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»Er ist ein sehr besorgter Mann«, bemerkte Dorrien, als er sich davon überzeugt hatte, dass sie allein waren.

»Ja«, pflichtete Sonea ihm bei.

»Ich denke an meine Töchter, und ich bin mir nicht sicher, ob ich eine von ihnen in eine gefährliche Situation schicken könnte, damit sie für mich spioniert.«

»Nein, aber er hat sie nicht direkt geschickt. Sie hat sich selbst geschickt. Sie ist eine ziemlich entschlossene junge Frau.«

Dorrien blickte nachdenklich drein. »Sie ist im härteren Teil der Stadt groß geworden, nicht wahr? Und es muss eine schwere Jugend gewesen sein, die Tochter eines Diebes zu sein.«

»Sie ist nicht unter Cerys Schutz aufgewachsen. Als ihre Mutter ihn verließ, nahm sie Anyi mit. Sie war eine stolze Frau und wollte Cerys Hilfe nicht akzeptieren, obwohl sie bitterarm waren. Anyi ist schnell und hart groß geworden, aber aus anderen Gründen.«

»Trotzdem, eine Ehefrau und Kinder verloren zu haben und dann mit ansehen zu müssen, wie deine einzige Tochter sich in Gefahr bringt …« Er schüttelte den Kopf.

»Das ist der Grund, warum wir vorsichtig sein müssen. Wir müssen sicherstellen, dass, wenn wir Skellin finden, keine Gefahr besteht, dass Anyi oder Cery dadurch gefährdet werden.«

Dorrien nickte zustimmend. Gut, dachte Sonea. Ich dachte langsam, er sei ein wenig zu erpicht darauf, seine Nützlichkeit unter Beweis zu stellen, und könnte sich auf die erste Gelegenheit stürzen, die sich bietet, wenn ich nicht da wäre, um ihn daran zu hindern. Jetzt wird er die Risiken überdenken, bevor er handelt.

Hoffentlich würde sich nun, da Anyi die Spionin spielte, bald eine bessere Gelegenheit bieten – und nicht nur weil sie Skellin fangen mussten. Cery sah aus, als hätte er einen Monat lang nicht geschlafen.

15

Ungebetene Gesellschaft

Sachaka handelte überwiegend mit Ländern im Norden und Osten, auf der anderen Seite des Aduna-Meeres, und dies war im Hafen offensichtlicher als überall sonst in der Stadt. Dannyl war verblüfft von der Größe der exotischen Schiffe, die dort vor Anker lagen, und von ihrer schieren Anzahl. Masten schwankten wie ein großer, unbelaubter Wald und erstreckten sich vom Ufer hinaus in die breite Bucht von Arvice.

Die Sklaven des Gildehauses banden Achatis, Dannyls und Tayends Reisetruhen von der Kutsche los und hoben sie mit der Hilfe der beiden persönlichen Sklaven Achatis herunter. Dannyl bemerkte, dass Achati die Prozedur genau beobachtete. Ein kyralischer Magier hätte die Truhen mit Magie bewegt, aber Sachakaner gaben sich nicht für solch minderwertige Arbeiten her. Die Sklaven benutzten zu diesem Zweck Seile und eine in den hinteren Teil des Gefährts eingebaute Winde, aber die Tatsache, dass die vier dünnen Männer kaum Probleme hatten, die schweren Truhen zu heben, weckte in Dannyl den Verdacht, dass sie trotzdem ein wenig magische Hilfe von ihrem Herrn bekamen.

Es waren zwei Männer nötig, um Achatis Truhe zu tragen. Tayends Truhe hatte ungefähr die gleiche Größe. Dannyls war erheblich kleiner. Manchmal hat es seine Vorteile, sein Leben lang eine Uniform tragen zu müssen, dachte Dannyl. Aber er hatte auch eine zusätzliche Truhe mitgenommen – kaum mehr als eine große Kiste –, die Schreibgerät und Notizbücher enthielt und Platz für jedwede Unterlagen oder Gegenstände hatte, die er vielleicht erwerben würde.

Ein Seufzen lenkte Dannyls Aufmerksamkeit ab. Er sah Merria an, deren finstere Miene sich nur geringfügig aufhellte, als sie seinen Blick bemerkte. Seine Assistentin war immer noch wütend darüber, zurückgelassen zu werden. Seit sie erfahren hatte, dass auch Tayend an der Forschungsreise teilnehmen würde, hatte sie kaum mit ihm gesprochen.

Er widerstand dem Drang, Tayend anzusehen. Der elynische Botschafter stand neben Dannyl und wiegte sich leicht in seinen kunstvollen, teuren Schuhen. Nachdem Dannyl von Achatis Haus zurückgekehrt war und seinen ehemaligen Geliebten gefragt hatte, warum er sie auf ihrer Reise begleiten wolle, hatte er kaum ein Wort mit Tayend gewechselt.

»Oh, als Botschafter sollte ich wirklich so viel wie möglich über dieses Land in Erfahrung bringen«, hatte Tayend erwidert. »Ich habe viel von Arvice gesehen. Es wird Zeit, dass ich etwas jenseits der Stadtmauern zu Gesicht bekomme.«

Dannyl hatte auch nicht gehört, dass Tayend und Merria sich unterhalten hatten. Da die meisten seiner Bewohner nicht miteinander redeten, war es im Gildehaus sehr still gewesen.

Er dachte über Tayends Vorwand nach. War das alles, was dahintersteckte? Ich bezweifle, dass er mitkommt, weil er sich für meine Forschungen interessiert. Oder tut er es doch? Wenn er von dem Lagerstein weiß, ist er vielleicht genauso besorgt wie Achati und ich über die Möglichkeit, es könnte noch ein anderer Stein existieren oder geschaffen werden. Aber wie könnte er von dem Lagerstein erfahren haben? Ich habe ihm nicht davon erzählt. Gewiss hatte auch Achati nicht …

Vielleicht gab es einen anderen Grund, warum Tayend sie begleiten wollte. Er hatte bereits offenbart, dass er von Achatis persönlichem Interesse an Dannyl wusste. Versuchte er, dafür zu sorgen, dass Dannyl und Achati kein Liebespaar wurden?

Dannyl runzelte die Stirn. Warum sollte er das tun? Eifersucht? Nein. Tayend war derjenige, der festgestellt hat, dass er und ich kein Paar mehr sind. Er hat nie gesagt, dass er etwas daran ändern wolle.

Neben ihm räusperte sich Tayend. Er hielt inne, dann holte er Luft, um zu sprechen.

»Botschafter?«

Dannyl wandte sich ihm widerstrebend zu.

»Bist du dir sicher, dass es dir nichts ausmacht, wenn ich mitkomme?«

»Natürlich macht es mir nichts aus«, erwiderte Dannyl.

Er drehte sich wieder zu den Sklaven um. Die beiden persönlichen Sklaven Achatis waren nicht dieselben zwei, die den Mann auf der Suche nach Lorkin begleitet hatten. Dannyl fragte sich, was aus Varn geworden war. Dann wanderten seine Gedanken wieder zurück zu seinen Gefährten, als er spürte, dass Merria ihn anstarrte. Er drehte sich zu ihr um, und sie lächelte. Das erschien ihm eigenartig. In dem Lächeln lag Erheiterung, und er konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass sie sich auf seine Kosten amüsierte.

»Dort ist der Kapitän«, erklärte Achati. Er deutete auf das Schiff, zu dem die Sklaven die Reisetruhen trugen. Es war kleiner als die exotischen Handelsschiffe, die es umgaben, und einzig für den Transport von Passagieren gedacht – wichtigen Passagieren. Auf seinem Deckshaus war der Name Inava eingeschnitzt und mit Gold ausgelegt, so dass er in der Sonne glitzerte. Ein Sachakaner, der so prächtig gekleidet war, wie Dannyl es von einem Ashaki erwartet hätte, stand auf Deck und wartete darauf, dass sie über den schmalen, zwischen Kai und Schiff gelegten Laufgang an Bord kamen. Die Sklaven trugen die Truhen zu einem zweiten Laufgang näher am Bug des Schiffes. »Es wird Zeit, dass wir uns verabschieden«, fügte Achati hinzu.

Dannyl und Tayend wandten sich zu Merria um. Sie lächelte strahlend.

»Eine gute Reise, Botschafter, Ashaki«, sagte sie und nickte höflich. Dann trat ein wissender, leicht selbstgefälliger Ausdruck in ihre Augen. »Ich hoffe, Ihr werdet einander nicht auf die Nerven gehen.«

Das ist es also, was sie so erheiternd findet, überlegte Dannyl. »Auf Wiedersehen, Lady Merria«, erwiderte er. »Ich weiß, dass ich das Gildehaus in tüchtigen Händen hinterlasse.«

Ihr Lächeln verblasste und wurde durch einen resignierten Ausdruck ersetzt. »Danke.« Sie zog sich rückwärts zur Kutsche zurück und wedelte mit den Händen. »Lasst den Kapitän nicht warten.«

Dannyl drehte sich um und folgte Achati über die Planken an Bord des Schiffes. Die Männer machten sich miteinander bekannt, und der Kapitän hieß sie auf seinem Schiff willkommen.

»Seid Ihr bereit, in See zu stechen?«, fragte er Achati.