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»Das war ein Bote«, eröffnete Cery ihnen. »Von dem Dieb, Enka, der einer der wenigen ist, die Skellin noch nicht vollkommen in der Tasche hat. Er will, dass ich ihm helfe, ein Problem zu lösen, das er mit seinem Nachbarn hat, der behauptet, eine Magierin arbeite für ihn. Er denkt, ich könne veranlassen, dass die Gilde sie sucht.«

»Eine Magierin?«, fragte Lilia aufgeregt. »Ist es Naki?«

»Er hat von einer Magierin gesprochen«, erwiderte Gol. »Und seine Beschreibung passt kaum zu Lorandra.«

»Lorandra kann keine Magie mehr wirken«, bemerkte Anyi.

»Inzwischen kann sie es wahrscheinlich wieder«, meinte Lilia. »Skellin könnte die Blockade entfernt haben. Aber Nakis Kräfte sind nach wie vor blockiert.«

Cery runzelte die Stirn. »Vielleicht hat sie die Blockade selbst entfernt, genau wie du es gemacht hast.«

»Das war mir nur möglich, weil ich schwarze Magie erlernt hatte. Das hat Naki nicht.«

»Dann muss sie sich wohl auf ihren Ruf verlassen, um andere einzuschüchtern, und vielleicht verwendet sie auch irgendwelche Tricks, um die Leute glauben zu lassen, sie habe ihre Kräfte zurückgewonnen. Enka hat gesagt, er habe sie noch keine Magie wirken sehen. Wir sollten uns versichern, dass sie es tatsächlich ist, bevor wir uns zeigen, und natürlich vorbereitet sein für den Fall, dass es sich um eine von Skellin gestellte Falle handelt. Zumindest wissen wir, dass er und Lorandra nicht selbst auftauchen werden, weil er damit rechnet, dass auch Gildemagier kommen werden. Und wir haben Lilia, um uns vor nichtmagischen Angriffen zu beschützen«, fügte er hinzu und verbeugte sich vor ihr.

»Warum weihst du die Gilde nicht ein?«, fragte Gol stirnrunzelnd. »Das würde uns die Scherereien und das Risiko ersparen.«

Cery lächelte und sah Lilia an. »Weil die Gilde Lilias Flucht aus dem Ausguck milder betrachten wird, wenn sie Naki rettet.«

Lilia lächelte ihrerseits. Ich kann nicht glauben, dass ich dies über einen Dieb denke, aber ich fange wirklich an, Cery zu mögen.

Der Dieb rieb sich die Hände und ging zurück zu den Stühlen. »Kommt alle hier herüber. Beenden wir unsere Mahlzeit. Wir müssen raffinierte Pläne aushecken.«

»Also«, erklang eine vertraute Stimme. »Ich höre, du hast deinen ersten Stein fertiggestellt.«

Als Lorkin sich umdrehte, sah er Evar hinter ihm durch den Korridor kommen. Er grinste und verlangsamte seinen Schritt, um sich seinem Freund anzuschließen.

»Neuigkeiten verbreiten sich schnell in den Höhlen der Steinemacher«, bemerkte er.

Evar nickte. »Wir waren neugierig zu erfahren, wie es dir ergangen ist. Die Herstellung von Steinen ist nichts für jeden.«

»Ich kann verstehen, warum. Es bedarf großer Konzentration.« Lorkin musterte Evar kritisch. Der junge Mann wirkte gesund und entspannt. »Ich habe dich seit einer ganzen Weile nicht mehr gesehen. Ich dachte, wir würden einander in den Höhlen begegnen.«

Evar lächelte. »Du wirst mich in den Höhlen der Schüler nicht finden. Ich arbeite an viel raffinierteren Steinen.«

»Zu beschäftigt, um bei einem Freund vorbeizuschauen?«

»Vielleicht.«

Lorkin hielt inne. »Einen Moment mal. Du bist ein Mann, also kennst du keine schw… höhere Magie. Wie kannst du Steine machen?«

Das Lächeln verschwand aus Evars Zügen. Er biss sich auf die Unterlippe, dann blickte er entschuldigend drein. »Ähm … ich könnte meine Rolle dabei übertrieben haben.«

Lorkin starrte seinen Freund an, dann brach er in Gelächter aus. »Was tust du …? Nein, ich werde dir eine Antwort ersparen, indem ich gar nicht erst frage.«

»Ich bin ein Assistent«, sagte Evar und reckte in gespieltem Hochmut das Kinn vor. »Manchmal stelle ich zusätzliche Magie bereit.«

»Und was tust du bei anderen Gelegenheiten?«

»Die Höhlen erwärmen sich nicht von selbst, und Steinemacher haben die lästige Angewohnheit zu vergessen, eine Mahlzeit zu sich zu nehmen.«

Lorkin schlug ihm sanft auf die Schulter. »Alles wichtig für die Prozedur.«

»Ja.« Evar richtete sich auf. »Das ist wahr.«

In behaglichem Schweigen gingen sie weiter und bogen von dem kleineren Gang in eine breitere, belebtere Passage ein. Lorkin hatte erst wenige Schritte gemacht, als er jemanden seinen Namen rufen hörte. Er schaute sich um und sah die Magierin, die vor einigen Wochen vor den Räumen der Königin Wache gestanden hatte. Sie winkte ihn heran.

»Ich muss gehen«, sagte er zu Evar. »Vielleicht sehe ich dich morgen?«

Evar zuckte die Achseln. »Das bezweifle ich. Ich muss früh anfangen. Wir haben im Moment ziemlich viel zu tun.«

Lorkin nickte, dann eilte er auf die Magierin zu.

»Du sollst dich bei der Königin einfinden«, informierte sie ihn. Sie drehte sich um und setzte sich in Bewegung. Sie bahnten sich einen Weg zwischen den Menschen hindurch, die ebenfalls durch den breiten Flur gingen. An einem Punkt führte sie ihn durch eine Tür, durch die sie in einen verlassenen, schmalen Gang gelangten.

»Ich wusste gar nicht, dass dieser Gang existiert«, murmelte er, als sie in vertrautere Teile der Stadt gelangten.

»Abkürzung«, sagte sie und lächelte knapp.

Einige Biegungen später erreichten sie die Tür zu den Räumen der Königin. Die Magierin klopfte an und trat zurück, als die Tür geöffnet wurde. Zu Lorkins Überraschung und Freude stand dort Tyvara. Sofort hob sich seine Stimmung, ungeachtet der Tatsache, dass er ohnehin bereits guter Laune gewesen war.

»Tyvara«, sagte er lächelnd.

Nur ihre Mundwinkel zuckten empor, wie sie es immer taten, wenn sie versuchte, ernst zu wirken.

»Lorkin. Komm herein.«

Wie zuvor saß die Königin auf einem der schlichten Stühle, die in einem Kreis aufgestellt waren. Er legte eine Hand aufs Herz, und anders als bei seinem vorherigen Besuch nickte sie höflich als Antwort.

»Nimm bitte Platz, Lorkin«, sagte sie und deutete auf den Stuhl neben ihr.

Er gehorchte. Tyvara setzte sich auf die andere Seite der alten Frau. Eine Bewegung in der Tür zum Nebenzimmer erregte seine Aufmerksamkeit. Als er aufblickte, sah er Pelaya, die Assistentin der Königin, in den Raum spähen. Sie lächelte und zog sich wieder zurück.

»Ich höre, du hast einen Stein vollendet«, sagte die Königin.

Neuigkeiten verbreiten sich schnell. »Ja.«

»Zeig ihn mir.«

Er griff in die Tasche seines Gewands und nahm den winzigen Kristall heraus. Die Königin streckte eine runzelige Hand aus, und er ließ den Stein hineinfallen.

Sie betrachtete den Stein einen Moment lang, und er begann zu leuchten. Ein zufriedenes Lächeln breitete sich auf ihren Zügen aus, und sie sah Lorkin mit leuchtenden Augen an.

»Gut gemacht. Nicht viele Schüler bringen bei ihrem ersten Versuch einen makellosen Stein zustande. Einige hier würden sagen, Steine lägen dir im Blut.« Sie zuckte die Achseln. »Offensichtlich nicht buchstäblich.« Sie gab ihm den Stein zurück. Er verblasste bereits. »Ich bin sehr erfreut, und nicht nur deshalb, weil du empfangen konntest, was wir dir als Entschädigung für das Wissen angeboten haben, das dir genommen wurde. Ich habe eine Aufgabe für dich.«

Er blinzelte überrascht, dann wurde ihm ein wenig flau im Magen.

»Du zögerst«, bemerkte sie. Ihre Augen wurden schmal. »Was ist los?«

»Nichts«, sagte er und fügte dann, weil das offensichtlich nicht der Wahrheit entsprach, hinzu: »Ich habe mich darauf gefreut, einen weiteren Stein zu machen. Mehr zu lernen. Aber das kann warten.«

Zarala lachte leise. »Ach ja? Nun, was Kalia dir genommen hat, waren grundlegende Kenntnisse der magischen Heilkunst. Wir haben dir grundlegende Kenntnisse der Fertigung von Steinen gegeben. Ich fürchte, du wirst, genau wie sie, mithilfe von Experimenten mehr lernen müssen, ohne die Unterstützung von in Generationen gesammeltem Wissen.«

Lorkin nickte, obwohl er nicht glücklich war – man würde ihn nicht nur nichts mehr lehren, Kalia würde es auch gestattet sein zu benutzen, was sie ihm gestohlen hatte.