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Rasch steckte Luke den Scheck in die Tasche, nahm die beiden Gläser, die Carter durch das Erheben von zwei Fingern bestellt hatte, und bahnte sich so unauffällig wie möglich einen Weg zur Hintertür hinaus, die auf einen schwach erleuchteten Durchgang führte. Und da ihm das Glück so plötzlich in den Schoß gefallen war, blieb es ihm auch treu; kein Martier folgte ihnen.

„Tausend Dank, Carter. Und nimm's mir nicht übel, daß ich dich vorhin abzuwimmeln versucht habe — Ich war gerade dabei — aber lassen wir das. Wofür ist denn der Scheck eigentlich?"

„Je ein Buch mit dem Titel ,Hölle in Eldorado' gelesen?"

„Gelesen? Ich hab es schließlich geschrieben. Aber das war vor zwölf oder fünfzehn Jahren, und es war eine blöde Wildwest-Geschichte."

„Genau das. Nur daß sie nicht blöd war; ziemlich gut sogar."

„Aber das Ding ist doch so tot wie nur irgendetwas. Du willst doch nicht etwa behaupten, daß Bernstein es neu auflegen will?"

„Bernstein nicht. Aber ein anderer Verlag bringt eine neue Taschenbuchserie heraus. Wildwest-Romane gehen plötzlich wieder, sie suchen händeringend danach. Und haben einen ganz ordentlichen Vorschuß für die Rechte bezahlt."

Luke runzelte die Stirn. „Was soll das heißen, Carter? Einem geschenkten Gaul schaut man zwar nicht ins Sprichwort, aber seit wann sind vierhundert Dollars ein ordentlicher Vorschuß für eine Taschenbuchausgabe? Für mich ist es im Augenblick natürlich ein Vermögen, aber -"

„Nicht so voreilig, Junge", sagte Carter. „Dein Anteil an dem Vorschuß betrug dreitausend Dollars, und das ist verdammt viel für eine Taschenbuch - Neuausgabe. Aber du hast von Bernstein über zweieinhalbtausend Vorschuß bekommen, und die hat er einbehalten. Der Scheck, den du hast, ist also gefundenes Geld für dich, und du schuldest keinem Menschen mehr etwas."

Luke stieß einen leisen Pfiff aus. Das war natürlich etwas anderes.

Carter sagte: „Bernstein - Bernie selber - hat mich in der vorigen Woche angerufen. Du müßtest verzogen sein, die Post an dich käme zurück, und er wüßte nicht, wie er dich erreichen könnte. Ich habe ihm erklärt, er solle den Scheck ruhig an mich schicken, ich würde dich schon irgendwo aufstöbern. Und er sagte —"

„Und wie hast du mich ausfindig gemacht?"

„Ich habe von Margie erfahren, daß du in Long Beach wärst — du hast sie wohl vor Wochen einmal angerufen, dich dann aber nicht mehr gemeldet und ihr auch nicht gesagt, wo du wohnst. Und so treibe ich mich schon des längeren abends hier draußen herum und mache die Runde durch die Kneipen. Ich wußte, daß ich dir früher oder später über den Weg laufen würde."

„Das reinste Wunder", sagte Luke. „Ich bin heute zum erstenmal eingekehrt, seit ich Margie angerufen habe. Und das letztemal — ich meine, es wäre für Gott weiß wie lange das letztemal gewesen, wenn du mich nicht gefunden hättest. Und jetzt kannst du weiter reden und mir erzählen, was Bernie noch gesagt hat."

„Er sagte, du sollst dir den geplanten Zukunftsroman aus dem Kopf schlagen. Zukunftsromane sind erledigt. Die Leute wollen im Augenblick nichts davon wissen. Die Martier genügen ihnen. Aber noch lesen sie, und zwar mit Vorliebe Kriminalromane und Wildwestgeschichten. Falls du den Zukunftsroman schon angefangen hättest, soll ich dir ausrichten — bist du übrigens schon dabei?"

„Nein."

„Gut. Bernie war in dieser Hinsicht durchaus anständig; er sagte, er hätte dir den Auftrag dazu und einen Vorschuß darauf gegeben, und wenn du wirklich schon etwas geschrieben hättest, würde er dir ein Abfindungshonorar zahlen — damit wäre der Fall für ihn erledigt, und du könntest das Manuskript zerreißen und wegwerfen. Er will es nicht haben, und du sollst aufhören daran zu arbeiten."

„Nicht weiter schwer, da ich noch nicht einmal eine Idee dazu habe. Ich glaube, ich hatte einmal eine, damals in deiner Hütte draußen, in der Nacht, als die Martier kamen. Aber sie ist mir wieder entfallen."

„Was hast du jetzt für Pläne, Luke?"

„Morgen werde ich —", Luke hielt plötzlich inne. Mit einem Scheck für über vierhundert Dollars in der Tasche würde er morgen doch keine Unterstützung beantragen. Bei den augenblicklichen niedrigen Preisen konnte er monatelang von soviel Geld leben. Und sogar Margie anrufen. Wenn er Lust hätte. Hatte er welche?

„Ich weiß nicht", sagte er, und es war gleichzeitig die Antwort auf Carters Frage und seine eigene.

„Aber ich weiß", sagte Carter. „Ich weiß, was du machen wirst, wenn du noch ein bißchen Verstand hast. Du glaubst, du wärst als Schriftsteller ausgebrannt, weil du keine Zukunftsromane mehr schreiben kannst. Aber das stimmt nicht. Du kannst nur keine Zukunftsromane schreiben, weil kein Mensch mehr welche lesen will. Die Zeit dafür ist vorüber. Aber nicht für Wildwestromane. Du hast schon einmal einen geschrieben — oder waren es mehrere?"

„Einen Roman. Ein paar Kurzgeschichten und Novellen. Aber ich hab nun einmal etwas gegen Wildwestromane."

„Schachtest du gern Gräben aus?"

„Kann ich nicht behaupten."

„Schau dir mal das an." Carter Benson nahm etwas aus seiner Brieftasche und reichte es Luke hin.

Es sah aus wie ein zweiter Scheck. Es war ein zweiter Scheck. Luke konnte kaum entziffern, was darauf stand. Eintausend Dollars, zahlbar an Luke Devereaux, unterzeichnet von W. B. Moran, Kassierer des BernsteinVerlages.

Carter nahm Luke den Scheck wieder aus der Hand. „Bis jetzt gehört er dir noch nicht, mein Junge. Bernie hat ihn mir geschickt, ich soll ihn dir aber erst aushändigen, wenn du dich bereit erklärt hast, einen Wildwestroman zu schreiben. Er läßt dir sagen, daß du mindestens fünftausend damit verdienen kannst, wenn er nicht schlechter wird als ,Hölle in Eldorado'."

„Gib her", sagte Luke. Er nahm den Scheck an sich und betrachtete ihn verzückt.

Sein Selbstvertrauen kehrte zurück. Einfälle strömten ihm zu, er konnte es kaum erwarten, sich an die Schreibmaschine zu setzen. Abenddämmerung über der einsamen Prärie, ein reitender Cowboy ...

„So gefällst du mir schon besser", sagte Carter. „Was machen wir jetzt? Einen darauf trinken?"

„Klar — halt — Moment mal. Ich möchte lieber doch nicht. Und wenn schon, dann ein andermal. Nimm's mir nicht übel."

„Wie du willst."

„Ich bin gerade in Stimmung, verstehst du, und möchte den Roman sofort anfangen. Und nach vier Gläsern gerade noch nüchtern genug dazu."

„Verstehe vollkommen und freue mich." Carter stellte sein Glas auf ein Fensterbrett in seiner Nähe und zog ein Notizbuch und einen Bleistift heraus. „Gib mir auf alle Fälle deine Adresse und deine Telefonnummer."

Luke nannte sie ihm und reichte ihm die Hand. „Nochmals vielen Dank. Du brauchst nicht erst an Bernie zu schreiben, Carter. Ich werde mich morgen selber an ihn wenden und ihm mitteilen, daß ich den Wildwestroman bereits angefangen habe."

„Recht so. Und hör mal zu, Margie ist in Sorge um dich. Ich hab es herausgehört, als ich mit ihr telefonierte. Und versprechen müssen, ihr deine Adresse zukommen zu lassen, falls ich dich fände. Ist dir das recht?"

„Selbstverständlich, aber es ist gar nicht nötig. Ich rufe sie morgen selber an." Er drückte Carter noch einmal die Hand und ging eilig davon.