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Da die Segelschiffleute seine Nachricht sofort beantwortet hatten – für sie sofort –, traf ihre Antwort ein, ehe sich die riesige, leuchtende Kugel über ihnen geschlossen hatte. Der Kommunikationsoffizier Shoe drückte ein paar Knöpfe, und ihre Antwort erschien auf dem Bildschirm:

WIR AKZEPTIEREN, DASS WIR UNSERE FAHRT NICHT FORTSETZEN DÜRFEN.

WIR ERBITTEN, DASS SIE UNS AN EINEN ORT GELEITEN, WO WIR

SICHER SIND.

WIR FRAGEN: KEHREN DIE ASSASSINEN ZURÜCK?

Der Kapitän zuckte vor Mitleid. Er wandte sich an Shoe: »Übermittle ihnen: ›Wir bringen Sie vorläufig in Ihr Heimatsystem zurück. Wenn möglich, bringen wir Sie später wieder hierher zurück.‹«

Shoes Gesichtsausdruck war angespannt, offensichtlich waren seine Gefühle sehr gemischt. »Was ist mit der Anfrage wegen der Assassinen?«

Der Kapitän spürte, wie sich sein Abdomen kurz zusammenzog. »Sag ihnen noch nichts«, wies er ihn an.

Die Hitschi hinterließen den menschlichen Wesen nur kleine Aufklärungsschiffe. Sie waren so vorsichtig, keines ihrer Spezialraumschiffe dort zurückzulassen, wo man sie leicht hätte aufspüren können. Zum Beispiel den Blasen-Transporter. Er war nur eine hohle Metallkugel mit Überlichtgeschwindigkeitsantrieb und Navigationsinstrumenten.

Die Hitschi benutzten ihn offensichtlich, um sperrige Güter von einem Ort zu einem anderen zu transportieren. Die menschliche Rasse hätte ihn auch sehr gut gebrauchen können. Jeder Blasen-Transporter hatte das Frachtvolumen von tausend S.-Ya.-Transportschiffen. Zehn davon hätten das Bevölkerungsproblem der Erde in einem Jahrzehnt lösen können.

Es war aber nicht so sehr die Furcht vor den anderen, die den Kapitän vor allem quälte, nicht einmal seine Sorge um Twice. Die Hitschi hatten mit der menschlichen Rasse überraschend viele Charaktereigenschaften gemeinsam: Neugier, Liebe zwischen Männchen und Weibchen, Familiengefühl, Kinderliebe und das Vergnügen, Symbole zu manipulieren. Das Ausmaß der einzelnen Eigenschaften war allerdings nicht bei beiden gleich groß. Die Hitschi besaßen ein Charakteristikum in weitaus stärkerer Ausprägung als die meisten Menschen:

Gewissen.

Die Hitschi waren physisch kaum in der Lage, sich einer Verpflichtung zu entziehen oder einen Fehler nicht wieder gutzumachen. Die Segelschiffleute stellten für die Hitschi einen Sonderfall dar. Die Hitschi schuldeten ihnen etwas. Von ihnen hatten die Hitschi die schrecklichste Tatsache erfahren, mit der sie je konfrontiert worden waren.

Die Hitschi und die Segelschiffleute hatten sich gut gekannt. Nicht erst seit kurzem und auch nicht sehr lange. Die Beziehung hatte für die Segelschiffleute schlimm angefangen. Für die Hitschi war sie noch schlimmer ausgegangen.

In den langsamen und glucksend vorgetragenen Eddas besangen die Segelschiffleute, wie die kegelförmigen Landefahrzeuge der Hitschi plötzlich aufgetaucht und grauenvoll hart und grauenvoll schnell in dem schönen Schlamm ihrer Heimat gelandet waren. Die Hitschi-Schiffe waren in den umherschwebenden Arcologien der Leute herumgerast, was zu großen Aushöhlungen und einem beträchtlichen Temperaturanstieg geführt hatte. Viele waren gestorben. Der Schaden war schon groß, ehe die Hitschi erkannten, dass sie es mit fühlenden, ja sogar zivilisierten Wesen zu tun hatten, die nur äußerst langsam waren.

Die Hitschi waren über das, was sie angerichtet hatten, sehr bestürzt. Sie versuchten Schadenersatz zu leisten. Dazu war aber als erster Schritt Kommunikation nötig, was sich als sehr schwierig herausstellte. Diese Aufgabe dauerte sehr lange – lange jedenfalls für die Hitschi. Den Schlammbewohnern erschien die Zeit unverständlich kurz, bis sich ein hartes, heißes, okataedrisches Prisma vorsichtig in die Mitte einer Arcologie schob. Fast gleichzeitig begann es, sich mit ihnen in einer erkennbaren, wenn auch lachhaft ungrammatikalischen Form ihrer Sprache zu unterhalten.

Danach ging alles blitzschnell – jedenfalls für die Schlammbewohner. Für die Hitschi erschien das Beobachten des täglichen Lebens dort, als ob sie das Wachsen von Flechten verfolgten. Der Kapitän war selbst auf ihrem großen Gasriesen-Planeten gewesen – damals noch nicht Kapitän, sondern eher, was man Kabinensteward genannt hätte. Jung, überschäumend, abenteuerlustig, mit dem beträchtlichen, wenn auch vorsichtigen Hitschi-Optimismus für eine grenzenlose Zukunft ausgestattet. Der Gasriese war nicht der einzige herrlich aufregende Ort, den der junge Hitschi besucht hatte. Er kam auch auf die Erde und begegnete dem Australopithekus. Er half Gaswolken und Quasare auf einer Karte einzuzeichnen. Er brachte Mannschaften zu Außenposten und Baustellen. Die Jahre vergingen. Jahrzehnte vergingen. Die langsame Arbeit an der Übersetzung der Sprache der Schlammbewohner kroch zentimeterweise voran. Es wäre auch ein bisschen schneller gegangen, wenn die Hitschi dieses Vorhaben als sehr wichtig angesehen hätten. Das taten sie aber nicht. Allerdings wäre es so und so nicht viel schneller gegangen, weil die Schlammbewohner das nicht geschafft hätten.

Vom Standpunkt eines Altertumsforschers oder Touristen aus betrachtet war diese Entwicklung sehr interessant, weil es die Schlammbewohner schon seit sehr, sehr langer Zeit gab. Ihre kalte Biochemie war etwa dreihundertmal langsamer als die eines Hitschi oder eines Menschen. Die schriftliche Überlieferung der Hitschi ging fünf oder sechs Jahrtausende zurück – mehr oder weniger wie die der Menschheit auf der gleichen Stufe der technologischen Entwicklung. Die schriftliche Überlieferung der Schlammbewohner ging dreihundertmal so weit zurück. Das waren beinahe zwei Millionen Jahre fortlaufender, datierter historischer Unterlagen. Die frühesten Sagen, Legenden und Eddas reichten noch zehnmal weiter in fernste Vergangenheit. Ihre Übersetzung war nicht schwieriger als die der späteren Werke, weil die Schlammbewohner selbst in der Entwicklung ihrer Sprache nicht schneller fortschritten, aber die Geballten Gehirne, die diese Frühwerke übersetzten, hielten sie nicht für interessant. Sie schoben die Übersetzung auf … bis sie entdeckten, dass zwei davon über Besuche aus dem All berichteten.

Robin erzählt nicht viel über die Segelschiffleute, hauptsächlich deshalb, weil er damals nicht viel über sie wusste. Das ist ein Jammer. Sie sind hochinteressant. Ihre Sprache besteht aus einsilbigen Wörtern – ein Konsonant und ein Vokal. Sie haben ungefähr fünfzig verschiedene Konsonanten und vierzehn Vokale und Diphthonge, mit denen sie spielen können – für dreisilbige Einheiten, wie Namen, stehen ihnen 3,43 mal 108 Kombinationen zur Auswahl. Das war für Namen besonders wichtig, da sie mehr Männchen als je zuvor Namen geben mussten. Die Weibchen bekamen keine Namen.

Wenn ein Männchen ein Weibchen schwängerte, zeugte er ein männliches Kind. Er tat das aber nur selten, da ihn dies sehr viel Energie kostete. Unbefruchtete Weibchen produzierten mehr oder weniger routinemäßig wieder Weibchen. Ein Männchen auszutragen, kostete sie dagegen das Leben. Das wussten sie aber nicht – eigentlich auch sonst nicht viel. In den Eddas der Segelschiffleute gibt es keine Liebesgeschichten.

Wenn ich an all die Jahre denke, welche die menschliche Rasse unter der kränkenden Einsicht, unterlegen zu sein, gelitten hat – weil die Hitschi so viel mehr als wir erreicht hatten, und so viel früher –, macht mich das sehr traurig. Ich bedauere vor allem, dass wir nichts von den beiden Eddas gewusst haben. Ich meine nicht nur deren Inhalt – der hätte uns nur noch mehr Sorgen bereitet, als wir schon hatten –, sondern ihre Wirkung auf die innere Haltung der Hitschi.

Das erste Lied stammte aus den frühesten Anfängen der Zivilisation der Schlammbewohner und war sehr rätselhaft. Es handelte von einem Besuch der Götter. Sie leuchteten bei ihrer Ankunft so hell, dass selbst die rudimentären Sehorgane der Schlammbewohner sie wahrnehmen konnten  – sie strahlten mit solchen Energiewirbeln, dass sie die seifigen Gase zum Sieden und Brodeln brachten. Viele starben. Das war alles, was sie taten. Dann gingen sie weg und kamen niemals wieder. Das Lied selbst war nicht sehr bedeutend. Es waren keinerlei Details enthalten, die den Hitschi glaubwürdig vorkamen. Das meiste handelte von einem Urschlammhelden, der es wagte, den Besuchern zu trotzen, und der als Belohnung einen ganzen klitschigen Sektor des Planeten erhielt.