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So wünschten der Kapitän und alle anderen Hitschi ihren Experimenten große Weisheit und Gedeihen. Aus Güte und Barmherzigkeit. Aus Neugier. Und noch aus einem anderen Grund: Die Experimente waren mehr als Experimente; sie waren eine Art Pufferzone.

Wenn irgendeine der Versuchsrassen, die von den Hitschi auf den Weg gebracht worden waren, Erfolg gehabt hatte, mochte sie jetzt wahrhaft technologisch sein. Die Wesen mochten inzwischen Spuren von den Hitschi selbst finden. Und wie ehrfürchtig würden sie sein, dachte der Kapitän, wenn sie sahen, was die Hitschi zurückgelassen hatten. Er versuchte zu lächeln, während er in seinem Denken die Gleichung bildete: »Experimente« (sind für) »Hitschi« (wie) »Hitschi« (für) … »Sie«.

Wer immer »Sie« sein mochten.

Wenigstens, so dachte der Kapitän ein wenig düster, wenn »Sie« zurückkommen, um dieses Universum wieder zu besetzen, das »Sie« umformen nach »Ihrer« Laune, müssen »Sie« zuerst durch diese anderen hindurch, bevor »Sie« zu uns kommen.

Rückkehr nach Gateway

Ich bin kein Hamlet, wohl aber ein Lord in seinem Gefolge; jedenfalls wäre ich das, wenn ich ein menschliches Wesen wäre. Bin ich aber nicht. Ich bin ein Computerprogramm. Das ist ein durchaus ehrenwerter Stand, dessen ich mich keineswegs schäme. Vor allem nicht, da ich (wie Sie sehen können) ein hoch entwickeltes Programm bin, das jede Sequenz anschwellen lassen und ein oder zwei Szenen hinlegen kann, dazu aber noch aus fast unbekannten Dichtern des zwanzigsten Jahrhunderts zu zitieren vermag, wie Sie im Verlauf dieses Gesprächs hören können.

Nun muss ich mit meiner Szene beginnen. Ich heiß’ Albert, weiß sehr viel – Leut’ vorzustellen ist mein Spiel! Zu Anfang stelle ich mich selbst vor.

Ich bin ein Freund von Robinette Broadhead. Na ja, das ist nicht ganz richtig. Ich bin mir nicht sicher, behaupten zu dürfen, dass Robin in mir seinen Freund sieht, obwohl ich mir größte Mühe gebe, ihm ein Freund zu sein. Nur zu diesem Zweck wurde ich (dieses spezielle »Ich«) geschaffen. Im Grunde bin ich ein einfach konstruierter Computer, der Informationen einholt und in den man viele Charaktermerkmale des verstorbenen Albert Einstein hineinprogrammiert hat. Deshalb nennt Robin mich auch Albert. Es gibt da noch eine Sache, über die Unklarheit herrscht. Seit kurzem ist strittig, ob Robinette Broadhead wirklich der Gegenstand meiner Freundschaft ist, da das von der Frage abhängt, wer (oder was) Robinette Broadhead jetzt ist; aber das ist ein sehr langwieriges und verwickeltes Problem, das wir nur Stück für Stück lösen können.

Ich weiß, dass das alles sehr verwirrend ist, und kann mich auch des Gefühls nicht erwehren, dass ich meiner Aufgabe nicht besonders gut gerecht werde, die (wie ich sie auffasse) darin besteht, die Bühne aufzubauen, auf der Robin selbst sprechen soll. Vielleicht ist die ganze Arbeit überflüssig, da Sie schon wissen, was ich zu sagen habe. Mir macht es aber nichts aus, es zu wiederholen. Wir Maschinen sind geduldig. Sie können aber selbstverständlich – wenn Ihnen das lieber ist – diesen Teil überspringen und mit Robin selbst fortfahren, was Robin zweifellos vorziehen würde.

Wir wollen es in Form von Frage und Antwort machen. Ich werde ein Subsystem innerhalb meines Programms ausarbeiten, das mich interviewen kann.

F.: Wer ist Robinette Broadhead?

A.: Robinette Broadhead ist ein menschliches Wesen, das sich zum Asteroiden Gateway begeben hat und dort unter sehr großen Risiken und seelischen Erschütterungen die Grundlagen seines unermesslichen Reichtums geschaffen, sich aber auch noch größere Schuldgefühle aufgeladen hat.

F.: Deine Randbemerkungen kannst du dir sparen, Albert! Bleib bei den Tatsachen! Was ist der Gateway-Asteroid?

A.: Gateway ist ein künstliches Gebilde, das die Hitschi zurückgelassen haben. Vor etwa einer halben Million Jahren verließen sie dieses Parkhaus im All, das voll funktionierender Raumschiffe steckt. Mit ihnen konnte man Flüge durch die gesamte Galaxis unternehmen, leider aber das Ziel nicht selbst bestimmen. (Nähere Einzelheiten: siehe Kasten. Ich habe das eingefügt, um zu zeigen, was für ein wirklich hoch entwickeltes Programm zur Datenbeschaffung ich bin.)

F.: Vorsicht, Albert! Nur Tatsachen, bitte! Wer sind diese Hitschi?

A.: Moment mal! Eines wollen wir klarstellen: Wenn »du« Fragen an »mich« stellen willst – auch wenn »du« nur ein Subsystem desselben Programms bist wie »ich« –, musst du mich auf die bestmögliche Art antworten lassen. »Tatsachen« allein reichen nicht aus. »Tatsachen« kann jedes primitive System ausspucken. Dafür bin ich nun wirklich zu gut. Ich muss schon Hintergrund und Umfeld aufzeigen. Nur ein Beispieclass="underline" Wenn ich dir erklären soll, wer die Hitschi sind, muss ich, um es ordentlich zu machen, die Geschichte erzählen, wie sie zum ersten Mal auf der Erde erschienen sind. Die Geschichte lautet folgendermaßen:

Hier ein Beispiel für Informationen, wie ich sie mit Leichtigkeit abrufe:

»… Der Konflikt über die Insel Dominica war zwar schrecklich, aber doch in sieben Wochen vorbei. Haiti und die Dominikanische Republik suchten nach Frieden und einer Möglichkeit, ihre zerrüttete Wirtschaft wieder aufzubauen. Die nächste Krise, die auf die UN zukam, rief einerseits in der ganzen Welt große Hoffnung hervor, bedeutete aber andererseits auch eine viel größere Bedrohung des Weltfriedens. Ich meine hier selbstverständlich die Entdeckung des so genannten Hitschi-Asteroiden. Obwohl man schon lange wusste, dass technologisch weit entwickelte Außerirdische das Sonnensystem besucht und einige wertvolle Artefakte zurückgelassen hatten, kam der Zufallsfund dieses Himmelskörpers mit so vielen funktionierenden Raumschiffen völlig unerwartet. Da ihr Wert unschätzbar war, beanspruchte natürlich jeder Mitgliedsstaat der UN, der über ein Raumfahrtprogramm verfügte, seinen Anteil. Ich möchte gar nicht die äußerst kniffligen und geheimen Verhandlungen erwähnen, die zu dem Kuratorium der Fünf-Mächte-Gateway-Gesellschaft führten. Mit ihrer Gründung begann für die Menschheit eine neue Ära.«

Memoirs, Marie-Clémentine Benhabbouche,

Secrétaire-générale des Nations-Unis

Es war einmal vor etwa einer halben Million von Jahren im Diluvium, da bemerkte als erste Kreatur auf Erden eine Säbelzahntigerin ihre Anwesenheit. Sie hatte gerade ein Paar Junge geworfen. Nachdem sie die Kleinen abgeleckt und ihren neugierigen Mann weggejagt hatte, legte sie sich schlafen. Beim Aufwachen musste sie feststellen, dass ein Junges fehlte. Nun können aber Raubtiere …

F.: Albert, bitte! Das ist Robinettes Geschichte, nicht deine! Komm endlich zu dem Punkt, wo er zu sprechen anfängt.

A.: Jetzt hab’ ich es dir schon hundertmal gesagt! Wenn du mich noch einmal unterbrichst, schalte ich dich einfach aus, Subsystem! Wir machen das auf meine Art, und die ist nun mal so:

Raubtiere können aber nicht gut zählen. Trotzdem war diese Tigerin schlau genug, den Unterschied zwischen eins und zwei zu kennen. Pech für das andere Junge war nur, dass Raubtiere auch sehr zu Wutausbrüchen neigen. Der Verlust eines ihrer Jungen brachte sie so in Rage, dass sie in einem Anfall von Raserei das zweite zerriss. Es ist sehr lehrreich festzuhalten, dass dies der einzige Todesfall unter größeren Säugetieren war, der sich aufgrund des ersten Besuchs der Hitschi auf der Erde ereignete.

Nach zehn Jahren kamen die Hitschi wieder. Sie holten sich für einige Proben, die sie beim ersten Mal mitgenommen hatten, Ersatz; darunter war auch ein alter und inzwischen träge gewordener Tiger. Bei den Proben, die sie sich diesmal aussuchten, waren auch Exemplare, die nicht auf allen vieren liefen. Die Hitschi hatten gelernt, unter den Raubtieren zu unterscheiden. Diesmal wählten sie auch eine Spezies watschelnder, knapp über einen Meter großer Kreaturen mit schrägen Brauen, behaarten Gesichtern und fliehendem Kinn aus. Nachkommen aus einer ziemlich weitläufigen Nebenlinie; ihr Menschen würdet sie Australopithecus afarensis nennen. Diese Geschöpfe brachten die Hitschi nicht zurück. Ihrer Meinung nach war diese Art die vielversprechendste, hinsichtlich einer Entwicklung zu intelligenten Wesen.