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Dein Vater und ich sind seit etwa zwei Jahren verheiratet und wohnen in der Ellis Avenue. Du warst noch zu klein, um dich daran zu erinnern, wie wir aus dem Haus ausgezogen sind, aber wir werden dir Fotos zeigen und dir Geschichten davon erzählen. Gerne hätte ich dir die Geschichte dieses Abends erzählt, der Nacht, als du gezeugt wurdest, doch der passende Zeitpunkt dafür wäre erst, wenn du selbst alt genug bist, um Kinder zu haben, und diese Gelegenheit werden wir nie haben.

Dir von diesem Abend zu erzählen, würde nichts bringen. Du wirst die meiste Zeit deines Lebens nicht still sitzen, um dir so eine romantische Geschichte anzuhören – rührselig, wie du das nennen wirst. Ich erinnere mich, wie du mir als Zwölfjährige erklären wirst, warum du auf der Welt bist.

»Du wolltest ein Dienstmädchen haben, das du nicht bezahlen musst. Das ist der einzige Grund, warum du mich bekommen hast«, wirst du verbittert sagen, während du den Staubsauger aus der Putzkammer zerrst.

»Genau so ist es«, werde ich sagen. »Vor dreizehn Jahren wusste ich bereits, dass die Teppiche ungefähr jetzt gesaugt werden müssen, und ein Baby zu bekommen schien mir die billigste und einfachste Art zu sein, das zu erledigen. Also fang jetzt bitte damit an.«

»Das ist nur deshalb legal, weil du meine Mutter bist«, wirst du wütend sagen, während du das Stromkabel abwickelst und in die Steckdose steckst.

Das wird in dem Haus in der Belmont Street sein. Ich werde erleben, wie andere Menschen in beiden Häusern wohnen: in dem Haus, in dem du gezeugt wurdest, und in dem, in dem du aufgewachsen bist. Dein Vater und ich werden das Erste verkaufen, kurz nachdem wir dich bekommen haben. Das Zweite werde ich kurz nach deinem Fortgehen verkaufen. Zu dem Zeitpunkt werden Nelson und ich bereits in unser Bauernhaus umgezogen sein, und dein Vater wird mit dieser Frau zusammenleben, deren Namen ich nicht wissen will.

Ich weiß, wie diese Geschichte enden wird; ich denke viel darüber nach. Ich denke auch oft daran, wie sie vor ein paar Jahren begonnen hat, als Raumschiffe in der Umlaufbahn und Artefakte auf den Wiesen auftauchten. Die Regierung hat so gut wie nichts darüber verlauten lassen, während die Regenbogenpresse alles Mögliche berichtete.

Dann bekam ich einen Anruf, eine Aufforderung zu einem Treffen.

Sie warteten im Flur vor meinem Büro, unübersehbar. Ein seltsames Paar. Der eine trug Militäruniform, hatte einen Bürstenhaarschnitt und einen Aluminiumkoffer in der Hand. Er schien seine Umgebung mit kritischem Blick zu mustern. Der andere war leicht als Akademiker zu erkennen: Vollbart und Schnauzer, Kordanzug. Er blätterte in den zusammengehefteten Notizen, die an einem schwarzen Brett hingen.

»Colonel Weber, nehme ich an?« Der Soldat und ich gaben uns die Hände. »Louise Banks.«

»Dr. Banks. Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben, mit uns zu sprechen«, sagte er.

»Keine Ursache. Ist eine gute Ausrede, nicht zur Fakultätssitzung gehen zu müssen.«

Colonel Weber deutete auf seinen Begleiter. »Das ist Dr. Gary Donelly, der Physiker, den ich am Telefon erwähnt habe.«

»Gary, wenn es Ihnen recht ist«, sagte er, als wir uns die Hände gaben. »Ich bin gespannt auf Ihre Meinung.«

Wir gingen in mein Büro. Ich räumte einen Stapel Bücher vom zweiten Gästestuhl, und wir setzten uns. »Sie sagten, dass ich mir eine Tonaufnahme anhören soll. Ich darf vermuten, dass das etwas mit den Außerirdischen zu tun hat?«

»Hören Sie sich die Aufnahme erst einmal an«, sagte Colonel Weber.

»In Ordnung. Also los.«

Colonel Weber holte einen Rekorder aus seinem Koffer und drückte auf PLAY. Die Aufnahme klang entfernt nach einem nassen Hund, der sich das Wasser aus dem Fell schüttelt.

»Was können Sie uns dazu sagen?«, fragte er.

Den Vergleich mit dem nassen Hund verkniff ich mir. »In welchem Kontext wurde diese Aufnahme gemacht?«

»Ich bin nicht befugt, Ihnen das zu sagen.«

»Es würde mir bei der Interpretation der Geräusche helfen. Konnten Sie den Außerirdischen sehen, während er sprach? Hat er irgendetwas dabei gemacht?«

»Die Aufnahme ist alles, was ich Ihnen bieten kann.«

»Sie würden nichts verraten, wenn Sie mir sagen, dass Sie die Außerirdischen gesehen haben. Davon geht die Öffentlichkeit bereits aus.«

Colonel Weber gab nicht nach. »Können Sie uns eine Einschätzung des Sprachvermögens geben?«, fragte er.

»Nun, es ist offensichtlich, dass sich ihr Stimmbereich grundlegend von dem der Menschen unterscheidet. Darf ich annehmen, dass die Außerirdischen nicht wie Menschen aussehen?«

Der Colonel setzte zu einer unverbindlichen Antwort an, als Gary Donelly fragte: »Können Sie aufgrund der Aufnahme irgendwelche Vermutungen anstellen?«

»Nur sehr eingeschränkt. Es klingt nicht so, als ob die Außerirdischen einen Kehlkopf gebrauchen, um die Laute hervorzubringen, aber das sagt mir nichts darüber, wie sie aussehen.«

»Sonst noch etwas – können Sie uns noch irgendetwas anderes sagen?«, fragte Colonel Weber.

Offensichtlich war er es nicht gewohnt, sich von Zivilisten beraten zu lassen. »Lediglich, dass durch den anatomischen Unterschied jegliche Verständigung wirklich schwierig wird. Es ist so gut wie sicher, dass sie Laute hervorbringen, die der menschliche Stimmapparat nicht nachahmen und die das menschliche Ohr möglicherweise nicht hören kann.«

»Sie meinen Frequenzen im Infra- und Ultraschallbereich?«, fragte Gary Donelly.

»Nicht unbedingt. Ich will damit nur sagen, dass das menschliche Gehörsystem nicht alles aufnehmen kann, was es hört, sondern darauf spezialisiert ist, Laute zu erkennen, die von einem menschlichen Kehlkopf erzeugt werden. Bei einem fremdartigen, außerirdischen Stimmapparat ist alles möglich.« Ich zuckte mit den Schultern. »Vielleicht wird es uns mit einiger Übung möglich sein, Phoneme zu unterscheiden, aber es kann auch sein, dass unsere Ohren schlicht die Unterschiede nicht wahrnehmen können, die für sie von Bedeutung sind. In diesem Fall bräuchten wir einen Schall-Spektrografen, um zu wissen, was ein Außerirdischer sagt.«

Colonel Weber fragte: »Nehmen wir an, ich gebe Ihnen Aufnahmematerial mit einer Laufzeit von einer Stunde. Wie lange bräuchten Sie, um sicher sagen zu können, ob wir diesen Schall-Spektrografen brauchen oder nicht?«

»Das könnte ich so nicht entscheiden, egal, wie viel Material Sie mir zur Verfügung stellen. Ich muss direkt mit den Außerirdischen sprechen.«

Der Colonel schüttelte den Kopf: »Das ist unmöglich.«

Ich versuchte es ihm schonend beizubringen. »Das bestimmen natürlich Sie. Doch der einzige Weg, eine fremde Sprache zu lernen, besteht darin, mit einem Muttersprachler zu interagieren. Damit meine ich, dass man Fragen stellt, sich unterhält, etwas in der Art. Sonst klappt das nicht. Wenn Sie also die Sprache der Außerirdischen lernen wollen, dann müssen Sie einen ausgebildeten Sprachwissenschaftler – mich oder jemand anderen – mit einem Außerirdischen reden lassen. Aufnahmen allein reichen da nicht aus.«

Colonel Weber runzelte die Stirn. »Sie meinen also, dass kein Außerirdischer in der Lage ist, nur durch das Studium unserer Medien die menschliche Sprache zu lernen.«

»Ich bezweifle es zumindest. Sie bräuchten Unterrichtsmaterial, das speziell dafür entwickelt wurde, Nichtmenschen die menschliche Sprache beizubringen. Entweder das, oder sie müssten mit Menschen interagieren. Stünde ihnen eines davon zur Verfügung, könnten sie aus Fernsehsendungen viel lernen, andernfalls nicht. Ihnen würde ein Anknüpfungspunkt fehlen.«