Выбрать главу

»Ich sehe die Ähnlichkeit«, sagte ich zu Random. »Du könntest recht haben mit deiner Vermutung.«

»Natürlich habe ich recht.«

»Die Karte wurde durchstoßen«, sagte ich.

»Kein Zweifel. Ich weiß nicht . . .«

»Er wurde also nicht durch den Trumpf geholt. Der Täter hat Verbindung aufgenommen, hat ihn aber nicht überreden können, durchzukommen.«

»So? Der Kontakt muß sich aber bis zu einer ausreichenden Festigkeit und Nähe entwickelt haben, daß er zustechen konnte. Vielleicht hat er ihn sogar geistig blockiert und festgehalten, während er blutete. Der Junge hatte vermutlich keine große Erfahrung mit den Trümpfen.«

»Vielleicht, vielleicht aber auch nicht«, sagte ich. »Llewella oder Moire können uns sicher sagen, wieviel er über die Trümpfe wußte. Ich wollte mehr auf die Möglichkeit hinaus, daß der Kontakt vielleicht vor dem Tod unterbrochen wurde. Wenn er deine regenerativen Fähigkeiten geerbt hat, lebt er vielleicht noch.«

»Vielleicht? Ich möchte keine Mutmaßungen hören, sondern klare Antworten!«

Damit begann ein schwieriger geistiger Balanceakt. Ich glaubte etwas zu wissen, das ihm unbekannt war, doch meine Informationsquelle war nicht die beste. Außerdem wollte ich mich über die Möglichkeit zunächst ausschweigen, weil ich noch keine Gelegenheit gehabt hatte, mit Benedict darüber zu sprechen. Andererseits war Martin Randoms Sohn, und ich wollte seine Aufmerksamkeit von Brand ablenken.

»Random, vielleicht habe ich etwas«, sagte ich.

»Was?«

»Unmittelbar nachdem Brand verwundet wurde«, sagte ich, »als wir uns im Wohnzimmer unterhielten, da kam die Sprache auch auf Martin – erinnerst du dich?«

»Ja. Aber dabei wurde nichts Neues diskutiert.«

»Ich hätte damals etwas dazu sagen können, doch ich habe mich zurückgehalten, weil eben alle da waren. Außerdem wollte ich die Sache mit der betreffenden Person unter vier Augen weiter verfolgen.«

»Wer ist der Mann?«

»Benedict.«

»Benedict? Was hat der mit Martin zu schaffen?«

»Keine Ahnung. Deshalb wollte ich ja den Mund halten, bis ich mehr wußte. Außerdem war meine Informationsquelle problematisch.«

»Sprich weiter.«

»Dara. Benedict fährt aus der Haut, wenn ich ihren Namen nur ausspreche, trotzdem haben sich bisher etliche Dinge, die sie mir erzählte, als richtig herausgestellt – zum Beispiel die Reise Julians und Gérards über die schwarze Straße, ihre Verwundung, ihr Aufenthalt in Avalon. Benedict räumte ein, daß diese Dinge in der Tat geschehen seien.«

»Was sagte sie über Martin?«

Ja, was? Wie konnte ich es formulieren, ohne Brand bloßzustellen –? Dara hatte gesagt, Brand habe Benedict über Jahre hinweg mehrfach in Avalon aufgesucht. Der Zeitunterschied zwischen Amber und Avalon ist ziemlich extrem; nachdem ich nun darüber nachdachte, erschien es mir durchaus möglich, daß diese Besuche in die Zeit fielen, da Brand aktiv Informationen über Martin suchte. Ich hatte mich bereits gefragt, was ihn immer wieder dorthin zog, waren er und Benedict doch nie besonders gut miteinander ausgekommen.

»Nur daß Benedict einen Besucher namens Martin gehabt hätte, von dem sie annahm, er käme aus Amber«, log ich.

»Wann?«

»Einige Zeit ist das jetzt her. Ich weiß es nicht genau.«

»Warum hast du mir das nicht früher gesagt?«

»Ist ja eigentlich keine große Sache – außerdem hast du dich bisher nie erkennbar für Martin interessiert.«

Random blickte auf den Greif, der nun rechts von mir hockte und vor sich hin gurgelte. Dann nickte er.

»Jetzt interessiere ich mich aber für ihn«, erwiderte er. »Man ändert sich eben. Wenn er noch lebt, würde ich ihn gern näher kennenlernen. Wenn nicht . . .«

»Schön«, sagte ich. »Die beste Methode zu beidem ist, zunächst einmal den Heimweg zu suchen. Wir dürften gesehen haben, was wir sehen sollten. Ich möchte jetzt lieber hier fort.«

»Darüber habe ich mir schon meine Gedanken gemacht«, sagte er. »Und ich bin darauf gekommen, daß wir wahrscheinlich das Muster benutzen können. Wir brauchen nur zur Mitte zu gehen und uns nach Hause versetzen zu lassen.«

»Über die dunkle Fläche?« fragte ich.

»Warum nicht? Ganelon hat es doch versucht und ist wohlauf.«

»Moment«, warf Ganelon ein. »Ich habe nicht gesagt, daß es leicht war. Außerdem meine ich, daß ihr die Pferde nicht aufs Muster bekommt.«

»Was dann?« wollte ich wissen.

»Erinnerst du dich an die Stelle, an der wir die schwarze Straße überquert haben – damals, als wir aus Avalon flohen?«

»Natürlich!«

»Nun, die Gefühle, die ich hatte, als ich die Karte und den Dolch zurückholte, hatten eine gewisse Ähnlichkeit mit der Erregung, die wir damals verspürten. Das ist einer der Gründe, warum ich so gelaufen bin. Ich wäre dafür, es zunächst noch einmal mit den Trümpfen zu versuchen, in der Annahme, daß dieser Ort mit Amber kongruent ist.«

Ich nickte.

»Na schön. Wir können genausogut versuchen, es uns so einfach wie möglich zu machen. Treiben wir zuerst die Pferde zusammen.«

Das taten wir, wobei wir die Länge der Kette des Greifs herausbekamen. Seine Grenze lag bei etwa dreißig Metern vor der Höhlenöffnung. Als sich die Kette spannte, begann er sofort durchdringend zu klagen. Dies erleichterte es nicht gerade, die Pferde zu beruhigen, brachte mich aber auf einen Gedanken, den ich zunächst für mich behielt.

Sobald wir alles unter Kontrolle hatten, griff Random nach seinen Trümpfen, und ich zog mein Spiel ebenfalls aus der Tasche. »Versuchen wir Benedict«, sagte er.

»Gut. Bist du bereit?«

Ich stellte sofort fest, daß sich die Karten wieder kalt anfühlten, was ein gutes Zeichen war. Ich zog Benedicts Karte aus dem Stapel und begann mich an die Kontaktaufnahme heranzutasten. Random neben mir tat dasselbe.

Der Kontakt ergab sich fast sofort.

»Was liegt an?« fragte Benedict, und sein Blick wanderte über Random, Ganelon und die Pferde und richtete sich schließlich auf mich.

»Holst du uns zu dir?« fragte ich.

»Die Pferde auch?«

»Alles.«

»Kommt.«

Er streckte die Hand aus, und ich berührte sie. Wir alle näherten uns ihm. Sekunden später standen wir neben ihm an einem hohen felsigen Ort; ein kühler Wind bewegte unsere Kleidung, die Nachmittagssonne Ambers stand an einem wolkigen Himmel. Benedict trug eine dicke Lederjacke und Wildlederstiefel. Sein Hemd schimmerte in einem verwaschenen Gelb. Ein orangeroter Mantel verhüllte den Stumpf des rechten Arms. Er reckte das lange Kinn und blickte auf mich herab.

»Interessanter Ort, von dem ihr da kommt«, bemerkte er. »Ich habe ein Stück vom Hintergrund gesehen.«

Ich nickte.

»Interessanter Ausblick aus dieser Höhe«, sagte ich und blickte auf das Spionglas an seinem Gürtel; im gleichen Augenblick erkannte ich, daß wir auf dem breiten Felsvorsprung standen, von dem aus Eric am Tage seines Todes und meiner Rückkehr die Schlacht geleitet hatte. Ich trat vor und betrachtete den schwarzen Pfad durch Garnath, der tief unter uns lag und sich bis zum fernen Horizont erstreckte.

»Ja«, sagteer. »Die schwarze Straße scheint ihre Grenzen fast überall stabilisiert zu haben. An einigen Stellen jedoch erweitert sie sich noch immer. Es sieht fast so aus, als näherte sie sich einer höchsten Übereinstimmung mit irgendeinem . . . Muster. Jetzt erzählt schon, woher kommt ihr?«

»Ich habe die letzte Nacht in Tir-na Nog´th verbracht«, sagte ich. »Und heute früh sind wir beim Überqueren des Kolvir vom Weg abgekommen.«

»Was nun wirklich eine Leistung ist«, stellte er fest. »Sich auf dem eigenen Berg zu verirren! Man kommt immer wieder nach Osten, weißt du. Das ist die Richtung, aus der, wie zu hören ist, die Sonne aufsteigt.«