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Er schaute zurück und sah Tayend lächeln, als sein Pferd hinter Dannyl einbog. Der Elyner sah, dass Dannyl ihn beobachtete, und grinste. »Aufregend, hm?«

Dannyl lächelte unwillkürlich zurück. Als er sich abwandte, verspürte er eine unerwartete Welle der Zuneigung zu seinem früheren Geliebten. Er nimmt das Leben, als sei alles ein großes Abenteuer. Diese Eigenschaft ist es, die ich durchaus vermisse.

»Und wir sind fast da«, fügte Tayend hinzu.

Dannyl blickte auf und sah, dass der nächste Abschnitt der Straße kurz war. Sein Herz setzte einen Schlag aus, als er beobachtete, wie der Führer nach rechts abbog und verschwand. Achati folgte ihm, danach war Dannyl an der Reihe.

Nach einem ganzen Tag im Sattel war die Veränderung ihrer Umgebung so abrupt, dass Dannyl für einen Moment die Orientierung verlor. Plötzlich war der Horizont zurückgekehrt. Das Land war flach; zwischen Dannyl und der Linie, an der die graue Erde auf den Himmel traf, war nichts.

Nichts bis auf eine Menge Zelte, korrigierte er sich, während sein Pferd wendete, um Achatis zu folgen. Die Ansammlung provisorischer Unterkünfte vermischte sich mit der Farbe des Landes. Das Ganze sah aus wie ein Gewirr aus Tuch und Pfählen.

»Es ist heiß hier oben«, bemerkte Tayend, der jetzt neben Dannyl herritt. »Wenn das Wetter im Winter schon so ist, bin ich froh, dass wir nicht im Sommer hergekommen sind.«

»Wir müssen ungefähr so weit nördlich sein wie Lonmar«, erwiderte Dannyl. »Der Unterschied zwischen den Jahreszeiten ist dort nicht so groß wie im Süden. Für Duna könnte das Gleiche gelten.«

Er fügte nicht hinzu, dass es das Ende des Tages war und die Hitze, die die jetzt tief am Himmel hängende Sonne spendete, vielleicht nicht so stark war, wie sie es mittags sein würde. Wie in Lonmar war die Luft trocken, aber hier hatte sie einen anderen Geschmack.

Asche, dachte er. Sie wehte ihm ins Gesicht, feiner als der Sand, der in Lonmar in alles hineinkroch. Ich frage mich, ob sie hier die gleichen heftigen Staubstürme haben.

Die Zelte reichten bis auf einige hundert Schritt an den Steilabbruch heran. Als die Reiter näher kamen, hielten die Duna inne, um sie anzustarren. Der Führer rief einige Grußworte, dann ließ er sein Pferd ein Dutzend Schritte vor der Versammlung stehen bleiben.

»Diese Leute sind hergekommen, um mit den Stämmen zu sprechen«, sagte er, leiser jetzt und respektvoll. »Wer hat die Stimme?«

Zwei Männer deuteten auf eine Lücke zwischen den Zelten. Der Führer bedankte sich bei ihnen, dann lenkte er sein Pferd auf die Öffnung zu. Achati, Dannyl und Tayend folgten ihm. Etwa alle zehn Zelte wiederholte der Führer die Frage, und jedes Mal ritt er dann in die Richtung, in die die Duna zeigten.

Schon bald waren sie umringt von Zelten. Dannyl konnte nicht erkennen, wo das Lager aufhörte. Einige der Zelte waren zerlumpt und gut geflickt; andere sahen neuer aus. Alle waren bedeckt mit grauem Staub, und alle waren ungefähr gleich groß und schienen von Großfamilien bewohnt zu werden, von kleinen Kindern bis hin zu verhutzelten alten Männern und Frauen. Die meisten gingen irgendwelchen Arbeiten nach – sie kochten, nähten, webten, schnitzten, wuschen oder flickten Zelte –, aber alle taten dies mit langsamen, stetigen Bewegungen. Einige Duna hielten in ihrer Arbeit inne, um die Fremden vorbeireiten zu sehen. Andere machten weiter, als seien die Besucher vollkommen uninteressant.

Eine kleine Schar von Kindern begann ihnen zu folgen. Es schlossen sich ihr schnell weitere an, aber obwohl sie kicherten und redeten und mit dem Finger zeigten, waren sie nicht ungezogen oder laut.

Als sie ihr Ziel erreichten, stand die Sonne dicht über dem Horizont. Draußen vor einem Zelt, das nicht ungewöhnlicher war als die übrigen, saßen in einem Kreis im Schneidersitz einige alte Männer auf einer Decke auf dem Boden. Der Führer schwang sich aus dem Sattel.

»Diese Leute sind gekommen, um mit den Stämmen zu sprechen«, erklärte er ihnen und deutete auf Achati, Dannyl und Tayend. »Sie haben Fragen. Wer hat die Stimme? Wer kann die Fragen beantworten?«

»Wir sind heute die Stimme«, antwortete einer der alten Männer. Er stand auf und ließ den Blick von dem Führer zu Achati, Dannyl und Tayend wandern, während sie dem Beispiel ihres Führers folgten und absaßen. »Wer stellt die Fragen?«

Der Führer drehte sich um und nickte Achati zu. »Stellt Euch vor«, wies er ihn leise an. »Nur Euch selbst, nicht Eure Gefährten.«

Achati trat vor. »Ich bin Ashaki Achati«, sagte er. »Berater von König Amakira und Begleiter von … diesen Männern.«

Dannyl stellte sich neben ihn und neigte nach kyralischer Art den Kopf. »Ich bin Botschafter Dannyl von der Magiergilde Kyralias.«

Tayend folgte mit einer höfischen Verneigung. »Ich bin der elynische Botschafter Tayend. Es ist mir eine Ehre, Euch kennenzulernen.«

Der alte Mann tauschte einen Blick mit seinen Gefährten, die nickten. Sie bewegten sich rückwärts, um den Kreis zu vergrößern. »Setzt Euch«, lud er sie ein.

»Wir haben Geschenke mitgebracht«, sagte Achati. Er ging zu den Satteltaschen seines Pferdes, nahm ein Päckchen heraus, kehrte dann zurück und stellte es in die Mitte des Kreises.

»Ihr kennt unsere Sitten«, bemerkte der Sprecher. »Und folgt ihnen.« Letzteres kam mit einem Anflug trockener Überraschung heraus. Einer der anderen alten Männer griff nach dem Päckchen und öffnete es. Darin befanden sich elegant gefertigte Messer, eine Schachtel mit einer gläsernen Linse, eine Rolle hochwertigen Papiers und Schreibutensilien, bestehend aus Feder und Tinte. Die alten Männer brummten vor Freude. Die Art, wie sie die Gegenstände handhabten, machte klar, dass ihr Verwendungszweck ihnen bekannt war, obwohl diese Dinge gewiss in Duna nicht leicht zu haben sein würden. Der Sprecher nickte.

»Stellt Eure Fragen. Wisset, dass wir vielleicht nicht sofort antworten werden. Wir werden vielleicht überhaupt nicht antworten.«

Achati sah Dannyl an und nickte. Dannyl ging im Geiste all die Herangehensweisen durch, die er sich während der Reise zurechtgelegt hatte.

»Vor vielen Jahren habe ich mit einer Arbeit begonnen«, erklärte er. »Ich habe eine Geschichte der Magie geschrieben. Dafür habe ich nach der Antwort auf viele Fragen gesucht, die sowohl alte wie auch jüngere Ereignisse betreffen, und …« Er seufzte. »Die Antworten haben zu weiteren Fragen geführt.«

Dies entlockte einigen der alten Männer ein schwaches Lächeln.

»Die verwirrendste Entdeckung, die ich gemacht habe, betraf den Umstand, dass mein Volk vor vielen Hunderten von Jahren etwas besaß, das sich Lagerstein nannte. Der Stein wurde in Arvice aufbewahrt, bis ein Magier ihn aus Habgier oder Wahnsinn stahl. Die Unterlagen aus jener Zeit legen die Vermutung nahe, dass er ihn benutzt hat, vielleicht in einer Auseinandersetzung mit seinen Verfolgern, vielleicht versehentlich, vielleicht sogar absichtlich, um das Ödland zu schaffen, das an die Berge zwischen Sachaka und Kyralia angrenzt.«

Die alten Männer nickten. »Wir wissen von diesem Ödland«, sagte der Anführer.

»Meine Fragen sind … was war dieser Lagerstein? Gibt es noch weitere seiner Art? Existiert noch immer das Wissen, wie man solche Steine macht? Wenn ja, wie könnte irgendein Land sich gegen seine Verwendung verteidigen?«

Der Sprecher lachte leise. »Ihr habt viele Fragen.«

»Ja«, pflichtete Dannyl ihm bei. »Sollte ich sie begrenzen?«

»Ihr dürft so viele stellen, wie Ihr wünscht.«

»Ah, das ist gut.« Dannyl lächelte dankbar. »Ich habe eine Menge Fragen. Nun, vor allem möchte ich etwas über magische Edelsteine wissen. Es geht mir natürlich nicht um die Geheimnisse ihrer Herstellung. Aber sie sind für mich eine neue Art von Magie. Was können sie ausrichten? Welches sind ihre Grenzen? Ein Duna-Fährtensucher namens Unh hat mir erzählt, dass die Verräterinnen Euch einen Teil dieses Wissens gestohlen haben. Wie viel wissen sie?«