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Er schüttelte den Kopf. »Ich wollte sehen, ob ich vielleicht etwas für Tylia bekommen kann. Für ihre Aufnahmezeremonie.«

»Ah.« Sie nickte. »Also nicht der übliche elegante Schreibstift?«

»Nein.«

Den Rest des Weges bis zur Kutsche schwieg er; wahrscheinlich dachte er darüber nach, dass er eine Tochter hatte, die bereits alt genug war, um Novizin zu werden. Sie erinnerte sich daran, wie sie sich gefühlt hatte, als Lorkin sein Gelübde abgelegt und seine ersten Roben bekommen hatte. Der Stolz, den sie empfunden hatte, wurde getrübt durch die Erinnerung daran, dass sie dieses Gelübde gebrochen hatte, die Erinnerung an den Tag, an dem die ganze Gilde vorbeimarschiert war und ihre und Akkarins Roben in einer symbolischen Geste der Zurückweisung zerrissen hatte, bevor man sie beide in die Verbannung schickte.

Wie damals schob sie diese Erinnerung beiseite. Lorkin mochte in eine verborgene Rebellenstadt gegangen sein, aber es hatte keine ernsthaften Gespräche darüber gegeben, ihn aufgrund seiner Entscheidung zu verbannen. Was beruhigend war. Wenn die Gilde immer noch glaubte, dass er den Weg zurück nach Hause finden würde, dann fiel es ihr selbst viel leichter, es ebenfalls zu glauben.

22

In guter Gesellschaft

Etwas strich über Lorkins Sinne. Er ignorierte es, aber das Gefühl kam wieder, und etwas daran ließ seine Haut kribbeln. Die Störung war ärgerlich, aber wie man ihn gelehrt hatte, akzeptierte er sie und löste seinen Geist vorsichtig von dem wachsenden Edelstein.

Während seine Umgebung wieder in sein Bewusstsein drang, öffnete er die Augen und hielt in der Höhle Ausschau nach der Quelle der Störung. Es waren nicht die Steinemacher, die in der Nähe saßen. Sie sahen sich auf die gleiche Weise um wie er. Er war sich ziemlich sicher, dass es auch nicht die beiden Magierinnen an der Tür waren, obwohl ihre Haltung darauf schließen ließ, dass sie miteinander geredet hatten. Er hatte schon vor Tagen gelernt, Gespräche in der Nähe auszublenden.

Jetzt lauschte er und stellte fest, dass er ein schwaches, leises Geräusch hören konnte. Gleichzeitig wurde ihm bewusst, dass er unter den Händen, den Füßen und durch den Stuhl eine Vibration spüren konnte.

Sofort begann sein Herz zu rasen, und er zog hastig Magie in sich hinein und umgab sich mit einer starken Barriere.

Ein Beben, dachte er. Wie schlimm es wohl sein mag?

Nicht schlimm genug, um die anderen Magier dazu zu treiben, aus der Stadt zu fliehen, wie er feststellte. Wurden die Nichtmagier gerade in diesem Moment evakuiert? Als er das Tal draußen das letzte Mal gesehen hatte, hatte es unter einer tiefen Schneedecke gelegen. Der Gedanke an das, was geschehen könnte, sollte die ganze Stadt einstürzen und die gesamte Einwohnerschaft in der grimmigen Kälte enden, ließ ihn schaudern. Die Stadt hatte über viele Jahrhunderte hinweg überlebt, wenn auch mit einigen Zerstörungen. Das bedeutete nicht, dass es niemals einen Tag geben würde, da ein Beben stark genug war, um sie zu vernichten …

Es unterstreicht, warum einige Menschen hier glauben, dass die Verräterinnen das Sanktuarium irgendwann verlassen müssen.

Er schaute sich im Raum um. An den Wänden glitzerten kristalline Punkte reflektierten Lichts. Diese Auswüchse waren für ihn nicht länger lediglich ein buntes Geheimnis. Er wusste, was aus den Steinen jeden Bereichs einmal werden sollte – für welche magische Aufgabe sie herangebildet wurden.

Zwei Arten wurden hergestellt: gemusterte und mit Macht erfüllte. Den gemusterten Steinen hatte man lediglich die Fähigkeit zur Formung von Magie verliehen. Der Benutzer sandte Magie in den Stein, und der Stein formte diese Macht zu etwas Körperlichem: Gewalt, Hitze, Licht und verschiedenen vertrauten Kombinationen. Die Intensität des Ergebnisses wurde damit kontrolliert, wie viel Magie man in den Stein gab. Das war es, was Magier taten, wenn sie Magie aus sich selbst heraus kanalisierten, so dass die gemusterten Steine für einen Magier keinen großen Nutzen hatten, es sei denn, er oder sie hatte noch nicht gelernt, wie man Magie zu einem bestimmten Zweck formte, oder beherrschte dieses Formen noch nicht ausreichend. Für einen Nichtmagier waren diese Steine vollkommen nutzlos, da sie keine Magie aus sich selbst heraus kanalisieren konnten und ohnehin kaum über formbare Magie verfügten.

Ich habe nicht lange gebraucht, um zu begreifen, wie nützlich es wäre, Edelsteine für die Heilung zu züchten, also vermute ich, dass das auch einigen Verräterinnen bereits in den Sinn gekommen ist. Aber die Komplexität der Aufgabe, für die man einen Stein züchten kann, scheint ihre Grenzen zu haben; wenn also heilende Steine gemacht würden, könnten sie nur grundlegende Aufgaben erfüllen.

Die zweite Art von Steinen – die, die mit Macht gefüllt wurden – war für einen Magier von weitaus größerem Nutzen. Man lehrte sie, die gleiche Art von Aufgaben zu erfüllen, aber zusätzlich tränkte der Schöpfer sie mit seinem eigenen Vorrat an Magie. Doch diese Magie wurde mit der Verwendung erschöpft. Wenn Steine gut gemacht waren, konnte man sie von neuem mit Magie tränken; weniger erfolgreiche Steine taugten nur für eine einmalige Benutzung. Manchmal stellte man bewusst solche Steine her, wenn das, wozu sie benutzt wurden, sie zerstörte, aber die Mehrheit der mit Macht getränkten Steine war dazu bestimmt, wieder aufgefüllt zu werden.

Ganz ähnlich hält die Gilde die Arena aufrecht und jedwede andere mit Magie gestärkten Gebäude. Die Gebäude verlieren sehr langsam Magie, aber die Arena und die Barriere um sie herum werden während Kriegerlektionen und beim Training gelegentlich attackiert und müssen ständig neu gestärkt werden.

Die beiden Nutzungsweisen von Magie – zur Stärkung von Gebäuden und zur Herstellung von Steinen – waren einander so ähnlich, dass Lorkin es erstaunlich fand, dass die Gilde noch nie zuvor über Letzteres gestolpert war, bis ihm der Gedanke kam, dass es in Kyralia keine Höhlen voller natürlich auftretender Edelsteine gab. Sie konnten nicht mit importierten Steinen arbeiten, da diese, bis sie in Form von Schmuck in die Hände von Magiern gelangten, zu alt waren, um noch wirksam beeinflusst werden zu können.

Das andere Hindernis war der Umstand, dass der Architekt, der die Methode erfunden hatte, Stein mit Magie zu stärken, in einer Ära gelebt hatte, in der schwarze Magie verboten gewesen war. Ein Frösteln überlief Lorkin, als er sich daran erinnerte, wie mühelos und schnell er die Idee hinter der schwarzen Magie begriffen hatte. In weniger als einer Stunde hatte er seine Gelübde als Magier und ein jahrhundertealtes Tabu gebrochen.

Und trotz allem war es eine gewisse Enttäuschung. Ich bin nicht stärker geworden. Ich habe keine neuen Fähigkeiten gewonnen. Die schwarze Magie versetzt mich lediglich in die Lage, den Prozess des Steinemachens leichter zu verstehen und anzuwenden – einen Prozess, der für die Gilde nur von begrenztem Nutzen sein wird, es sei denn, man entdeckte in Kyralia Höhlen mit Edelsteinen oder fände heraus, wie man solche Steine sonst noch züchten könnte.

Außerdem hatte das Erlernen von schwarzer Magie ihm eine realistischere Anschauung der Magie in ihm selbst vermittelt, eine realistischere Betrachtung seiner eigenen Stärken und Verletzbarkeiten. Er hielt es für möglich, einen Stein großzuziehen, um eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen, ohne schwarze Magie zu kennen, aber es wäre wahrscheinlich so, als arbeite er blind – unmöglich zu erkennen, ob er es richtig hinbekam, wie viel Magie der Stein aufnehmen konnte oder wann er einsatzbereit war.

Er schaute auf den kleinen grünen Edelstein in seinen Händen hinab. Während des größten Teils des Prozesses musste er damit arbeiten, während die Steine noch an der Wand saßen, und einige Male hatte er sie unter den Massen von Steinen dort verloren. Wenn er genügend lange auf sie eingewirkt hatte, konnten sie abgenommen und am Tisch weiterbearbeitet werden.