwischte Burton an der Kehle und drückte zu. In diesem Moment glitt etwas an Burtons Schulter vorbei, ritzte ihm die Haut auf und traf Görings Hals. Die Klinge eines Steinmessers. Burton stand auf, zog die nächstbeste Lanze aus der Erde und rammte sie mit aller Kraft in den fetten Leib des Mannes. Göring versuchte sich aufzusetzen, aber er fiel röchelnd zurück und starb. Alice kauerte sich zu Boden und weinte.

Erst im Morgengrauen war die Schlacht beendet. Die befreiten Sklaven erlösten diejenigen aus ihrer Gefangenschaft, die noch in ihren Pferchen saßen. Die Krieger, die Tullius und Göring befehligt hatten, waren fast ganz aufgerieben. Die Indianer, die allem Anschein nach lediglich herübergekommen waren, um Sklaven zu rauben und sich somit in den Besitz ihrer Grale zu bringen, zogen sich zurück, kletterten in ihre Boote und verschwanden zum anderen Ufer. Niemand sah einen Grund dafür, sie zu verfolgen.

17

Die folgenden Tage brachten ihnen eine Menge Arbeit. Eine grobe Berechnung ergab, daß mindestens zwanzigtausend Bewohner von Görings kleinem Königreich während der Kämpfe umgekommen waren. Eine ganze Reihe war verwundet, von den Indianern entführt worden oder hatte das Heil in der Flucht gesucht. Der Römer Tullius Hostilius war allem Anschein nach entkommen. Die Überlebenden wählten eine provisorische Regierung, der Targoff, Burton, Spruce, Ruach und zwei andere angehörten. Es galt zunächst, die wichtigsten Dinge zu regeln.

John de Greystock war verschollen. Man hatte ihn zu Anfang der Kämpfe zwar noch gesehen, aber anschließend war er aus ihrem Gesichtsfeld verschwunden.

Eines Tages zog Alice Hargreaves wortlos in Burtons Hütte. Später sagte sie zu ihm: »Frigate meint, wenn der gesamte Planet so konstruiert ist wie die Gebiete, die wir bisher sahen, muß der Fluß mindestens sechzig Millionen Kilometer lang sein. Es ist unvorstellbar, aber das gleiche gilt für unsere Wiedererweckung und alles andere auf dieser Welt. Des weiteren müßten fünfunddreißig bis sechsunddreißig Milliarden Menschen auf dieser Welt leben. Welche Chance besäße ich da, meinen irdischen Ehemann hier jemals wiederzutreffen?« Und dann: »Ich liebe dich. Ja, ich weiß, daß ich mich nicht so benommen habe. Aber irgend etwas in mir hat sich verändert.

Vielleicht ist all das, was ich bisher erlebt habe, dafür verantwortlich.

Ich glaube nicht, daß ich dich auf der Erde hätte lieben können. Vielleicht wäre ich von dir fasziniert gewesen, vielleicht abgestoßen, vielleicht hätte ich mich vor dir gefürchtet. Ich wäre dir zumindest auf der Erde keine gute Frau geworden. Hier kann ich das. Das heißt, da wir hier keine religiösen Institutionen oder sonstige Autoritäten haben, die uns miteinander verheiraten könnten, kann ich nur versuchen, dir eine gute Gefährtin zu sein. Das allein zeigt schon, wie sehr ich mich verändert habe. Daß ich mit einem Mann zusammenleben kann, mit dem ich nicht verheiratet bin…«

»Wir leben nicht mehr im Viktorianischen Zeitalter«, erwiderte Burton. »Aber wie würdest du unsere jetzige Epoche bezeichnen? Das Zeitalter der Würze?

Die Ära der Vermischung? Vielleicht wird man sie die Flußkultur nennen, die Welt der Uferbewohner, wenn nicht gar die Flußkulturen.«

»Vorausgesetzt, sie existieren weiter«, sagte Alice. »Begonnen haben sie von einem Tag auf den anderen. Vielleicht enden sie ebensoschnell auch wieder.«

Aber der grüne Fluß, dachte Burton, die grasbewachsene Ebene, die bewaldeten Hügel und die weithin sichtbaren Berge sehen nicht so aus wie etwas, das man uns so einfach wieder nehmen kann. All das war solide und real, ebenso wie die Männer, die sich jetzt auf ihn zubewegten. Monat, Frigate, Kazz und Ruach. Er ging zu ihnen hinaus und begrüßte sie.

Kazz war es, der das, Wort ergriff. »Viele Zeit her, wo ich noch nicht Englisch sprechen, ich sehe etwas. Ich versuchen dir zu sagen damals, aber du mich nicht verstehen. Ich sehen einen Mann, der nicht hatte das auf der Stirn.«

Er deutete auf den Mittelpunkt seiner eigenen Stirn und dann auf die der anderen.

»Ich weiß«, fuhr Kazz fort, »daß nicht können es sehen. Peter und Monat auch nicht. Keiner kann sehen. Aber ich sehen es auf Stirn von alle Menschen. Nur nicht auf Stirn von Mann, wir treffen lange Zeit her. Dann ich sah Frau, die nicht hatte das. Aber ich nicht sagen zu dir. Und jetzt ich sehen dritter Mensch, der es hat auch nicht.«

»Er will damit ausdrücken«, sagte Monat, »daß er irgendwelche Symbole oder Zeichen auf unseren Stirnen erkennen kann, die uns unsichtbar bleiben. Er kann diese Dinge nur bei hellem Sonnenschein und von einem bestimmten Blickwinkel aus sehen. Und bisher hat jeder Mensch, der ihm über den Weg lief, diese Symbole aufgewiesen — außer die drei, von denen er eben sprach.«

»Offenbar schaut er ein wenig tiefer in das Spektrum hinein als wir«, meinte Frigate. »Und allem Anschein nach sind diejenigen, die uns hierher brachten, nicht über diese seltsame Fähigkeit von Kazz’ Spezies informiert. Was bedeutet, daß sie zumindest nicht allwissend sind.«

»Offenbar«, sagte Burton. »Und nicht unfehlbar. Sonst wäre ich sicher nicht bereits wach gewesen, bevor man uns alle zum Leben erweckte. Und wer ist diese Person, die nicht mit dem Symbol ausgestattet ist?«

Obwohl er sich äußerlich den Anschein größter Gelassenheit gab, klopfte Burtons Herz heftig. Wenn Kazz’ Beobachtung zutraf, war es möglich, daß er einen Agenten jener Leute entdeckt hatte, die für ihr Hiersein verantwortlich waren. Würde er sich als verkleideter Gott entpuppen?

»Robert Spruce!« sagte Frigate.

»Bevor wir vorschnelle Urteile fällen«, warf Monat ein, »sollten wir vielleicht berücksichtigen, daß es ein Zufall sein kann, wenn er nicht dieses Zeichen trägt.«

»Das werden wir herausfinden«, sagte Burton mit unheilverkündender Stimme.