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»Ja«, erwiderte sie. »Es ist eine gefährliche Aufgabe, und ich weiß, dass mein Freund sich große Sorgen um sie macht.«

»Wenn es gefährlich für sie ist …« Alina sah Dorrien an, dann richtete sie sich ein wenig höher auf und wandte sich wieder an Sonea. »Ist es gefährlich für uns?«

Sonea blinzelte überrascht. »Nein.«

»Aber wir sind alle keine Magier.« Alina deutete auf ihre Töchter und auf sich selbst. »Was ist, wenn diese Leute, auf die Ihr Jagd macht, herausfinden, dass Dorrien Euch hilft und dass er eine Familie hat und dass wir hier leben, nicht auf dem Gelände der Gilde?« Alinas Stimme wurde ein wenig lauter. »Was soll sie daran hindern, hierherzukommen, wenn Dorrien fort ist, und uns zu bedrohen – oder Schlimmeres?«

Sonea beherrschte ihre Gesichtszüge, um die Erheiterung zu verbergen, die sie empfand. Alina war aufrichtig besorgt. Hat sie einen Grund zur Sorge? Das Szenario, das Alina sich ausmalte, war nicht unmöglich, nur unwahrscheinlich. Es müsste schon ein besonders kühner und gerissener Meuchelmörder oder Entführer sein, der in das Haus eines Magiers eindrang, vor allem da dieses mehrere Magier beherbergte. Jemand, der so kühn und gerissen ist wie der Mörder, der Cerys Familie getötet hat? Vielleicht, aber dies war nicht die verborgene Höhle eines Diebs, wo Heimlichtuerei überdies dafür sorgte, dass niemand einen Einbruch bemerkte und zu Hilfe kam.

»Die Wohnsituation, die Ihr hier habt, ist zu Eurem Vorteil«, erklärte Sonea Alina. »Der Umstand, dass in der Nähe andere Magier leben, selbst wenn Dorrien nicht hier ist, bedeutet, dass Ihr jemanden zu Hilfe rufen könnt, oder die Diener können Hilfe für Euch holen. Ein einziger Magier ist ein großes Abschreckungsmittel, aber Ihr habt vier. Was es überdies einem Außenseiter erschwert, in Erfahrung zu bringen, ob sie alle zu Hause sind oder nicht.« Als Alina den Mund öffnete, um Einwände zu erheben, fügte Sonea hinzu: »Ihr solltet Euch Regeln zurechtlegen, an die Ihr Euch halten könnt. Wen Ihr in Eure Räume einlasst und wen nicht. Wie Ihr Euch absichern könnt, wenn Ihr draußen in der Stadt seid. Was zu tun ist, wenn Ihr denkt, dass jemand Euch folgt oder versucht, ins Haus zu gelangen.« Sonea sah Dorrien an, der resigniert nickte. »Ich bin mir sicher, dass Ihr mit vereinten Kräften eine Lösung finden könnt.«

Wie Sonea gehofft hatte, verlagerte Alina ihre Aufmerksamkeit jetzt auf Dorrien. »Das werden wir tun.« Sie warf Sonea einen kurzen Blick zu. »Und wir sind dankbar für den Rat.«

»Je eher wir Skellin finden, desto eher kannst du aufhören, dir deswegen Sorgen zu machen«, sagte Dorrien.

Rothen murmelte seine Zustimmung. »Und wenn wir ihn nicht finden, wird niemand sicher sein.«

»Was wird geschehen, wenn ihr ihn nicht findet?«, wollte Yilara wissen.

Sonea sah das Mädchen an und lächelte anerkennend angesichts seines Interesses. »Er will die Kontrolle über …« Ein Klopfen an der Tür unterbrach sie.

»Ich werde nachsehen, wer da ist«, sagte Dorrien. Er erhob sich und eilte aus dem Raum.

Sie aßen weiter und lauschten in schweigender Neugier auf die Geräusche außerhalb des Esszimmers. Dorrien öffnete die Tür, eine andere Männerstimme erklang, dann wurde die Tür wieder geschlossen.

Schritte verrieten ihnen, dass er zurückkam. Er trat in die Tür und sah Sonea an.

»Eine Nachricht für dich. Osen möchte, dass du unverzüglich in die Gilde zurückkehrst. Lady Naki ist verschwunden.«

Ein Tag auf See hatte Achati, Dannyl und Tayend in einen kleineren Hafen nördlich von Arvice geführt. Achati hatte Vorkehrungen getroffen, dass sie die Nacht an Land verbringen konnten, auf dem Besitz eines Ashakis, der Raka anbaute. Ashaki Chakori hatte eine Kutsche ausgeschickt, um sie vom Hafen abzuholen. Der Geruch von gerösteten Bohnen war wahrnehmbar, lange bevor sie das Anwesen erreichten.

Im Gegensatz zu den meisten sachakanischen Häusern waren das Herrenhaus und die Arbeitsgebäude nicht von Mauern umgeben. Das Haupthaus stand einige hundert Schritt von den Arbeitsgebäuden entfernt. Aus einem der beiden runden Gebäude stieg eine Rauchfahne auf, die einen dunklen Fleck vor dem Hintergrund der mondbeschienenen Wolken bildete.

»Mein lieber Cousin«, sagte Achati, als die förmliche Vorstellung vorüber war. »Wie schön, dich wiederzusehen.«

Es hatte Dannyl überrascht, dass Achati ihm nichts von seiner Beziehung zu ihrem Gastgeber erzählt hatte. Da sein sachakanischer Freund die Verantwortung für die Organisation der Reise übernommen hatte, war es ihm unhöflich erschienen, auf allzu viele Einzelheiten zu drängen.

Ashaki Chakori verströmte mit Zufriedenheit vermischte Stärke. Er stammte aus einer alten, mächtigen sachakanischen Familie, was es ihm ermöglichte, fernab der Stadt zu leben und zu tun, was ihm die größte Freude bereitete – Raka anzubauen und zu rösten –, ohne das Risiko einzugehen, unter den Ashaki an Ansehen zu verlieren.

»Unsere Väter waren Brüder«, erklärte Achati, als er Dannyls Neugier bemerkte. »Der Jüngere hat ein Stadthaus geerbt, der Ältere diesen Besitz.« Er wandte sich an Chakori. »Wie geht es deinem Sohn und deiner Frau?«

»Kavori ist in Elyne und erkundet Handelsmöglichkeiten. Inaki geht es gut.«

Achati zog die Augenbrauen hoch. »In Elyne? Wie läuft es denn?«

»Nicht so gut, wie wir gehofft hatten.« Er sah Tayend nachdenklich an. »Dort herrscht die Vorstellung, Raka sei ein Getränk für die einfachen Leute. Ist das so, Botschafter?«

Tayend nickte. »Die Beliebtheit von Raka nimmt jedoch zu, wegen der Magier, die von ihrer Lehrzeit in der Gilde zurückkehren und dort Gefallen daran gefunden haben.«

Chakori richtete seine Aufmerksamkeit auf Dannyl. »Also ist es in Kyralia nicht das Getränk der einfachen Leute.«

»Das war es«, sagte Dannyl entschuldigend. »Aber die Gilde hat während der letzten zwanzig Jahre Menschen aller Klassen eingeladen, sich ihr anzuschließen. Jene, die aus einfachen Verhältnissen kamen, machten die übrigen mit Raka bekannt, und der Trank erfreut sich unter Novizen, die bis spät in die Nacht hinein lernen, einiger Beliebtheit.«

»Das kann ich mir denken«, erwiderte Chakori lachend. »Es gibt ein weiteres exotisches Produkt, dessen Gebrauch die Kyralier sich in jüngster Zeit angewöhnt haben, nicht wahr?«

»Feuel.« Dannyl schüttelte den Kopf. »Es ist ein ziemliches Problem geworden.«

Der Ashaki nickte. »Kürzlich haben Sklaven von einem der südlichen Anwesen ein wenig Feuel erworben, obwohl ich nicht weiß, wie. Vielleicht hat ein unternehmungslustiger Händler aus Kyralia es über die Berge gebracht. Es hatte eine beunruhigende Wirkung und veranlasste die Sklaven zu rebellieren oder die Arbeit zu verweigern. Ihr Besitzer hat die Benutzung von Feuel verboten – und auch den Besitz – und anderen empfohlen, das Gleiche zu tun.«

»Eine gute Idee«, sagte Dannyl. Und doch … wenn Feuel Sklaven zur Revolte veranlasst hatte, könnte es vielleicht der Schlüssel zur Beendigung der Sklaverei in Sachaka sein. Aber anschließend würde das Land in Schwierigkeiten stecken, weil der größte Teil seiner Arbeitskräfte verschwunden wäre. Es würde eines skrupellosen oder verzweifelten Feindes bedürfen, um das zu tun, und falls die Feuel-Produktion hier Wurzeln fasste, was würde das für Kyralia bedeuten?

»Würdet Ihr gern essen oder bis später warten?«, erkundigte sich Chakori. »Ich könnte Euch auf dem Anwesen herumführen, wenn Ihr nicht zu müde von der Reise seid.«

Achati sah Dannyl und Tayend an. Dannyl zog die Schultern hoch, zum Zeichen, dass er mit beiden Alternativen einverstanden war. Tayend nickte.

»Beide Möglichkeiten sind einladende Angebote«, sagte Achati zu seinem Cousin. »Was immer dir am bequemsten ist.«