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»Wer ist er? Ich meine, eingeladen hat mich Terry. Kommen Sie?«

Die Party hatte sich bis in den Tunnel hinein ausgedehnt. Ich guckte durch die Tür und war überrascht zu sehen, wie viel Platz es gab; Terry Yakamora hatte zwei ganze Zimmer, beide mehr als doppelt so groß wie das meine. Er hatte ein eigenes Badezimmer, in dem es wirklich ein Bad oder wenigstens eine Dusche gab. »Hübsch«, sagte ich bewundernd, dann entnahm ich der Bemerkung eines Gastes, dass Klara im selben Tunnel wohnte. Das änderte meine Meinung über Klara. Warum war sie noch auf Gateway, wenn sie es sich leisten konnte, im teuren Bezirk zu wohnen? Warum war sie nicht zu Hause, gab ihr Geld aus und amüsierte sich? Oder umgekehrt: Wenn sie noch auf Gateway war, weshalb gab sie sich damit ab, mühsam die Kopfsteuer zu verdienen, indem sie als Hilfsausbilderin arbeitete, statt es draußen erneut zu versuchen? Aber ich bekam keine Gelegenheit, sie zu fragen. Sie tanzte fast nur mit Terry Yakamora und den anderen Mitgliedern der voraussichtlichen Besatzung.

Ich verlor Sheri aus den Augen, bis sie nach einem langsamen, fast bewegungslosen Foxtrott zu mir kam und ihren Partner mitbrachte. Er war ein sehr junger Mann, eigentlich noch ein Junge; er sah aus wie neunzehn. Er kam mir bekannt vor; dunkle Haut, fast weiße Haare, eine Spur von Kinnbart an der Unterseite des Kiefers. Er war nicht mit mir von der Erde heraufgekommen. Er gehörte nicht zu unserem Lehrgang. Aber irgendwo hatte ich ihn gesehen.

Sheri stellte uns einander vor.

»Bob, du kennst Francesco Hereira?«

»Ich glaube nicht.«

»Er ist vom brasilianischen Kreuzer.«

Nun fiel es mir ein. Er war einer der Inspektoren, die in dem Schiffswrack vor einigen Tagen nach den sterblichen Überresten eines Piloten gesucht hatten. Seinen Ärmelstreifen nach war er Torpedoschütze. Jemand legte gerade ein Band für eine Hora auf, und nachdem wir getanzt hatten, lehnten Hereira und ich ein wenig atemlos nebeneinander an der Wand. Ich sagte ihm, mir sei eben eingefallen, dass ich ihn beim Wrack gesehen hätte.

»Ah, ja, Mr. Broadhead, ich erinnere mich.«

»Harte Arbeit«, meinte ich, um etwas zu sagen. »Nicht wahr?« Er hatte wohl genug getrunken, sodass er mir Antwort gab.

»Tja, Mr. Broadhead«, erwiderte er gemessen, »der technische Ausdruck für diesen Teil meiner Arbeit ist ›Prüfung und Registrierung‹. Hart ist das nicht immer. Zum Beispiel werden Sie zweifellos bald hinausfliegen, und wenn Sie zurückkommen, werde ich oder jemand an meiner Stelle Sie durchsuchen, Mr. Broadhead. Ich werde Ihre Taschen umstülpen und alles in Ihrem Schiff wiegen und messen und photographieren. Das, um sicherzustellen, dass Sie nichts von Wert aus Ihrem Schiff und aus Gateway herausschmuggeln, ohne der Gesellschaft ihren gebührenden Anteil zu bezahlen. Dann registriere ich, was ich gefunden habe; wenn nichts da ist, schreibe ich ›nichts‹ auf das Formular, und ein aufs Geratewohl von einem der anderen Kreuzer ausgesuchter Matrose macht genau das Gleiche. Sie werden also von zwei Schnüfflern unter die Lupe genommen.«

Das klang nicht sehr angenehm, aber auch nicht so schlimm, wie ich anfangs gedacht hatte. Das sagte ich auch.

Er ließ kleine, blendend weiße Zähne aufblitzen.

»Wenn der Prospektor, der durchsucht werden muss, Sheri oder Gelle-Klara da drüben ist … nein, das ist nicht unangenehm, ganz und gar nicht. Das kann man wirklich genießen. Hingegen habe ich nicht viel Interesse daran, Männer zu durchsuchen, Mr. Broadhead. Vor allem, wenn sie tot sind. Haben Sie schon einmal mit fünf menschlichen Leichen zu tun gehabt, die seit drei Monaten tot, aber nicht einbalsamiert waren? So war es im ersten Schiff, das ich durchsuchen musste. Ich glaube nicht, dass je wieder etwas so schlimm sein wird.«

Dann kam Sheri heran und wollte mit ihm tanzen, und die Party ging weiter.

Es gab viele Partys. Die hatte es immer schon gegeben, aber wir Neulinge hatten noch nicht dazugehört; gegen Ende der Lehrgänge lernten wir immer mehr Leute kennen. Es gab Abschiedsfeiern. Es gab Rückkehrfeiern, aber nicht annähernd so viele. Selbst wenn Besatzungen zurückkehrten, gab es nicht immer Grund zum Feiern. Manchmal waren sie so lange fortgewesen, dass sie den Kontakt mit allen Freunden verloren hatten. Manchmal, wenn sie einigermaßen Glück gehabt hatten, wollten sie nichts anderes als fort von Gateway und nach Hause. Und manchmal konnten sie keine Party geben, weil auf den Intensivstationen des Terminal-Hospitals nicht gefeiert werden darf.

Das Leben bestand nicht nur aus Festen; wir mussten lernen. Am Ende der Lehrgänge sollten wir firm in Schiffssteuerung, Überlebenstechnik und Einschätzung von Handelswaren sein. Ich war es nicht. Und Sheri war sogar noch schlechter dran als ich. Mit den Schiffen lernte sie gut umzugehen, und sie hatte ein scharfes Auge für Einzelheiten, das ihr helfen würde, den Wert von Objekten, die sie unterwegs antreffen mochte, zu erkennen. Aber die Überlebenstechniken lagen ihr einfach nicht.

Das Büffeln für die Abschlussprüfung war eine Tortur.

»Also«, sagte ich etwa, »das ist ein Stern Typ F mit einem Planeten mit 0,8 Erdschwerkraft, einem mittleren Luftdruck von 130 Millibar, Durchschnittstemperatur am Äquator vierzig Grad Celsius. Was trägst du also zur Party?«

Sie sagte anklagend: »Du machst es mir zu leicht. Das ist praktisch die Erde.«

»Und wie lautet die Antwort, Sheri?«

Sie kratzte sich nachdenklich unter der Brust, dann schüttelte sie ungeduldig den Kopf.

»Nichts. Ich meine, beim Hinunterfliegen trage ich einen Druckanzug, aber auf der Oberfläche könnte ich im Bikini herumlaufen.«

»Du spinnst wohl! In zwölf Stunden wärst du tot. Erdnormale Bedingungen sprechen dafür, dass eine erdnormale Biologie vorhanden ist. Und das bedeutet Pathogene, die dich auffressen könnten.«

DIENST- UND URLAUBSPLAN USS ›MAYAGUEZ‹

Folgende O und Besatzungsmitglieder zeitw. Dnst Gateway für Unters. auf Konterbande und Überw.Streife:

LINKY,Tina W/o MASKO, Casimir J BsnM 1 MIRARCHI, Iory S S2

Folgende O und Besatzungsmitglieder genehm. 24 Std.-Dnst Gateway £. Freigang:

GRYSON, Katie W Lt HARVEY, IWAN RadT HLEB, Caryle T S 1 HOLL, William F Jr S 1

Alle O und Besatzungsmitglieder werden erneut darauf hingewiesen, jede, wiederhole, jede Auseinandersetzung mit O und Besatzungsmitgliedern anderer Patrouillenschiffe zu vermeiden, ohne Rücksicht auf Nationalität und Umstände, und vertrauliche Informationen nicht an andere Personen weiterzugeben. Verstöße werden mit völligem Entzug von Gateway-Urlaub geahndet, darüber hinaus mit anderen Strafen, die von einem Delinquenten-Gericht verhängt werden.

Zeitweiliger Dienst auf Gateway ist ein Vorrecht, kein Anrecht. Wer ihn möchte, muss ihn sich verdienen.

Auf Anweisung des Kapitäns

USS ›MAYAGUEZ‹

»Na gut …« Sie zog die Schultern hoch. »Dann lasse ich den Anzug an, bis ich, äh, festgestellt habe, ob Pathogene da sind.«

»Und wie machst du das?«

»Ich nehme den Prüfkasten, Trottel!« Bevor ich etwas sagen konnte, fügte sie hastig hinzu: »Ich meine, ich nehme, Moment mal, die Metabolismus-Scheiben aus dem Kühlschrank und aktiviere sie. Ich bleibe vierundzwanzig Stunden in einer Umlaufbahn, bis sie einsatzbereit sind, und wenn ich auf der Oberfläche bin, exponiere ich sie und lese mit meiner, äh, meiner C 44 ab.«

»C 33. Eine C 44 gibt es nicht.«

»Na schön. Ach ja, und ich nehme Antigen-Impfstoff mit, und wenn es ein kleines Problem mit irgendeinem Mikroorganismus gibt, kann ich mir eine Wiederholungsspritze geben und vorübergehend Immunität erlangen.«

»Bis jetzt stimmt es ja einigermaßen«, sagte ich zweifelnd. In der Praxis würde sie sich das natürlich nicht alles merken müssen. Sie würde die Anweisungen auf den Packungen lesen oder ihre Lehrgangsbänder abspielen oder, noch besser, mit jemandem unterwegs sein, der schon draußen gewesen war und sich auskannte. Aber es bestand auch die Möglichkeit, dass unvorhergesehen etwas schief ging und sie auf sich selbst angewiesen war, gar nicht davon zu reden, dass sie erst einmal die Abschlussprüfung bestehen musste. »Was noch, Sheri?«