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Er hatte jedoch nicht die Absicht, sich zu verstecken. Wie immer war er angreifbar, sobald er sich in die Stadt wagte, sei es in seinen eigenen Bezirk oder anderswohin. Was ihn auf die Frage brachte, ob er sich in der Annahme irrte, dass er das wahre Ziel des Mörders gewesen war.

Nein. Obwohl er gewartet hat, bis ich fort war, um meine Familie zu töten, war ich doch das wahre Ziel. Selia und die Jungen hatten keine Feinde.

Beim Gedanken an sie schnürte sich ihm die Brust zusammen, und einen Moment lang konnte er nicht atmen. Wenn der Mörder oder die Mörder oder ihr Auftraggeber beabsichtigt hatten, Cery zu verletzen, dann war es ihnen gelungen. Es war wichtiger herauszufinden, wer seine Familie getötet hatte und warum, als in Erfahrung zu bringen, wie es ihnen gelungen war, seine Wohnung zu finden und dort einzubrechen.

Er holte einige Male tief Luft. Gol hatte die Vermutung geäußert, dass der Jäger sie vielleicht getötet hatte, aber Cery hielt nichts von der Idee. Der legendäre Freischärler nahm nicht die Familien aufs Korn und tötete sie, um Diebe zu verletzen. Er tötete nur Diebe.

Ein schwaches Läuten drang an seine Ohren, in einem Muster, das er erkannte, daher stand er auf, ging zu einem Rohr, das aus der Wand ragte, und legte das Ohr daran. Die Stimme, die darin widerhallte, war verzerrt, aber erkennbar. Cery bewegte sich durch den Raum, zog an Hebeln und drehte Knäufe, bis ein Teil der Wand aufglitt. Gol trat ein.

»Wie ist es gelaufen?«, fragte Cery, während er zu seinem Stuhl zurückkehrte. Gol nahm ihm gegenüber Platz und rieb sich die Hände.

»Das Gerücht macht bereits die Runde. Keine Ahnung, ob jemand von uns etwas ausgeplaudert hat oder ob das Messer geprahlt hat.« Cery nickte. Einige Auftragsmörder rühmten sich gern ihrer hochkarätigen Opfer, als demonstriere das ihre Gerissenheit. »Ich bezweifle, dass Anyi etwas sagen würde.«

»Sie würde es vielleicht tun, wenn sie es müsste. Hast du deine gewohnten Runden gemacht?«

Gol nickte.

»Und wie laufen die Geschäfte?«

Cery lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und hörte zu, während sein Leibwächter und Freund berichtete, wo er gewesen war und mit wem er gesprochen hatte, seit er am frühen Morgen fortgegangen war. Es kostete ihn einige Anstrengung, den Worten des Mannes zu folgen, aber Cery zwang sich dazu. Zu seiner Erleichterung schienen die Geschäfte in seinem Bezirk weiterzugehen, wie sie das immer taten. Gol hatte keine Hinweise darauf gefunden, dass jemand jetzt schon Cerys Situation ausnutzte.

»Also«, sagte Gol. »Was wirst du jetzt tun?«

Cery zuckte die Achseln. »Gar nichts. Offensichtlich will irgendjemand, dass ich irgendwie reagiere. Ich werde ihm den Gefallen nicht tun. Ich werde meine Geschäfte wie gewöhnlich weiterführen.«

Gol runzelte die Stirn, öffnete den Mund und schloss ihn dann wieder, ohne etwas zu sagen. Cery brachte ein freudloses Lächeln zustande.

»Oh, denk nicht, die Ermordung meiner Familie hätte mich nicht wütend gemacht, Gol. Ich werde meine Rache bekommen. Aber wer immer in das Versteck eingebrochen ist, war klug und vorsichtig. Es wird seine Zeit dauern herauszufinden, wer es war und warum.«

»Sobald wir das Messer haben, werden wir in Erfahrung bringen, wer es bezahlt hat«, versicherte ihm Gol.

»Wir werden sehen. Ich habe so das Gefühl, dass mehr dazugehören wird.«

Gol nickte und runzelte die Stirn.

»Gibt es sonst noch etwas?«, fragte Cery.

Der große Mann biss sich auf die Unterlippe, dann seufzte er. »Nun… du weißt, dass Neg dachte, es müsse Magie benutzt worden sein, um in dein Versteck einzubrechen?«

»Ja.« Cery zog die Brauen zusammen.

»Dern stimmt ihm zu. Er meinte, es gebe keine Spuren eines Versuchs, die Tür zu öffnen. Er hat ein wenig Kitt in das Schloss gegeben, als er es fertigte, damit er genau das würde erkennen können.«

Dern war der Schlossmacher, der das Schließsystem von Cerys Versteck entworfen und angebracht hatte.

»Könnte es ein sehr geschickter Einbrecher gewesen sein? Oder sogar Dern selbst?«

Gol schüttelte den Kopf. »Er hat mir einen Hebel gezeigt, der sich nur drehen lässt, wenn das Schloss von innen geöffnet wurde – das heißt, aus dem Inneren des Schlosses heraus –, was nur mit Magie zu bewerkstelligen ist. Ich habe ihn gefragt, warum er sich diese Mühe gemacht hat, und er sagte, er habe es getan, um sich selbst zu schützen. Er verspricht niemals, dass seine Schlösser vor Magie sicher seien, daher muss er beweisen können, dass das der Grund ist, falls sie jemals aufgebrochen werden. Ich weiß nicht. Es scheint mir ein wenig übertrieben. Könnte sein, dass er es erfunden hat, um seine Spuren zu verbergen.«

Oder vielleicht auch nicht. Ein Kribbeln überlief Cery. Vielleicht hatte er sich geirrt. Vielleicht war es wichtig, in Erfahrung zu bringen, wie die Mörder an seine Familie herangekommen waren.

Er würde Dern selbst befragen und das Schloss untersuchen, um sicher zu sein. Aber wenn es sich als wahr erwies, dann hatte er immerhin einen Hinweis auf die Mörder seiner Familie. Einen Hinweis, der zwar beunruhigend war, aber immerhin ein Anfang.

»Ich werde wohl mit unserem Schlossmacher reden müssen.«

Gol nickte. »Ich werde sofort ein Gespräch arrangieren.«

Perler lächelte und nickte Lorkin zu, als er den Raum betrat. Lord Maron runzelte jedoch die Stirn.

»Vielen Dank, dass Ihr bereit wart, uns so kurzfristig ins Bild zu setzen«, sagte Lord Dannyl. Er deutete auf die Tische und Stühle, die einzigen Möbelstücke in dem kleinen Raum in der Universität, in dem Osen das Treffen arrangiert hatte, und sie alle nahmen Platz.

Marons Aufmerksamkeit verlagerte sich von Lorkin auf Dannyl, dann lächelte er. »Ihr müsst zuversichtlich sein, dass die Höheren Magier Lorkins Bitte, Euch nach Sachaka begleiten zu dürfen, gewähren werden«, sagte er. »Und dass Schwarzmagierin Soneas Protest scheitern wird.«

Dannyl lachte leise. »Nicht gänzlich zuversichtlich. Ich würde niemals den Einfluss seiner Mutter unterschätzen, und es könnte Faktoren geben, die die anderen Höheren Magier umstimmen könnten und von denen niemand von uns etwas weiß. Aber wenn wir die Entscheidung abwarten, bevor wir Lorkin über die Lage ins Bild setzen, dann wird er vielleicht schlecht informiert sein, wenn wir aufbrechen – und das wäre ein Fehler.«

»Ein Ersatzmann würde ebenfalls schlecht informiert sein, sollten sie sich entscheiden, dass Lorkin Euch nicht begleiten darf.«

Dannyl nickte zustimmend. »Ich hätte einen möglichen Ersatzkandidaten mitgebracht, aber es hat keine anderen Freiwilligen gegeben.«

»Nun, falls es dazu kommt, werde ich einen anderen Gehilfen finden, ihn für Euch informieren und zu Euch schicken, wenn er so weit ist«, erbot sich Maron.

»Das wäre sehr freundlich«, erwiderte Dannyl mit einem dankbaren Nicken.

Lorkin behielt unterdessen einen neutralen Gesichtsausdruck bei. Es war ein wenig ärgerlich, dass sie über ihn sprachen, als wäre er nicht zugegen. Andererseits hätte man ihn ohne Weiteres von der Zusammenkunft ausschließen können, und er war Dannyl dankbar dafür, dass er ihn mitgenommen hatte.

»Also, wo soll ich anfangen?«, fragte Maron, während er eine Tasche öffnete und mehrere Bögen Papier herausholte. »Dies sind die Notizen, die ich gestern Abend zusammengestellt habe und die die Notizen meiner Vorgänger ergänzen. Ihr habt alle Berichte früherer Gildebotschafter in Sachaka erhalten?«

»Ja. Und ich habe sie alle gelesen. Es ist eine faszinierende Lektüre.«

Maron lachte trocken. »Sachaka unterscheidet sich sehr von Kyralia. Und von allen anderen Verbündeten Ländern. Die offensichtlichen Unterschiede haben ihren Ursprung in der allgemeinen Benutzung schwarzer Magie und in der Sklaverei, aber es gibt auch feinere Unterschiede. Zum Beispiel, wie sie ihre Frauen betrachten. Obwohl die Männer den Frauen ihrer Familie gegenüber einen stark ausgeprägten Beschützerinstinkt haben, betrachten sie doch alle anderen Frauen mit Argwohn und Furcht. Sie leben in dem seltsamen Glauben, dass Frauen sich abseits der Männer zusammenrotten und alle möglichen Arten von Unfug planen. Einige Sachakaner glauben sogar, es gebe eine geheime Organisation oder einen Kult, der Frauen von ihren Familien fortholt und mit Magie ihren Geist beeinflusst, um seine Opfer von seinen Ideen zu überzeugen.«