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»Ah«, sagte ich und nickte. »Ich nehme an, wir haben euch nicht genug Zeit gegeben, als Essie und ich euch allein gelassen haben.«

»Ihr habt uns allein gelassen. Aber Freund Albert nicht!«

»Albert?« Mir wäre nie der Gedanke gekommen, dass er sich den Gästen zeigen würde, vor allem nicht uneingeladenen.

»Die ganze Zeit, Broadhead«, beklagte sich Walthers verärgert, »saß er genau da, wo du jetzt sitzt, und stellte Dolly eine Million Fragen.«

Ich schüttelte den Kopf und hielt mein Glas hin, um mir nochmals einschenken zu lassen. Das war wahrscheinlich keine gute Idee, aber ich hatte im Augenblick keine Ideen, die ich für gut hielt. Als ich noch ein Kind war und meine Mutter im Sterben lag – weil sie die medizinische Behandlung für uns beide nicht bezahlen konnte, Schuld, Schuld Schuld, und sich entschloss, sie nur für mich in Anspruch zu nehmen –, da kam eine Zeit, in der sie mich nicht mehr erkannte und sich nicht mehr an meinen Namen erinnerte. Sie sprach zu mir, als sei ich ihr Boss oder der Hauswirt oder ein Mann, mit dem sie befreundet war, ehe sie meinen Vater geheiratet hatte. Eine schlimme Szene. Dieser Zustand war fast noch schlimmer als das Wissen, dass sie im Sterben lag. Eine kraftvolle Gestalt fiel vor meinen Augen auseinander.

Ebenso zerfiel jetzt Albert.

»Was für Fragen hat er gestellt?«, erkundigte ich mich bei Dolly.

»Ach, über Wan«, gab sie Auskunft und spielte mit ihren Handpuppen, sprach aber mit ihrer normalen Stimme – obwohl sie auch dabei die Lippen kaum bewegte. »Wohin er flog und was er machte. Am meisten wollte er, dass ich ihm die Objekte auf den Karten zeigte, an denen Wan interessiert war.«

»Zeigen Sie sie mir!«, bat ich.

»Ich kann das Ding nicht bedienen«, erklärte sie unlustig. Aber Janie Yee-xing war schon aufgestanden und an die Apparate getreten, ehe sie zu Ende gesprochen hatte. Janie berührte die Vorführkonsole, runzelte die Stirn, gab eine Kombination ein, verzog das Gesicht und wandte sich uns zu.

»Mrs. Broadhead muss es abgeschaltet haben, als sie Ihren Piloten aus dem Netz genommen hat.«

»Ist doch egal«, resignierte Dolly. »Waren ja doch nur Schwarze Löcher, von der einen oder anderen Art.«

»Ich dachte, es gebe nur eine Art«, wandte ich ein. Sie zuckte mit den Achseln. Wir standen alle dicht um die Konsole und schauten zum Bildschirm hinauf, der aber nur Sterne zeigte. »Zur Hölle mit ihm!«, fluchte ich.

Hinter uns sagte Albert eisig: »Es tut mir Leid, wenn ich dir Unannehmlichkeiten bereitet habe, Robin.«

Wir drehten uns alle wie Figuren in einem dieser alten deutschen Glockenspiele. Er saß auf der Kante des Sessels, von dem ich gerade aufgestanden war, und betrachtete uns aufmerksam. Er sah anders aus. Jünger. Weniger selbstsicher. Er drehte eine Zigarre in der Hand – eine Zigarre, keine Pfeife –, und sein Ausdruck war ernst. »Ich dachte, Essie arbeitet an dir«, gab ich – da bin ich sicher – verärgert meiner Verwunderung Ausdruck.

»Sie ist fertig, Robin. Da kommt sie schon. Ich glaube, es ist nicht vermessen von mir, wenn ich behaupte, dass sie keinen Fehler gefunden hat – das stimmt doch, Mrs. Broadhead?«

Essie kam zur Tür herein und blieb stehen. Sie hatte die Fäuste in die Hüften gestemmt und die Augen auf Albert geheftet. Mich sah sie überhaupt nicht an.

»Stimmt, Programm«, bestätigte sie finster. »Ich habe keinen Fehler in der Programmierung gefunden.«

»Freut mich zu hören, Mrs. Broadhead.«

»Kein Grund zur Freude! Die Tatsache bleibt bestehen, du bist ein verkorkstes Programm. Sag mir, intelligentes Programm ohne Fehler in der Programmierung, was ist der nächste Schritt?«

Das Hologramm leckte sich tatsächlich nervös die Lippen. »Nun«, antwortete Albert zögernd. »Ich nehme an, Sie wollen vielleicht die Hardware überprüfen.«

»Genau!«, sagte Essie, während sie seinen Datenfächer aus dem Ständer zog. Ich hätte schwören können, dass ich ganz kurz einen Ausdruck von Panik über Alberts Züge huschen sah, den Blick eines Menschen, bei dem mit der Narkose für eine bevorstehende Operation begonnen wird. Dann verschwand er. »Redet nur weiter!«, rief uns Essie über die Schulter zu. Sie klemmte sich eine Lupe ins Auge und begann die Oberfläche des Fächers abzusuchen.

Aber worüber sollte man sich unterhalten? Wir sahen zu, wie sie jede Rille des Fächers untersuchte. Wir folgten ihr, als sie stirnrunzelnd den Fächer mit in ihr Arbeitszimmer nahm, und beobachteten schweigend, wie sie den Fächer mit Greifzirkeln und Sonden, die in eine Teststeckdose eingeführt waren, berührte, wie sie auf Knöpfe drückte, an den Skalen drehte und die Feineinstellungen ablas. Ich stand da und massierte meinen Bauch, der sich wieder mal unangenehm bemerkbar machte.

Audee flüsterte: »Wonach sucht sie?« Aber das wusste ich auch nicht. Ein Knick, ein Kratzer, Korrosion, irgendetwas. Was es auch war, sie fand es nicht.

Seufzend stand sie auf. »Ist nichts da«, sagte sie.

»Das ist gut«, meinte ich.

»Das ist auch gut«, pflichtete sie mir bei. »Denn wenn es etwas Ernstes wäre, könnte ich es hier nicht reparieren. Aber es ist auch schlecht, Robin, weil dadurch feststeht, dass dieses verrückte Programm völlig übergeschnappt ist. Hat mir eine Lektion in Bescheidenheit erteilt, das Ding.«

»Sind Sie sicher, dass er defekt ist, Mrs. Broadhead?«, brachte Dolly vor. »Solange Sie im anderen Zimmer waren, schien er ganz vernünftig zu sein. Vielleicht ein bisschen merkwürdig.«

»Merkwürdig! Dolly-Lady, wissen Sie, worüber er die ganze Zeit, in der ich ihn untersuchte, geredet hat? Machs Hypothese. Fehlende Masse. Schwarze Löcher, die schwärzer sind als normale Schwarze Löcher. Da muss man ein richtiger Einstein sein, um das zu verstehen – he! Was ist das? Er hat mit euch geredet?«

Als sie die Bestätigung von den anderen hörte, saß sie mit zusammengepressten Lippen eine Zeit lang da und dachte nach. Dann ging ein Ruck durch sie. »Ach was, zum Teufel!«, sagte sie entmutigt. »Hat keinen Zweck herumzurätseln. Es gibt nur eine Person, die weiß, was mit Albert nicht stimmt, und das ist Albert selbst.«

»Und was ist, wenn Albert es dir nicht sagen will?«, fragte ich.

»Falsche Frage«, konterte sie und steckte den Fächer wieder ein. »Die richtige Frage lautet: ›Was, wenn Albert es nicht kann?‹«

Er sah ganz in Ordnung aus – beinahe. Er saß in seinem Lieblingssessel und spielte mit der Zigarre – es war auch mein Lieblingssessel, aber im Augenblick fühlte ich mich nicht imstande, mit ihm darüber zu streiten. »Nun, Albert«, begann Essie in freundlichem, aber festem Ton. »Du weißt, dass du nicht richtig funktionierst, korrekt?«

»Eine leichte Abweichung, glaube ich, ja«, gab er kleinlaut zu.

»Abweichung, groß wie die Hölle, glaube ich, ja! Also, wir werden Folgendes machen, Albert. Zuerst stellen wir dir ein paar einfache Fragen über Tatsachen – nicht über Motivationen, nicht über hartes theoretisches Zeug, nur Fragen, die mit objektiven Fakten beantwortet werden können. Verstehst du?«

»Selbstverständlich verstehe ich, Mrs. Broadhead.«

»Gut. Erstens. Ich habe gehört, dass du mit den Gästen gesprochen hast, während Robin und ich in der Eignerkabine waren.«

»Das ist korrekt, Mrs. Broadhead.«

Sie spitzte die Lippen. »Kommt mir wie ein ungewöhnliches Verhalten vor, oder nicht? Du hast sie ausgefragt. Bitte, sag uns, welche Fragen es waren und welche Antworten.«

Albert rutschte verlegen hin und her. »Am meisten interessierte mich, welche Objekte Wan untersucht hatte, Mrs. Broadhead. Mrs. Walthers war so freundlich, sie mir auf den Karten zu zeigen.« Er deutete auf den Sichtschirm. Als wir hinsahen, waren dort tatsächlich eine Reihe von Karten zu sehen. »Wenn Sie sie genau betrachten«, fuhr Albert fort und wies mit seiner ungerauchten Zigarre hin, »werden Sie sehen, dass es eine klare Weiterentwicklung gibt. Seine ersten Ziele waren einfache Schwarze Löcher, die auf den Hitschi-Karten durch diese Zeichen, die wie Angelhaken aussehen, gekennzeichnet sind. Das sind Gefahrenzeichen in der Kartographie der Hitschi.«