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Aber um ihr Problem zu lösen – ihre Wut zu besänftigen und ihre Bedürfnisse zu stillen –, war sehr viel mehr erforderlich. Die Kolonisierung anderer Welten wie Peggys Planet war vielleicht die einzige Lösung, aber das ging so langsam. Der Transporter konnte dreitausendachthundert Leute jeden Monat dorthin schaffen. Aber jeden Monat wurde etwa eine Viertelmillion neuer, armer Leute geboren. Die unheilvolle Rechnung sah so aus:

Eine neue Armee, um die man sich jeden Monat kümmern musste. Die einzige Hoffnung bestand in neuen und größeren Transportschiffen. Hunderte und tausende. Hundert würden den gegenwärtigen Stand des Elends lediglich halten. Tausend würden ein für alle Mal Abhilfe schaffen – aber woher sollten tausend große Schiffe kommen? Der Bau der Wahren Liebe hatte schon acht Monate gedauert und viel mehr Geld verschlungen, als ich geplant hatte. Was würde es kosten, etwas tausendmal Größeres zu bauen?

Die Stimme des Generals riss mich aus diesen Betrachtungen. »Es ist vollkommen unmöglich!«, hörte ich Cassata sagen. »Ich habe Ihnen die Besuchserlaubnis erteilt, weil man mich darum gebeten hat. Mitnehmen kommt überhaupt nicht infrage!« Er warf mir einen finsteren Blick zu, als ich zu ihnen trat und Essies Hand ergriff.

»Es geht auch um den männlichen Walthers und die Chinesin«, bohrte sie weiter. »Wir wollen die auch mitnehmen.«

»Wir wollen?«, fragte ich Essie. Der General überhörte meine Frage.

»Aber sonst wollen Sie nichts mehr? Du lieber Himmel!«, entrüstete er sich. »Sie wollen nicht vielleicht auch noch meine Abteilung im Pentagon übernehmen? Oder, dass ich Ihnen einen oder zwei Kreuzer überlasse?«

Essie schüttelte höflich den Kopf. »Unser Schiff ist bequemer, danke!«

»Jesus!« Cassata wischte sich die Stirn. Dann ließ er sich von Essie für den versprochenen Bourbon in den Aufenthaltsraum führen. »Na ja«, meinte er, »gegen Walthers und Yee-xing liegt eigentlich nichts vor. Sie hatten kein Recht, ohne Erlaubnis herzukommen. Aber wenn Sie sie mitnehmen wollen, können wir das vergessen.«

»Großartig«, rief Essie. »Dann bleibt nur noch die andere Walthers!«

»Ich kann unmöglich die Verantwortung übernehmen«, begann er, aber Essie ließ ihn nicht ausreden.

»Selbstverständlich nicht! Das verstehen wir natürlich! Wir müssen uns eben an eine höhere Stelle wenden, nicht wahr, Robin? Ruf General Manzbergen an! Mach es hier, dann gibt es kein ärgerliches Protokoll über mögliche Verlegenheit.«

Es hat keinen Sinn, mit Essie zu streiten, wenn sie in dieser Stimmung ist. Außerdem war ich neugierig, was sie vorhatte. »Albert«, rief ich. »Bitte, übernimm du das!«

»Gern, Robin«, erwiderte er zuvorkommend, nur als Stimme. Einen Augenblick später leuchtete der Bildschirm auf, und da saß General Manzbergen hinter seinem Schreibtisch. »Morgen, Robin, Essie«, meldete er sich freundlich. »Ich sehe, ihr habt Perry Cassata bei euch – herzlichen Glückwunsch an alle!«

»Danke, Jimmy«, sagte Essie und betrachtete General Cassata von der Seite. »Aber deshalb haben wir Sie nicht angerufen.«

»Ach ja?« Er runzelte die Stirn. »Was es auch ist, macht schnell. Ich habe eine Sitzung auf höchster Ebene in neunzig Sekunden.«

»Ich brauche nicht so lange, lieber General. Geben Sie nur Brigadegeneral Cassata Anweisung, uns Dolly Walthers zu übergeben.«

Manzbergen überlegte. »Wozu?«

»Damit wir mit ihrer Hilfe Wan finden, lieber General. Er hat einen TPSE, wie Sie wissen. Ist doch von allgemeinem Interesse, ihn zu zwingen, das zurückzugeben.«

Er lächelte ihr wohlwollend zu. »Moment, Teuerste«, entschuldigte er sich und beugte sich über das Geheimfon.

General Cassata war zwar überrumpelt. Trotzdem blieb er wachsam. »Da ist eine Verzögerung«, stellte er fest. »Ist das kein Nullzeit-Funk?«

»Stoßübertragung«, erklärte Essie mit der lauten Stimme eines Lügners. »Wir haben nur ein kleines Schiff, nicht viel Strom.« Noch eine Lüge. »Wir müssen Energie für die Kommunikation reservieren – ah! Das ist der General wieder.«

Manzbergen wandte sich an Cassata. »Ist genehmigt«, bellte er schroff. »Die beiden sind zuverlässig, wir schulden ihnen noch einen Gefallen – und sie können uns vielleicht einen Haufen Ärger in der Zukunft ersparen. Geben Sie ihnen, wen immer sie wollen! Auf meine Verantwortung. Und jetzt lasst mich, um Gottes willen, zu meiner Sitzung  – ruft mich nicht mehr an, außer es bricht der Vierte Weltkrieg aus!«

Brigadegeneral Cassata ging kopfschüttelnd weg. MPs brachten uns sehr bald Janie Yee-xing und eine Minute später Audee Walthers. Dolly Walthers traf erst nach einer ganzen Weile ein. »Wie schön, euch alle wieder zu sehen!«, sagte Essie bei der Begrüßung. »Ich bin sicher, ihr habt viel zu besprechen. Aber zuerst wollen wir diesen scheußlichen Ort verlassen. Albert! Starte, bitte!«

»Verstanden, Mrs. Broadhead«, ertönte Alberts Stimme. Er machte sich nicht die Mühe, im Pilotensitz Gestalt anzunehmen. Er tauchte nur in der Tür auf und lehnte sich gegen den Rahmen. Er lächelte allen Anwesenden zu.

»Ich werde ihn später vorstellen«, versprach Essie. »Er ist ein guter Freund, ein Computerprogramm. Albert? Sind wir jetzt weit genug vom Pentagon weg?«

Er nickte und zwinkerte ihr zu. Dann verwandelte er sich vor meinen Augen von einem ältlichen Mann in ausgebeulter Strickjacke in den hageren, größeren Generalstabschef General James P. Manzbergen, in voller Uniform mit Orden. »Allerdings, Teuerste!«, rief er. »Und jetzt wollen wir unsere Ärsche mal mit ÜLG bewegen, ehe sie herausfinden, dass wir sie gelinkt haben!«

Wer schläft mit wem? Das war die Frage! Wir hatten fünf Passagiere und nur drei Kabinen mit Betten. Die Wahre Liebe war auf so viele Gäste nicht eingerichtet, besonders, da diese Gäste nicht zu Paaren vorsortiert waren. Sollten wir Audee mit seinem angetrauten Weibe Dolly zusammenlegen? Oder mit seiner Bettgenossin aus jüngster Zeit Janie Yee-xing? Oder Audee allein und die beiden Frauen zusammen? Was würden die beiden einander antun? Janie und Dolly verhielten sich eigentlich nicht so feindlich zueinander. Merkwürdigerweise wirkte Audee sehr ablehnend gegen beide. »Er kann sich nicht entscheiden, wem er treu sein soll«, sagte Essie weise. »Und Audee ist der Mann, der einer Frau treu sein will.«

Nun, das verstand ich sehr gut. Es gab ja noch mehr Männer an Bord, denen dieses Problem Kopfzerbrechen bereitete und die darunter litten.

Nur ein Wort in dieser Behauptung traf nicht auf mich zu. Das war »litten«. Sehen Sie, ich litt nicht. Ich fühlte mich durchaus wohl. Essie und ich lösten das Problem der Bettenverteilung so, dass wir uns in die Eignerkabine zurückzogen und die Tür zumachten. Wir taten das, damit unsere drei Gäste die Angelegenheit unter sich ausmachen konnten. Das war ein guter Grund. Und weiß Gott, sie brauchten Zeit dafür, weil die zwischenmenschliche Dynamik bei den dreien ausreichte, um einen Stern explodieren zu lassen. Wir hatten aber auch noch andere Gründe. Einer der wichtigsten war, dass wir uns lieben konnten.