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Aber eines Tages würde eine Rasse ins All vordringen und überleben. Das hofften jedenfalls die Hitschi.

Sie fürchteten sich aber auch davor, da sie schon bei ihrem Rückzug wussten, dass eine Rasse, die sie erreichte, auch fähig war, sie zu überflügeln. Aber wie konnte diese Möglichkeit so nahe bevorstehen? Es waren doch erst sechzig Erdenjahre seit der letzten Überprüfung vergangen!

Dann hatten die weit entfernten Monitore, die um die Venus kreisten, den zweifüßigen Sapiens gezeigt. Seine Artgenossen gruben die verlassenen Hitschi-Tunnel aus und erforschten ihr kleines Sonnensystem mit Raumschiffen, die von chemischem Feuer angetrieben wurden. Entsetzlich primitiv, natürlich! Aber nicht ohne Zukunft! In ein oder zwei Jahrhunderten – höchstens vier oder fünf nach Meinung der Hitschi – würden sie den Gateway-Asteroiden entdecken. Und wieder ein oder zwei Jahrhunderte später würden sie anfangen, die Technologie zu verstehen …

Aber die Ereignisse hatten sich überstürzt! Die menschlichen Wesen hatten die Gateway-Schiffe gefunden, die Nahrungsfabrik – die riesige, weit entfernte Wohnanlage, in der die Hitschi die Exemplare der vielversprechendsten Rasse der Erde eingesperrt hielten, die Australopithekus-Gruppe. Alles war den Menschen zugefallen, und das war noch nicht das Ende.

Die Mannschaft des Kapitäns war gut ausgebildet. Nachdem die Daten gesammelt und durch die Geballten Gehirne gefiltert, dann tabellisiert und zusammengefasst worden waren, bereiteten die Spezialisten ihre Berichte vor. White-Noise war der Navigator. Es war seine Aufgabe, die Positionen aller aufgefangenen Quellen festzustellen und die Ortsdatenbank des Schiffes auf dem Laufenden zu halten. Shoe war der Kommunikationsoffizier, der am meisten zu tun hatte – mit Ausnahme vielleicht von Mongrel, dem weiblichen Integrator, die von Terminal zu Terminal flog und den Geballten Gehirnen Gegenkontrollen und Korrelationen zuflüsterte. Weder Burst, der Schwarze-Loch-Durchbruchsspezialist, noch Twice, deren Aufgabe die Fernsteuerung von Arbeitsgeräten war, waren im Augenblick mit ihren Spezialaufgaben beschäftigt. Sie halfen daher den anderen, ebenso der Kapitän. Seine Gesichtsmuskeln traten hervor und wanden sich wie Schlangen, als er auf die fertigen Berichte wartete.

Mongrel mochte ihren Kapitän. Deshalb gab sie ihm die harmloseren zuerst.

Erstens, dass die Gateway-Schiffe gefunden worden waren und benutzt wurden. Nun, das war in Ordnung! Das gehörte zu dem Plan, wenn es auch beunruhigend wirkte, dass es so früh geschehen war.

Zweitens war die Nahrungsfabrik gefunden worden und das Artefakt, das die Menschen Hitschi-Himmel nannten. Diese Nachrichten waren alt, jetzt schon Jahrzehnte alt. Auch nicht ernst. Trotzdem beunruhigend – eigentlich sogar sehr beunruhigend, weil der Hitschi-Himmel dazu dienen sollte, jedes Schiff, das dort anlegte, festzuhalten. Die Herstellung eines Zweiweg-Kontakts bedeutete eine höchst unerwartete Entwicklung bei diesen zweifüßigen Emporkömmlingen.

Drittens war da eine Nachricht von den Segelschiffleuten. Das brachte die Muskeln im Gesicht Kapitäns noch mehr in Bewegung. Es war eine Sache, ein Schiff in einem Sonnensystem zu finden – aber es im interstellaren Raum aufzuspüren, war doch ungemütlich beeindruckend.

Und viertens …

Viertens war da White-Noises Darstellung der gegenwärtigen Standorte aller bekannten Hitschi-Schiffe, die von Menschen bedient wurden. Als der Kapitän sie sah, schrie er vor Wut und Schock laut auf. »Vergleich das mit den verbotenen Zonen!«, befahl er. Sobald die Datenfächer eingelegt und die Bilder zusammen projiziert waren, bebten die Muskelstränge an seinen Wangen wie gezupfte Harfensaiten. »Sie erforschen Schwarze Löcher«, stellte er mit schwacher Stimme fest.

White-Noise nickte. »Das ist noch nicht alles«, sagte er. »Einige dieser Fahrzeuge tragen Unterbrecher. Sie können eindringen.« Mongrel fügte hinzu: »Es sieht nicht so aus, als würden sie die Gefahrenzeichen erkennen.«

Nachdem sie ihre Berichte vorgetragen hatten, warteten die Besatzungsmitglieder höflich. Jetzt war es das Problem des Kapitäns. Sie hofften stark, dass er auch in der Lage war, damit fertig zu werden.

Möglicherweise herrscht an dieser Stelle eine leichte Verwirrung, die ich beseitigen sollte. Robinette (und der gesamte Rest der menschlichen Rasse) nannte diese Leute Hitschi. Natürlich benutzten sie diesen Namen selbst ebenso wenig wie die eingeborenen Amerikaner sich als Indianer oder die afrikanischen Khoi-San Stämme sich als Hottentotten oder Buschmänner bezeichnen. In Wirklichkeit nannten sich die Hitschi die »Intelligenten«. Allerdings beweist das sehr wenig, wie man am Beispiel des Homo sapiens sieht.

Twice war eigentlich nicht wirklich in den Kapitän verliebt, weil es dafür auch noch zu früh war, wie sie als weibliches Wesen wusste. Aber bald. Wahrscheinlich schon innerhalb der nächsten Tage. Zusätzlich zu diesen erschreckenden und unerwarteten Neuigkeiten kam für sie auch noch die Sorge um den Kapitän. Er steckte bis über beide Ohren in Schwierigkeiten. Und obwohl es noch nicht Zeit war, streckte sie ihre schmale Hand aus und legte sie über die seine. Der Kapitän war so in Gedanken versunken, dass er es gar nicht bemerkte, sondern sie nur geistesabwesend streichelte.

Shoe schnüffelte, was für Hitschi so viel wie räuspern bedeutete, ehe er fragte: »Wollen Sie mit den Geballten Gehirnen Kontakt aufnehmen?«

»Nicht jetzt«, zischte der Kapitän und rieb sich mit der freien Faust die Rippen, was ein kratzendes Geräusch verursachte, das in der Stille der Kabine deutlich hörbar war. Ihm wäre es jetzt viel lieber gewesen, zurück in sein Schwarzes Loch im Kern der Galaxis zu kriechen und sich die Sterne über den Kopf zu ziehen. Das war aber nicht möglich. Das Nächstbeste wäre es, in denselben sicheren, friedlichen Kern zu fliehen und seinen Vorgesetzten Meldung zu erstatten. Dann konnten die Autoritäten die Entscheidungen fällen. Sie konnten sich dann mit den Geballten Gehirnen der Vorfahren, die sich begierig einmischen würden, befassen. Sie konnten beschließen, was zu tun war – wenn möglich mit einem anderen Hitschi-Kapitän samt Mannschaft, die man in diesen grauenvoll schnellen Raum hinausschicken konnte, um die Befehle auszuführen. Das war ein möglicher Ausweg, aber der Kapitän war zu gut ausgebildet, um sich einen leichten Ausweg zu gestatten. Er war am Schauplatz; deshalb musste er auch reagieren. Wenn er sich irrte – dann, gute Nacht, armer Kapitän! Das würde Konsequenzen nach sich ziehen. Er würde gemieden werden. Das war das Mindeste und eigentlich nur die Strafe für kleinere Vergehen. Für gröbere wurde man sozusagen die Treppe hinaufgestoßen  – und der Kapitän war keineswegs begierig, der mächtigen Masse gespeicherter Gehirne anzugehören, die alle von seinen Vorfahren stammten.

Er zischte sorgenvoll und fällte seine Entscheidung. »Informiere die Geballten Gehirne«, befahl er.

»Nur informieren? Keine Empfehlungen anfordern?«, fragte Shoe.

»Nur informieren! Bereite ein Fernlenkflugzeug vor und schicke es mit einem Doppel aller Daten zurück zur Basis.« Das richtete sich an Twice, die seine Hand losließ und begann, ein kleines Nachrichtenfahrzeug zu programmieren. Schließlich wandte er sich an White-Noise. »Nimm Kurs auf den Abfangpunkt für das Segelschiff!«