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Richards Haut kribbelte, als wäre sie von Eis überzogen. Das Dritte Gesetz der Magie: Leidenschaft ist stärker als Vernunft.

Es war eine quälende lange Stunde, während der er in allen Einzelheiten auflistete, wie Leidenschaft, dort wo Vernunft geboten war, den Menschen Schaden zufügte. Er fragte sich, wie — schlimmer noch — Magie den Untergang in die Waagschale dieser Gleichung werfen konnte — was, wie er wußte, unweigerlich geschehen würde —, bis Ulic endlich mit dem General zurückkam.

General Reibisch schlug sich die Faust vors Herz, als er den Raum betrat. »Lord Rahl, Ulic sagte, Ihr hättet es eilig, mich zu sehen?«

Richard packte den bärtigen Mann an seiner Uniform. »Wie lange braucht Ihr, Eure Leute für eine Suche aufbruchbereit zu machen?«

»Es sind D’Haraner, Lord Rahl. D’Haranische Soldaten sind jederzeit aufbruchbereit.«

»Gut. Ihr kennt meine zukünftige Braut, Kahlan Amnell?«

General Reibisch nickte. »Ja, die Mutter Konfessor.«

Richard zuckte zusammen. »Richtig, die Mutter Konfessor. Sie ist auf dem Weg hierher, von Südwesten. Sie ist längst überfällig, und möglicherweise gibt es Schwierigkeiten. Sie war mit einem Bann belegt, der ihre Identität als Mutter Konfessor schützen sollte, damit ihre Feinde sie nicht verfolgen können. Irgendwie wurde der Bann aufgehoben. Möglicherweise bedeutet das Ärger. Ganz sicher wissen ihre Feinde jetzt von ihr.«

Der Mann kratzte sich den rostfarbenen Bart. Schließlich hob er den Kopf und sah ihn aus seinen grau-grünen Augen an. »Verstehe. Was soll ich für Euch tun?«

»Wir haben annähernd zweihunderttausend Mann in Aydindril, dazu weitere einhunderttausend überall verteilt in der näheren Umgebung der Stadt. Ich weiß nicht genau, wo sie sich befindet, außer, daß sie südwestlich von hier sein müßte und auf dem Weg hierher. Wir müssen sie beschützen.

Ich möchte, daß Ihr eine Truppe zusammenstellt — die Hälfte der Soldaten in der Stadt, mindestens einhunderttausend Mann — und auszieht, um sie zu suchen.«

Der General strich sich schwer seufzend über seine Narbe. »Das sind eine Menge Männer, Lord Rahl. Glaubt Ihr, daß wir so viele aus der Stadt abziehen müssen?«

Richard lief zwischen dem Schreibtisch und dem General auf und ab. »Ich weiß nicht genau, wo sie sich befindet. Nehmen wir zuwenig mit, könnten wir sie um fünfzig Meilen verfehlen und vorüberziehen, ohne jemals auf sie zu stoßen. Mit so vielen Männern können wir uns fächerförmig ausbreiten, ein großes Netz auswerfen, um sämtliche Straßen und Wege abzudecken, damit wir sie nicht verfehlen.«

»Dann werdet Ihr uns also begleiten?«

Richard hätte um sein Leben gern an der Suche nach Zedd und Kahlan teilgenommen. Er sah zu Berdine hinüber, die hinter dem Schreibtisch saß, und dachte an die warnenden Worte eines dreitausend Jahre alten Zauberers. Das Dritte Gesetz der Magie: Leidenschaft ist stärker als Vernunft.

Berdine war auf seine Hilfe beim Übersetzen des Tagebuches angewiesen. Bereits jetzt hatte er wichtige Dinge über den letzten Krieg erfahren, über die Türme und die Traumwandler. Und jetzt trieb sich wieder ein Traumwandler in der Welt herum.

Wenn er tatsächlich loszog und Kahlan ihn dort, wo er suchte, verpaßte, würde sich ihr Wiedersehen womöglich noch länger verzögern, als wenn er einfach in Aydindril wartete. Und dann war da auch noch die Burg. In der Burg war etwas geschehen, und es war seine Pflicht, die Magie dort zu bewachen.

Seine Leidenschaft drängte Richard zum Gehen — er wollte sich unbedingt auf die Suche nach Kahlan machen —, doch vor seinem inneren Auge sah er Mrs. Rencliff, die sich in die dunklen, rauschenden Fluten stürzte, weil sie sich geweigert hatte, auf das Boot zu warten. Diese Soldaten waren sein Boot.

Die Truppen konnten Kahlan finden und sie beschützen. Mehr Schutz konnte er ihr auch nicht bieten. Die Vernunft riet ihm, hier zu warten, wie sehr ihn das auch beunruhigte. Ob es ihm gefiel oder nicht, er war jetzt ein Führer. Ein Führer durfte nur aus Vernunft heraus handeln, sonst mußte jeder, der ihm folgte, den Preis für seine Leidenschaft bezahlen.

»Nein, General. Ich werde in Aydindril bleiben. Stellt die Truppen zusammen. Nehmt die besten Fährtensucher mit.« Er sah dem Mann in die Augen. »Ich weiß, ich brauche Euch nicht zu sagen, wie wichtig das für mich ist.«

»Nein, Lord Rahl«, meinte der General voller Mitgefühl. »Seid unbesorgt, wir werden sie finden. Ich werde die Männer begleiten und dafür Sorge tragen, daß alles mit der gleichen Sorgfalt erledigt wird, als wärt Ihr selbst dabei.« Er schlug sich mit der Faust aufs Herz. »Nur über unser aller Leichen wird Eurer Königin ein Haar gekrümmt.«

Richard legte dem Mann die Hand auf die Schulter. »Ich danke Euch, General Reibisch. Ich weiß, ich könnte es nicht besser machen als Ihr. Mögen die Gütigen Seelen mit Euch sein.«

44

»Bitte, Zauberer Zorander.«

Der dürre Zauberer schaufelte ohne aufzusehen weiter Bohnen mit Speck in den Mund. Sie begriff nicht, wie der Mann soviel essen konnte.

»Hörst du mir zu?«

Es war nicht ihre Art, zu schreien, aber sie war mit ihrer Geduld am Ende. Die Angelegenheit erwies sich als noch lästiger, als sie sich vorgestellt hatte. Sie wußte, sie mußte es tun, um ihn weniger feindselig zu stimmen, aber das ging zu weit.

Mit einem wohligen Seufzer schleuderte Zauberer Zorander seine Blechschale auf ihr Gepäck. »Gute Nacht, Nathan.«

Nathan zog eine Braue hoch, als Zauberer Zorander in sein Bettzeug kroch. »Gute Nacht, Zedd.«

Seit sie den alten Zauberer gefangen hatte, war auch Nathan gefährlich schwierig geworden. Noch nie hatte er eine so begabte Gruppe von Menschen um sich gehabt. Ann sprang auf und stand da, die Fäuste in die Hüften gestemmt, und blickte wütend auf das weiße Haar, das unter der Decke hervorlugte.

»Zauberer Zorander, ich flehe dich an.«

Es machte sie rasend, ihn auf so unterwürfige Art zu bitten, aber sie hatte zu ihrem Leidwesen lernen müssen, was dabei herauskommen konnte, wenn sie die Kraft seines Halsrings benutzte, um ihn mittels unangenehmer Methoden ins Gebet zu nehmen. Es verblüffte sie, wie der Mann es schaffte, mit seinen Tricks ihre Sperre zu durchbrechen, die sie mit seinem Halsring verknüpft hatte, doch zu Nathans großer Freude gelang es ihm. Sie fand dies alles andere als komisch.

Ann war den Tränen nahe. »Bitte, Zauberer Zorander.«

Sein Kopf drehte sich nach oben, der Schein des Feuers zeichnete die Furchen seines Gesichts in harten Schatten nach. Er sah sie aus seinen haselbraunen Augen an.

»Wenn du das Buch noch ein einziges Mal aufschlägst, bist du tot.«

Mit gespenstischer Verstohlenheit schmuggelte er Banne an ihren Schilden vorbei, wenn sie es am wenigsten erwartete. Es war ihr unbegreiflich, wie er das Reisebuch mit einem Lichtbann hatte belegen können. Sie hatte es an jenem Abend aufgeschlagen und die Nachricht von Verna gesehen, daß man sie gefaßt und ihr einen Halsring umgelegt hatte, und dann war alles fürchterlich schiefgegangen.

Das Öffnen des Buches hatte den Lichtbann ausgelöst. Sie hatte gesehen, wie er stärker wurde und aufleuchtete. Ein leuchtendes, glühendes Stück Kohle war in die Luft geschossen, und der alte Zauberer hatte ihr seelenruhig erklärt, wenn sie das Buch nicht wieder geschlossen hätte, bis der glühende Lichtfunke zu Boden fiel, würde sie verbrannt werden.

Ein Auge immer auf den zischend herabstürzenden Funken haltend, hatte sie Verna nur hastig eine Nachricht hinkritzeln können, daß sie fliehen und die Schwestern fortschaffen müsse. Sie hatte das Buch gerade noch rechtzeitig geschlossen. Mit der tödlichen Wirkung des Banns scherzte er nicht, das wußte sie.