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Und nun blickte ich in diesen schwarzen Gewölben der anderen Warhoon in dieselben feurigen Augen, die in der schrecklichen Finsternis loderten, ohne daß man dahinter irgendeine Tiergestalt erkennen konnte. Ich denke, die schlimmsten Eigenschaften dieser furchteinflößenden Kreaturen bestehen in ihrer Lautlosigkeit und der Tatsache, daß man sie nie zu Gesicht bekommt. Man sieht nur diese unheilvollen Augen, die einen, ohne zu blinzeln, aus dem dunklen Nichts anstarren.

Ich packte mein langes Schwert fester, wich rückwärts den Korridor entlang vor dem Wesen zurück, das mich beobachtete. Doch mit jedem Schritt, den ich tat, bewegten sich auch die Augen lautlos auf mich zu. Nicht einmal ein Atmen war zu hören, nur gelegentlich das schlurfende Geräusch, auf das ich als erstes aufmerksam geworden war, das sich so anhörte, als zerre man einen toten Ast auf dem Boden entlang.

Ich ging immer weiter zurück, doch konnte ich meinem unheilvollem Verfolger nicht entkommen. Plötzlich vernahm ich das Schlurfen zu meiner Rechten, wandte den Kopf und erblickte ein weiteres Augenpaar, das sich mir offensichtlich von einem abzweigenden Gang aus näherte. Als ich wieder meinen langsamen Rückzug aufnahm, ließ sich das Geräusch hinter mir vernehmen, und bevor ich mich umwenden konnte, hörte ich es ein weiteres Mal, diesmal zu meiner Linken.

Die Kreaturen waren überall. Sie hatten mich an der Kreuzung zweier Gänge eingekreist. Der Rückzug war mir in alle Richtungen versperrt, solange ich nicht eines der Biester angriff. In diesem Fall, daran zweifelte ich nicht im geringsten, würden mich die anderen dann von hinten anspringen. Ich hatte nicht einmal die geringste Ahnung von der Größe oder der Gestalt der unheimlichen Kreaturen. Sie waren von stattlichen Ausmaßen, das schloß ich aus der Tatsache, daß sich ihre Augen mit den meinen in einer Höhe befanden.

Warum erscheinen uns in der Finsternis alle Gefahren größer? Tagsüber hätte ich selbst das große Banth angegriffen, wäre es nötig gewesen, doch von der in diesen stillen Kellergewölben vorherrschenden Dunkelheit eingeschüchtert, zuckte ich selbst vor einem Augenpaar zurück.

Bald sah ich, daß mir die Angelegenheit in Kürze entgleiten würde, denn die Augen zu meiner Rechten kamen langsam näher, ebenso die zu meiner Linken, jene hinter und vor mir. Schrittweise schlossen sie sich um mich – doch noch immer herrschte die schreckliche Stille.

Die Zeit schleppte sich dahin wie Stunden, und fortwährend kamen mir die Augen näher. Ich fühlte, wie mich der Schrecken langsam in den Wahnsinn trieb. Um einem plötzlichen Angriff von hinten zuvorzukommen, hatte ich mich ständig gedreht und war nun ziemlich zermürbt. Schließlich hielt ich es nicht länger aus, griff mit neuer Kraft an mein langes Schwert, wandte mich blitzschnell um und sprang auf einen meiner Peiniger zu.

Ich war schon fast bei ihm, als er vor mir zurückwich. Ein Geräusch hinter mir hieß mich rechtzeitig herumfahren, um mich drei Augenpaaren gegenüberzusehen, die auf mich zukamen. Mit einem Wutschrei trat ich den drei feigen Kreaturen entgegen, doch ihrem Gefährten gleich wichen auch sie vor mir zurück. Ein erneuter Blick über die Schulter zeigte mir, daß sich mir die zuerst erspähten Augen wieder näherten. Wieder griff ich an, nur um sie vor mir zurückweichen zu sehen und zu spüren, wie sich die anderen drei von hinten an mich heranpirschten.

So fuhren wir fort, wobei die Augen letztendlich immer näher als zuvor an mich herankamen, bis ich dachte, bei dieser schrecklichen, nervenaufreibenden Tortur den Verstand zu verlieren. Es war offensichtlich, daß sie darauf lauerten, mir auf den Rücken zu springen, und ebenso sicher würde das nicht mehr lange auf sich warten lassen, denn ich hielt der Marter des ständigen Angriffs und Gegenangriffs nicht unendliche Zeit stand. Schon fühlte ich, wie ich durch die andauernde geistige und physische Anspannung zusehends schwächer wurde.

Plötzlich sah ich aus dem Augenwinkel ein einzelnes Augenpaar von hinten auf mich zukommen. Als ich mich umwandte und dem Angriff stellen wollte, stürzten sich die drei Kreaturen von der anderen Seite auf mich. Ich beschloß jedoch, das einzelne Augenpaar zu verfolgen, bis ich schließlich einem der Biester den Garaus gemacht und nur noch einen Angriff von einer Seite zu gewärtigen hatte.

Im Gang herrschte Totenstille, ich hörte nur meinen eigenen Atem, doch wußte ich, daß die drei unheimlichen Kreaturen fast bei mir waren. Die Augen vor mir wichen jetzt langsamer zurück, ich war bereits auf Schwertlänge auf sie herangekommen. Ich erhob den Arm, um den befreienden Schlag auszuführen, und spürte im selben Moment einen schweren Körper auf meinem Rücken. Ein kaltes, feuchtes, schleimiges Etwas klammerte sich an mein Genick. Ich geriet ins Stolpern und ging zu Boden.

15. Flucht und Verfolgung

Ich mußte ohnmächtig gewesen sein, wenn auch nur einige Sekunden, denn als nächstes wurde ich mir bewußt, daß es um mich herum zusehends heller wurde und die Augen verschwunden waren.

Ich war unversehrt, mit Ausnahme einer kleinen Schramme auf der Stirn, die ich mir beim Sturz auf den Steinfußboden zugezogen hatte.

Sofort sprang ich auf, um die Herkunft des Lichtes festzustellen. Es stammte von einer Fackel in der Hand von einem von vier grünen Männern, die schnellen Schrittes den Gang hinunter auf mich zukamen. Sie hatten mich noch nicht gesehen, und so verlor ich keine Zeit und schlüpfte in den ersten Gang, der in meiner Nähe abzweigte. Diesmal jedoch entfernte ich mich nicht weiter vom Hauptkorridor, da ich auf diese Weise schon Tars Tarkas und seine Wachposten verloren hatte.

Die Männer kamen bald an die Kreuzung, in deren Nähe ich mich an die Wand preßte. Als sie vorbei waren, atmete ich erleichtert auf. Sie hatten mich nicht bemerkt, und das Beste von allem war, daß es eben jene Krieger waren, denen ich in die Kellergewölbe gefolgt war. Es waren Tars Tarkas und seine drei Bewacher.

Ich schloß mich der Gruppe an, und kurz darauf gelangten wir zu der Zelle, in der der große Thark zuvor angekettet gewesen war. Zwei der Wachposten blieben draußen stehen, während der Mann mit den Schlüsseln den Thark hineinbrachte, um ihn erneut in Ketten zu legen. Die beiden anderen begannen langsam den Gang in Richtung der Wendeltreppe entlangzuschlendern, die zu den Obergeschossen führte, und im nächsten Augenblick waren sie hinter einer Wegbiegung verschwunden.

Die Fackel steckte in einer Halterung neben der Tür, so daß sie sowohl den Gang als auch die Zelle erhellte. Als ich die beiden Krieger verschwinden sah, trat ich mit einem klar umrissenen Plan im Kopf auf den Zelleneingang zu.

Während ich den Gedanken verabscheute, meine Absicht in die Tat umzusetzen, schien es keine Alternative zu geben, wenn der Thark und ich zusammen zu unserem kleinen Lager in den Bergen zurückkehren wollten.

Ich drückte mich an die Wand und näherte mich dem Eingang der Zelle, wo ich, das lange Schwert mit beiden Händen hoch erhoben, stehenblieb, um es mit einem schnellen Schlag auf dem Schädel des Wächters niedergehen zu lassen, sobald er auftauchte.

Ich möchte nicht weiter darauf eingehen, was folgte, als ich die Schritte des Mannes im Eingang vernahm. Es genügt, zu sagen, daß nach ein bis zwei Minuten Tars Tarkas im Metall eines Anführers der Warhoon den Gang zur Wendeltreppe entlangeilte, sich den Weg mit der Fackel der Warhoon leuchtend. Ein dutzend Schritte hinter ihm folgte John Carter, der Prinz von Helium.

Die beiden Begleiter des Mannes, der nun neben der Tür der einstigen Zelle von Tars Tarkas lag, waren gerade dabei, die Treppe hochzusteigen, als der Thark in Sicht kam.

»Warum kommst du jetzt erst, Tan Gama?« rief einer der Männer.

»Ich hatte Schwierigkeiten mit dem Schloß«, entgegnete Tars Tarkas. »Und jetzt sehe ich gerade, daß ich mein Kurzschwert in des Tharks Zelle vergessen habe. Geht weiter, ich kehre um und hole es.«

»Wie du willst, Tan Gama«, erwiderte derjenige, der zuvor gesprochen hatte. »Wir sehen uns ja gleich oben.«

»Natürlich«, antwortete Tars Tarkas, wandte sich um, als wolle er sich zurück zur Zelle begeben, wartete jedoch nur, bis die beiden eine Etage weiter oben verschwunden waren. Dann gesellte ich mich zu ihm, wir löschten die Fackel und schlichen die Wendeltreppe hinauf.