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»Aber unsere Schwerter!« rief er aus. »Wie sollen wir erklären, daß wir bewaffnet sind?«

»Da wir das nicht erklären können, sollten wir sie hinter uns zurücklassen«, erwiderte ich.

»Ist es nicht zu vermessen, uns allein und unbewaffnet wieder in die Hände der Erstgeborenen zu begeben?«

»Es ist der einzige Weg«, antwortete ich. »Du kannst mir glauben, daß ich einen Weg aus dem Gefängnis von Shador finde, und ich denke, wenn wir erst einmal draußen sind, werden wir uns mühelos wieder bewaffnen können, in diesem Land, in dem es von bewaffneten Männern nur so wimmelt.«

»Wie du meinst«, entgegnete er mit einem Achselzucken. »Du hast mein vollstes Vertrauen, ich würde niemand anderem folgen. Komm, laß uns ausprobieren, ob deine List funktioniert.«

Die Schwerter hinter uns zurücklassend, kletterten wir unerschrocken aus der Luke des Bootes und schritten zum Hauptausgang, wo ein Posten stand und wo sich das Gemach des Dators der Wachmannschaft befand.

Bei unserem Anblick sprangen die Wachposten überrascht auf und hießen uns, die Gewehre auf uns gerichtet, stehenbleiben. Ich hielt einem von ihnen die Botschaft entgegen. Er nahm sie, sah, an wen sie gerichtet war, wandte sich um und überreichte sie Torith, der aus seinem Gemach kam, um nach dem Grund des Tumults zu sehen.

Der Schwarze las den Befehl und sah uns einen Augenblick in offenkundigem Argwohn an.

»Wo ist Dator Yersted?« fragte er. Ich bekam einen Heidenschreck und schalt mich innerlich einen Dummkopf, das Unterseeboot nicht versenkt zu haben. Das hätte die Lüge bekräftigt, die ich auf den Lippen hatte.

»Sein Befehl lautete, sofort wieder zur Anlegestelle des Tempels zurückzukehren«, entgegnete ich.

Torith machte einen halben Schritt in Richtung des Eingangs zur Anlegestelle, als ob er sich von der Wahrheit meiner Geschichte vergewissern wollte. Einen Augenblick lang hing alles am seidenen Faden, denn hätte er gesehen, daß das leere Unterseeboot noch an seiner Stelle lag, wäre die ganze Lügengeschichte aufgeflogen, die ich ausgeheckt hatte. Offenbar gelangte er jedoch schließlich zu der Überzeugung, daß der Befehl echt war. In der Tat bestand wenig Grund zum Zweifel, da er es nie für möglich halten würde, daß zwei Sklaven sich freiwillig auf solche Weise in die Gefangenschaft begeben würden. Der Plan gelang aufgrund seiner Aberwitzigkeit.

»Wart ihr an dem Sklavenaufstand beteiligt?« fragte Torith. »Wir haben lediglich kümmerliche Berichte über ein solches Ereignis erhalten.«

»Alle waren beteiligt«, entgegnete ich. »Doch ist nur wenig herausgekommen. Die Wachen waren in der Übermacht und haben die Mehrheit von uns getötet.«

Diese Antwort schien ihn zufriedenzustellen. »Bringt sie auf Shador«, befahl er einem seiner Untergebenen. Wir begaben uns an Deck eines kleinen Bootes bei der Insel und legten nach wenigen Minuten in Richtung Shador ab. Hier geleitete man uns in unsere jeweiligen Zellen zurück, mich zu Xodar, und den Jungen in die seine, die Türen wurden verriegelt und wieder waren wir Gefangene der Erstgeborenen.

13. Der Aufbruch in die Freiheit

Xodar lauschte mir voll ungläubigen Staunens, als ich ihm von den Vorfällen bei den Feierlichkeiten von Issus in der Arena berichtete. Auch wenn er bereits seine Zweifel hinsichtlich des heiligen Wesens von Issus’ geäußert hatte, konnte er es offensichtlich noch immer nicht so richtig fassen, daß man sie mit dem Schwert in der Hand bedrohen konnte, ohne von ihrem alleinigen Gotteszorn in tausend Stücke gerissen zu werden.

»Das ist der endgültige Beweis«, sagte er schließlich. »Mehr bedarf es nicht, um in mir den letzten Rest meiner abergläubischen Vorstellungen und des Glaubens von der Göttlichkeit Issus’ zu zerstören. Sie ist nur eine boshafte, alte Frau, die seit Jahrhunderten ihre starke Macht mißbraucht und in ihrem eigenen Volk sowie bei allen Bewohnern von Barsoom durch ihre Machenschaften einen unsinnigen Glauben nährt.«

»Dennoch ist sie hier noch immer allmächtig. So sollten wir bei der ersten besten Gelegenheit, die uns geeignet erscheint, die Flucht ergreifen«, entgegnete ich.

»Ich hoffe, du findest einen geeigneten Moment«, sagte er lachend, »denn ich kann mich nicht an einen einzigen Augenblick in meinem ganzen Leben erinnern, in dem den Erstgeborenen ein Gefangener hätte entkommen können.«

»Heute ist der Zeitpunkt genau so günstig wie an jedem anderen Tag«, erwiderte ich.

»Bald ist Nacht. Wie kann ich dir bei dem Unternehmen behilflich sein?« fragte Xodar.

»Kannst du schwimmen?« fragte ich.

»Kein schleimiger Silian aus den Tiefen von Korus fühlt sich mehr im Wasser zu Hause als Xodar«, antwortete er.

»Gut. Der rote Mensch kann es aller Wahrscheinlichkeit nach nicht, da es in all ihren Gebieten kaum genug Wasser gibt, um es mit dem winzigsten Boot zu befahren«, sagte ich. »Demzufolge wird ihn einer von uns durchs Meer zu dem Fahrzeug bringen müssen, das wir uns ausgesucht haben. Ich hatte gehofft, die gesamte Entfernung unter Wasser hinter uns zu bringen, doch ich fürchte, mit dem roten Jungen geht das nicht. Sogar die Allermutigsten von ihnen bekommen es bei dem bloßen Gedanken an tiefes Wasser mit der Angst, da es Jahrhunderte her ist, daß einer ihrer Vorfahren einen See, Fluß oder ein Meer zu Gesicht bekommen hat.«

»Der rote Junge wird uns begleiten?« fragte Xodar. »Ja.«

»Das ist gut. Drei Schwerter sind besser als zwei. Besonders, wenn der dritte so stark ist wie dieser Geselle. Ich habe ihm viele Male in der Arena bei den Feierlichkeiten von Issus beim Kampf zugeschaut. Bis ich euch kämpfen sah, hatte ich es nie zuvor erlebt, daß jemand sogar gegenüber einer großen Übermacht siegreich sein kann. Man könnte denken, ihr beide seid Meister und Lehrling oder Vater und Sohn. Selbst äußerlich besteht zwischen euch eine Ähnlichkeit. Besonders deutlich tritt diese beim Kampf zutage – ihr habt dasselbe grausame Lächeln auf den Lippen, in jeder eurer Bewegungen und in eurem Mienenspiel zeigt sich dieselbe unerträgliche Verachtung für euren Widersacher.«

»Sei es, wie es sei, Xodar, er kämpft großartig. Ich denke, wir werden zu dritt schwer zu besiegen sein, und wäre mein Freund, Tars Tarkas, der Jeddak von Thark, noch bei uns, könnten wir uns von einem zum anderen Ende von Barsoom durchkämpfen, und wenn die ganze Welt gegen uns ist.«

»Das wird eintreten, sobald sie herausfinden, woher du kommst«, sagte Xodar. »Auch das ist ein Teil des Aberglaubens, den Issus den Menschen mit Erfolg eingeredet hat. Dazu bedient sie sich der Heiligen Therns, die wie die Barsoomier der Außenwelt von ihrem wahrem Wesen nicht die geringste Ahnung haben. Die Therns erhalten ihre Erlässe auf einem seltsamen, mit Blut beschriebenen Pergament. Die armen, betrogenen Narren denken dann, daß ihnen von irgendeiner übernatürlichen Kraft die Offenbarungen einer Gottheit zugetragen werden, da sie diese Botschaften auf ihren bewachten Altaren vorfinden, zu denen niemand unbemerkt vordringen könnte. Ich selbst habe jahrelang diese Nachrichten von Issus hingebracht. Ein langer Tunnel führt vom Tempel von Issus zum Haupttempel von Matai Shang. Er wurde vor Jahrhunderten von den Sklaven der Erstgeborenen unter äußerster Geheimhaltung gegraben, so daß kein Thern jemals von seiner Existenz erfuhr.

Die Therns für ihren Teil besitzen überall in der zivilisierten Welt Tempel. Ihre Priester, die kein Mensch je zu Gesicht bekommt, verbreiten die Lehre vom geheimnisvollen Fluß Iss, dem Tal Dor und dem Verlorenen Meer Korus, um die armen, irregeleiteten Geschöpfe dazu zu bringen, freiwillig die Pilgerfahrt anzutreten, die den Reichtum der Heiligen Therns mehrt und die Anzahl ihrer Sklaven vergrößert. So besteht die Aufgabe der Therns hauptsächlich darin, die Schätze einzusammeln und Arbeitskräfte zu besorgen, die die Erstgeborenen ihnen dann je nach Bedarf wieder entreißen. Gelegentlich führen die Erstgeborenen selbst Überfälle auf die Außenwelt durch. Dabei rauben sie viele Frauen aus den Palästen der roten Menschen und nehmen die neuesten Kriegsschiffe sowie die ausgebildeten Mechaniker mit, die diese Schiffe gebaut haben, um das, was sie selbst nicht erfinden können, zu kopieren. Wir sind ein unproduktives Volk und sind auch noch stolz darauf. Es ist für einen Erstgeborenen ein Verbrechen, zu arbeiten oder etwas zu erfinden. Das steht den niederen Kreaturen zu, die lediglich deswegen existieren, damit die Erstgeborenen ein langes Leben von Luxus und Müßiggang führen können. Bei uns zählt nur das Kämpfen, ohne dies gäbe es mehr Erstgeborene, als alle anderen Geschöpfe auf Barsoom unterstützen könnten, denn soweit ich weiß, stirbt niemand von uns eines natürlichen Todes. Unsere Frauen würden ewig leben, wenn wir ihrer nicht mit der Zeit überdrüssig würden und uns ihrer entledigten, damit sie für andere Platz machen. Issus allein ist vor dem Tod gefeit. Sie lebt schon seit unzähligen Jahrhunderten.«