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So blieb Albert fast eine Millisekunde bestehen, während er seine Wahlmöglichkeiten durchdachte. Sollte er, wenn Robin ihn das nächste Mal rief, seine Bedenken gegenüber der potentiell furchterregenden Wahrheit zur Sprache bringen, die hinter dem Hitschi-Himmel verborgen lag.

Er kam in dieser langen Tausendstelsekunde zu keiner Schlussfolgerung, und seine Komponenten wurden anderswo gebraucht.

Also ließ Albert zu, dass er zerfiel.

Diesen Teil führte er dem langsamen Gedächtnis zu, jenen in Bearbeitung befindlichen Problemen, soweit das nötig war, bis der ganze Albert Einstein in den 6 x 1019 Bits versickert war, gleich Wasser im Sand, und nicht einmal ein Fleckchen zurückblieb. Ein Teil seiner Abläufe gesellte sich zu anderen in einem simulierten Kriegsspiel, bei dem Key West von den Cayman-Inseln angegriffen wurde. Andere stellten sich als Hilfe für das Verkehrsüberwachungsprogramm in Dallas-Fort Worth ein, als Robin Broadheads Flugzeug zur Landung ansetzte. Viel, viel später halfen Bestandteile von ihm, Essies Lebensfunktionen zu überwachen, als Dr. Wilma Liederman zu schneiden begann. Ein kleines Teilchen trug Stunden danach mit dazu bei, das Rätsel der Gebetsfächer zu lösen. Und der einfachste, primitivste, winzigste Teil von allen blieb, um das Programm zu überwachen, das für Robins Ankunft Cajun-Kaffee und Gebäck vorbereitete und dafür sorgte, dass im Haus Sauberkeit herrschte. Sechzig Milliarden Gigabits können viel. Sie putzen sogar Fenster.

Jemanden zu lieben ist eine Gnade. Jemanden zu heiraten ist ein Vertrag. Der Teil von mir, der Essie liebte, liebte sie von ganzem Herzen, verging in Qual und Entsetzen, wenn sie einen Rückfall erlitt, jauchzte in angstvoller Freude, wenn sie sich zu erholen schien. Ich hatte Anlässe genug für beides. Essie starb zweimal auf dem Operationstisch, bevor ich heimkam, und noch einmal zwölf Tage später, als man noch einmal operieren musste. Beim letzten Mal sorgte man bewusst für ihren klinischen Tod. Brachte Herz und Atmung zum Stillstand und hielt nur das Gehirn am Leben. Und jedes Mal, wenn man sie wieder belebte, fürchtete ich, sie würde am Leben bleiben – denn wenn sie das tat, hieß dies, dass sie noch einmal sterben mochte, und ich ertrug es nicht mehr. Aber langsam und mühevoll begann sie zuzunehmen, und Wilma erklärte mir, die Wende sei gekommen. Es war wie das Aufglühen der Spirale in einem Hitschi-Schiff bei der Wendemarke, wenn man weiß, dass man den Flug überleben wird. Ich verbrachte die ganze Zeit, Wochen und Wochen, im Haus, sodass ich immer da war, wenn Essie mich sehen konnte.

Das war eine gute Gelegenheit, Schuldgefühle zu entwickeln, und Schuld ist ein Gefühl, das mir leicht fällt – wie mein altes psychoanalytisches Programm mir früher dauernd zu erklären pflegte. Und als ich hineinging, um Essie zu sehen, die wie eine Mumie aussah, erfüllten Freude und Sorge mein Herz, und Schuld und Groll lähmten mir die Zunge. Ich hätte mein Leben dafür gegeben, sie gesund zu machen. Aber das schien kein praktikables Verfahren zu sein, jedenfalls sah ich keine Möglichkeit, das durchzusetzen, und der andere schuldbewusste und feindselige Teil von mir wollte frei sein, um an die verlorene Klara zu denken und mit dem Gedanken zu spielen, ob ich sie eines Tages wiederfinden mochte.

Aber Essie wurde gesund. Sie wurde rasch gesund. Die schlaffen Tränensäcke unter den Augen füllten sich und wurden lediglich zu Schatten. Die Schläuche aus ihrer Nase verschwanden. Sie aß wie ein Scheunendrescher. Vor meinen Augen ging sie auseinander, ihre Büste schwoll, die Hüften gewannen ihre Rundungen wieder.

»Herzlichen Glückwunsch an die Ärztin!«, sagte ich zu Wilma Liederman, als ich sie auf ihrem Weg zur Patientin entdeckte.

»Ja, sie hält sich gut«, sagte sie mürrisch.

»Es gefällt mir nicht, wie Sie das sagen«, erwiderte ich. »Was ist los?«

Sie erbarmte sich.

»Eigentlich gar nichts, Robin. Alle Untersuchungsergebnisse sind gut. Aber sie hat es so eilig.«

»Das ist doch gut, oder?«

»Bis zu einem gewissen Punkt. Und jetzt muss ich zu meiner Patientin«, fügte sie hinzu, »die in ein, zwei Wochen vielleicht schon völlig normal sein wird.«

Was für eine gute Nachricht das war! Und wie widerstrebend ich sie aufnahm.

Ich durchlebte alle diese Wochen mit einem Schatten. Manchmal wirkte er wie Unheil, wie der alte Peter Herter, der die Welt erpresste, während die Welt nichts tun konnte, um sich zu wehren. Und manchmal schien er in Zorn zu geraten wie die Hitschi, als wir in ihre komplexen und privaten Welten eindrangen. Man möchte meinen, ich hätte zwischen Hoffnungen und Sorgen unterscheiden können, ja? Falsch. Beide erschreckten mich zutiefst. Wie mir der gute alte Sigfrid zu erklären pflegte, habe ich ein großes Talent nicht nur für Schuldbewusstsein, sondern auch für dumpfe Grübelei.

Und wenn man es genau nahm, hatte ich ein paar sehr konkrete Dinge, die mir Sorgen machten. Nicht nur Essie. Wenn man ein gewisses Alter erreicht, hat man ein Recht zu erwarten, dass bestimmte Bereiche des Lebens stabil bleiben. Nämlich welche? Etwa das Geld. Ich war daran gewöhnt, viel zu haben, und da kam mein Anwaltsprogramm daher und teilte mir mit, ich müsse auf den Pfennig achten.

»Aber ich habe Hanson Bover eine Million in bar versprochen«, sagte ich, »und die bezahle ich. Verkauf Aktien.«

»Ich habe Aktien verkauft, Robin!« Er war nicht zornig. Er war nicht darauf programmiert, wirklich zornig zu werden, aber er konnte niederträchtig sein, und das war er.

»Dann verkauf mehr. Was können wir am besten abstoßen?«

»Derzeit nichts, Robin. Der Wert der Nahrungsgruben ist drastisch gesunken, des Brandes wegen. Die Fischfarmen haben sich vom Verlust der Jungfische noch nicht erholt. In ein, zwei Monaten …«

»Ich brauche das Geld nicht in ein, zwei Monaten. Verkauf!« Und als ich ihn wegschickte und Bover anrief, um in Erfahrung zu bringen, wohin ich seine Million schicken sollte, wirkte er tatsächlich überrascht.

»Angesichts des Eingreifens der Gateway-Gesellschaft dachte ich, Sie würden sich nicht mehr an die Abmachung gebunden fühlen«, sagte er.

»Abgemacht ist abgemacht«, sagte ich. »Das Juristische können wir abwarten. Es bedeutet nicht viel, solange Gateway mir das Vorkaufsrecht abgenommen hat.«

Er wurde sofort argwöhnisch. Was mache ich, dass die Leute mir gegenüber argwöhnisch werden, sobald ich mich besonders anstrenge, gerecht zu sein?

»Warum wollen Sie beim juristischen Teil abwarten?«, fragte er scharf und rieb sich heftig die Schädeldecke – schon wieder ein Sonnenbrand?

»Ich ›will‹ nicht«, sagte ich, »es spielt einfach keine Rolle. Sobald Sie Ihre Verfügung zurückziehen, bekomme ich die von Gateway auf den Tisch geknallt.«

Neben Bovers finsterem Gesicht erschien mein Sekretariatsprogramm. Sie sah aus wie eine Witzzeichnung des lieben Schutzengels, Bover ins Ohr flüsternd, aber was sie sagte, galt in Wirklichkeit mir: »Sechzig Sekunden bis zu Mr. Herters Denkzettel«, sagte sie.

Ich hatte vergessen, dass der alte Peter uns wieder eine seiner Vier-Stunden-Fristen gestellt hatte.

»Es ist Zeit, sich auf Peter Herters nächsten Nadelstich vorzubereiten«, sagte ich und legte auf – es war mir im Grund gleichgültig, ob er sich erinnerte, ich wollte nur das Gespräch beenden. Man brauchte nicht viel vorzubereiten. Es war rücksichtsvoll – nein, es war ordentlich – vom alten Peter, uns jedes Mal zu warnen und dann pünktlich anzutreten. Aber für Flugzeugpiloten und Autofahrer war es wichtiger als für Stubenhocker wie mich.

Dafür war aber Essie da. Ich schaute hinein, um mich zu vergewissern, dass sie nicht gerade eine Infusion erhielt, katheterisiert oder gefüttert wurde. Sie schlief – ganz normal, umgeben von ihrer Flut dunkelgoldener Haare und leise schnarchend. Auf dem Rückweg zu meinem bequemen Konsolensessel spürte ich schon Peter in meinem Gehirn.