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„Dasselbe wie du. Wo wollen wir die Flasche austrinken, auf deinem Zimmer oder bei mir?"

Sie entschieden sich für Lukes Zimmer; Steve Gre-sham wohnte bei seiner Schwester und ihrem Mann, und dort gab es Kinder und andere Nachteile.

Sie ertränkten ihren Kummer, Glas um Glas. Es stellte sich bald heraus, daß Luke mehr vertragen konnte als Gresham. Kurz nach Mitternacht fiel Gresham aus; Luke machte weiter, wenn auch nicht mehr ganz mit dem alten Elan.

Es mißlang ihm, Gresham aufzuwecken, und so goß er sich noch ein Glas voll ein und setzte sich damit hin, um zu trinken und nachzudenken, anstatt zu trinken und zu reden. Aber er hätte lieber geredet als nachgedacht und sehnte sich fast nach dem Auftauchen eines Martiers. Es zeigte sich jedoch keiner. Und er war noch nicht verrückt oder betrunken genug, um mit sich selber zu reden. „Bis jetzt noch nicht", sagte er laut und verfiel beim Klang seiner Stimme wieder in Schweigen.

Armer Forbes, dachte er. Er und Gresham hatten ihn im Stich gelassen; sie hätten bei ihm ausharren sollen, solange wenigstens, bis man festgestellt hätte, daß der Fall hoffnungslos war. Aber sie hatten nicht einmal die Diagnose des Arztes abgewartet. Ob es dem Arzt gelungen sein mochte, ihn wieder zu Verstand zu bringen, oder hatte er die Männer in den weißen Kitteln benachrichtigt?

Er konnte den Arzt anrufen und sich erkundigen.

Nur daß er sich nicht mehr an den Namen des Arztes erinnerte, falls er ihn je gehört hatte.

Er konnte die Long Beach Heilanstalten anrufen und nachfragen, ob Forbes dort eingeliefert worden wäre. Oder nach Margie fragen, die sich nach dem Befinden von Forbes erkundigen und ihm mehr darüber sagen konnte als die Auskunft. Aber mit Margie wollte er gar nicht sprechen. Ja, er wollte. Nein, er wollte nicht; sie hatte sich von ihm scheiden lassen, zum Teufel mit ihr. Zum Teufel mit allen Weibern.

Leicht torkelnd, ging er auf den Flur hinaus ans Telefon. Er mußte ein Auge zukneifen, um die kleine Schrift im Telefonbuch zu entziffern und die Nummer zu wählen.

Er fragte nach Margie.

„Den Familiennamen, bitte."

Für einen Augenblick vermochte er sich nicht auf Margies Mädchennamen zu besinnen. Dann fiel er ihm ein. Doch vielleicht hatte sie ihn noch gar nicht wieder angenommen, besonders da die Scheidung noch lief. „Margie Devereaux, Krankenschwester."

„Moment, bitte."

Und gleich darauf Margies Stimme: „Hallo."

„Hallo, Margie. Hier Luke. Hab ich dich aus dem Schlaf gescheucht?"

„Nein, ich habe Nachtdienst. Es freut mich, daß du angerufen hast, Luke. Ich war in Sorge um dich."

„In Sorge um mich? Nicht der geringste Anlaß dazu."

„Du weißt ja — die Martier. Soviele Leute sind — Und da hab ich mir eben Gedanken gemacht."

„Und gedacht, ich wäre übergeschnappt, was? Keine Bange, m i c h kriegen sie so leicht nicht unter. Hab früher einmal Zukunftsromane geschrieben, weißt du noch? Bin der Erfinder der Martier. Ohne mich gäbe es überhaupt keine."

„Fehlt dir auch wirklich nichts, Luke? Du mußt getrunken haben."

„Klar. Aber sonst geht's mir gut. Und dir?"

„Ausgezeichnet. Nur furchtbar viel zu tun. Das reinste — du weißt ja — Irrenhaus. Ich kann nicht lange sprechen. Wolltest du etwas Besonderes?"

„Nichts, gar nichts. Mir geht's ausgezeichnet."

„Dann muß ich jetzt Schluß machen. Aber ich möchte mich gern einmal mit dir aussprechen, Luke. Kannst du mich morgen nachmittag anrufen?"

„Gern. Um welche Zeit?"

„Irgendwann am Nachmittag. Tjös, Luke."

„Wiedersehn."

Er kehrte zu seinem Glase zurück und entsann sich plötzlich, daß er vergessen hatte, sich bei Margie nach Forbes zu erkundigen. Zum Teufel mit Forbes; war ja auch egal. Entweder war er wieder bei sich oder nicht, und wenn er nicht wieder bei sich war, ließ sich auch nichts daran ändern.

Jedenfalls war Margie überraschend freundlich gewesen. Noch dazu, da sie gemerkt hatte, daß er betrunken war. Sie hatte nichts gegen das Trinken — sie selbst trank mäßig. War aber immer wütend geworden, wenn er über die Stränge geschlagen und zuviel getrunken hatte wie heute Nacht.

Mußte sich wirklich Sorgen um ihn gemacht haben. Aber warum?

Und dann fiel es ihm ein. Sie hatte ihn immer im Verdacht gehabt, geistig nicht ganz ausgeglichen zu sein. Hatte ihn sogar einmal dazu bewegen wollen, sich analysieren zu lassen — was einer der Punkte war, über die sie sich gestritten hatten. Und jetzt, da soviele Leute überschnappten, dachte sie natürlich, er würde einer der ersten sein.

Zum Teufel mit ihr, wenn sie sich das einbildete. Er würde einer der letzten sein, den die Martier unterkriegten, nicht der erste.

Er goß sich noch ein Glas ein. Nicht, daß es ihn wirklich danach verlangt hätte — er war bereits betrunken genug — nur Margie und den Martiern zum Trotz. Er würde es ihnen zeigen.

Da war auch schon ein Martier im Zimmer.

Luke drohte ihm mit ausgestrecktem Finger. „Mich kriegt ihr nicht unter", sagte er. „Ich hab euch überhaupt erst erfunden."

„Du bist bereits unten, Mack. Besoffen wie eine Haubitze."

Der Martier ließ seine Blicke angewidert von Luke zu Gresham schweifen, der auf dem Bett lag und schnarchte. Und kam wohl zu dem Ergebnis, es lohne die Mühe nicht, die beiden zu belästigen. Und verschwand.

„Siehst du! Was hab ich gesagt!" frohlockte Luke.

Nahm noch einen Schluck und konnte das Glas gerade noch absetzen, ehe ihm das Kinn auf die Brust sank und er einschlief.

Und von Margie träumte. Eine Zeitlang träumte er, daß sie sich stritten und zankten, und dann träumte er — aber selbst während die Martier im Lande waren, blieben Träume privat.

Der Eiserne Vorhang zitterte wie Espenlaub in einem Erdbeben.

Die Führer der Völker sahen sich einer internationalen Opposition gegenüber, die sie nicht auszurotten, nicht einmal einzuschüchtern vermochten.

Und nicht nur konnten sie die kapitalistischen Kriegshetzer nicht für die Martier verantwortlich machen, sondern fanden alsbald heraus, daß die Martier noch s c h l i m m e r als die kapitalistischen Kriegshetzer waren.

Sie waren nicht nur keine Marxisten, sondern bekannten sich zu überhaupt keiner politischen Philosophie und spotteten über alle. Sie spotteten über alle irdischen Regierungen und Regierungsformen gleichermaßen, selbst über die bloß theoretischen. Ja, sie selber besäßen die vollkommene Regierungsform, aber wie sie aussähe, darüber verweigerten sie die Aussage — außer daß es uns nichts anginge.

Sie wären keine Missionare und hätten nicht das geringste Verlangen, uns zu helfen. Sie wollten nur feststellen, was wir trieben und uns nach Möglichkeit behelligen und ärgern.

Hinter dem zitternden Eisernen Vorhang hatten sie großartige Erfolge damit.

Wie konnte man die Große Lüge oder selbst kleinere verkünden, wo Hunderttausende von Martiern auf der Lauer lagen und nur darauf warteten, sie zu zerfleddern? Sie liebten Propaganda.

Und waren so schwatzhaft. Niemand kann auch nur mutmaßen, wieviele Menschen in den ersten beiden Monaten nach dem Kommen der Martier in kommunistischen Ländern summarisch abgeurteilt und hingerichtet wurden. Bauern, Betriebsleiter, Generäle, Mitglieder des Politbüros. Mit Martiern in der Nähe war es nicht mehr sicher, ein Wort zu sagen oder einen Handschlag zu tun. Und es schienen stets Martier in der Nähe zu sein.

Nach einer Weile trat selbstverständlich in dieser Hinsicht eine Milderung ein. Mußte eintreten. Man konnte nicht alle Menschen umbringen, nicht einmal all diejenigen, die außerhalb des Kremls lebten, da die kapitalistischen Kriegshetzer sonst hätten einmarschieren und die Macht übernehmen können. Man konnte nicht die gesamte, Bevölkerung nach Sibirien verbannen; in Sibirien war zwar Platz aber nicht genügend zu essen für alle.