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Lange Phasen ungebrochener Konzentration waren vonnöten. Er verstand jetzt, warum Tyvara gesagt hatte, sie habe keine Geduld für diese Arbeit. Sprecherin Halana hatte ihm außerdem erklärt, dass die Herstellung von Steinen, die Hitze oder explosive Gewalt produzierten, gefährlich sein konnte, wenn der Schöpfer in seiner Konzentration nachließ, zu viel Magie in einem Stein gelagert wurde oder der Stein mangelhaft war. Das war der Grund, warum ein Teil des Prozesses in entlegenen Höhlen vonstattenging, zu denen jeweils nur die dort arbeitenden Steinemacher Zutritt hatten.

Lorkin stellte gerade einen Leuchtstein her. Obwohl es schwieriger war, lehrte man ihn auch, wie er ihn mit Magie tränken konnte. Außerdem war es ein wenig gefährlich für einen noch in der Lehrzeit befindlichen Steinemacher, einen mit Macht getränkten Stein herzustellen, denn wenn er die Steine mit zu viel Macht tränkte oder nicht konzentriert genug arbeitete, konnte der Stein explodieren. Er hätte für diese Aufgabe auch einen Duplikatorstein benutzen können, mit dem sich beliebig viele Kopien des in ihnen gespeicherten Musters schaffen ließen – insbesondere solche Steine, die für eine komplexe Magie herangebildet werden sollten. Sprecherin Halana bestand jedoch darauf, dass alle Schüler zuerst lernten, wie man einen Stein ohne die Hilfe von Duplikatoren schuf, damit sich niemand allzu sehr auf diese Methode verließ.

Die Vibrationen waren jetzt verebbt. Lorkin blickte sich im Raum um. Die anderen Steinemacher waren an ihre Arbeit zurückgekehrt und hielten den Kopf über die Tische gesenkt. Er holte tief Luft und begann mit einer geistberuhigenden Übung. Er wusste nicht, ob die Verräterinnen ähnliche Übungen kannten, aber die einfachen Übungen, die man ihn an der Universität gelehrt hatte, erwiesen sich jetzt als sehr nützlich.

Als er gerade seinen Geist wieder in den Stein senden wollte, hörte er, wie jemand seinen Namen murmelte. Er schaute auf. Sprecherin Halana kam auf ihn zu.

»Wie kommst du zurecht, Lorkin?«, fragte sie, als sie seinen Tisch erreichte.

»Gut, Sprecherin Halana«, antwortete er. »Nun, bisher ist nichts schiefgegangen.«

Sie lächelte schwach, mit einem inzwischen vertraut gewordenen dunklen Humor, und griff nach dem Stein. Alle bis auf die jüngsten Steinemacher hatten einen ähnlichen fatalistischen Humor, wie ihm aufgefallen war. Obwohl Unfälle selten waren, kamen sie durchaus vor. Lorkin hatte einige übel vernarbte Frauen durch die Höhlen gehen sehen. Einmal hatte eine der jüngeren Steinemacherinnen ihm zugeflüstert, dass einige ihrer Kolleginnen nicht nur deshalb allein arbeiteten, weil sie gefährliche Ablenkungen vermeiden wollten, sondern weil sie es vorzogen, wenn andere ihre Narben nicht sahen. Einige von ihnen aßen, schliefen und arbeiteten auf Dauer in den inneren Höhlen, die sie so gut wie nie verließen.

Nachdem Halana den Stein aufmerksam betrachtet hatte, legte sie ihn wieder auf den Tisch. »Du machst deine Sache gut«, sagte sie. »Er ist ein wenig besser als die ersten Steine. In einigen Tagen sollten wir in der Lage sein, ihn zu aktivieren.«

Er lächelte. »Und dann?«

Sie hielt seinem Blick stand, hielt kurz inne und zuckte dann die Achseln. »Dann wirst du zu größeren Aufgaben weitergehen. Ich werde morgen wieder nach dir sehen.«

Mit diesen Worten wandte sie sich ab und ging zur nächsten Schülerin weiter. Lorkin beobachtete sie und stellte Spekulationen über diese Pause nach seiner Frage an. Es war beinahe so, als habe die Frage sie überrascht, als habe sie angenommen, dass er es bereits wüsste.

Vielleicht hat sie nicht so weit vorausgedacht. Oder sie ist nicht an Schüler gewöhnt, die wissen wollen, was sie als Nächstes lernen werden. Oder die Antwort ist ziemlich offensichtlich.

Achselzuckend wandte er sich wieder dem Stein zu und beschloss, später darüber nachzudenken.

Mit ein wenig Magie erwärmte Lilia das Wasser in dem Eimer. Sie wagte nicht, es zu sehr zu erhitzen, damit die Diener das Wasser nicht dampfen sahen und daraus schlussfolgerten, dass Lilia nicht in die Küche gegangen war, um es zu erwärmen. In diesem Fall würden sie anfangen, sich Fragen zu stellen, was sie betraf. Sie kniete sich auf den Boden, tauchte ein Tuch in das Wasser und begann zu wischen und zu schrubben.

Eine Woche lang lebte Lilia nun schon in dem Bolhaus, schlief unter der Treppe und tat so, als sei sie eine der Putzfrauen. Donia war überrascht gewesen, als Lilia diese List vorgeschlagen hatte, bis sie erfuhr, dass Lilia aus einer Familie von Dienstboten stammte. Anyi war nach dem ersten Abendessen verschwunden, und als sie am nächsten Morgen zurückgekommen war, hatte es sie verärgert zu sehen, dass Lilia in der Küche Töpfe schrubbte. Lilia musste ihr die Idee ausreden, Donia zurechtzuweisen.

»Du bist eine Magierin«, sagte Anyi so leise, dass die anderen Diener es nicht hören konnten. »Es sollte keine Rolle spielen, ob du als Dienstbotin geboren wurdest oder nicht.«

»Tatsächlich bin ich keine Magierin – jedenfalls keine Gildemagierin«, bemerkte Lilia. »Sie haben mich hinausgeworfen, erinnerst du dich? Es macht mir nichts aus, diese Arbeiten zu verrichten, und ich kann kaum erwarten, ohne Gegenleistung hierbleiben zu dürfen.«

Anyi hatte Lilia von ihrem Treffen mit Cery erzählt. Er hatte sich einverstanden erklärt, der Gilde nicht zu verraten, dass Anyi Lilia gerettet hatte und wusste, wo sie war. Lilia konnte sich einer gewissen Neugier, was den Mann betraf, nicht erwehren. Anyi hatte klare Ansichten darüber, was Recht und was Unrecht war, und Lilia konnte sich nicht vorstellen, dass sie für jemanden arbeitete, der ihren Idealen nicht zustimmte. Nach dem, was Anyi von Cery erzählt hatte, arbeitete er unter großen Risiken für sich selbst darauf hin, dass die Unterwelt keine Magie in die Hände bekam. Donia dagegen schien Cery für pragmatischer – vielleicht sogar für skrupelloser – zu halten, als Anyi glaubte.

Ein Stiefel tauchte an ihrer Seite auf. Erschrocken zuckte sie zusammen, und ein schriller kleiner Schrei drang ihr über die Lippen. Als sie aufblickte, sah sie zu ihrer Überraschung, dass der Stiefel Anyi gehörte.

»Du hast mich erschreckt«, sagte sie tadelnd und warf den Lappen wieder in den Eimer. »Kannst du nicht ein ganz klein wenig Lärm machen, wenn du hinter mich trittst?«

»Tut mir leid.« Anyi sah jedoch nicht so aus, als täte es ihr leid. Sie wirkte selbstgefällig. »Teil meiner Arbeit. Ich vergesse, dass ich es tue.« Sie betrachtete den Eimer und den nassen Boden. »Sieht so aus, als käme ich genau zum richtigen Zeitpunkt. Was ist es diesmal, das Donias Gäste dir zum Saubermachen dagelassen haben?«

Lilia verzog das Gesicht. »Das willst du gar nicht wissen. Und es wäre ein guter Zeitpunkt gewesen, wenn du hergekommen wärst, bevor ich die Schweinerei sauber machen musste.«

»Ich entschuldige mich dafür. Das nächste Mal werde ich versuchen, rechtzeitig aufzutauchen.« Sie grinste. »Bist du fertig? Wir müssen zu einem Treffen gehen.«

Lilias Herz setzte einen Schlag aus. »Ein Treffen mit Cery?«

»Ja.« Anyi zog die Augenbrauen hoch. »Du scheinst ganz erpicht darauf zu sein, ihn kennenzulernen.«

Lilia stand auf. »Nur weil du ihn so schilderst, als sei er ein interessanter Mensch.«

»Tue ich das? Nun, verrat ihm das nicht.« Anyi bückte sich, um den Eimer hochzuheben, aber Lilia schob ihn mit Magie außer Reichweite.

»Ich bin die Dienerin, vergiss das nicht. Ich stelle eben noch schnell den Eimer weg, bevor wir gehen.« Sie hob ihn hoch und machte sich auf den Weg die Treppe hinunter. Anyi brummte leise vor sich hin, während sie ihr folgte.

Sobald sie den Eimer ausgespült und auf den Eimerstapel zurückgestellt hatte, borgte Lilia sich einen schweren Umhang von Donia, dann führte Anyi sie durch eine Hintertür in eine Gasse hinaus, nachdem sie sich davon überzeugt hatte, dass niemand sie beobachtete. Die Luft war sehr kalt, und Lilia musste der Versuchung widerstehen, sie zu erwärmen. Um ihr Unbehagen und ihre Frustration darüber, keine Magie benutzen zu können, noch zu verschlimmern, begann es zu regnen.