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Sie bemerkte eine Bewegung. Die Kellnerin fegte den Boden doppelt so sorgfältig und schaute bei jeder Bewegung über die Schulter. Die Leute hinter der Theke standen aufrechter und sprachen deutlicher. Jemand war hereingekommen.

Es war eine Frau. Groß, nicht jung, gut aussehend. Schwere lohfarbene Zöpfe hingen ihr auf den Rücken. Sie unterhielt sich freundlich, aber gebieterisch mit Angestellten und Kunden, während sie mit dem Finger unter den Regalen nach Fett suchte, die Krusten probierte, ob sie auch knusprig waren, sich vergewisserte, dass die Serviettenhalter auch gefüllt waren, und dem Lehrling die Schürze anders band.

Klara sah ihr zu. Da dämmerte ihr eine Erkenntnis, die fast in Furcht überging. Sie! Die Frau, deren Bilder sie in so vielen Berichten gesehen hatte, die in der Bibliothek über Robinette Broadhead veröffentlicht waren. S. Ya. Laworowna-Broadhead eröffnet vierundfünfzig neue CHON-Filialen am Persischen Golf. S. Ya. Laworowna-Broadhead bei der Taufe des umgebauten interstellaren Frachters. S. Ya. Laworowna-Broadhead leitet die Programmierung eines ausgebauten Datenspeichernetzes.

Obwohl das Sandwich das letzte war, das sich Klara kaufen konnte, brachte sie es nicht über sich aufzuessen. Sie schob sich mit abgewandtem Gesicht zur Tür, stopfte den Plastikteller in den Abfallbehälter und lief weg.

Jetzt blieb ihr nur noch ein einziger Platz, wohin sie gehen konnte. Als sie sah, dass Wan allein war, nahm sie das als direkte Botschaft des Schicksals, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. »Wo ist Dolly?«, fragte sie.

Er lag in einer Hängematte und kaute missmutig an einer frischen Papaya – die er für eine unglaubliche Summe gekauft haben musste, die sich Klara gar nicht vorstellen konnte. Er antwortete: »Ja, wo wohl! Das würde ich auch gern wissen! Na, die kann was erleben, wenn sie zurückkommt. Allerdings!«

»Ich habe mein Geld verloren«, log sie.

Er zuckte verächtlich mit den Schultern.

»Und«, fuhr sie fort, wobei sie die Lügen beim Reden erfand, »ich wollte Ihnen nur sagen, dass Sie auch verloren sind. Man will Ihr Schiff beschlagnahmen.«

»Beschlagnahmen!«, schrie er. »Diese Tiere! Diese Schweinehunde! O Dolly, wenn ich dich in die Finger kriege – sie muss ihnen von meinen Spezialgeräten erzählt haben!«

»Oder Sie selbst«, hielt Klara ihm brutal entgegen. »Sie haben ja den Mund so weit aufgerissen. Jetzt bleibt Ihnen nur noch eine Chance.«

»Eine Chance?«

»Vielleicht eine Chance, wenn Sie genug Verstand und Mut besitzen.«

»Verstand! Mut! Sie vergessen sich, Klara! Sie übersehen, dass ich den ersten Teil meines Lebens ganz allein …«

»Nein, ich übersehe gar nichts«, unterbrach sie ihn müde, »weil Sie das sicher gar nicht zulassen. Wichtig ist, was Sie als Nächstes machen. Ist alles gepackt? Vorräte an Bord?«

»Vorräte? Nein, natürlich nicht. Ich habe zwar Eis und Schokoladenriegel, aber kein Mischgebäck und keine Pralinen …«

»Zum Teufel mit den Pralinen«, warf Klara ein. »Und da sie nicht da ist, wenn man sie braucht, zum Teufel auch mit Dolly. Wenn Sie Ihr Schiff behalten wollen, müssen Sie jetzt weg.«

»Jetzt? Allein? Ohne Dolly?«

»Mit einer Vertretung«, erklärte Klara kurz und bündig. »Köchin, Bettgefährtin, jemand zum Anbrüllen – hier bin ich. Und erfahren. Vielleicht kann ich nicht so gut kochen wie Dolly, aber im Bett bin ich besser, jedenfalls mach’ ich’s öfter. Außerdem haben Sie keine Zeit zum Überlegen.«

Er starrte sie mit offenem Mund einen langen Augenblick an. Dann grinste er. »Nimm die Kisten da auf dem Boden!«, befahl er. »Dann das Paket unter der Hängematte und …«

»Moment mal«, protestierte Klara. »Alles hat seine Grenzen! So viel kann ich nicht schleppen.«

»Was deine Grenzen betrifft«, entgegnete er, »werden wir schon im Laufe der Zeit herausfinden, wo sie liegen. Da kannst du sicher sein. Keine Widerrede! Nimm einfach das Netz, pack es voll, und dann gehen wir. Während du das machst, erzähl’ ich dir eine Geschichte, die ich von den Toten Menschen vor vielen Jahren gehört habe. Es waren einmal zwei Prospektoren, die fanden einen Schatz im Innern eines Schwarzen Lochs. Sie wussten nicht, wie sie ihn herausholen konnten. Da sagte der eine: ›Ich weiß, wie. Ich habe mein Lieblingskätzchen mitgebracht. Wir binden ihm den Schatz an den Schwanz, dann zieht es ihn heraus. ‹ Da sagte der andere Prospektor: ›Du bist ein rechter Dummkopf! Wie kann ein kleines Kätzchen einen Schatz aus einem Schwarzen Loch herausziehen?‹ Da meinte der erste Prospektor: ›Du bist der Dummkopf. Es wird ganz leicht gehen, denn, sieh her, ich habe eine Peitsche.‹«

Gateway verdanke ich alle meine Millionen, aber auch die Gänsehaut, die mir jetzt über den Rücken läuft. Bei meiner Ankunft hier kam es mir vor, als würde ich mich selbst als Heimkehrer begrüßen. Ich sah mich als jungen, völlig mittellosen, verängstigten, verzweifelten Menschen, der nur die Wahl hatte, einen Flug zu wagen, der ihn umbringen konnte, oder an einem Ort zu bleiben, an dem niemand leben wollte. Es hatte sich nicht sehr verändert. Noch immer wollte niemand hier leben, obwohl es Leute gab, die es taten, und auch viele Touristen herkamen. Zumindest waren die Flüge nicht mehr so gefährlich wie früher. Beim Anlegen teilte ich meinem Programm Albert Einstein mit, dass ich eine philosophische Entdeckung gemacht hatte, und zwar die, dass die Dinge sich angleichen. Gateway wird sicherer und der ganze Heimatplanet Erde immer gefährlicher. »Vielleicht gibt es ein Gesetz der Erhaltung des Elends, das für jedes menschliche Wesen ein durchschnittliches Quantum an Unglücklichsein bereithält, und wir können es lediglich in die eine oder die andere Richtung verteilen.«

»Wenn du solche Sachen von dir gibst, Robin«, seufzte er, »dann mache ich mir Gedanken, ob meine Diagnoseprogramme so gut sind, wie sie sein sollten. Bist du sicher, dass du keine Schmerzen von deiner Operation hast?« Er saß – oder schien zu sitzen – auf der Kante des Pilotensitzes und überwachte die Landung, während er sich mit mir unterhielt. Ich wusste, dass das eine rein rhetorische Frage gewesen war, da er mich die ganze Zeit beobachtete.

Sobald das Schiff angelegt hatte, zog ich Alberts Datenfächer heraus, klemmte ihn unter den Arm und machte mich auf den Weg zu meinem neuen Schiff. »Keine Besichtigungstour?«, fragte Essie und betrachtete mich mit fast dem gleichen Ausdruck wie Albert. »Möchtest du, dass ich mitkomme?«

»Ich bin so gespannt auf das neue Schiff«, gab ich zur Antwort. »Ich will es mir nur schnell ansehen. Du kannst mich dort später treffen.« Ich wusste, sie war darauf erpicht festzustellen, wie sich ihre geliebten Filialen hier entwickelten. Natürlich wusste ich nicht, wem sie dort über den Weg laufen würde.