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»Immer, Robin?«

»Ach, komm schon!«

»Nein, im Ernst«, sagte sie. »Gegenbeispieclass="underline" Was geschah, als die Römer auf Gallier stießen?«

»Sie haben sie niedergeworfen, das passierte!«

»Richtig. Nein, fast richtig. Aber wer hat ein paar hundert Jahre später wen besiegt, Robin? Die Barbaren eroberten Rom, Robin.«

»Ich rede nicht von Eroberung! Ich rede von einem rassischen Minderwertigkeitskomplex. Was geschieht mit irgendeiner beliebigen Rasse, die in Berührung mit einer klügeren Rasse kommt?«

»Nun, unter verschiedenen Umständen verschiedene Dinge, Robin. Die Griechen waren klüger als die Römer, Robin. Die Römer hatten nie eine neue Idee, es sei denn die, zu bauen oder Menschen zu töten. Die Römer störte das nicht. Sie nahmen Griechen sogar in ihre Häuser auf, damit sie ihnen alles über Dichtung und Geschichte und Wissenschaft beibrachten. Als Sklaven. Lieber Robin«, sagte sie, stellte ihre Kaffeetasse ab und kam heran, um sich zu mir zu setzen, »Weisheit ist eine Art Rohstoff. Sag doch, wen fragst du, wenn du Informationen brauchst?«

Ich dachte eine Weile nach.

»Na, meistens Albert«, gab ich zu. »Ich verstehe schon, was du meinst, aber das ist etwas anderes. Es ist die Aufgabe eines Computers, in bestimmten Dingen mehr zu wissen und schneller zu denken als ich. Dafür ist er da.«

»Genau, lieber Robin. So viel du sehen kannst, bist du nicht vernichtet worden.« Sie rieb ihre Wange an der meinen und richtete sich auf. »Du bist unruhig«, entschied sie. »Was möchtest du tun?«

»Was gibt es für Möglichkeiten?«, fragte ich und berührte sie, aber sie schüttelte den Kopf.

»Das meine ich nicht, jedenfalls nicht jetzt. Willst du PV sehen? Ich habe eine Aufzeichnung von den Nachrichten heute Abend, als du mit Wilma Pläne geschmiedet hast, und da sieht man, wie deine lieben Freunde ihre alte Heimat besuchen.«

»Die Alten in Afrika? Hab’ ich heute Nachmittag gesehen.« Irgendein örtlicher Manager hatte es für sinnvolle Reklame gehalten, den Alten die Schlucht von Olduvai zu zeigen. Den Alten gefiel es nicht besonders – sie verabscheuten die Hitze, schnatterten gereizt miteinander über die Impfungen, die sie über sich hatten ergehen lassen müssen, schätzten die Reise im Flugzeug nicht. Aber sie machten Schlagzeilen. Das Gleiche taten Paul und Lurvy, derzeit in Dortmund, um ein Mausoleum zur Erinnerung an Lurvys Vater einzurichten, sobald seine Überreste von der Nahrungsfabrik zurückkamen. Das Gleiche tat Wan, der als »Junge vom Hitschi-Himmel« durch Auftritte im PV reich wurde; das Gleiche tat Janine, der es großartig gefiel, ihre Gesangsstar-Brieffreunde endlich persönlich kennen zu lernen. Das Gleiche tat ich. Wir waren alle reich an Ruhm und Geld. Was die anderen damit anfangen würden, wusste ich nicht. Aber was ich wollte, wurde endlich klar.

»Hol einen Pulli, Essie«, sagte ich. »Gehen wir spazieren.«

Wir schlenderten hinunter zum eiskalten Wasser und hielten Händchen.

»Es schneit ja«, teilte Essie mit und blickte zu der Kuppel siebenhundert Meter über unseren Köpfen hinauf. In der Regel kann man sie nicht sehr deutlich sehen, aber heute Nacht, von den Heizgeräten, die Schnee oder Eis daran hindern, sie zu zerstören, seitlich erhellt, war sie milchig, übergossen mit Spiegelungen von Lichtern am Boden, von Horizont zu Horizont reichend.

»Ist es dir zu kalt?«

»Vielleicht nur hier, direkt am Wasser«, gab sie zu. Wir stiegen den Hang hinauf zu der kleinen Palmengruppe am Springbrunnen und setzten uns auf eine Bank, um die Lichter auf dem Tappan-See zu betrachten. Es war behaglich hier. Die Luft unter der Kuppel wird nie wirklich kalt, aber das Wasser ist das des Hudson, der sieben- oder achthundert Kilometer offen dahinfließt, bevor er den Palisaden-Damm erreicht, und ab und zu kommen im Winter unter der Sperre Eisschollen hindurch bis an unseren Bootssteg.

»Essie«, sagte ich, »ich habe nachgedacht.«

»Weiß ich, lieber Robin.«

»Über den Ältesten. Die Maschine.«

»So, wirklich?« Sie zog die Füße aus dem Gras, das durch verwehtes Wasser aus dem Springbrunnen feucht geworden war. »Sehr gute Maschine«, sagte sie. »Ganz zahm, seit du ihr die Zähne gezogen hast. Vorausgesetzt, dass sie keine Nervenendorgane bekommt, sich nicht bewegen kann oder nicht mit Steuerschaltungen in Verbindung kommt … ja, ganz zahm.«

»Was ich wissen möchte, ist, ob du so etwas für einen Menschen bauen könntest«, sagte ich.

»Ah!«, erwiderte sie. »Hm. Ja, ich glaube schon. Würde einige Zeit dauern und natürlich viel Geld kosten, aber es würde gehen.«

»Und du könntest eine menschliche Persönlichkeit darin speichern – nachdem die Person gestorben ist, meine ich? So gut, wie die Toten Menschen gespeichert worden sind?«

»Sehr viel besser, glaube ich. Es dürfte einige Schwierigkeiten geben, vor allem biochemische, aber das ist nicht mein Gebiet.« Sie lehnte sich zurück, schaute zu der schillernden Kuppel hinauf und sagte nachdenklich: »Wenn ich ein Computerprogramm schreibe, Robin, spreche ich mit dem Computer, in der einen oder anderen Sprache. Ich sage ihm, was er ist und was er tun soll. Hitschi-Programmierung ist nicht das Gleiche. Sie beruht auf direkter chemischer Übertragung des Gehirns. Das Gehirn der Alten ist mit deinem oder meinem nicht direkt identisch, was die Chemie betrifft, deshalb ist die Speicherung der Toten Menschen ganz und gar nicht perfekt. Aber die Alten müssen von wirklichen Hitschi weit entfernt sein. Die Hitschi konnten den Prozess ohne erkennbare Schwierigkeit umwandeln, deshalb muss es gehen. Ja. Wenn du stirbst, lieber Robin, ist es möglich, dein Gehirn in eine Maschine zu übertragen, die Maschine in ein Hitschi-Schiff zu stecken und zum Schwarzen Loch bei Sagittarius YY zu fliegen, wo sie Gelle-Klara Moynlin guten Tag sagen und ihr erklären kann, dass der Zwischenfall nicht deine Schuld war. Dafür garantiere ich, nur darfst du noch, sagen wir, fünf bis acht Jahre nicht sterben, damit notwendige Forschung erfolgen kann. Würdest du mir das, bitte, versprechen?«

Manchmal überrascht mich etwas so, dass ich nicht weiß, ob ich weinen oder zornig werden oder lachen soll. Diesmal stand ich rasch auf und starrte auf meine liebe Frau hinunter. Und dann entschied ich, was ich tun wollte, und lachte.

»Manchmal verblüffst du mich, Essie«, sagte ich.

»Aber warum, Robin?« Sie griff nach meiner Hand. »Angenommen, es wäre andersherum, hm? Angenommen, es wäre ich, die vor vielen Jahren eine große, persönliche Tragödie durchgemacht hat. Genau wie die deine, Robin. In der jemand, den ich sehr geliebt habe, sehr zu Schaden kam, auf eine solche Weise, dass ich diese Person nie sehen oder ihr erklären könnte, was geschehen ist. Glaubst du nicht, dass ich unbedingt wenigstens mit ihr sprechen wollte, auf irgendeine Weise, um ihr zu sagen, was ich empfinde?«

Ich wollte antworten, aber sie stand auf und legte ihren Finger auf meine Lippen.

»War eine rhetorische Frage, Robin. Wir kennen beide die Antwort. Wenn deine Klara noch lebt, wird sie unbedingt von dir hören wollen. Da gibt es keinen Zweifel. Also, so ist der Plan«, fuhr sie fort. »Du wirst sterben – nicht bald, hoffe ich. Dein Gehirn geht in die Maschine. Vielleicht mache ich eine Kopie für mich, falls du erlaubst? Aber eine Kopie fliegt zum Schwarzen Loch, um Klara zu suchen, und findet sie und sagt zu ihr: ›Klara, Liebes, was geschehen ist, war nicht zu ändern, aber ich möchte dir sagen, dass ich mein Leben gegeben hätte, um dich zu retten. ‹ Und dann, Robin, weißt du, was Klara dieser sonderbaren Maschine antworten wird, die aus dem Nichts auftaucht, vielleicht nur ein paar Stunden ihrer Zeit nach dem Ereignis?«

Ich wusste es nicht. Der springende Punkt war ja, dass ich es nicht wusste. Aber das sagte ich nicht, weil Essie mir keine Gelegenheit dazu gab. Sie erklärte: »Dann wird Klara antworten: ›Aber ich wusste das, lieber Robin. Denn von allen Männern, die je geboren wurden, bist du derjenige, dem ich am meisten vertraue, den ich am meisten achte und liebe.‹ Ich weiß, dass sie das sagen würde, Robin, weil das für sie die Wahrheit wäre. Wie für mich.«