Da die Hitschi solche Wesen gut gebrauchen konnten, unterwarfen sie die Spezies einem Programm, das ihre Entwicklung mit Nachdruck auf dieses Ziel hinlenkte.
Die Hitschi beschränkten sich natürlich nicht auf den Planeten Erde bei ihren Erkundungen. Aber im ganzen übrigen Sonnensystem gab es nicht den Schatz, der sie interessierte. Sie schauten sich um. Sie erforschten Mars und Merkur, glitten durch die Wolkendecke der Gasriesen jenseits des Asteroidenrings, stellten fest, dass es dort Pluto gab, machten sich aber nicht die Mühe, ihn zu besuchen. Sie legten in einem asymmetrischen Asteroiden Tunnel an, um über eine Art Hangar für ihre Raumschiffe zu verfügen. Auch den Planeten Venus durchlöcherten sie mit gut isolierten Tunnels. Das geschah aber nicht, weil sie das Klima auf der Venus dem der Erde vorzogen. Ebenso wie die Menschen verabscheuten sie die Oberfläche der Venus. Deshalb legten sie auch alle ihre Anlagen unter der Oberfläche an. Nein, sie bauten dort, weil es auf der Venus nichts Lebendiges gab, das Schaden erleiden könnte. Die Hitschi fügten niemals irgendwelchen Wesen, die eine Entwicklung durchlaufen hatten, Schaden zu – außer es war unumgänglich.
Die Hitschi beschränkten sich auch nicht nur auf das Sonnensystem der Erde. Ihre Schiffe überbrückten die Entfernungen in der Galaxis und flogen noch weiter. Auf einer Karte verzeichneten sie jedes einzelne der zweihundert Milliarden astronomischen Objekte, das größer als ein Planet war, dazu noch viele kleinere. Nicht jedes dieser Objekte wurde von einem Hitschi-Schiff angeflogen. Aber alle wurden zumindest von einer ferngesteuerten Rakete umrundet und mit Instrumenten auf Spuren genau abgesucht. Manche wurden später zu Touristenattraktionen, wie wir sagen würden.
Und manche – kaum eine Hand voll – enthielten den besonderen Schatz, den man Leben nennt und hinter dem die Hitschi her waren.
Leben war in der Galaxis selten. Intelligentes Leben, wie weit die Hitschi auch diesen Begriff auslegten, war sogar noch seltener … aber vorhanden. Da gab es auf der Erde die Australopithekus-Gruppe, die bereits Werkzeuge benutzte und anfing, gesellschaftliche Einrichtungen zu entwickeln. Dann war da noch eine viel versprechende geflügelte Rasse im Sternbild Ophiuchus, wie es die Menschen nennen. Ferner eine mit weichen Körpern auf einem riesigen, dichten Planeten, der einen F-9 Stern im Eridanus umkreiste. Vier oder fünf unterschiedliche Arten lebten auf Welten, die Sterne auf der anderen Seite des Kerns der Galaxis umkreisten. Gaswolken, Staub und dichte Sternhaufen verbargen sie vor jeder menschlichen Beobachtung. Alles in allem gab es fünfzehn Arten von Lebewesen, von fünfzehn verschiedenen Planeten, tausende von Lichtjahren voneinander getrennt, von denen zu erwarten war, dass sie in absehbarer Zeit so viel Intelligenz entwickeln würden, dass sie Bücher schreiben und einfache Maschinen bauen konnten. (Für die Hitschi bedeutete »in absehbarer Zeit« in etwa eine Million Jahre.)
Neben der der Hitschi gab es aber noch drei weitere technisch hoch entwickelte Gesellschaften und die Werkzeuge von zwei anderen, die inzwischen ausgestorben waren.
Der Australopithekus war also keineswegs ein Einzelstück. Dennoch war er sehr wertvoll. Der Hitschi, der beauftragt worden war, eine Kolonie dieser Gattung aus den knochentrockenen Steppen ihrer Heimat zum neuen Aufenthaltsort im All, den die Hitschi eigens für sie angelegt hatten, zu bringen, wurde mit großen Ehren überhäuft.
Diese Aufgabe war langwierig und schwer. Dieser oben erwähnte Hitschi war ein Nachkomme von drei Generationen, die das Sonnensystem erforscht, auf Karten verzeichnet und sich in der Organisation des ganzen Unternehmens ausgezeichnet hatten. Er erwartete, dass seine eigenen Nachkommen diese Arbeiten fortsetzen würden. Darin irrte er sich aber.
Alles zusammengerechnet dauerte der Aufenthalt der Hitschi im Sonnensystem der Erde etwas über hundert Jahre. Dann wurde er in weniger als einem Monat beendet.
Es kam zu der Entscheidung, sich zurückzuziehen … in Eile.
Überall wurde blitzschnell, aber gründlich gepackt: in jedem Kaninchenbau auf der Venus, auf allen kleineren Außenanlagen auf Dione und auf der Südpolarkappe des Mars, auf jedem sich in Umlaufbahn befindlichen künstlichen Himmelskörper. Die Hitschi waren überaus sorgfältige Hauswarte. Sie entfernten neunundneunzig Prozent aller Maschinen, Werkzeuge, Artefakte, Nippes und Kinkerlitzchen, die ihnen das Leben im Sonnensystem der Erde erträglich gemacht hatten, ja sogar den Abfall. Vor allem den Abfall. Nichts wurde zufällig zurückgelassen. Und auf der Oberfläche der Erde überhaupt nichts, nicht einmal etwas, das bei den Hitschi einer Coca-Cola-Flasche oder einem gebrauchten Papiertaschentuch entsprochen hätte. Sie machten es für die aus einer Seitenlinie des Australopithekus sich entwickelnden Nachkommen nicht unmöglich, etwas über den Besuch der Hitschi auf ihrem Gebiet zu erfahren. Sie gingen nur sicher, dass diese zuerst ins All vordringen mussten, um es herauszufinden. Vieles von dem, was die Hitschi mitgenommen hatten, war nutzlos und wurde im weiten interstellaren Raum über Bord geworfen oder in die Sonne geschickt. Vieles andere wurde an entlegene Orte gebracht, um dort ganz besonderen Zwecken zu dienen. Das alles geschah aber nicht nur im Sonnensystem der Erde, sondern überall. Die Hitschi beseitigten all ihre Spuren in der Galaxis. Keine soeben verwitwete Hausfrau holländischer Herkunft in Pennsylvania, die dabei war, ihre Farm der Familie des ältesten Sohnes zu übergeben, hätte ihren Besitz ordentlicher hinterlassen können.
Das Wenige, das die Hitschi nicht mitnahmen oder zerstörten, diente einem bestimmten Zweck. Auf der Venus hinterließen sie nur die Grundtunnel und Fundamente und ein paar ohne besondere Sorgfalt ausgesuchte Artefakte.
In den Außenstellen hinterließen sie nur eine minimale Anzahl von Signalpfosten und noch einen anderen Gegenstand.
In jedem Sonnensystem, in dem man Intelligenz erwarten konnte, hinterließen sie ein großes, rätselhaftes Geschenk. Im System der Erde war dies ein rechteckiger Asteroid, den sie als Terminal für ihre Raumschiffe benutzt hatten. An entlegenen, sorgfältig ausgewählten Stellen anderer Sonnensysteme blieben ebenfalls größere Anlagen zurück. In allen befand sich das riesige Geschenk einer funktionierenden, fast unzerstörbaren, schneller als das Licht fliegenden Hitschi-Raumschiffflotte.
Die Funde im Sonnensystem blieben dort sehr lange Zeit, über vierhunderttausend Jahre, während sich die Hitschi im Kern der Galaxis versteckt hielten. Die Australopithekus-Gruppe auf der Erde erwies sich als ein evolutionärer Fehlschlag, was die Hitschi aber nicht erfuhren. Die Vettern dieses Australopitheus wurden zu Neandertalern oder Cro-Magnon-Menschen, schließlich zu der letzten modischen Version, dem modernen Menschen. Inzwischen entwickelten sich auch die geflügelten Arten weiter, entdeckten die Herausforderung des Prometheus und brachten sich gegenseitig um. Die beiden vorhandenen hoch entwickelten Zivilisationen begegneten sich und zerstörten sich gegenseitig. Die anderen sechs der viel versprechenden Arten trieben sich müßig in entwicklungsgeschichtlichen Altwässern herum. Während all dies geschah, blieben die Hitschi in ihrem Versteck und lugten nur verängstigt durch ihr Schwarzschild-Objektiv1, und das alle paar Wochen ihrer Zeit nach – alle paar Jahrtausende nach der Zeit, die draußen dahinraste.
Und inzwischen warteten die Funde. Schließlich entdeckten sie die Menschen.