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»Es gibt keine guten Nachrichten«, antwortete er und stand auf. Als er sie anschaute, stockte ihm das Herz und er brachte kaum ein Wort heraus. »Es gibt wahrhaftig keine guten Nachrichten auf der ganzen Welt«, brachte er mühsam hervor.

»Dann müssen wir welche machen«, antwortete Eleanor, »du und ich.« Sie reichte einer der Kellnerinnen ihren Schirm und den feuchten Mantel, trat dicht an Sandman heran und küsste ihn auf die Wange. »Ich glaube, ich bin böse auf dich«, sagte sie leise, immer noch dicht neben ihm.

»Auf mich?«

»Weil du nach London gekommen bist, ohne mir etwas zu sagen.«

»Unsere Verlobung ist gelöst, hast du das schon vergessen?«

»Ach, das hatte ich völlig vergessen«, sagte sie schnippisch und warf einen Blick auf die anderen Tische. »Es wird einen Skandal geben, weil ich mich allein mit einem nassen Mann sehen lasse.« Sie küsste ihn noch einmal und trat zurück, damit er ihr einen Stuhl zurechtrücken konnte. »Lass sie ihren Skandal haben, ich nehme ein Vanilleeis mit Schokolade und Mandelsplittern. Und du ebenfalls.«

»Ich bin ganz zufrieden mit Kaffee.«

»Unsinn, du wirst essen, was auf den Tisch kommt. Du bist dünn geworden.« Sie setzte sich und zog ihre Handschuhe aus. Ihr rotes Haar war unter ein schwarzes Hütchen gesteckt, das mit winzigen Jettperlen und einer bescheidenen Feder geschmückt war. Ihr dunkelbraunes Kleid mit unauffälligem, schwarzem Blumenmuster und hohem Kragen war dezent, fast schlicht und nur mit einer kleinen Jettbrosche geschmückt, dennoch sah sie reizvoller aus als die spärlich gekleideten Tänzerinnen, die auseinander gestoben waren, als Sandman am Abend zuvor auf die Bühne gesprungen war. »Mutter lässt sich ein neues Korsett ausmessen«, sagte Eleanor und tat, als bemerke sie seinen prüfenden Blick nicht, »das dauert mindestens zwei Stunden. Sie glaubt, ich suche mir bei Massingberds einen Hut aus. Meine Zofe Lizzie begleitet mich, aber ich habe sie mit zwei Schillingen bestochen. Sie schaut sich gerade im Lyzeum die dickköpfige Schweinefrau an.«

»Dickköpfig? Du meinst eigensinnig?«

»Sei nicht albern, Rider, alle Frauen sind eigensinnig. Diese hat einen hässlichen dicken Kopf, frisst aus einem Trog, und hat einen borstigen rosa Schnurrbart. Es klingt nach einem recht unwahrscheinlichen Monstrum, aber Lizzie war begeistert von der Aussicht, und ich war selbst versucht, sie mir anzuschauen, bin aber stattdessen hier. Habe ich dich humpeln sehen?«

»Ich habe mir gestern den Knöchel verstaucht«, sagte er und musste Eleanor die ganze Geschichte erzählen, die sie natürlich begeisterte.

»Ich bin eifersüchtig«, sagte sie, als er fertig erzählt hatte. »Mein Leben ist so langweilig! Ich springe nicht auf Bühnen, weil ich von Straßenräubern verfolgt werde! Ich bin wirklich eifersüchtig!«

»Aber du hast Neuigkeiten?«, fragte Sandman.

»Ich denke schon. Ja, gewiss.« Eleanor bestellte bei der Kellnerin Tee, Vanilleeis mit Schokolade und Mandelsplittern und Waffeln. »Sie haben hinten ein Eishaus, das ich mir vor ein paar Wochen ansehen durfte«, erzählte sie Sandman, als das Mädchen gegangen war. »Es ist wie ein Gewölbekeller, und jeden Winter holen sie Eis aus Schottland, eingepackt in Sägemehl, das sich den ganzen Sommer hält. Zwischen zwei Eisblöcken lag eine gefrorene Ratte, was ihnen sehr peinlich war.«

»Das will ich meinen.« Plötzlich war Sandman sich seiner schäbigen Erscheinung bewusst, der ausgefransten Manschetten seines Gehrocks und der geplatzten Naht an seinen Stiefeln. Es waren eigentlich gute Stiefel von Kennets in der Silver Street, aber selbst die besten Schuhe brauchten Pflege. Um anständig gekleidet zu sein, hätte Sandman sich mindestens eine Stunde am Tag um seine Kleidung kümmern müssen, aber diese Zeit hatte er nicht.

»Ich habe versucht, Vater zu überreden, dass er ein Eishaus bauen lässt«, sagte Eleanor, »aber er wurde ganz knurrig und schimpfte über die Kosten. Im Augenblick hat er einen seiner Sparsamkeitsanfälle, also habe ich ihm gesagt, dass ich ihm die Kosten einer großen Hochzeit ersparen werde.«

Sandman schaute in ihre grau-grünen Augen und fragte sich, was sie ihm mit ihrer scheinbaren Ungezwungenheit wohl sagen wollte. »Hat er sich gefreut?«

»Er hat nur gebrummt, eine der Tugenden sei Besonnenheit. Ich glaube, mein Angebot hat ihn in Verlegenheit gebracht.«

»Wie wolltest du ihm denn die Kosten ersparen? Indem du eine alte Jungfer wirst?«

»Indem ich durchbrenne«, sagte Eleanor mit festem Blick.

»Mit Lord Eagleton?«

Eleanors Lachen erfüllte das weite Hinterzimmer und ließ vorübergehend Stille an den übrigen Tischen eintreten. »Eagleton ist so ein Langweiler!«, sagte Eleanor viel zu laut. »Mama war sehr darauf erpicht, dass ich ihn heirate, weil ich dann eine Lady wäre. Sag mir ja nicht, du dachtest, ich wäre mit ihm verlobt?«

»Das hatte ich gehört. Man sagte mir, dein Porträt sei ein Geschenk für ihn.«

»Mutter sagte, wir sollten es ihm schenken, aber Vater möchte es selbst behalten. Mutter will mich bloß mit einem Adelstitel verheiraten, egal mit wem oder was, und Lord Eagleton möchte mich heiraten, was sehr lästig ist, weil ich ihn nicht ausstehen kann. Er schnieft, bevor er redet.« Sie schniefte leicht. »Liebe Eleanor, schnief, wie charmant Sie aussehen, schnief. Ich sehe den Mond, der sich in Ihren Augen spiegelt, schnief.«

Sandman bewahrte eine ernste Miene. »Ich habe dir nie gesagt, dass der Mond sich in deinen Augen spiegelt. Ich fürchte, das war sehr nachlässig von mir.«

Sie schauten sich an und brachen in Lachen aus. Sie hatten schon immer miteinander lachen können, schon seit ihrer ersten Begegnung, als Sandman nach seiner Verwundung in Salamanca zurückgekommen war und Eleanor erst zwanzig Jahre und fest entschlossen war, sich von einem Soldaten nicht beeindrucken zu lassen, aber dieser Soldat hatte sie zum Lachen gebracht und schaffte es immer noch, ebenso wie sie ihn zum Lachen bringen konnte.

»Ich glaube, Eagleton hat die Bemerkung über den Mond eine Woche lang geübt, aber mit seinem Schniefen hat er alles verdorben«, sagte Eleanor. »Wirklich, Rider, mit Eagleton zu reden ist, als würde man sich mit einem asthmatischen Schoßhündchen unterhalten. Mama und er scheinen zu glauben, wenn sie es nur lange genug wünschen, werde ich seinem Schniefen nachgeben. Als ich von dem Gerücht erfuhr, wir seien verlobt, bat ich Alexander ausdrücklich, dir zu sagen, dass ich diesen adeligen Schniefer nicht heiraten werde. Und jetzt stelle ich fest, dass er es dir nie gesagt hat?«

»Ich fürchte, nein.«

»Aber ich habe ihn ausdrücklich darum gebeten!«, sagte Eleanor verärgert. »Ich habe ihn in der Ägyptischen Halle getroffen.«

»Das hat er mir erzählt«, sagte Sandman. »Aber er hatte völlig vergessen, was du mir ausrichten ließest. Er hatte sogar vergessen, warum er in der Ägyptischen Halle war.«

»Zu einem Vortrag eines Mannes namens Professor Popkin über die kürzlich entdeckte Lage des Garten Eden. Er will uns glauben machen, das Paradies habe am Zusammenfluss von Ohio und Mississippi gelegen. Er erklärte uns, dort habe er einmal einen sehr guten Apfel gegessen.«

»Das klingt nach einem stichhaltigen Beweis«, sagte Sandman ernst, »und wurde er weise, nachdem er die Frucht gegessen hatte?«

»Er wurde gelehrt, gebildet, scharfsinnig und klug«, antwortete Eleanor, und Sandman sah Tränen in ihren Augen. »Außerdem forderte er uns auf, alle Brücken hinter uns abzubrechen und ihm in seine neue Welt aus Milch, Honig und Äpfeln zu folgen. Würdest du gern dorthin gehen, Rider?«

»Mit dir?«

»Wir könnten nackt am Fluss leben«, träumte Eleanor laut weiter. Eine Träne lief über ihre Wange. »Unschuldig wie neugeborene Kinder, und wir würden der Schlange aus dem Weg gehen.« Sie konnte nicht weiter sprechen und senkte den Kopf, damit er ihre Tränen nicht sah. »Es tut mir Leid, Rider.«

»Was?«

»Ich hätte nie zulassen dürfen, dass Mama unsere Verlobung löst. Sie sagte, die Schande deiner Familie sei zu groß, aber das ist Unsinn.«