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Ziel der Expedition war also nicht Rettung, sondern Rache. Ich teilte Kantos Kan die schreckliche Tatsache nicht mit, daß die Prinzessin von Helium, ehe wir hoffen konnten, den Tempel von Issus zu betreten, nicht mehr am Leben sein würde. Nach allem, was ich wußte, war sie jetzt schon tot, denn ich hatte keine Ahnung, wann genau sie das erste Mal Issus erblickt hatte.

Was hatte es für Sinn, meine Freunde zusätzlich noch mit meinen persönlichen Sorgen zu belasten – sie hatten sie in der Vergangenheit oft genug mit mir geteilt. Ich wollte meinen Kummer für mich behalten. Deshalb sagte ich keinem, daß wir zu spät kamen. Die Expedition konnte dennoch viel ausrichten, und wenn sie dem Volk von Barsoom nur die Tatsache der grausamen Täuschung vor Augen führte, denen sie unzählige Zeitalter ausgesetzt gewesen waren. Auf diese Weise würde Tausenden jedes Jahr das gräßliche Schicksal erspart, das sie am Ende ihrer freiwilligen Pilgerfahrt erwartete.

Konnte sie den roten Menschen das schöne Tal Dor öffnen, wäre schon viel erreicht, und im Land der Verlorenen Seelen zwischen den Bergen von Otz und der Eisbarriere lagen viele weite Äcker, die keiner Bewässerung bedurften, um reiche Ernten zu tragen.

Hier auf dem Grund einer sterbenden Welt befand sich das einzige produktive Gebiet seiner Oberfläche. Hier allein gab es Tau und Regen, hier allein ein offenes Meer, hier war Wasser in Hülle und Fülle. Dabei war all dies nur der Herrschaftsbereich wilder Bestien, sperrten die bösartigen Abkömmlinge zweier einst mächtiger Rassen alle anderen Millionen von Barsoom von seinen schönen und fruchtbaren Flächen aus. Würde es mir nur gelingen, die Barriere religiösen Aberglaubens einmal niederzureißen, die die roten Rassen von diesem El Dorado ferngehalten hatte, so hätte ich den unsterblichen Tugenden meiner Prinzessin ein angemessenes Denkmal gesetzt – ich hätte Barsoom wieder einen Dienst erwiesen, und Dejah Thoris’ Märtyrertod wäre nicht umsonst gewesen.

Am Morgen des zweiten Tages ließen wir die große Flotten von Transportern samt Begleitschiffen bei den ersten Anzeichen der Dämmerung aufsteigen, und bald waren wir nahe genug, um Signale auszutauschen. Ich kann an dieser Stelle erwähnen, daß in Kriegszeiten Radioaerogramme selten benutzt werden, für die Übermittlung von Geheimnachrichten schon gar nicht, denn sooft eine Nation einen neuen Schlüssel entdeckt oder ein neues Gerät zur drahtlosen Nachrichtenübermittlung erfindet, setzen ihre Nachbarn alles daran, diese Botschaften abzufangen und zu übersetzen. Das war so lange Brauch gewesen, daß praktisch jede Möglichkeit drahtloser Kommunikation erschöpft war und keine Nation wagte, Funksprüche von Bedeutung auf diesem Weg zu übermitteln.

Tars Tarkas meldete, mit den Transportern sei alles in Ordnung. Die Schlachtschiffe fuhren durch, um eine günstige Position einzunehmen, und nun schwebten die vereinigten Flotten langsam über die Eiskappe, wobei sie sich dicht über dem Boden hielten, um einer Entdeckung durch die Therns zu entgehen, deren Land wir uns näherten.

Allen weit voraus schützte uns eine dünne Linie von Einmann-Luftaufklärern vor Überraschungen. Sie deckten uns auch an den Flanken, während eine kleine Anzahl etwa zwanzig Meilen hinter den Transportern die Nachhut bildete. In dieser Formation flogen wir einige Stunden zum Eingang nach Omean, als einer unserer Kundschafter aus der vordersten Reihe meldete, der konusartige Gipfel des Eingangs sei gesichtet worden. Fast im gleichen Augenblick kam ein anderer Aufklärer von der linken Flanke zum Flaggschiff gejagt.

Seine große Geschwindigkeit bezeugte die Bedeutung seiner Information. Kantos Kan und ich erwarteten ihn auf dem kleinen Vorderdeck, das der Kommandobrücke von maritimen Schlachtschiffen entspricht. Kaum war sein winziges Flugzeug auf dem breiten Landedeck des Flaggschiffs zum Halten gekommen, kam er auch schon die Treppe zu dem Deck heraufgestürzt, wo wir standen.

»Eine große Flotte von Schlachtschiffen in Süd-Süd-Ost, mein Prinz«, sagte er. »Es müssen mehrere Tausend sein, und sie kommen direkt auf uns zu.«

»Die Thernspione waren als nicht umsonst im Palast von John Carter«, sagte Kantos Kan zu mir. »Ihre Befehle, Prinz!«

»Schicke zehn Schlachtschiffe zur Bewachung des Eingangs von Omean mit der Anweisung, kein feindliches Schiff in den Schacht oder wieder heraus zu lassen. Das wird die große Flotte der Erstgeborenen festnageln.

Die restlichen Schlachtschiffe bilden ein großes V, dessen Spitze direkt nach Süd-Süd-Ost weist. Befiehl den Transportern, den Schlachtschiffen umringt von ihren Begleitschiffen dichtauf zu folgen, bis die Spitze des V die feindliche Linie durchstoßen hat. Dann muß sich das V an der Spitze nach außen öffnen, wobei die Schlachtschiffe jedes Schenkels den Feind kraftvoll bedrängen und ihn zurücktreiben, wobei sie eine Gasse durch seine Linie bahnen, welche die Transporter samt den Begleitschiffen mit Höchstgeschwindigkeit durchfahren, bis sie sich in einer Position über den Tempeln und Gärten der Therns befinden.

Hier laßt sie landen und den Heiligen Therns eine solche Lektion in wilder Kriegführung erteilen, wie sie sie in unzähligen Zeitaltern nicht vergessen werden. Es war nicht meine Absicht, mich vom Hauptziel der Kampagne ablenken zu lassen, aber wir müssen diese Auseinandersetzung mit den Therns ein für allemal hinter uns bringen, oder es wird keinen Frieden für uns geben, während unsere Flotte in der Nähe von Dor bleibt. Unsere Chancen, je in die Außenwelt zurückzukehren, verringern sich dadurch ungeheuer.«

Kantos Kan salutierte und machte kehrt, um meine Anweisungen den wartenden Adjutanten zu übermitteln. In unglaublich kurzer Zeit veränderten die Schlachtschiffe entsprechend meinem Befehl die Formation. Jene zehn, die den Weg nach Omean decken sollten, eilten an ihren Bestimmungsort, und die Truppentransporter und Begleitschiffe schlossen zur Eilfahrt durch die Gasse auf.

Der Befehl wurde erteilt, volle Kraft voraus zu fahren. Die Flotte sprang durch die Luft wie ein Rudel Windhunde, und einen Moment später wurden die Schiffe des Feindes gesichtet. Sie bildeten eine ungeordnete Linie, so weit das Auge in beiden Richtungen reichte, und waren etwa drei Schiffe tief gestaffelt. Unser Auftauchen kam für sie so unerwartet, daß sie keine Zeit hatten, sich darauf vorzubereiten. Es war wirklich ein Blitz aus heiterem Himmel.

Jede Phase meines Planes gelang vortrefflich. Unsere großen Schiffe zogen geschlossen ihre Bahn durch die Linie der Feinde. Dann öffnete sich das V, und eine breite Gasse tat sich auf, durch die die Transportschiffe den Tempeln des Sonnenlichts zueilten. Als sich die Therns von dem Angriff erholt hatten, fluteten bereits einhunderttausend grüne Krieger durch ihre Höfe und Gärten, während einhundertundfünfzigtausend andere sich aus den tief schwingenden Transportschiffen beugten, um ihre fast unheimliche Treffsicherheit bei den Thernsoldaten, die auf den Schutzwällen standen oder die Tempel zu verteidigen suchten, unter Beweis zu stellen.

Nun gerieten die beiden großen Flotten hoch über dem unheimlichen Kampfgetümmel in den prächtigen Gärten der Therns zu einem wahren Titanenkampf aneinander. Langsam vereinigten die zwei Linien der Schlachtschiffe von Helium sich, und nun begann die Einkreisung der feindlichen Schlachtlinie, welche für die Seekriegsführung der Barsoomier so charakteristisch ist.

Die Schiffe fuhren unter Kantos Kan jeweils im Kielwasser des Vordermannes immer im Kreis herum, bis sie schließlich einen nahezu vollkommenen Ring bildeten. Dabei behielten sie eine hohe Geschwindigkeit bei, so daß sie für den Gegner ein schwer zu treffendes Ziel bildeten. Sie feuerten eine Breitseite nach der anderen ab, sobald jedes Schiff auf gleiche Höhe mit denen der Therns kam. Letztere versuchten, die Formation aufzubrechen, doch ebensogut hätten jemand versuchen können, eine Kreissäge mit der bloßen Hand zum Anhalten zu bringen.